Bundestagswahl 2017

Was ich diese Einseitigkeit, diese Vorverurteilung hasse, gleich in welche Richtung.
Dann ist folgendes kein Vorurteil,
Allerdings werden das diejenigen, welche von vornherein Lebewesen aufgrund ihrer Gedanken zu verurteilen pflegen, nie verstehen.
sondern nur Quatsch?
Bis sie vielleicht selbst einmal ins Ziel von Vorurteilen gelangen, welche sie zu nicht einmal 1% realitätsgetreu darstellen, sondern nur -einen- Schnittpunkt.
Weil es eigentlich niemanden gibt (schon gar nicht Liegeradler), der nicht schon mal von einem Vorurteil betroffen war.

Es darf sich natürlich gerne jeder einbilden, die Wähler der AFD hätten diese Partei wegen ihres Rentenprogramms gewählt, wahrscheinlich finde ich das aber nicht.
Wer diese Partei gewählt hat und keine rassistischen Ansichten hat, ist zumindest seeeeehr uninformiert, wahrscheinlich aber einfach nur dumm.

Gruß
Geli
 
Dann ist folgendes kein Vorurteil, sondern nur Quatsch?
Nein, es ist der Querschnitt aus sämtlichen Reaktionen, welche ich analysieren konnte sowie der physikalischen Grenze selbst, da weder Du noch irgendein anderer Mensch auch nur das gesamte Leben eines anderen Menschen sowie all seine Gedankengänge und Entscheidungsfindungen kennen und nachvollziehen (setzt das erlebt haben voraus) könntet. Dass es kein "Quatsch" ist, bestätigt mir Dein Beitrag direkt:
.. ist zumindest seeeeehr uninformiert, wahrscheinlich aber einfach nur dumm.
Wieso es den Menschen Freude bereitet, andersdenkende als "dumm" hinzustellen, wobei sie weder deren Stand noch deren komplettes Leben 1:1 erleben mussten, muss ich nicht verstehen. Hieraus weiterleitend ist folgend ausnahmslos jeder im Großteil seines Denkens "dumm" für jeden anderen, da die übereinstimmenden Aspekte ihrer Bewusstseins minimal ausfallen - welch' tragische Vereinfachung.

Es bestärkt indess meine "sie werden es nie verstehen"-Aussage: Denn sie wollen offenbar nicht verstehen, dass die Gründe für Aktionen und Reaktionen vielschichtiger sind, als sie es sich selbst ausmalen könnten (dazu reicht die Zeit ihrer Leben nicht einmal, bezogen auf nur einen zu analysierenden anderen Menschen - vom fehlenden "in den Schuhen des anderen stecken" ganz zu schweigen).

Für diejenigen, welche lieber mit "die XY-Wähler sind dumm!" argumentieren: Das macht es sehr einfach, nichtsdestotrotz nicht realistischer, gemessen am Topf aller möglichen Betrachtungswinkel und Erfahrungswerte. Es ist argumentationslos, genauso wie das überbordende "alles Nazis!"-Geschrei.

In meinen Augen ist es gar respektlos gegenüber denjenigen, welche die Zeit von Hitlers Machthabe live erlebt haben. Es wertet die Schrecken, welche dieserzeit erlebt wurden, immens ab, wenn alles und jeder, welcher nicht in den eigenen Kram passt, vereinfachend "Nazi!" beschimpft wird. Und ja, ich weiß, wovon ich spreche. Ich kann mit einigen Zeitzeugen, welche dazumal alles (mehrfach..) verloren, auch heute noch live sprechen.

Das, was momentan abläuft, ist ein Wischiwaschiprozess mit Totschlag"argumenten".

