AW: Bahn und Rad
der Satz hat aber mit Vernunft auch nicht viel zutun. Wie soll denn soetwas funktionieren?
Nuja, wenn man das wirklich verstehen will, muss man mind. sich eine Weile mit der Seite von RailCab beschäftigen. Die tun das schon recht lange und versuchen außer der Versuchsbahn eine erste, stillgelegte Bahnstrecke bei Wuppertal als RailCab-Bahn auszubauen. Kurz gesagt: RailCabs sind autonome (ohne Loks) fahrende Cabs ("Taxis") auf Schienen (Rails). Der Antrieb (und die Stromzufuhr (für Licht usw.)) funktionieren über einen Linearmotor - ähnlich dem Transrapid, aber ohne Magnetschwebebahn, sondern eben auf Schienen.
Auf den Stuttgarter Ideentagen vor ein paar Wochen habe ich dort ein Cab und das Konzept samt der Technik von einem Institutsmitarbeiter ziemlich ausführlich erklärt bekommen, aber schon wenn man sich nur mit den Erklärungen auf der Webseite befasst wird klar - nicht Super-HighTech ist der Weg, sondern im Gegenteil eher Lowtech
(Linearmotor spart Stromoberleitungen und funktioniert berührungslos) mit viel Nachdenken
(woraus halt manchmal KnowHow wird) führt aus der Sackgasse ICE
(siehe z.B. Stuttgart 21 und die neue Trasse nach Ulm, die wird ein 2000er-Güterzug nie nutzen können und dabei klagen die Güterzugkunden schon immer darüber, das die alte Strecke (Geislinger Steige) nicht ohne Zusatzlock für 2000er genutzt werden kann.) Die Cabs sind autonome Fahrzeuge und kombinieren sich auf Mittel- und Langstrecken selbständig zu Luftwiderstand sparenden, aber berührungslosen Verbänden. Jederzeit können weitere Cabs während der Fahrt "hinzugefügt" werden und auch ausscheren. Das einzelne Cab fährt also im Verband aber unabhängig seinem Ziel entgegen, die letzten Kilometer eben ohne den Verband - bis zum Ziel. Für die Fahrgäste ergibt das eine umsteigelose Verbindung. Aber wie gesagt - mit den Leuten reden, die freuen sich!
Dem Konzept stehen aber im Grunde die gesamte Automobilindustrie entgegen, denn die wird
(für Güterverkehr auch in kleinen Mengen ist an Cabs gedacht: für Paketservices einfach umgebaute Cabs, für große Mengen 40 Tonnen Cabs (selbstfahrend dank Linearmotor), die kommen dann auch die Geislinger Steige rauf, und das ist die steilste Rampe in D für Gürtverkehr) solche autonomen Cabs mit allen Mitteln zu verhindern suchen bzw. macht das natürlich schon jetzt.
Und wenn die Bahn schon etwas für Radfahrer tut (Fahrradkarte Online) dann sollte man dies erfreut zur Kenntnis nehmen, denn soviel tut sie ja nicht für Radfahrer.
Schade, ich dachte eigentlich, dass es für alle offensichtlich ist, dass es eben nur schäumende Marketingworte sind, für etwas, dass vor der Privatisierung und vor dem ICE-Zeitalter schon viel kundenfreundlicher gelöst war.
Eigentlich alles, was die Bahn in den vergangene 20 Jahren gemacht hat, hat sie gemacht um ihren Gewinn zu steigern - nicht um den Kunden einen Gefallen zu tun. Die Zeiten, in denen die Bahn für die Bürger da ist, ihnen Mobilität als Service bietet, sind lange vorbei! Aus den Bürgern sind bloße Kunden geworden und die Controller bei der Bahn können Dir auf den Cent genau sagen, wieviel ein Kunde schon gekostet hat, bevor er eine Fahrkarte kauft.
Der Sinn und Zweck von Onlinekarten - Reservierungen ist:
- die Bahn versucht schon lange aus Bahnverkehr eine Art Flugverkehr auf Höhe Null zu machen. Das ist der Grund, warum seit Jahren der Regionalverkehr abgebaut wird
- durch die Onlinetickets merken 99% der Onlinekunden erstmal gar nicht, dass sie gar nicht mehr inkognito unterwegs sind sondern ein fast lückenloses Bewegungsprofil für die Marketingabteilung entsteht
- es steht zu befürchten, dass dann irgendwann auch Züge ausfallen, weil nicht genug Vorabbuchungen erfolgt sind - wie beim Linienfliegen
- wer sagt denn, dass die Daten bei der Bahn bleiben und nicht einfach weitergegeben werden à la Voratsdatenspeicherung durch Provider, Voratsbewegungsdaten durch die Bahn (und natürlich auch auf den Autobahnen durch die sog. Mautbrücken).
Ich dachte eigentlich, dass es klar ist, dass wenn Marketingleute eine (vermeintliche) Neuerung ankündigen, dies eben nichts weiter ist als eine weitere Kundenverarsche: wie verpacke ich etwas in schöne Worte, was zuvor schon viel, viel besser und viel einfacher und oftmals preiswerter möglich war.
Kopfschüttelnde Grüsse aus Kölle
Ich finde das mit dem Kopf nach hinten links oder rechts macht sich auf einem Liegerad nicht so gut.
Pass' also lieber auf, dass Dir bei dem Geschüttle nichts passiert.
Und ehrlich gesagt, es ist an der Zeit, dass wir unsere Köpfe ob der völlig rückständigen Methode Mobilität mit Hilfe von durch die Fahrgäste gelenkten Verbrennungsmotoren (mit einer Effektivität von noch immer unter 30%) schütteln. Nichts ist so rückständig wie Autos, selbst dann wenn es jetzt bald einen Tessla geben sollte. Verkehr ist eine soziale Frage und keine Spielwiese für Scheinindividualisten mit mörderischer Konsequenz z.B. für die erste soziale Begegnung unserer Kinder - auf der Straße. Ich habe in meiner Kindheit noch auf der Straße gespielt. Das ist heute nicht mehr denkbar und viel schütteln den Kopf über die bloße Idee. Es wird Zeit, dass wir genau darüber unseren Kopf schütteln. Hoffentlich kostet Sprit bald fünf (besser zehn) Euro.
Allzeit gute Fahrt!