Velomobilbau a la Henry Ford angehen?
Okay, spielen wir ein bißchen. Ich erhebe mal wieder meine mißtönende Unkenstimme (man kann mir ggf. gleich wieder Sozialneid unterstellen und dahingehende Subdiskussionen in den Abschweifthread umparken.)
Erst mal müßte es einen ausreichend großen Markt geben, um die Strampelseifenkisten pro Monat im oberen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Stückzahlbereich absetzen zu können. Zu einem Preis von, sagenwirmal, 2500 bis 3000 Euro? Das sehe ich, analog zur Tin Lizzy, nur mit einer einzigen Ausstattungslinie, einer Farbe, solange sie schwarz ist, und einer sehr übersichtliche Optionsliste, um auch die Logistik herstellerseits kostenarm und gleichzeitig kundendienstfreundlich zu halten.
Obendrein müßte das Mobil aber genug bieten, um am VM- Stammtisch mit den großen Jungs und ihren 15 000- Euro- Pedalporsches für voll genommen zu werden. Und da beißt sich die Katze schon in den Schwanz, denn neben aller Wolkenschieberei, VMs sind die preisliche Spitze des Individualfahrradmarktes mit entsprechend individuell aufgelegter Kundschaft, die was geboten kriegen will für ihr Geld. Und jedes Jahr ein neues DF sehen will, von dem ein weiteres Kilo runtergehobelt wurde, um über die Bleienten vom vorletzten Jahr lästern zu können, für die sich noch ein Idiot gefunden hat, der dafür noch Geld ausgegeben hat. Eine einzige Ausstattungslinie für alle für diese Sorte Individualkundschaft?!
Euer Tagtraum vom Dienst wäre vermutlich ein DF SL, das dank einem Finanzier mit richtig tiefen Taschen und richtig großer Auflage zu einem Drittel seines heutigen Preises angeboten wird und den Mobilitätsmarkt von hinten aufrollt. Kann ich mir nicht vorstellen, dafür ist der Markt zu klein.
Das T- Modell- Volksvelomobil, wie schon in diversen Threads durchgespielt, würde realistischerweise auch mit einem tieftaschigen Finanzier im Hintergrund so etwas wie ein Rotovelo werden, technisch und ausstattungsmäßig abgespeckt, an keiner Rekordfront (Tempo, Aerodynamik, Gewicht, Fahrwerkstechnik...) wirklich prestigeträchtig oder siegverdächtig, und in jedem Forumsthread würde die Frage "Und was haltet Ihr von dem Teil?" vermutlich mit "Ja, aber..."- Antworten, "Kauf Dir n gebrauchtes Mango", "Qualität hat halt ihren Preis" oder blankem Hohn abgebügelt.
Es gibt halt keinen derartigen Massenmarkt für VMs, der eine Massenfertigung rechtfertigen würde, und es wird ihn in absehbarer Zeit nicht geben.
Wenn ich mir blauäugig (und einige meiner o.g. Einwände igniorierend) ne Seifenblase in der Richtung aufpuste, immer mit einem Auge auf dem aktuellen Markt, dann wird das tendenziell eine Alleweder- ähnliche Bausatzlösung. Also, hätte ich einen tieftaschigen Finanzier im Boot, wäre in so einem Bausatz
- Eine robuste rotogemoldete Karosse a la Rotovelo (da geht sicher noch was in Sachen Oberfläche, Aerodynamik, Wandstärken, Gewicht...),
- Ein simplifizierter Hauptrahmen (Irgendwas zwischen Alleweder und KMX)
- Tretlagerausleger ausziehbar a la Trike (Hintergedanke: Pinionausleger von Drittanbieter problemlos und günstig nachrüstbar)
- Elastomer- Frontfederungen a la ICE (und ihren Nachahmern von Catrike und Trident) zwecks Vermeidung der ganzen McPherson- Radkastenstatikzauberei,
- Alternativ eine Blattfederlösung a la Velomo?
- Eine Elastomer- Heckfederung a la Alleweder oder meinetwegen Patricks WAW- Rosta- Federungsvariante,
- Schwinge mit Rohlofftauglichen Ausfallenden
- Eingearbeitete Sitzschale a la Rotovelo, oder was Spritzgegossenes a la Alligt (die könnten in ner Großauflage sicher auch günstiger werden),
- Ein Satz Vorderräder mit Trommelbremsen,
- Vorkonfektionierte Bremszüge
- Alles Spezifische für die Lenkung
- Umlenkrollen
Die restliche unspezifische Fahrradtechnik bliebe dann dem Kunden zwecks Selbstmontage und Wunscherfüllung überlassen, oder eben einem Händler.
Damit wäre herstellerseitig unnötige Lagerhaltung und Kleinteilelogistik vermieden, es wären die üblichen "Jaja, schwäääre Budgetkomponenten (Du arme Sau)"- Diskussionen umschifft, der Kunde hat genug Optionen, sich für kleine(re)s Geld individuell zu fühlen.
Lass den Bock dann mit Allerweltskomponeten fahrfertig um die 15 Kilo wiegen, das ist nicht allzu schäbig und bietet Luft nach unten.
Was kostet der aktuelle Alleweder- Bausatz? Knapp 3 Mille? Wenn der VM- Markt spontan explodieren sollte und ich spontan jeden Monat 50 Bausätze verkümmeln könnte, dürfte der Bausatz noch knappe 1000 bis 1200 Öre kosten und für unter 2000 in Eigenleistung zumindest fahr- und bremsbereit gemacht werden können.