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Heute in diesem Kino: 300 km am Niederrhein - oder wie ich lernte, Pendelstrecken zu lieben
- mein Flügelmann Thomas
- Frank und Hanns
- ich selbst
- diverse Randonneure und -innen in Nebenrollen
- diverse Verwirrnisse
Ich bin losgefahren. Ich fuhr 312,3 km. Ich kam wieder an. Ich bewegte mich auf dem Track für das Brevet. Dennoch kann es nicht gewertet werden.
Und das kam so:
Es begann alles damit, dass Thomas um viertel vor Start feststellte, dass sich sein Garmin in Kamp Lintfort statt in seiner Tasche befand. Kurz entschlossen drückte er mir seine Startkarte in die Hand und murmelte sowas wie „Hier, lass den Startblock markieren und fahr schonmal los. Ich komm dann nach.“ Da wir üblicherweise mit dem letzten Block starten (ca. 8:15 Uhr) und er fürs Garmin-Holen ca. 40 Minuten veranschlagte, wäre er mit ca. 15 Minuten Rückstand gestartet. Hmmm. Dann sollten wir (schließlich kann Thomas schneller als ich unterwegs sein; insbes. in den Hügeln) uns spätestens an der 1. Kontrolle bei km 115 wiedergefunden habe.
8:17 Uhr. 4. Startgruppe. Auf geht’s. Das Wetter sah schon in der Früh deutlich schlechter aus als noch zuletzt angekündigt. Tief hängende Wolken ließen vermuten, dass sich die angekündigte Schlechtwetterzone nicht bis zum Nachmittag Zeit lassen würde. Naja, noch war es ja trocken. Es war zwar kühl und durchaus ziemlich windig, aber weit entfernt von unangenehmen Radwetter.
Weitere Liegeradler ware einige am Start. (Hanns [M5 Lowracer], Rene [M5 Highracer], Gaby [Quest XS], Frank [M5 Highracer], Thomas [Zox 26 L], ein Milan, eine Speedmachine aus Köln, boots0815 mit dem Pink Panther Performer Lowracer und natürlich Hajo im Quest, der wohl wieder mal der Schnellste sein würde …)
Und als wir so dahin rollten, fand ich mich plötzlich in Gesellschaft von Hanns und Frank sowie Rene wieder. Alles Fahrer, die (mehr als) deutlich stärker sind als ich und von denen ich vermutet hätte, dass sie auch heute schneller als ich unterwegs sein würden. In der Ebene und auch im sanft ansteigenden Kreis Heinsberg lief es aber ganz gut. Anfangs zu viert (mit Gabys XS immer mal wieder in Sicht- und Rufweite), im weiteren Verlauf immer mal wieder in anderen Zusammensetzungen. Spätestens an der nächsten Kreuzung sah man sich wieder.
Herongen - Nettetal - Brüggen - Niederkrüchten - Wegberg - Gerderhahn … es rollte eigentlich ganz gut. Richtung Hückelhoven geht’s durchaus schonmal etwas bremsend bergauf. Im Kreis Heinsberg geht es dann weiter sanft bis leicht nervend (gerade im Verbund mit dem Gegenwind) aufwärts.
Geilenkirchen - Ortsdurchfahrt - östlich stadtauswärts, rechts ab, … Baesweiler - km 90 - Tankstelle, einmal Kaffee für alle und der Griff in die mitreisenden Proviantpakete. Während wir im Warmen stehen, geht draußen ein Schauer nieder. Regenzeug wird ausgepackt, Überschuhe übergestreift. - Aber wir haben Glück. Die Überschuhe bleiben an, aber die Regenjacke verschwinden wieder. Pünktlich zur Weiterfahrt ist der Spuk vorbei.
Siersdorf - Schleiden … durch die Felder bis Eschweiler. Ich beginne zu grübeln, … hat Michael gegenüber der ersten Hälfte des 600ers Teile von Hin- und Rückweg getauscht? Ich bin mir sicher, dass ich hier mit Norbert auf dem Rückweg unterwegs war. (Hmmm, hätte man das Roadbook vorher *gewissenhaft* gelesen …)
Hmmm, wann kommt wohl der Schwenk in Richtung Dreiländerpunkt zur ersten Kontrolle?
