Dann ist folgendes kein Vorurteil, sondern nur Quatsch?
Nein, es ist der Querschnitt aus sämtlichen Reaktionen, welche ich analysieren konnte sowie der physikalischen Grenze selbst, da weder Du noch irgendein anderer Mensch auch nur das gesamte Leben
eines anderen Menschen sowie all seine Gedankengänge und Entscheidungsfindungen kennen und nachvollziehen (setzt das erlebt haben voraus) könntet. Dass es kein "Quatsch" ist, bestätigt mir Dein Beitrag direkt:
.. ist zumindest seeeeehr uninformiert, wahrscheinlich aber einfach nur dumm.
Wieso es den Menschen Freude bereitet, andersdenkende als "dumm" hinzustellen, wobei sie weder deren Stand noch deren komplettes Leben 1:1 erleben mussten, muss ich nicht verstehen. Hieraus weiterleitend ist folgend ausnahmslos jeder im Großteil seines Denkens "dumm" für jeden anderen, da die übereinstimmenden Aspekte ihrer Bewusstseins minimal ausfallen - welch' tragische Vereinfachung.
Es bestärkt indess meine "sie werden es nie verstehen"-Aussage: Denn sie wollen offenbar nicht verstehen, dass die Gründe für Aktionen und Reaktionen vielschichtiger sind, als sie es sich selbst ausmalen könnten (dazu reicht die Zeit ihrer Leben nicht einmal, bezogen auf nur einen zu analysierenden anderen Menschen - vom fehlenden "in den Schuhen des anderen stecken" ganz zu schweigen).
Für diejenigen, welche lieber mit "die XY-Wähler sind dumm!" argumentieren: Das macht es sehr einfach, nichtsdestotrotz nicht realistischer, gemessen am Topf aller möglichen Betrachtungswinkel und Erfahrungswerte. Es ist argumentationslos, genauso wie das überbordende "alles Nazis!"-Geschrei.
In meinen Augen ist es gar respektlos gegenüber denjenigen, welche die Zeit von Hitlers Machthabe live erlebt haben. Es wertet die Schrecken, welche dieserzeit erlebt wurden, immens ab, wenn alles und jeder, welcher nicht in den eigenen Kram passt, vereinfachend "Nazi!" beschimpft wird. Und ja, ich weiß, wovon ich spreche. Ich kann mit einigen Zeitzeugen, welche dazumal alles (mehrfach..) verloren, auch heute noch live sprechen.
Das, was momentan abläuft, ist ein Wischiwaschiprozess mit Totschlag"argumenten".
Ich halte es da mit
Hanns Dieter Hüsch. Auf das "mit Ausnahme der Faschisten" lege ich allerdings eben so großen Wert wie er.
Wieso sollte ich Faschisten ausklammern? Sind diese nun besser oder schlechter als gut integrierte, freundliche und unauffällige Massenmörder oder kriegerische Mönche es wären? Bauern/Farmer, welche genmanipulierte Produkte ohne Wissen um die möglichen Auswirkungen pflanzen und vertreiben? Forscher in der Medizin? Oder gar Teilnehmer an militärischen Betätigungen, gleich welcher Art und welches Ziels? Und aus welchem Betrachtungswinkel sind sie besser oder schlechter? Moralische Instanzen sind komplett variabel. Vor allem: Ist nicht jeder Antifaschist zeitgleich ein Faschist, sobald er die Freiheit von Faschisten, Antifaschisten und deutlich geringfügiger extrem resp. neutraler ausgeprägten Variationen einzuschränken sucht resp. diesen kein Gehör schenkt? Meines Erachtens ist das 1:1 der Fall, unabhängig der wahren Gedanken desjenigen.
Genauso, wie diejenigen, welche momentan gegen "white supremacy" hetzen, auch nichts weiter sind, als Rassisten gegen mehrere Rassen, welche in weißeren Hauttönen auf der Erde vertreten sind. Keinen Deut besser, als diejenigen, welche dunkelgefärbte Hautfarben ablehnen oder hassen oder gar dagegen hetzen, weil sie nun einmal dunkelgefärbte Hautfarben sind. Am sarkastischsten ist derweil, dass diejenigen, welche hetzen, sich so sehr im Denken einer "wir sind die Guten!"-Ideologie zu verlieren scheinen, dass sie zeitgleich äußern: "Wir können gar nicht rassistisch sein! Nur diejenigen, welche weißer(er) Hautfarbe sind, sind rassistisch!". Welch ein Trugschluss.