Ich halte es da mit Hanns Dieter Hüsch. Auf das "mit Ausnahme der Faschisten" lege ich allerdings eben so großen Wert wie er.
Wieso sollte ich Faschisten ausklammern? Sind diese nun besser oder schlechter als gut integrierte, freundliche und unauffällige Massenmörder oder kriegerische Mönche es wären? Bauern/Farmer, welche genmanipulierte Produkte ohne Wissen um die möglichen Auswirkungen pflanzen und vertreiben? Forscher in der Medizin? Oder gar Teilnehmer an militärischen Betätigungen, gleich welcher Art und welches Ziels? Und aus welchem Betrachtungswinkel sind sie besser oder schlechter? Moralische Instanzen sind komplett variabel. Vor allem: Ist nicht jeder Antifaschist zeitgleich ein Faschist, sobald er die Freiheit von Faschisten, Antifaschisten und deutlich geringfügiger extrem resp. neutraler ausgeprägten Variationen einzuschränken sucht resp. diesen kein Gehör schenkt? Meines Erachtens ist das 1:1 der Fall, unabhängig der wahren Gedanken desjenigen.

Genauso, wie diejenigen, welche momentan gegen "white supremacy" hetzen, auch nichts weiter sind, als Rassisten gegen mehrere Rassen, welche in weißeren Hauttönen auf der Erde vertreten sind. Keinen Deut besser, als diejenigen, welche dunkelgefärbte Hautfarben ablehnen oder hassen oder gar dagegen hetzen, weil sie nun einmal dunkelgefärbte Hautfarben sind. Am sarkastischsten ist derweil, dass diejenigen, welche hetzen, sich so sehr im Denken einer "wir sind die Guten!"-Ideologie zu verlieren scheinen, dass sie zeitgleich äußern: "Wir können gar nicht rassistisch sein! Nur diejenigen, welche weißer(er) Hautfarbe sind, sind rassistisch!". Welch ein Trugschluss.

Neutralität macht sich nichts aus Hautfarben. Egal, ob diese nun weiß, gelb, rot, schwarz, blau-grün oder orange gesprenkelt sind. Vollkommen egal. Woraus sich Neutralität etwas macht, sind die Aktionen des Einzelnen (welche natürlich zu Schlüssen und Gedankengängen führen werden, je nach Betrachter). Doch bedeutet eine nicht mit dem eigenen Wertebild kompatible Aktion für mich zumindest nicht, dass Gespräche und Diskussionen mit diesen Personen unmöglich wären oder gar von Vorurteilen geprägt sein müssen. Wieso auch? Das würde einen selbst auch nur als "Beurteilend auf Basis von sehr wenig Wissen ob der Entscheidungfindung desjenigen" zurücklassen. Getreu dem Motto: Es dauert nur 0,8 Sekunden nach dem Erblicken um festzustellen, ob eine Person einem sympathisch ist oder nicht.

Schade, wenn einer sich nicht mehr Zeit nimmt, als diese 0,8 Sekunden, um so etwas einschneidendes wie die eigene Schubladenfindung (oder bestenfalls: Schubladenignorierung) zu unterlassen und stattdessen dem Abenteuer der vielfältigen Erfahrung die Pforten öffnet.

Das war bei den Wählern des 6. November 1932 vermutlich nicht anders. :(
Es ist einfach ein Trugschluss und eine seltsam skurrile Ansichtsweise, hinter nationalem und sozialistischem Denken gleich einen "Hitler" zu entdecken.

Ein "Hitler" braucht keine nationalen und sozialistischen Denkweisen - im Gegenteil: Die Denkweisen sind ihm vollkommen egal, solange er seine Linie durchdrücken kann. Beeinflussend und manipulativ sowie ein guter Redner kann einer auch sein, wenn er strikt-links läuft. Genausowenig lassen sich Existenzen wie "Hitler" dadurch verhindern, dass einer nationale und sozialistische Ideen und Motivationen zu unterbinden sucht oder gar ausschließlich einer Denkrichtung eine "Allgemeinschuld" zuweist. Das ist Bullshit. Siehe Mao Tse-tung, Stalin/Lenin, B. Johnson, Van Minh, die "Kim-Triologie", F. E. Marcos und Duterte, sowie hunderte, wenn nicht gar tausende Warlords weltweit, .. und das ist nur ein kleiner Auszug.

