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Hallo zusammen,
hier ein "kleiner" Bericht vom 200er Brevet in Kiel:
-früh morgens bin ich mit der Bahn nach Kiel und war ob der Witterungsbedingungen schon am Zweifeln, ob ich es überhaupt rechtzeitig bis dorthin schaffen würde. Zum Glück war der Eisbefall am Zug nur gering, sodaß ich mit etwa 20 min Verspätung am Kieler Bahnhof ankam. Auf Eis-überzogenen Strassen bin ich dann zum Startpunkt bei einem Kanuheim an der Schwentine geradelt, wobei ich unterwegs schon einen RR sah, der sich vorsichtig auf dem teilgeräumten Fuß-/Radweg ebenfalls in diese Richtung bewegte. Oha dachte ich, mit "Dackelschneidern" auf solch glatten Wegen??? Am Start luden bereits die ersten Teilnehmer Ihre Räder aus den Autos und bauten diese zusammen. Im Kanuheim gab's viel Hallo, als sich alte Bekannte wiedertrafen und neue Gesichter begrüsst wurden. Stefan hatte alles gut organisert: Streckenplan, Roadbook, Kontrollkarte und einen Morgenkaffee standen parat und um 8 Uhr gingen 7 unerschrockene auf die grosse Runde. Die meisten fuhren auf Treckingrädern, dann waren da noch drei auf RR und ein MTBler. Ausser mir hatte afaik nur Stefan Spikes, der Rest begnügte sich mit mehr oder weniger grobstolligen Reifen.
Der Weg führte uns in südlicher Richtung aus der Stadt, wobei uns zu Anfang die hinter uns herschleichenden Dosentreiber gerne von der Strasse gehupt hätten. Im Gegensatz zu anderen Städten hat man in Kiel nämlich für geräumte Fuß- und Radwege gesorgt, diese wären, mit leichten Einschränkungen, auch benutzbar gewesen. Da wir jedoch schnell aus der Stadt wollten, ließen wir diese ausser acht. An eine Änderung der Streckenführung ward' nicht gedacht und so ging es kurz nach passieren der Stadtgrenze auf kleinen verschneiten Wegen über sanfte Hügel und zwischen Wiesen und Feldern hindurch. Die Sonne schien von einem blauen Himmel und das Radfahren machte Spaß - noch... . Denn zu Anfang lag nur wenig Schnee, der häufig festgefahren war und ein flottes vorankommen ermöglichte. Man soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben, denn die Wegeverhältnisse blieben nicht lange so akzeptabel. Die kleinen Feld- und Wirtschaftswege auf unserer Strecke wurden zunehmend von Schneeverwehungen überdeckt, sodaß das vorankommen immer mühseliger wurde. Das Fahren geriet zu einem Eiertanz, denn ständig brach einem das HR aus oder man blieb mit dem VR in tieferem Schnee stecken. Einige Teilnehmer einschließlich mir blieben auch vor einem Sturz nicht verschont, doch gingen diese auf dem weichen Schnee meist glimpflich aus. Abschnittsweise lag der Weg unter so viel Schnee begraben, das wir auf ein danebengelegenes Feld ausweichen mussten, da an ein Fahren nicht mehr zu denken war. Beim Wechsel bin ich mehrmals bis zur Nabe meines 28"er Rades versackt!
Ein kleines Stück vor der ersten Kontrolle in Trappenkamp ging's dann auf breiteren Strassen weiter, auf denen wir endlich wieder schneller vorankamen. Doch selbst diese hatten Tücken, denn wenn man unbemerkt vom Fahrbahnrand abkam, lag man schnell wieder auf der Nase. Hiernach ging es in leicht nordöstlicher Richtung weiter und die Gruppe fing aufgrund der Gegenwind-Passagen an auseinanderzufallen. Anfangs fuhr ich noch in einem Vierer-Grüppchen mit, aber irgendwann fuhr jeder seinen eigenen Stiefel. Man traf sich mal unterwegs, wenn einer eine Pause machte, sich neu orientierte oder einen der vielen Holsteinischen Hügel raufkämpfte, ansonsten ging's allein voran. Bis kurz hinter Liensfeld konnte ich das Tempo von etwa 25 Km/h halten, dann merkte ich immer mehr, daß der Mann mit dem Hammer an meine Tür klopfte und ich schleunigst mehr essen sollte, als nur steifgefrorene Müsliriegel und Obst.
