roland65
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Hallo,
ich wollte mal meine erste Erfahrung aus der Anreise zur Spezi mit dem VM zusammenfassen, den einen vielleicht Mut machend, den anderen die Realität näher bringend. Ich behaupte schon lange, dass es körperlich keinen Unterschied macht, ob man 150 oder 300 km fährt, sondern dass es hier v.a. wichtig ist, Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr vernünftig zu regeln und nicht mit zu hohem Druck zu fahren. Hauptproblem ist dann eher der Kopf.
Ich war hin und her gerissen, bis ich die Entscheidung mit dem VM zur SPEZI anzureisen real anging. Ständig plante ich, sprach mit dem ein und anderen, bis die Route stand. Es war wie ein riesiger Berg vor mir, der auf meine Erstbesteigung wartete. Als das Wetter zumindest für den Hinweg schön angesagt war, konnte sich mein innerer Schweinehund nicht mehr raus reden. Pech gehabt!
Die längste Tagesentfernung überhaupt bin ich erst dieses Jahr mit 220 km gefahren und die 300 km-Grenze zu überschreiten bedeutet doch einige Überwindung. Nach den stressigen Wochen vor der Spezi habe ich mir aber bewusst Zeit eingeplant und mir auch keine Reisepartner gesucht, um möglichst frei entscheiden zu können. Die letzte längere Fahrt ist aber doch gut 14 Tage her, ich hatte also schon etwas Sorge, bis über die Münchner Stadtgrenze zu kommen.
Der Start also am Donnerstag 24.4. und wenn's gar nicht anders geht mit Übernachtung.
Der Wetterbericht war super, die Strecke klar, die Lichtanlage am Ks funktioniert inzwischen überwiegend (Blinker und Bremslicht fehlen noch), meine Teile habe ich am Vortag zum Transport gebracht.
Die Nervosität war es wohl, die mich schon gegen 5 Uhr weckte. Auch gut, so bekomme ich wenigstens noch ein kleines Frühstück (Müsli und nen Cappuccino) vor dem Start. Natürlich fallen einem dann noch Sachen ein, die man vergessen hat einzupacken und so komme ich erst um ca. 6:30 Uhr los. Es ist kühl und ich starte noch relativ gut eingepackt. Durch München ist noch wenig Berufsverkehr und es läuft schön bis nach draußen. Noch fühle ich mich nicht ganz fit, kenne das aber von morgendlichen Fahrten – das wird hoffentlich noch anders. Durch GPS im Handy geleitet komme ich gut vorwärts und beschließe nach 120 km in Babenhausen das 2. Frühstück einzulegen. Man reichte belegte Semmel, Schokobanane und einen Cappuccino (na ja, nur so einer aus dem Automaten, kein echter). Da hatte ich schon so den Punkt, dass ich dachte, eigentlich würde es schon genügen. Dieser Schweinehund wieder. Die Sonne versprach heute den ganzen Tag zu heizen, also Sonnencreme auflegen oder abends glühend ins Bett – die Entscheidung für Sonnencreme fiel leicht.
Bis hierher lief es noch relativ entspannt, das ein und andere Hügelchen, so ein wenig Dahingerolle, aber die Aufgaben warteten schon in Form der Schwäbischen Alb, auch wenn es noch ein paar Km dauern würde.
Rückblickend mag das mehr von mir selbst gefühlt, als real so gewesen sein, aber das nachträglich unangenehmste Stück der Tour erlebe ich bei der Auffahrt in Ehingen. Ich war langsam, PKW und LKW im Mix nahmen durchaus Rücksicht, aber ich fühlte mich nicht so recht wohl in meiner Ks-Haut. Der erste längere Anstieg des Tages. So war es immer wieder ein Mix von sehr schnellen Abfahrten, teils auch auf Bundesstraßen mit langsamen, zähen Aufstiegen. Ich ahnte zu Recht, dass sich das bis zum Ende des Tages nicht mehr ändern würde. Wo ein Aufstieg, da eine Abfahrt und umgekehrt! Wahnsinn, echter Wahnsinn ist die Abfahrt nach Bad Urach. Es gibt ja noch welche, die versuchen zu überholen, aber die Meisten geben auf oder probieren es erst gar nicht. Längere Zeit ein Krankenwagen hinter mir - wer den wohl geschickt hat - aber irgendwann hat der wohl gemerkt, dass mir nicht mehr zu helfen ist und hat an passender Stelle überholt und dann hinter dem LKW herfahren zu können.