Demnach: Das, was von vielen (aufgrund der akuten Nachteile für sie selbst und ihre Familien) als "das Böse" klassifiziert wird, sich einprägt, Millionen Tote fordert.. ist in erster Linie der Mensch selbst, nicht eine spezifische Richtung, Gesinnung, ein spezifischer Herrscher, etc. - im Laufe der Jahrtausende gab, gibt und wird es unzählbare solche Personen geben. Deren Handlungsstrang verläuft äußerst variabel und ist nicht anhand spezifischer Denkrichtungen vorherzusehen, sondern anhand von Gelegenheiten. Gelegenheit macht nicht nur Diebe.

Gelegenheiten für einen "neuen Hitler" hat die AfD nicht ansatzweise. Die NPD noch weniger. Nicht einmal bemerkenswerte Änderungen werden sie in den vier Jahren durchsetzen können, dazu ist die Opposition der Opposition deutlich zu stark ausgeprägt und die rechtliche Lage seit dem Original-"Hitler" mit deutlich mehr Sicherheitsschranken versehen. Und das ist gut so - denn so kommt das Ergebnis hoffentlich irgendwo in der Mitte heraus, ignoriert nicht alle Fehler und Nachteile einer spezifischen Denkrichtung, sondern beschäftigt sich mit allen Seiten.
Das Frau Petry - die im gesprochenen Wort explizit Wert auf demokratische Umgangsformen legt - jetzt erst mal mit Ihrer Partei bricht liegt ja unter anderem daran, dass Besagtes offenbar doch zum Gedankengut einiger der Gewählten gehört.
In erster Linie liegt es daran, dass Fr. Petry recht machtstrebig ist und die Nase von undurchdachtem Aktionismus, wie ihn einige der AfD-Führungskräfte an den Tag leg(t)en, voll hat. Dazu hätte es jedoch keine 12,X% bedingt, das war bloß eine passende Gelegenheit, die innere Gärung zur Tatschreitung zu nutzen.

Viele Grüße
Wolf

PS: zum Thema "Faschisten ausklammern": dann dürfte ich nicht mit einer der extremeren Ausprägungen des "Antifaschismus" Tee trinken, denn deren Methoden sind nicht weniger faschistisch - auch, wenn sie natürlich gerne behaupten, das wäre überhaupt nicht möglich. Da belasse ich es doch lieber bei einer ausgeprägt neutralen Ansichtsweise und trinke mit jedem Tee, welcher nun einmal Tee mit mir trinken will, sofern es mir an dem Tag gerade nach Menschenkontakten ist. Aus dem Grund bin ich ob der Bundestagswahlergebnisse auch komplett entspannt: Das Wahlergebnis bedeutet für mich durchaus einiges, jedoch gewiss nicht, dass der extreme Flügel der AfD auf einmal fast 8% Zuwachs an Stimmen erhalten hätte oder Liegeradfahrer nun zur allgemeinen Beute auf Straßen würden.
 
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Hallo,

dies ist wieder so eine Diskussion die jede Gesprächsrunde ob privat, Arbeit, Verein etc. vernichtet.
Ich hoffe man wird seine Lehren aus dieser Wahl ziehen
 
Die NationalSOZIALISTEN damals waren eindeutig keine "rechten".

Was denn sonst? Es kommt nicht unbedingt darauf an, wie sie sich nennen, sondern darauf was sie wollen und was sie tun.

Obwohl sie sich bestimmt nicht selber so nennen, sondern nur vom Menschen darauf getauft wurden, so falten Zitronenfalter bekanntlich auch keine Zitronen :whistle:
 
Fünf-Prozent-Hürde geschafft: Sonstige ziehen in Bundestag ein
Die Sonstigen werden gemäß ihrem Stimmanteil voraussichtlich 34 Sitze im Bundestag erhalten und müssen sich nun untereinander einigen, wie diese auf die Freien Wähler, Die Partei, Bündnis Grundeinkommen, […] Die HipHop Partei und die Magdeburger Gartenpartei verteilt werden sollen.
Quelle
Schön wärs ;) :D (y)
 