Mausbach - Vicht - Zweifall - km 123. Hier stimmt doch was nicht! - Wir stellen konsterniert fest, dass wir dann wohl doch sehr offensichtlich „verkehrtherum“ unterwegs sind und uns unerbittlich auf Kontrolle 3 hinarbeiten. Ich ticker an Thomas per SMS, dass ich nicht bei K1 warten werde, da wir uns verfahren haben. (Später wird deutlich, dass Thomas (der ein bravouröse Aufholjagd hingelegt hat) durch einen beidseitigen unglücklichen SMS-Lese-Rhythmus leider fast eine geschlagene Stunde vergeblich auf uns wartet. Verzweifelt füllt er seine Speicher mit Frites.
Uns ist nicht wirklich klar, wo wir vom Weg abgekommen sind. Die Kreuzungspunkte meinen wir, korrekt durchfahren zu haben. Erst auf unseren Rückwegen wird sich das endgültig aufklären.
Wir drei Abtrünnigen diskutieren die Optionen. Rückfahrt / Abbruch? Zurück bis zum korrekten Track, dann Dreiländerpunkt und weiter? Das kostet mind. 50-60 km (mind. 25 - 30 km zurück und dann weiter ..) - Da niemand von uns das Brevet als Qualifikation für PBP benötigt, beschließen wir, einfach weiter verkehrtherum zu fahren. SMS an Thomas und los.
Auf dem Rückweg letztes Jahr gab es diese tollen langen Abfahrten, die wir nach der gefühlt endlosen Kurbelei in der Eifel sehr genossen hatten. OOOOOPs ….na diese „Abfahrten“ müssen wir nun wohl rauf. Toll. not.
Jetzt macht sich dann auch endgültig bemerkbar, dass Frank und Hanns die Fahrer mit den besseren Beine sind. Am Berg kann ich keine Minute mithalten und falle heillos zurück. Und von Zweifall nach Raffelsbrand zieht es sich. Mit meinen Begleitern außer Sicht fahre ich mich in Krampfnähe. Und dann auch noch ein schabbeliges Gefühl am Hinterrad. So ein Mistdreck! - Immerhin entpuppte sich der Platten nur als undichtes Ventil. Festschrauben und mit der Minipumpe nachtanken reichte. Der Asphalt ist *extrem* rauh und löchrig und wird heute noch ein Opfer an meinem Rad fordern.
Weiter geht’s. Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden irgendwo auf mich warten. Wir hatten nichts festes vereinbart und fuhren ja eher zufällig zusammen.
Und dann kam mir Hajo entgegen und grüßte freundlich bis verwundert mit der Quest-Hupe. Naja, er muss ja vorher schon an Hanns und Frank vorbei gekommen sein. Den Gesichsausdruck hätte ich gern. Leider ist kein Foto überliefert.
Aber sie warteten! Und machten sich Sorgen, wo ich wohl geblieben sein könnte. Sorry, nochmal und einen lieben Dank!
Jetzt war Kontrolle 3 im tiefen, tiefen Tal von Simonskall schon fast zu riechen. Heimelig eingeschlossen von zwei fluffigen 14-Prozentern. Den längeren der beiden flogen wir herrunter. Wir nahmen auch die Abfahrt zur Kontrollstelle noch mit und holten uns unsere K3-Stempel.
Die kürzeren 14% mussten wir jetzt rauf. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Hanns liebt sein Rad nicht. Frank und ich schon.