In Bad Urach – ca. 90 km stehen mir noch bevor – entscheide ich mich für eine Mittagspause, weil ich für den Rest nochmal 3 Stunden einrechne. Der Italiener – Du kannst Dich dankbar schätzen, wenn er Dich bedient (ne er war eigentlich ganz nett, wollte aber pünktlich schließen) – bediente mich noch mit Spaghetti Bolognese und einem Alkoholfreien. Da spürt man richtig, wie der Speicher wieder ein bisschen nachgefüllt wird. Weiter nach Pforzheim ging es überwiegend abwärts. Highlight war die Fahrt durch das Würmtal bis an die Stadtgrenze Pforzheim. Ich wurde gewarnt, da wäre es nicht toll, v.a. um die Rushhour. Natürlich komme ich pünktlich zur Rushour an. Aber ich muss sagen, das war total entspannt. Liegt vielleicht an den Ferien, aber auf dem Rückweg waren dann sicher keine und da war es morgens ähnlich. Viel nerviger sind die Pendler, die von weiter außerhalb kommen, weil die wohl mehr Stress haben, pünktlich zu sein. Wenn man aus der Stadt raus fährt, ist da genau dieses Klima, aber da muss man halt durch. Die letzten Höhenmeter sind dann nicht mehr zum Lachen gewesen, aber irgendwann geht bekanntlich jede Steigung zu Ende. Das tut schon weh, auch wenn die Beine es viel besser hergeben, als ich das zu Beginn gedacht hatte. Für die Bergankunft habe ich es dann ganz locker laufen lassen, kleiner Gang, Beine jetzt eher lockern und auf die Dusche freuen.
Die Daten gehen etwas auseinander, auf jeden Fall
Ankunft nach 12:10, reine Fahrtzeit 9:39 bei 335,06 km. Schnitt inkl. 27,53 und exkl. Pausen 34,68 km/h, lt. Oruxmaps 4214 Hm, lt. Trainingstagebuch 4118 – gefühlt auf jeden Fall – während andere Quellen nur von knapp 3000 Hm ausgehen.
Freitag Ruhetag und Essen, danach Essen und anschließend Essen.
Samstag früh zur SPEZI, pünktlich gestartet, Fähre angefahren (weil das die schönere Strecke wäre) und 45 Minuten gewartet – keine Fähre will nicht fahren – also umgedreht und inkl. einer 6-spurigen Straße zur Rheinbrücke Maxau. Ich sag immer: „Wenn es im Kopf zu eng ist, kann die Straße noch so breit sein.“ - hupt mich echt ein einzelner Autofahrer bei 3 Fahrspuren an, dass ich doch den Radweg benutzen möge. Endlich die Brücke gefunden, und endlich dann auch in Germersheim.
Sonntag ging es dann retoure, wobei ich hoffte einen schöneren Weg durch Karlsruhe zu finden – kannste vergessen. Echt zum Abgewöhnen. Irgendwann habe ich entnervt nur noch den Hbf angesteuert und bin Full Speed auf der Hauptausfallstrecke Richtung Ettlingen gefahren. Da schwimmt man wohl besser den Rhein runter und wieder hoch, als mit dem VM zu fahren.
Der Wetterbericht für Montag versprach mir, dass ich die Sonnencreme eingepackt lassen kann. Mein Körper meint, ich solle doch gleich mal wieder um 5 Uhr raus, damit ich pünktlich los komme. Also Schluss mit Wenden. Start war dann um 6:10 Uhr. Glücklicherweise hielt das Wetter aber doch ziemlich gut. Bei ein paar Tropfen machte ich mich auf den Weg. Irgendwas klingt da komisch. Anhalten, aussteigen – aha, die Karte für die Spezi. Wieder einsteigen, komisch, da rattert immer noch was. Wieder anhalten, aussteigen, oh, das Handyladegerät (benutze ich auch für den Forumslader) hat seinen Weg zur vorderen Rolle gefunden. Na dann, nächster Versuch – es klappt endlich. Von Ettlingen aus geht es gleich wieder richtig hoch. Es sind schon viele Pendler unterwegs, die auch den Weg hoch nehmen und den Genuss doch sehr in Grenzen halten. Ich vermute, dass viele auf Pforzheim zu fahren und ahne, dass der Weg nicht so angenehm wird, wie ich mir das Frühmorgens erhoffte. Das sollte bis Pforzheim anhalten. Bergab ist mir das egal, weil eh kaum einer überholen kann, aber aufwärts ist es nicht so toll. Wenn dann