@TitanWolf :"....Neutralität macht sich nichts aus Hautfarben. Egal, ob diese nun weiß, gelb, rot, schwarz, blau-grün oder orange gesprenkelt sind. Vollkommen egal. Woraus sich Neutralität etwas macht, sind die Aktionen des Einzelnen (welche natürlich zu Schlüssen und Gedankengängen führen werden, je nach Betrachter)....." #122

Ohne in eine philosophische Diskussion einsteigen zu wollen, habe ich mit dem Begriff der Neutralität extreme Schwierigkeiten bis hin zur Verleugnung (obwohl er mir viel zu oft und viel zu leichtfertig über Zunge und Feder gleitet):
Sie ist selbst eine Ortsbestimmung, die zwar als "mittendrin" definiert werden könnte, dann aber allein durch den wertenden Bezug schon nicht mehr im Wortsinn neutral sein kann. Abgesehen davon ist die Wertung und Definition dieser "Mitte" abhängig von den Größen und angelegten Skalen. Also zum Beispiel die geometrische Mitte versus Schwerpunkt.
Neutral könnte bestenfalls dort oder das sein, wo und was auf alles und nichts Einfluss genommen, geschweige reagiert wird. Quasi ein toter Punkt. Dieser dürfte dann nicht einmal Tee mit jemand anderem trinken. Ein im Prinzip gescheiterter aber doch ehrbarer Versuch wäre es, dies augenblicklich auch mit allen anderen zu tun :D.
Der Wunsch, einer selbst theoretisch nicht erreichbaren Neutralität nahe zu kommen, kann nur mit allen Unzulänglichkeiten gelingen, wo der Luxus eines großen Freiraums existiert, welcher vor den Unbillen aller Außenströmungen bewahrt. Schon beim Vorliegen wirtschaftlicher Zwänge oder Zwang durch Gewalt, Liebesentzug, gesundheitliche Beeinträchtigungen, Hunger und was auch immer macht aus diesem Wunsch eine Utopie, ohne ihm den hehren Wert zu nehmen.
Da diese Grenzen nebulös bleiben (müssen), bleibt nichts außer großem Gleichmut oder das Festklammern an überschaubaren Horizonten. So kleben denn wir Menschlein, Jeder für sich, wie zerrupfte Tapetenfitzel kreuz und quer an den Wänden unserer Welt und hoffen, dass der Kleister noch eine Weile hält. Bloß nicht einen neuen Schnipsel drauf - das löst bekanntermaßen auch die unteren Schichten an.
Wo in diesem dicken Paket aus bunten Fasern ist der Neutrale?

Mir kratzt das Hirn die Kurve nicht mehr....
Gruß von Wolke 7

Martin
 
Der Neutrale versucht sich von seinen bunten Fäden zu befreien um einen Ausgleich zu finden. Der Nichtneutrale tut sich mit denen zusammen die möglichst ähnliche Fäden haben. Manchmal fängt er dann an zu zetern: Ausländer/Nazis/Kommunisten/Neoliberale/usw.
 
Ich möchte noch kurz schreiben, warum ich Ausgleich so wichtig finde. Bei einem Konflikt gibt es prinzipiell zwei Lösungen:
Man löst das ganze aggressiv, dann verliert eine Seite.
Man spricht miteinander und findet eine Lösung. Ggf. gut für beide.

Ich bin der Meinung das es den Menschen als solchen auszeichnet das er besonders gut Lösungen durch Kommunikation finden kann. Und ich denke das es das überhaupt möglich gemacht hat hat dass wir zum Beispiel Antibiotika haben. Es kann sich natürlich herausstellen das das Gegenüber nicht am Ausgleich interessiert ist. Gut, so sei es dann. Um einen Konflikt friedlich lösen zu können müssen beide Seiten mitmachen. Und wenn eine Seite keine Lust hat dann geht es halt nur aggressiv. Diese Möglichkeit verbaut man sich aber, wenn man direkt aggresiv reingeht und, egal wen, direkt einfach zum Vollidioten stempelt bloss weil man nicht die Mühe gemacht hat seine Position zu verstehen. Verstehen heisst ja nun nicht das ich mit demjenigen oder der Wahl seiner Mittel sympathisiere. Ich kann auch eine Atombombe verstehen ohne ihren Einsatz gutzuheissen.

