In Niedersachsen wird es in Zukunft - sofern die Praxis der Gesundheitsämter da abgestimmt ist - wohl kaum noch für Schulen verordneten Infektionsschutzmaßnahmen mehr geben.
Die Argumentation des hiesigen Gesundheitsamtes lautet: Da alle 1,5 m Sicherheitsabstand halten und Mund-Nasen-Schutz tragen, braucht niemand in Quarantäne, obwohl ein Lehrer infiziert ist. Mit der gleichen Argumentation würde wohl auch auf Maßnahmen verzichtet werden, wenn SchülerInnen betroffen wären.
Das geht meines Erachtens an der Realität vorbei, bzw. wird auf lange Sicht vermutlich zu Clustern in Schulen führen....
1. Weil nicht davon auszugehen ist, dass alle (auch Lehrer nicht) die Maske ununterbrochen tragen - z.B. zum Essen (was SchülerInnen z.T. in den Fluren machen [müssen]), bzw. der 1,5m- Abstand definitiv gar nicht konsequent einzuhalten ist (man kann ja mal überlegen, wie lange man sonst bräuchte, bis ca. 500 Personen die Schule morgens durch einen Eingang betreten....
2. Weil bei 90 min. Aufenthalt in einem geschlossenen Raum mit bescheidener Lüftungsmöglichkeit wohl auch bei MNS und Abstand eine Ansteckung nicht auszuschließen sein dürfte.
3. Weil beim z.B. Sportunterricht keine Maskenpflicht besteht.
4. Weil die Schulbusse überfüllt sind (1,5 m utopisch).
Im u.g. Artikel lesen sich einige Abschnitte über die Orte, an denen Superspreader-Ereignisse stattgefunden haben, wie die Beschreibung einer Schule - auch wenn ich vermute, dass an Schulen die Einhaltung der AHA-Regeln relativ gut klappt.
Innenräume, in denen sich viele Menschen über längere Zeit aufhalten, [...]
Demnach findet ein großer Teil der Infektionen an nur wenigen Orten statt, die sich dadurch auszeichnen, dass Menschen dort lange in größeren Gruppen verweilen.
Längerer Kontakt mit vielen Menschen treibt Corona-Infektionen in die Höhe. Das verdeutlicht erneut eine aktuelle Studie. Die Forscher sehen in der Erkenntnis aber auch eine Chance.
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Sofern die Taktik der Gesundheitsämter aussieht wie oben beschrieben, wird es kaum noch zu "Szenario B" (= halbe Klassen )kommen, da das hier an Infektionsschutzmaßnahme des Gesundheitsamtes für die Schule gebunden ist. Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass hier Schulen nach Corona-Infektionen schon mehrere Tage auf eine Anordnung des Gesundheitsamtes warten mussten.
Also: Immer alle da.
Damit dürfte auch die folgende in dem Artikel als effektiv beschriebene Maßnahme kein praktizierbares Mittel mehr sein:
Ein Grundsatz blieb aber immer gleich: "Wir haben herausgefunden, dass Verringerungen der Personendichte an einem Ort das Infektionsrisiko erheblich senken", sagte Grusky.
Damit beschränkt sich der Infektionsschutz auf die Anweisung, häufiger zu Lüften, Masken zu tragen und Abstand zu halten. Wenn das reicht, fragt man sich, warum nicht auch andernorts....
Warum auch immer: Offenbar werden bei Quarantäneverordnungen nur die zwei Tage vor dem Corona-Test berücksichtigt....
Wenn man gemein ist, kann man das Vorgehen der Gesundheitsämter als Reaktion auf die hohe Zahl quarantänisierter Schüler / Lehrer (Quote knapp drei Wochen nach den Herbstferien knapp bei 4%) sehen. Das wäre die Logik, mit der Trump meinte, das Corona-Problem in den USA wäre Folge der vielen Tests....
Und wie viel die um zwei (!) Tage vorgezogenen Weihnachtsferien bei vermuteten 5 Tagen Inkubationszeit bringen sollen, kann man sich tatsächlich an einer Hand ausrechnen.
Wegen der Pandemie haben Schüler in Nordrhein-Westfalen bereits ab dem 18. Dezember Ferien. Bundesweit befinden sich nach Ausbrüchen an Schulen bereits Hunderttausende Kinder und Lehrer in Quarantäne.
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Ach ja...
Sie sind „keine Treiber“ der Pandemie, heißt es. Doch Schulen werden von Landkreisen mit hohen Ausbruchszahlen explizit als Infektionsorte genannt.
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