die Kette durch die unkoordinierte Fußschaltung noch irgendwo hin fliegt, man erst mal wieder aussteigen, ins Innere kriechen, die Kette wieder auflegen darf. Wie schon erwähnt ist die Durchfahrt Pforzheim auch morgens viel entspannter, als ich das erwartet hätte. Das geht ganz flott und bald finde ich mich an der Einfahrt ins Würmtal. Bei der Herfahrt dachte ich mir, dass ich da sicher schon zu kämpfen bekäme, aber das Tal zieht so sanft hoch, dass ich das fast ständig mit bis zu 35 km/h unterwegs war. Na prima, so könnte das weiter gehen – tut es aber nicht. Richtig unangenehm wurde es nach Sindelfingen, schon die Ausfahrt Richtung Stuttgarter war nicht so prickelnd – deutlich ansteigend, Straße zu schmal, als dass die Autos leicht überholen konnten. Irgendwann halte ich an, damit der Schwung mir nicht länger im Nacken sitzt. So was ist nichts für mich, da bin ich wohl zu zart besaitet. Ich mag nicht gerne im Weg sein. Da wünsche ich mir für Auffahrten immer eine breite Straßenseite oder einen perfekten VM-geeigneten Radweg. Na ja, wünschen darf man ja. Die folgenden Stadtdurchfahrten sind das, was ich von München kenne – man steht mehr als man fährt – zumindest gefühlt. Echt zum Abgewöhnen (siehe Planungstipps). So geht das lange Zeit immer weiter und ich frage mich schon, ob ich nicht falsch geplant habe (zum Teil sicher). Es sollte dann die B466 Richtung HDH folgen, aber – oh Wunder – da ist gar nicht so viel Verkehr wie ich befürchtet hatte. Erst kurz vor dem „Gipfelpunkt“ (kann man echt so sagen) wird es durch die Kurven und LKW etwas unangenehmer, aber nie problematisch. Alle überholen rücksichtsvoll, kein einziger Huper, obwohl bestimmt der ein und andere genervt und im Stress ist. Endlich über dem höchsten Punkt ist es eine flotte Abfahrt Richtung HDH. Das einzige was mich jetzt bremsen kann, eine Ampel, die einem den gesamten Speed nimmt und für ein Auto umschaltet – pünktlich beim drauf zu rollen. Oh Mann! Dann hinter HDH meldet sich der Tank. Statt den Ort lt. Planung zu umfahren finde ich dort ein Gasthaus, wo ich mir etwas Sauerbraten und Spätzle mit Salat gönne. Ob sich das mal nicht rächt, aber das hat mich auf der Karte zu sehr angelacht. Ich bitte schon extra wenig Fleisch und viel Spätzle – war immer noch zu viel Fleisch, das ich dann liegen lassen musste, sonst wäre das sicher nicht gut gegangen.
Nach gut 45 Minuten bin ich dann weiter, habe mich dann auch recht gut gefühlt. Es sollten ja noch immerhin gut 150 km Weg sein. Durch die schweren Höhenmeter hatte ich mich entschieden, die Pausen anders zu legen. Wenn es mir zu dumm geworden wäre, hätte ich immer nochmal eine Kaffeepause einlegen können. Ich habe gemerkt, dass es auf jeden Fall wichtig ist, genug Zeit in Reserve zu haben, um locker fahren zu können. So lief das weiter ganz gut dahin. Eine Großbaustelle konnte ich dann auf einem prima Radweg umfahren – bin trotz Hinweis auf gut Glück und die Richtung weiter und hatte dann auch Glück. In der Planung sah das Profil Richtung Augsburg und München ganz gefällig aus. So gefällig zeigte es sich dann auf der Straße leider nicht. Da waren noch einige Höhenmeter, die nach 250 km dann schon weh tun. Ging gut, aber locker ist was anderes. Endlich komme ich ein paar Kilometer vor München in die flachere Gegend und fand eine schöne Einfallstrecke. Ab der Stadtgrenze war eher Ausrollen angesagt und es war schon gut zu wissen, gleich daheim zu sein.
Gesamtzeit 12:17, reine Fahrtzeit 10:50, Gesamtschnitt 26,72 und ohne Pause 30,28 km/h (man sieht, dass ich wohl mehr gestanden sein musste), lt. Oruxmaps 3890, trainingstagebuch.org 3734 und gpsies 2926 Hm. Wem soll man heutzutage noch glauben?