Ggf. muss der andere auch gar nicht kooperieren. Manchmal liefert das Verstehens des Anderen vielleicht auch einfach die Mittel, wie man ihn bekämpft oder ihm seine Grundlage entzieht. Sei er Salafist oder Rechtsradikaler.

Um jetzt mal ganz konkret zu werden: Ich denke, wenn einer meint das es sinnvoll wäre das 3. Reich zu heroisieren, dann tut er das nicht weil er einen Defekt hat, sondern weil er z.B. ein Identitätsproblem hat. Dieses Problem kann man versuchen zu lösen in dem man ihm eine vernünftige Identität gibt, statt ihn arbeitslos in der Pampa bei Alkoholika versauern zu lassen. Was ein gesellschaftliches Problem wäre. Denn die Gesellschaft sollte denen helfen die sich nicht selbst helfen können und dann z.B. in Sümpfe abrutschen.
 
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Der Neutrale versucht sich von seinen bunten Fäden zu befreien um einen Ausgleich zu finden.
Das trifft es recht gut. Wobei das "Befreien" nicht zwangsläufig sein muss: Es reicht auch aus, den eigenen Standpunkt, die eigenen Denkweisen aus anderen Betrachtungswinkeln zu reflektieren, bevor universelle Aussagen getroffen werden, a la: "alle blöd, alle doof, alle nicht so -gut- wie -ich-". Sicherlich wird jeder hin und wieder verallgemeinern, ich auch, da hat @Langhals Recht. Allerdings vermeide ich gerne, den Grund in der differenzierten Entscheidung, Actio und Reactio-Ausübung von Anderen in universell-einfachen Aussagen a la "die -müssen- dumm sein" zu suchen. Müssen sie nicht. Es gibt so viele Möglichkeiten, wieso Entscheidungen getroffen werden.

Den Ausgleich demnach nicht zu "finden", sondern beizubehalten. Zu reflektieren, Utopien und Übertreibungen beiseite zu schieben. Gleichwohl die Probleme, Ängste, Gefühle etc., welche in verschiedenen Betrachtungswinkeln entstehen, in die eigene Gedankenwelt mit einfließen zu lassen.

Daher sind meine Beiträge nicht als Vorwurf gemeint, sondern als Unverständnisäußerung. Der Sinn hinter der Bequemlichkeit, sich hinter gesellschaftskonformen Meinungen zu verstecken und diese eben nicht zu hinterfragen, zu reflektieren.. eine eigene Entscheidung zu treffen, das ist, was ich nicht nachvollziehen kann. Egal, wie gesellschaftskonform der Einzelne ist, er sollte stets sich selbst treu bleiben, auch, wenn es gedanklichen Mehraufwand bedingt. Circlejerking ist leider hoch im Kurs, gleich, welcher Meinung einer nun gerade ist. Und diese Vereinfachung des Blicks auf eine nicht universell-zweiseitige Realität ist ein Fehler, eine Manifestierung der Bequemlichkeit.
Um einen Konflikt friedlich lösen zu können müssen beide Seiten mitmachen. Und wenn eine Seite keine Lust hat dann geht es halt nur aggressiv. Diese Möglichkeit verbaut man sich aber, wenn man direkt aggresiv reingeht und, egal wen, direkt einfach zum Vollidioten stempelt bloss weil man nicht die Mühe gemacht hat seine Position zu verstehen. Verstehen heisst ja nun nicht das ich mit demjenigen oder der Wahl seiner Mittel sympathisiere.
Exakt.
Das gilt für salafistische Attentäter und dumpfe Rumgrölglatzen.
Das gilt für jeden. :) Allerdings sind die Extrembereiche natürlich jene, welche umso extremer "auffallen", umso weniger extrem einer selbst gedanklich den Betrachtungswinkel hegt.