Auf dem Weg zu K2 fuhren sie mir - wie erwartet - wieder weg. Mir gings zwischenzeitlich mental wir körperlich ziemlich übel. Die Beine zeigten vom Kampf mit den Steigungen leicht Krampfneigung. Die Wegweiser Richtung Aachen mit geringen km-Zahlen waren schon sehr verführerisch. Aber erstmal zumindest bis zur K2! Schließlich brauchte Thomas seine Brevet-Karte. Ich stand fließend mit ihm in SMS-Kontakt. Es sah so aus, als würden wir recht gut synchronisiert dort eintreffen. Den Ravel bis Roetgen flog ich nur so hinunter! Ja! Das ist Radfahren! Klasse. - Und im Supermarkt-Cafe saßen alle vereint: Frank, Hanns, Thomas und weitere Randonneure.
Halbzeit. Zeit für einen Milchkaffee.
Wenn ich nun weiter mit Frank und Hanns durch die Eupener Gegend führe, würden sie mich ziemlich sicher wieder abhängen (müssen). Gewertet werden kann das Brevet eh nicht. Also traf ich die Entscheidung, von nun an - wie ursprünglich geplant - gemeinsam mit Thomas zu fahren. Das machte die Tour für mich zur Pendelstrecke.
In der zweiten Hälfte musste das Wetter dann noch zeigen, was es drauf hat. Es gab zwei, drei dickere Regenschauer. Der erste verpasste uns gar ein graupeliges Gesichtspeeling. Und natürlich drehte der Wind zunehmend in Richtung NNW. Leider verhagelte uns die Nässe die dann nicht mehr so schön zu fahrenden langen Abfahrten. Vor dem Vernichten der Höhenmeter wollten aber noch die in anderen erklommen werden. Während Thomas in Simonskall seinen Stempel holte, schob ich schonmal langsam die dicke Steigung hoch und füllte beim anschließenden Warten meine Energiespeicher. Dieser Vorgang gewinnt dann im weiteren Verlauf (wie immer auf der Langstrecke) weiter an Bedeutung. Nicht immer ist mein Timing dazu heute gut. Wenn schon verkorkst dann richtig. Oder so. Trotzdem kommt soetwas wie Genuss auf als wir eifel-auswärts ganz gut den Schwung mitnehmen und es mal richtig laufen lassen können. Die lange Rüttel-Vibrato-Abfahrt hat dann noch den Centerlock-Adapter am Hinterrad losgeschüttelt. Man macht sich schon sorgen, wenn ein Carbon-Rad bei Tempo 60 metallisch klappert …
In Baesweiler bei ca km 212 tanken wir nochmal in einem Rewe auf. Dann weiter. weiter. weiter. Immer schön im Tritt bleiben. Die Kälte wird bissiger. Der Gegenwind nervt und kühlt die Füße (Sommerschuhe, Überziehe, aber immerhin dicke Merino-Socken) gefühlt bis unter den Gefrierpunkt. Bei gelegentlichen Pausen ging es für mich beim Wiederanfahren nie ohne kurzen Schüttelfrost ab.
In Geilenkirchen fiel es uns dann wie Schuppen aus den Haaren. Stadtauswärts hätten wir die *erste* Abbiegung nehmen müssen und nicht die zweite. Denn diese zweite war der Rückweg (Ich Blödmann! Wenn ich schlau gewesen wäre, hätte ich mich erinnert, dass ich im Vorjahr mit Norbert auch erst an der ersten Abzweigung vorbei gefahren war, wir den Fehler aber rechtzeitig bemerkten … und so in der Spur blieben.)
Bei Geilenkirchen trafen wir auch Frank und Hanns wieder. Im letzten Drittel holten wir noch den ein oder anderen Mitstreiter ein und wurden auch noch eingeholt. Aber meistenteils war es ein pausen- und grundtempo-verursachtes Wechselspiel mal der vorn, mal die anderen. In diesem Zuge verloren wir irgendwann die beiden M5 Piloten nach einer Radfahrer-Fußgänger-Schikane. Ich hatte sie vor einer vorbeifahrenden Rennradgruppe fantasiert; in Wirklichkeit waren sie aber noch in einer Panne gefangen.
Die letzten 20 km wurden zur Qual. Ich bekam dämliche Magenprobleme, so dass ich nur noch stumpf hinter Thomas herkurbeln konnte, der - wie so oft - einen wunderbar stoischen Traktor abgab.