Nach etwa 20 Min. Pause ging es mir wieder soweit besser, daß ich mich erneut auf den Weg machen konnte. Im Zickzack ging es südlich der Plöner Seen Richtung Grömitz an der Ostsee, wobei die Orientierung anhand des Roadbooks vorzüglich klappte. Dort war die zweite Kontrolle, wo ich nochmal eine Viertelstunde Rast machte. Die Sonne schien schön kräftig und ich auf meiner Bank dachte an viele andere Dinge ausser Radfahren. Aber was hilft's? Du hast gerad' etwas über die Hälfte, also schnappst Du Dir auch die restlichen Kilometer, jawohl!!
Weiter ging's Richtung Norden bis kurz vor Oldenburg i.H., wo ich mich in einem Industriegebiet das erste mal verfuhr. Nach Konsultation meiner eigenen Karte wusste ich, daß der Abzweig am Anfang des Ortsgebietes sein müsste. Also das Stückchen wieder retour und siehe da, das Schild, welches den nächsten Ort ankündigte, lag genau auf meiner Route. Schnell voran, denn die Uhr blieb nicht steh'n und so radelte ich weiter in Richtung Westen. Leider fuhr ich kurz danach erneut in die falsche Richtung, da ich nicht extra wieder meine Karte aus der Tasche kramen wollte.
Aber die kleine Strasse nach Harmsdorf war von der Sonne abgetaut und flankiert mit hohen Bäumen, was den elendigen Wind abhielt und einen Ort für ein kurzes meschliches Bedürfnis bereitstellte. Über Hansühn und Kaköhl führte die Strecke über einen Höhenrücken nach Hohwacht, was immer wieder tolle Ausblicke auf die kabbelige Ostsee ermöglichte. Solche "Panoramastrecken" liebe ich ja beim Radfahren.
Die vorletzte Kontrolle in Hohwacht erreichte ich um 18 Uhr und holte mir, da freie Kontrolle angesagt war, meinen Stempel im dortigen Hotel. Die nette Dame am Empfang bot mir noch einen Apfel als Marschverpflegung an, was ich dankend annahm.
Ein kurzes Stück führte mich die Strecke danach am Wasser entlang, wo ich reichlich Gebrauch von meinem Aerolenker machen musste, um überhaupt mit 18-20 Km/h voranzukommen. Langsam senkte sich die Nacht herab und ich musste mich zunehmend mit Hilfe meiner Stirnlampe orientieren.
Eine letzte Bergprüfung zum "Hessenstein" hinauf und nun ging es zunehmend flacher nördlich des Selenter Sees Richtung Westen auf Kiel zu. Leider hatte ich vermehrt Schwierigkeiten mit der Orientierung, da durch mein Verfahren die Kilometerangabe des Roadbooks nicht mehr mit meinem Tacho übereinstimmte und ich mir meinen Weg mühsam per Karte raussuchen musste. In der Ferne leuchteten bereits die Lichter von Kiel und ich registrierte besorgt die späte Stunde. Zum Glück rollte Stefans Strecke zum Ende zügig auf Kiel zu, sodaß mich selbst erneut auftretendes Eis und Schnee nicht merklich bremsten. Um 21:10 rollte ich als letzter in's Ziel und wurde mit Sorge empfangen. Rührend, wie mich die noch verbliebenen Jungs wieder aufzubauen versuchten. Ich wäre gerne noch auf einen längeren Plausch geblieben, musste jedoch zusehen, daß ich noch einen Zug zurück in die Heimat erwischte. Ich erreichte den Bahnhof zwischen zwei Zugabfahrten und hatte so noch Zeit, mir ein paar Kalorien in Form von Bier und Pizza zu genehmigen. Erst hieß es, die Strecke zw. Kiel und Neumünster sei gesperrt, aber zum Glück fuhr der Zug dann doch mit 20 Minuten Verspätung ab. Nur nach Hause und in's Bett!
Persönliches Fazit nach rund 220 Km durch Eis und Schnee:
-Schön und anstrengend war's gewesen, aber bitte nie wieder mit dem Trekker bei solchen Bedingungen auf Zeit fahren müssen!!!
Bin gespannt, ob sich die nächsten Brevets bei hoffentlich besseren äusseren Konditionen mit dem Lieger entspannter angehen.
Bon Courage et bonne Route!