Hallo Martin,
Neutral könnte bestenfalls dort oder das sein, wo und was auf alles und nichts Einfluss genommen, geschweige reagiert wird. Quasi ein toter Punkt. Dieser dürfte dann nicht einmal Tee mit jemand anderem trinken. Ein im Prinzip gescheiterter aber doch ehrbarer Versuch wäre es, dies augenblicklich auch mit allen anderen zu tun :D.
da sollte einer unterscheiden zwischen einem neutralen Punkt als Actio-Reactio-Teilnehmer und einem neutralen Punkt als Beobachter.

Sofern einer selbst es sich zur Aufgabe macht, grundsätzlich zu allem, was ihm passt oder nicht passt, eine Position zu beziehen.. dann ist dieser Punkt tatsächlich unerreichbar. Als ein Beispiel: Wenn Du Schmerzen erleidest, kannst Du zornig werden, sie hassen, sie verfluchen, sie betrauern, deprimiert werden, etc. etc. - aber Du kannst auch Kenntnis von ihr nehmen, sie evtl. als "das ist nun unschön/unsinnig/ungut für mein Dasein" hinnehmen und dann versuchen, Dich nicht weiter von Deinen Tätigkeiten, Deinem Streben dadurch abbringen zu lassen. Sie demnach tolerieren. Akzeptieren oder gar begehren weniger - denn Du wünschst Dir sicherlich keine Schmerzen.

Der neutrale Punkt kann demnach durchaus ohne Probleme Tee mit jemandem trinken. Denn dieses Teegetränk wird nichts an der Diskussion, an der Entscheidung der einzelnen Teilnehmer, an der eigenen Meinung ändern. Allerdings lässt sich austauschen, Meinungen, Gedanken, Ideen. Und der Einzige, welcher eine eigene Meinung wirklich ändern kann, ist einer selbst. Demnach ist an einer neutralen Unterhaltung mit Reflektion des Denkens nichts auszusetzen, egal, in welche Richtung sich das Denken der Beteiligten am Ende ändern sollte (oder eben nicht). Auch ohne die geringste Änderung der eigenen Position, des eigenen Strebens nach einer gewissen Neutralität lässt sich hinzulernen. Beobachten.
Der Wunsch, einer selbst theoretisch nicht erreichbaren Neutralität nahe zu kommen, kann nur mit allen Unzulänglichkeiten gelingen, wo der Luxus eines großen Freiraums existiert, welcher vor den Unbillen aller Außenströmungen bewahrt.
Nein, ihm kann auch dadurch nahegekommen werden, indem einer die durchaus menschlichen Gedanken reflektiert, wieder und wieder. Und diese Gedanken nicht beiseite wischt, sondern ihnen Zeit widmet. Den Betrachtungswinkeln Zeit widmet. Nie wird einer alle Betrachtungswinkel abdecken können - verlangt auch niemand. Es würde schon ausreichen, mehr als einen Betrachtungswinkel zu reflektieren, um neutraler zu sein, als dieser eine Betrachtungswinkel es sein könnte.

Von "universeller Neutralität" ist nie die Rede gewesen. Das ist, genauso wie "endgültige Perfektion" nicht erreichbar, da kein fester Zustand (ähnlich der Geschwindigkeit des Lichts in Relation zu den Betrachtern).
Wo in diesem dicken Paket aus bunten Fasern ist der Neutrale?
Nicht "der" Neutrale. Das Neutralere. Das Reflektiertere. Das aus weiteren Betrachtungswinkeln beobachtende. Wie oben geschrieben: Einen Universalanspruch hege ich nicht, da dieser nicht physikalisch zu realisieren ist. In unendlicher Güte steckt auch unendlicher Hass. Die Balance ist der Punkt, welcher durch Reflektieren (und Selbstkontrolle) beibehalten wird. Der Dalai Lama ist ein Musterbeispiel für solch einen Lebensweg, jedoch kein praktikabler Lebensweg in der modernen westlichen Welt.