- mein Flügelmann Thomas
- Frank und Hanns
- ich selbst
- diverse Randonneure und -innen in Nebenrollen
- diverse Verwirrnisse
Ich bin losgefahren. Ich fuhr 312,3 km. Ich kam wieder an. Ich bewegte mich auf dem Track für das Brevet. Dennoch kann es nicht gewertet werden.
Und das kam so:
Es begann alles damit, dass Thomas um viertel vor Start feststellte, dass sich sein Garmin in Kamp Lintfort statt in seiner Tasche befand. Kurz entschlossen drückte er mir seine Startkarte in die Hand und murmelte sowas wie „Hier, lass den Startblock markieren und fahr schonmal los. Ich komm dann nach.“ Da wir üblicherweise mit dem letzten Block starten (ca. 8:15 Uhr) und er fürs Garmin-Holen ca. 40 Minuten veranschlagte, wäre er mit ca. 15 Minuten Rückstand gestartet. Hmmm. Dann sollten wir (schließlich kann Thomas schneller als ich unterwegs sein; insbes. in den Hügeln) uns spätestens an der 1. Kontrolle bei km 115 wiedergefunden habe.
8:17 Uhr. 4. Startgruppe. Auf geht’s. Das Wetter sah schon in der Früh deutlich schlechter aus als noch zuletzt angekündigt. Tief hängende Wolken ließen vermuten, dass sich die angekündigte Schlechtwetterzone nicht bis zum Nachmittag Zeit lassen würde. Naja, noch war es ja trocken. Es war zwar kühl und durchaus ziemlich windig, aber weit entfernt von unangenehmen Radwetter.
Weitere Liegeradler ware einige am Start. (Hanns [M5 Lowracer], Rene [M5 Highracer], Gaby [Quest XS], Frank [M5 Highracer], Thomas [Zox 26 L], ein Milan, eine Speedmachine aus Köln, boots0815 mit dem Pink Panther Performer Lowracer und natürlich Hajo im Quest, der wohl wieder mal der Schnellste sein würde …)
Und als wir so dahin rollten, fand ich mich plötzlich in Gesellschaft von Hanns und Frank sowie Rene wieder. Alles Fahrer, die (mehr als) deutlich stärker sind als ich und von denen ich vermutet hätte, dass sie auch heute schneller als ich unterwegs sein würden. In der Ebene und auch im sanft ansteigenden Kreis Heinsberg lief es aber ganz gut. Anfangs zu viert (mit Gabys XS immer mal wieder in Sicht- und Rufweite), im weiteren Verlauf immer mal wieder in anderen Zusammensetzungen. Spätestens an der nächsten Kreuzung sah man sich wieder.
Herongen - Nettetal - Brüggen - Niederkrüchten - Wegberg - Gerderhahn … es rollte eigentlich ganz gut. Richtung Hückelhoven geht’s durchaus schonmal etwas bremsend bergauf. Im Kreis Heinsberg geht es dann weiter sanft bis leicht nervend (gerade im Verbund mit dem Gegenwind) aufwärts.
Geilenkirchen - Ortsdurchfahrt - östlich stadtauswärts, rechts ab, … Baesweiler - km 90 - Tankstelle, einmal Kaffee für alle und der Griff in die mitreisenden Proviantpakete. Während wir im Warmen stehen, geht draußen ein Schauer nieder. Regenzeug wird ausgepackt, Überschuhe übergestreift. - Aber wir haben Glück. Die Überschuhe bleiben an, aber die Regenjacke verschwinden wieder. Pünktlich zur Weiterfahrt ist der Spuk vorbei.
Siersdorf - Schleiden … durch die Felder bis Eschweiler. Ich beginne zu grübeln, … hat Michael gegenüber der ersten Hälfte des 600ers Teile von Hin- und Rückweg getauscht? Ich bin mir sicher, dass ich hier mit Norbert auf dem Rückweg unterwegs war. (Hmmm, hätte man das Roadbook vorher *gewissenhaft* gelesen …)
Hmmm, wann kommt wohl der Schwenk in Richtung Dreiländerpunkt zur ersten Kontrolle?