Morten
hier ein "kleiner" Bericht vom 200er Brevet in Kiel:
-früh morgens bin ich mit der Bahn nach Kiel und war ob der Witterungsbedingungen schon am Zweifeln, ob ich es überhaupt rechtzeitig bis dorthin schaffen würde. Zum Glück war der Eisbefall am Zug nur gering, sodaß ich mit etwa 20 min Verspätung am Kieler Bahnhof ankam. Auf Eis-überzogenen Strassen bin ich dann zum Startpunkt bei einem Kanuheim an der Schwentine geradelt, wobei ich unterwegs schon einen RR sah, der sich vorsichtig auf dem teilgeräumten Fuß-/Radweg ebenfalls in diese Richtung bewegte. Oha dachte ich, mit "Dackelschneidern" auf solch glatten Wegen??? Am Start luden bereits die ersten Teilnehmer Ihre Räder aus den Autos und bauten diese zusammen. Im Kanuheim gab's viel Hallo, als sich alte Bekannte wiedertrafen und neue Gesichter begrüsst wurden. Stefan hatte alles gut organisert: Streckenplan, Roadbook, Kontrollkarte und einen Morgenkaffee standen parat und um 8 Uhr gingen 7 unerschrockene auf die grosse Runde. Die meisten fuhren auf Treckingrädern, dann waren da noch drei auf RR und ein MTBler. Ausser mir hatte afaik nur Stefan Spikes, der Rest begnügte sich mit mehr oder weniger grobstolligen Reifen.
Der Weg führte uns in südlicher Richtung aus der Stadt, wobei uns zu Anfang die hinter uns herschleichenden Dosentreiber gerne von der Strasse gehupt hätten. Im Gegensatz zu anderen Städten hat man in Kiel nämlich für geräumte Fuß- und Radwege gesorgt, diese wären, mit leichten Einschränkungen, auch benutzbar gewesen. Da wir jedoch schnell aus der Stadt wollten, ließen wir diese ausser acht. An eine Änderung der Streckenführung ward' nicht gedacht und so ging es kurz nach passieren der Stadtgrenze auf kleinen verschneiten Wegen über sanfte Hügel und zwischen Wiesen und Feldern hindurch. Die Sonne schien von einem blauen Himmel und das Radfahren machte Spaß - noch... . Denn zu Anfang lag nur wenig Schnee, der häufig festgefahren war und ein flottes vorankommen ermöglichte. Man soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben, denn die Wegeverhältnisse blieben nicht lange so akzeptabel. Die kleinen Feld- und Wirtschaftswege auf unserer Strecke wurden zunehmend von Schneeverwehungen überdeckt, sodaß das vorankommen immer mühseliger wurde. Das Fahren geriet zu einem Eiertanz, denn ständig brach einem das HR aus oder man blieb mit dem VR in tieferem Schnee stecken. Einige Teilnehmer einschließlich mir blieben auch vor einem Sturz nicht verschont, doch gingen diese auf dem weichen Schnee meist glimpflich aus. Abschnittsweise lag der Weg unter so viel Schnee begraben, das wir auf ein danebengelegenes Feld ausweichen mussten, da an ein Fahren nicht mehr zu denken war. Beim Wechsel bin ich mehrmals bis zur Nabe meines 28"er Rades versackt!
Ein kleines Stück vor der ersten Kontrolle in Trappenkamp ging's dann auf breiteren Strassen weiter, auf denen wir endlich wieder schneller vorankamen. Doch selbst diese hatten Tücken, denn wenn man unbemerkt vom Fahrbahnrand abkam, lag man schnell wieder auf der Nase. Hiernach ging es in leicht nordöstlicher Richtung weiter und die Gruppe fing aufgrund der Gegenwind-Passagen an auseinanderzufallen. Anfangs fuhr ich noch in einem Vierer-Grüppchen mit, aber irgendwann fuhr jeder seinen eigenen Stiefel. Man traf sich mal unterwegs, wenn einer eine Pause machte, sich neu orientierte oder einen der vielen Holsteinischen Hügel raufkämpfte, ansonsten ging's allein voran. Bis kurz hinter Liensfeld konnte ich das Tempo von etwa 25 Km/h halten, dann merkte ich immer mehr, daß der Mann mit dem Hammer an meine Tür klopfte und ich schleunigst mehr essen sollte, als nur steifgefrorene Müsliriegel und Obst.