Selbst, da die eigene Position, das Reflektierte nicht universell sind.. nicht endgültig, nicht perfekt, so sind sie neutraler, als es ein einzelner Betrachtungswinkel jemals sein könnte, da dieser nur einen spezifischen Punkt zwischen unendlicher Güte und unendlichem Hass aufzeigt, einen Punkt, welcher keinen neutralen Standpunkt besitzen kann, da die invertierte Ausprägung zwangsläufig fernab des Punkts liegt.

Viele Grüße
Wolf
 
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Ich bin der Meinung das es den Menschen als solchen auszeichnet das er besonders gut Lösungen durch Kommunikation finden kann
Betonung auf 'kann'. Er muss diese Fähigkeit auch anwenden.
Selbstverständlich ist das ja eher nicht. Wenn man einen Blick auf letzten paar Jahrtausende Geschichte wirft, dann scheint der Mensch das oft zu vergessen. Er ist das einzige Lebewesen auf diesem Planeten, dass sich gegenseitig aus rein ideologischen Gründen umbringt. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch seine Bereitschaft sich selber aus religiösen Gründen in die Luft zu sprengen um möglichst viele andere seiner Art mit in den Tot zu reißen.
Das Wahlergebniss ist durchaus ja auch eine Folge davon. Nicht unmittelbar und direkt, aber stark beeinflusst von der unterbewussten Angst vor der eigenen menschlichen Wesensart (sei sie objektiv gesehen hier im Lande noch so unbegründet).
 
Das ist die Basis Wolf. Guten Abend.

Da Neutralität im ureigensten und urreinen Sinn weder möglich ist, noch von Dir gemeint war, muss zwangsläufig der Interpretationsspielraum über den Ort des Neutralen zu tiefgreifenden Missverständnissen führen: Jeder verteidigt ein anderes Neutral.

Damit sind wir wieder bei der Wahl, der Kritik an der Wahl - ich meine hier in der Tat das Kreuz des Einzelnen - und an den Wählenden, weil das Ergebnis nicht in den eigenen Kram passt. "Wieso, ich bin da ganz neutral..?" (objektiv ist oft der Ersatzbegriff oder offen) lässt erkennen, wie weit neutral von neutral entfernt sein kann.

So werden natürlich Diskussionen um den Wahlausgang schwierig, weil Jeder möglicherweise einen großzügig offenherzigen und das Gute verteidigenden Standpunkt in Anspruch nimmt, der durchaus gerechter Sorge entspringt und nicht verstehen kann, wie nun eine billigende Neutralität gefordert wird, welche eben diesen edlen Wall zum Wanken bringen soll.

Anders gesagt ist es das innewohnende Spannungsfeld zwischen dem gleichzeitigen Alles oder Nichts der Neutralität, die in Deinem Alles dem scheinbar Gradlinigen keinen Halt zu geben vermag: er definiert sich zwangsläufig nicht mehr aus sich selbst, sondern durch die Unterschiede zu seinen "Konkurrenten" um die Wahrheit in der Einteilung von Gut und Böse.

Ich sehe den Wahlausgang nicht ganz so gelassen wie Du, obwohl ich Deine Position im Kern ohne Abstriche teile. Leider ist Wahl keine Theorie, sondern ein Spiel mit Konsequenzen. Wir werden auch hier einen Rechtsruck mit den Folgen von Ausgrenzung erleben, da die Parteien der "Mitte" ihrem rechten Rand erlauben, die verlorenen Wähler wiederzugewinnen. Das bleibt gesellschaftlich nicht ohne Ruck und Auflösung so mancher alten Teerunde. Dabei wäre es gerade jetzt eminent, Trennendes als liebenswerte und gegenseitige Befruchtung zu erkennen, als verbindendes Element zu leben.

Diese Chance wurde vertan. Nicht zuletzt durch das nervöse und unentschlossene Tendeln jener Parteien selbst, die jetzt so lautstark lamentieren.