Mausbach - Vicht - Zweifall - km 123. Hier stimmt doch was nicht! - Wir stellen konsterniert fest, dass wir dann wohl doch sehr offensichtlich „verkehrtherum“ unterwegs sind und uns unerbittlich auf Kontrolle 3 hinarbeiten. Ich ticker an Thomas per SMS, dass ich nicht bei K1 warten werde, da wir uns verfahren haben. (Später wird deutlich, dass Thomas (der ein bravouröse Aufholjagd hingelegt hat) durch einen beidseitigen unglücklichen SMS-Lese-Rhythmus leider fast eine geschlagene Stunde vergeblich auf uns wartet. Verzweifelt füllt er seine Speicher mit Frites.
Uns ist nicht wirklich klar, wo wir vom Weg abgekommen sind. Die Kreuzungspunkte meinen wir, korrekt durchfahren zu haben. Erst auf unseren Rückwegen wird sich das endgültig aufklären.
Wir drei Abtrünnigen diskutieren die Optionen. Rückfahrt / Abbruch? Zurück bis zum korrekten Track, dann Dreiländerpunkt und weiter? Das kostet mind. 50-60 km (mind. 25 - 30 km zurück und dann weiter ..) - Da niemand von uns das Brevet als Qualifikation für PBP benötigt, beschließen wir, einfach weiter verkehrtherum zu fahren. SMS an Thomas und los.
Auf dem Rückweg letztes Jahr gab es diese tollen langen Abfahrten, die wir nach der gefühlt endlosen Kurbelei in der Eifel sehr genossen hatten. OOOOOPs ….na diese „Abfahrten“ müssen wir nun wohl rauf. Toll. not.
Jetzt macht sich dann auch endgültig bemerkbar, dass Frank und Hanns die Fahrer mit den besseren Beine sind. Am Berg kann ich keine Minute mithalten und falle heillos zurück. Und von Zweifall nach Raffelsbrand zieht es sich. Mit meinen Begleitern außer Sicht fahre ich mich in Krampfnähe. Und dann auch noch ein schabbeliges Gefühl am Hinterrad. So ein Mistdreck! - Immerhin entpuppte sich der Platten nur als undichtes Ventil. Festschrauben und mit der Minipumpe nachtanken reichte. Der Asphalt ist *extrem* rauh und löchrig und wird heute noch ein Opfer an meinem Rad fordern.
Weiter geht’s. Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden irgendwo auf mich warten. Wir hatten nichts festes vereinbart und fuhren ja eher zufällig zusammen.
Und dann kam mir Hajo entgegen und grüßte freundlich bis verwundert mit der Quest-Hupe. Naja, er muss ja vorher schon an Hanns und Frank vorbei gekommen sein. Den Gesichsausdruck hätte ich gern. Leider ist kein Foto überliefert.
Aber sie warteten! Und machten sich Sorgen, wo ich wohl geblieben sein könnte. Sorry, nochmal und einen lieben Dank!
Jetzt war Kontrolle 3 im tiefen, tiefen Tal von Simonskall schon fast zu riechen. Heimelig eingeschlossen von zwei fluffigen 14-Prozentern. Den längeren der beiden flogen wir herrunter. Wir nahmen auch die Abfahrt zur Kontrollstelle noch mit und holten uns unsere K3-Stempel.
Die kürzeren 14% mussten wir jetzt rauf. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Hanns liebt sein Rad nicht. Frank und ich schon.
Auf dem Weg zu K2 fuhren sie mir - wie erwartet - wieder weg. Mir gings zwischenzeitlich mental wir körperlich ziemlich übel. Die Beine zeigten vom Kampf mit den Steigungen leicht Krampfneigung. Die Wegweiser Richtung Aachen mit geringen km-Zahlen waren schon sehr verführerisch. Aber erstmal zumindest bis zur K2! Schließlich brauchte Thomas seine Brevet-Karte. Ich stand fließend mit ihm in SMS-Kontakt. Es sah so aus, als würden wir recht gut synchronisiert dort eintreffen. Den Ravel bis Roetgen flog ich nur so hinunter! Ja! Das ist Radfahren! Klasse. - Und im Supermarkt-Cafe saßen alle vereint: Frank, Hanns, Thomas und weitere Randonneure.