Neutralität macht sich nichts aus Hautfarben. Egal, ob diese nun weiß, gelb, rot, schwarz, blau-grün oder orange gesprenkelt sind. Vollkommen egal. Woraus sich Neutralität etwas macht, sind die Aktionen des Einzelnen (welche natürlich zu Schlüssen und Gedankengängen führen werden, je nach Betrachter). Doch bedeutet eine nicht mit dem eigenen Wertebild kompatible Aktion für mich zumindest nicht, dass Gespräche und Diskussionen mit diesen Personen unmöglich wären oder gar von Vorurteilen geprägt sein müssen. Wieso auch? Das würde einen selbst auch nur als "Beurteilend auf Basis von sehr wenig Wissen ob der Entscheidungfindung desjenigen" zurücklassen. Getreu dem Motto: Es dauert nur 0,8 Sekunden nach dem Erblicken um festzustellen, ob eine Person einem sympathisch ist oder nicht.
Schade, wenn einer sich nicht mehr Zeit nimmt, als diese 0,8 Sekunden, um so etwas einschneidendes wie die eigene Schubladenfindung (oder bestenfalls: Schubladenignorierung) zu unterlassen und stattdessen dem Abenteuer der vielfältigen Erfahrung die Pforten öffnet.
Das war bei den Wählern des 6. November 1932 vermutlich nicht anders.
Es ist einfach ein Trugschluss und eine seltsam skurrile Ansichtsweise, hinter nationalem und sozialistischem Denken gleich einen "Hitler" zu entdecken.
Ein "Hitler" braucht keine nationalen und sozialistischen Denkweisen - im Gegenteil: Die Denkweisen sind ihm
vollkommen egal, solange er seine Linie durchdrücken kann. Beeinflussend und manipulativ sowie ein guter Redner kann einer auch sein, wenn er strikt-links läuft. Genausowenig lassen sich Existenzen wie "Hitler" dadurch verhindern, dass einer nationale und sozialistische Ideen und Motivationen zu unterbinden sucht oder gar ausschließlich einer Denkrichtung eine "Allgemeinschuld" zuweist. Das ist Bullshit. Siehe Mao Tse-tung, Stalin/Lenin, B. Johnson, Van Minh, die "Kim-Triologie", F. E. Marcos und Duterte, sowie hunderte, wenn nicht gar tausende Warlords weltweit, .. und das ist nur ein kleiner Auszug.
Demnach: Das, was von vielen (aufgrund der akuten Nachteile für sie selbst und ihre Familien) als "das Böse" klassifiziert wird, sich einprägt, Millionen Tote fordert.. ist in erster Linie der Mensch selbst, nicht eine spezifische Richtung, Gesinnung, ein spezifischer Herrscher, etc. - im Laufe der Jahrtausende gab, gibt und wird es unzählbare solche Personen geben. Deren Handlungsstrang verläuft äußerst variabel und ist nicht anhand spezifischer Denkrichtungen vorherzusehen, sondern anhand von Gelegenheiten. Gelegenheit macht nicht nur Diebe.
Gelegenheiten für einen "neuen Hitler" hat die AfD nicht ansatzweise. Die NPD noch weniger. Nicht einmal bemerkenswerte Änderungen werden sie in den vier Jahren durchsetzen können, dazu ist die Opposition der Opposition deutlich zu stark ausgeprägt und die rechtliche Lage seit dem Original-"Hitler" mit deutlich mehr Sicherheitsschranken versehen. Und das ist gut so - denn so kommt das Ergebnis hoffentlich irgendwo in der Mitte heraus, ignoriert nicht alle Fehler und Nachteile einer spezifischen Denkrichtung, sondern beschäftigt sich mit allen Seiten.
Das Frau Petry - die im gesprochenen Wort explizit Wert auf demokratische Umgangsformen legt - jetzt erst mal mit Ihrer Partei bricht liegt ja unter anderem daran, dass Besagtes offenbar doch zum Gedankengut einiger der Gewählten gehört.
In erster Linie liegt es daran, dass Fr. Petry recht machtstrebig ist und die Nase von undurchdachtem Aktionismus, wie ihn einige der AfD-Führungskräfte an den Tag leg(t)en, voll hat. Dazu hätte es jedoch keine 12,X% bedingt, das war bloß eine passende Gelegenheit, die innere Gärung zur Tatschreitung zu nutzen.
Viele Grüße
Wolf
PS: zum Thema "Faschisten ausklammern": dann dürfte ich nicht mit einer der extremeren Ausprägungen des "Antifaschismus" Tee trinken, denn deren Methoden sind nicht weniger faschistisch - auch, wenn sie natürlich gerne behaupten, das wäre überhaupt nicht möglich. Da belasse ich es doch lieber bei einer ausgeprägt neutralen Ansichtsweise und trinke mit jedem Tee, welcher nun einmal Tee mit mir trinken will, sofern es mir an dem Tag gerade nach Menschenkontakten ist. Aus dem Grund bin ich ob der Bundestagswahlergebnisse auch komplett entspannt: Das Wahlergebnis bedeutet für mich durchaus einiges, jedoch gewiss nicht, dass der extreme Flügel der AfD auf einmal fast 8% Zuwachs an Stimmen erhalten hätte oder Liegeradfahrer nun zur allgemeinen Beute auf Straßen würden.