Nach etwa 20 Min. Pause ging es mir wieder soweit besser, daß ich mich erneut auf den Weg machen konnte. Im Zickzack ging es südlich der Plöner Seen Richtung Grömitz an der Ostsee, wobei die Orientierung anhand des Roadbooks vorzüglich klappte. Dort war die zweite Kontrolle, wo ich nochmal eine Viertelstunde Rast machte. Die Sonne schien schön kräftig und ich auf meiner Bank dachte an viele andere Dinge ausser Radfahren. Aber was hilft's? Du hast gerad' etwas über die Hälfte, also schnappst Du Dir auch die restlichen Kilometer, jawohl!!
Weiter ging's Richtung Norden bis kurz vor Oldenburg i.H., wo ich mich in einem Industriegebiet das erste mal verfuhr. Nach Konsultation meiner eigenen Karte wusste ich, daß der Abzweig am Anfang des Ortsgebietes sein müsste. Also das Stückchen wieder retour und siehe da, das Schild, welches den nächsten Ort ankündigte, lag genau auf meiner Route. Schnell voran, denn die Uhr blieb nicht steh'n und so radelte ich weiter in Richtung Westen. Leider fuhr ich kurz danach erneut in die falsche Richtung, da ich nicht extra wieder meine Karte aus der Tasche kramen wollte.
Aber die kleine Strasse nach Harmsdorf war von der Sonne abgetaut und flankiert mit hohen Bäumen, was den elendigen Wind abhielt und einen Ort für ein kurzes meschliches Bedürfnis bereitstellte. Über Hansühn und Kaköhl führte die Strecke über einen Höhenrücken nach Hohwacht, was immer wieder tolle Ausblicke auf die kabbelige Ostsee ermöglichte. Solche "Panoramastrecken" liebe ich ja beim Radfahren.
Die vorletzte Kontrolle in Hohwacht erreichte ich um 18 Uhr und holte mir, da freie Kontrolle angesagt war, meinen Stempel im dortigen Hotel. Die nette Dame am Empfang bot mir noch einen Apfel als Marschverpflegung an, was ich dankend annahm.
Ein kurzes Stück führte mich die Strecke danach am Wasser entlang, wo ich reichlich Gebrauch von meinem Aerolenker machen musste, um überhaupt mit 18-20 Km/h voranzukommen. Langsam senkte sich die Nacht herab und ich musste mich zunehmend mit Hilfe meiner Stirnlampe orientieren.
Eine letzte Bergprüfung zum "Hessenstein" hinauf und nun ging es zunehmend flacher nördlich des Selenter Sees Richtung Westen auf Kiel zu. Leider hatte ich vermehrt Schwierigkeiten mit der Orientierung, da durch mein Verfahren die Kilometerangabe des Roadbooks nicht mehr mit meinem Tacho übereinstimmte und ich mir meinen Weg mühsam per Karte raussuchen musste. In der Ferne leuchteten bereits die Lichter von Kiel und ich registrierte besorgt die späte Stunde. Zum Glück rollte Stefans Strecke zum Ende zügig auf Kiel zu, sodaß mich selbst erneut auftretendes Eis und Schnee nicht merklich bremsten. Um 21:10 rollte ich als letzter in's Ziel und wurde mit Sorge empfangen. Rührend, wie mich die noch verbliebenen Jungs wieder aufzubauen versuchten. Ich wäre gerne noch auf einen längeren Plausch geblieben, musste jedoch zusehen, daß ich noch einen Zug zurück in die Heimat erwischte. Ich erreichte den Bahnhof zwischen zwei Zugabfahrten und hatte so noch Zeit, mir ein paar Kalorien in Form von Bier und Pizza zu genehmigen. Erst hieß es, die Strecke zw. Kiel und Neumünster sei gesperrt, aber zum Glück fuhr der Zug dann doch mit 20 Minuten Verspätung ab. Nur nach Hause und in's Bett!
Persönliches Fazit nach rund 220 Km durch Eis und Schnee:
-Schön und anstrengend war's gewesen, aber bitte nie wieder mit dem Trekker bei solchen Bedingungen auf Zeit fahren müssen!!!
Bin gespannt, ob sich die nächsten Brevets bei hoffentlich besseren äusseren Konditionen mit dem Lieger entspannter angehen.
Bon Courage et bonne Route!
Morten