Etwas sorgenvolle Grüße
Martin
 
ich bin der Meinung, dass nicht die sog. protestwähler die afd gewählt haben, sondern das diese 13% (oder auch mehr) der bevölkerung latent fremdenfeindliche und reaktionäre ansichten haben.
speziell bei uns in Bayern, bekommst das fast bei jedem Gespräch über Politik unterschwellig mit.
die haben jetzt mit der afd eine Partei gefunden welche ihre ansichten widerspiegelt.
das ist aber nicht nur bei uns so. wenn man schaut, was die türkei (nicht erst seit der Ära erduan) mit den kurden macht, dann ist das auch nix anderes.
weitere Beispiele giebts überall auf der welt.
 
Der Mensch ansich ist latent Xenophob. "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht". Viele lehnen das ab, was nicht ihren Gewohnheiten entspricht, somit auch andere Gepflogenheiten, Menschen, Essen, Fahrräder..
 
Viele lehnen das ab, was nicht ihren Gewohnheiten entspricht,

vor allem, wenn die oder der Andere damit Erfolg hat und ihn das selbstbewusst macht.

Deswegen haben es gute Erfindungen oft so schwer.

Es mindert unmittelbar den Wert, des älteren sich bereits im Besitz befindlichen.
 
Ob man die AFD mag oder auch nicht spielt eigentlich keine Rolle. Fakt ist das sie mit 13% in den Bundestag gewählt wurde. Also hat man sich im Auftrag der Wähler auch in einen Dialog mit ihr zu begeben. Es wäre äußerst undemokratisch und auch dumm das nicht zu tun.
Hier auf Maloche muss ich auch mit so manchem Arschloch zusammen arbeiten, das ich am liebsten auf den Mond schießen würde. Doch im Interesse der Firma und auch in meinem eigenen Interesse geht es nun mal nicht anders.
Politiker die nicht dazu in der Lage sind sollten sich einen anderen Job suchen.
 
ich bin der Meinung, dass nicht die sog. protestwähler die afd gewählt haben, sondern das diese 13% (oder auch mehr) der bevölkerung latent fremdenfeindliche und reaktionäre ansichten haben.
Wieso darf es in der Welt nur Schwarz oder Weiss geben? Wenn jemand der Meinung ist, Einwanderung müßte geregelter ablaufen, dann ist das noch lange nicht fremdenfeindlich oder reaktionär. Es sind bestimmt viele Wähler dabei, die aus solchen Motiven gewählt haben. Nach deiner Definition sind so gut will alle Länder auf der Welt fremdenfeindlich, denn da kommt man dauerhaft nur rein, wenn man einen Job o. ä. nachweisen kann. Deine Argumente sind zu einfach gestrickt. Ob die AFD für solche Motive die richtige Partei ist, ist eine andere Frage.
 
@Erdie: Es ist aber ein Unterschied ob man geregelte Einwanderung möchte und deswegen eine xenophobe Partei wählt, oder ob man z.B. die Linke wählt die gegen die Fluchtursachen kämpft und der Einwanderung endlich mal ein soldies rechtliches Grundsystem verpassen möchte. Denn mit einer Mauer und Gewehren hält man niemanden auf der nichts zu verlieren hat.
 
ob man z.B. die Linke wählt die gegen die Fluchtursachen kämpft und der Einwanderung endlich mal ein soldies rechtliches Grundsystem verpassen möchte. .
Gefühlte moralische Überlegenheit gemischt mit Politromantik und einen Hang zu letzten Wahrheiten gibt es in Ostdeutschland offenbar nicht nur von rechts, die Partei, die Partei, die hat immer recht, und Genossen, es bleibe dabei! ;)
Wie immer nach Wahlen pickt sich jeder raus, was ihm passt. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht, zumal bis zu der Wahl in Niedersachsen nichts passieren wird, da die Protagonisten der potentiellen Koalition damit beschäftigt sind, wie das Kaninchen auf die Schlange auf den Wahlsonntag zu gucken. So lange darf der augenblickliche Nachfolger des Urhebers der "Sonthofener Apokalypse" noch ein bisschen rumrandalieren, um die rechte Flanke zu schließen, um dann gestoibert zu werden. :sneaky:
 
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