Halbzeit. Zeit für einen Milchkaffee.
Wenn ich nun weiter mit Frank und Hanns durch die Eupener Gegend führe, würden sie mich ziemlich sicher wieder abhängen (müssen). Gewertet werden kann das Brevet eh nicht. Also traf ich die Entscheidung, von nun an - wie ursprünglich geplant - gemeinsam mit Thomas zu fahren. Das machte die Tour für mich zur Pendelstrecke.
In der zweiten Hälfte musste das Wetter dann noch zeigen, was es drauf hat. Es gab zwei, drei dickere Regenschauer. Der erste verpasste uns gar ein graupeliges Gesichtspeeling. Und natürlich drehte der Wind zunehmend in Richtung NNW. Leider verhagelte uns die Nässe die dann nicht mehr so schön zu fahrenden langen Abfahrten. Vor dem Vernichten der Höhenmeter wollten aber noch die in anderen erklommen werden. Während Thomas in Simonskall seinen Stempel holte, schob ich schonmal langsam die dicke Steigung hoch und füllte beim anschließenden Warten meine Energiespeicher. Dieser Vorgang gewinnt dann im weiteren Verlauf (wie immer auf der Langstrecke) weiter an Bedeutung. Nicht immer ist mein Timing dazu heute gut. Wenn schon verkorkst dann richtig. Oder so. Trotzdem kommt soetwas wie Genuss auf als wir eifel-auswärts ganz gut den Schwung mitnehmen und es mal richtig laufen lassen können. Die lange Rüttel-Vibrato-Abfahrt hat dann noch den Centerlock-Adapter am Hinterrad losgeschüttelt. Man macht sich schon sorgen, wenn ein Carbon-Rad bei Tempo 60 metallisch klappert …
In Baesweiler bei ca km 212 tanken wir nochmal in einem Rewe auf. Dann weiter. weiter. weiter. Immer schön im Tritt bleiben. Die Kälte wird bissiger. Der Gegenwind nervt und kühlt die Füße (Sommerschuhe, Überziehe, aber immerhin dicke Merino-Socken) gefühlt bis unter den Gefrierpunkt. Bei gelegentlichen Pausen ging es für mich beim Wiederanfahren nie ohne kurzen Schüttelfrost ab.
In Geilenkirchen fiel es uns dann wie Schuppen aus den Haaren. Stadtauswärts hätten wir die *erste* Abbiegung nehmen müssen und nicht die zweite. Denn diese zweite war der Rückweg (Ich Blödmann! Wenn ich schlau gewesen wäre, hätte ich mich erinnert, dass ich im Vorjahr mit Norbert auch erst an der ersten Abzweigung vorbei gefahren war, wir den Fehler aber rechtzeitig bemerkten … und so in der Spur blieben.)
Bei Geilenkirchen trafen wir auch Frank und Hanns wieder. Im letzten Drittel holten wir noch den ein oder anderen Mitstreiter ein und wurden auch noch eingeholt. Aber meistenteils war es ein pausen- und grundtempo-verursachtes Wechselspiel mal der vorn, mal die anderen. In diesem Zuge verloren wir irgendwann die beiden M5 Piloten nach einer Radfahrer-Fußgänger-Schikane. Ich hatte sie vor einer vorbeifahrenden Rennradgruppe fantasiert; in Wirklichkeit waren sie aber noch in einer Panne gefangen.
Die letzten 20 km wurden zur Qual. Ich bekam dämliche Magenprobleme, so dass ich nur noch stumpf hinter Thomas herkurbeln konnte, der - wie so oft - einen wunderbar stoischen Traktor abgab.