Planungstipps:
Ich habe viel über Bikeroutetoaster (endlich ging er wieder) geplant, dort Optionen auf Bike, Avoid Hills, Bike Paths auf „0“, und schon gibt es die Höhenmeter-optimierte Strecke. Das als Basis muss man sich an die Feinplanung begeben. Ich dachte beim Rückweg, dass es besser sei die schnellen Straßen zu nehmen, aber das täuscht. Da können manchmal, wenn auch nicht immer, mehr Höhenmeter drin stecken und daneben über die Dörfer geht es flach. Zudem ist es besser um Städte herum zu planen. Es ist viel einfacher ein paar Kilometer mehr zu haben, als ständig mit Autos vor Ampeln zu stehen. Gefühlt bin ich den Rückweg schneller gefahren, aber effektiv wohl viel mehr herum gestanden, obwohl ich etwas kürzere Pausen gemacht habe.
Essen und Trinken:
Erstaunlich wenig, ich schwitze aber auch sehr wenig, habe nur bei den Pausen die 1,5L-Flasche neu gefüllt. Trinke dazwischen aber ständig per Schlauch.
Riegel hatte ich dabei, aber auf dem Hinweg meine ich gar keinen gegessen, somit nur das 2. Frühstück und Mittag gegessen - dafür am nächsten Tag fast durchgängig.
Noch ein Tipp für's Fahren:
Bloß nicht nachdenken, wie viele Kilometer es noch sind – v.a. nicht zu früh.
Persönliches Fazit:
Ich habe gerne noch ein bisschen vom Tag übrig und Zeit für andere Ding, weswegen ich jetzt nicht ständig so lange Strecken fahren werde, aber 200km sind für jemand der 100km fahren kann bei richtiger Planung sicher kein Problem.
Viele Grüße,
Roland - und nicht zu viel Angst vor langen Strecken.
ich wollte mal meine erste Erfahrung aus der Anreise zur Spezi mit dem VM zusammenfassen, den einen vielleicht Mut machend, den anderen die Realität näher bringend. Ich behaupte schon lange, dass es körperlich keinen Unterschied macht, ob man 150 oder 300 km fährt, sondern dass es hier v.a. wichtig ist, Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr vernünftig zu regeln und nicht mit zu hohem Druck zu fahren. Hauptproblem ist dann eher der Kopf.
Ich war hin und her gerissen, bis ich die Entscheidung mit dem VM zur SPEZI anzureisen real anging. Ständig plante ich, sprach mit dem ein und anderen, bis die Route stand. Es war wie ein riesiger Berg vor mir, der auf meine Erstbesteigung wartete. Als das Wetter zumindest für den Hinweg schön angesagt war, konnte sich mein innerer Schweinehund nicht mehr raus reden. Pech gehabt!
Die längste Tagesentfernung überhaupt bin ich erst dieses Jahr mit 220 km gefahren und die 300 km-Grenze zu überschreiten bedeutet doch einige Überwindung. Nach den stressigen Wochen vor der Spezi habe ich mir aber bewusst Zeit eingeplant und mir auch keine Reisepartner gesucht, um möglichst frei entscheiden zu können. Die letzte längere Fahrt ist aber doch gut 14 Tage her, ich hatte also schon etwas Sorge, bis über die Münchner Stadtgrenze zu kommen.
Der Start also am Donnerstag 24.4. und wenn's gar nicht anders geht mit Übernachtung.
Der Wetterbericht war super, die Strecke klar, die Lichtanlage am Ks funktioniert inzwischen überwiegend (Blinker und Bremslicht fehlen noch), meine Teile habe ich am Vortag zum Transport gebracht.
Die Nervosität war es wohl, die mich schon gegen 5 Uhr weckte. Auch gut, so bekomme ich wenigstens noch ein kleines Frühstück (Müsli und nen Cappuccino) vor dem Start. Natürlich fallen einem dann noch Sachen ein, die man vergessen hat einzupacken und so komme ich erst um ca. 6:30 Uhr los. Es ist kühl und ich starte noch relativ gut eingepackt. Durch München ist noch wenig Berufsverkehr und es läuft schön bis nach draußen. Noch fühle ich mich nicht ganz fit, kenne das aber von morgendlichen Fahrten – das wird hoffentlich noch anders. Durch GPS im Handy geleitet komme ich gut vorwärts und beschließe nach 120 km in Babenhausen das 2. Frühstück einzulegen. Man reichte belegte Semmel, Schokobanane und einen Cappuccino (na ja, nur so einer aus dem Automaten, kein echter). Da hatte ich schon so den Punkt, dass ich dachte, eigentlich würde es schon genügen. Dieser Schweinehund wieder. Die Sonne versprach heute den ganzen Tag zu heizen, also Sonnencreme auflegen oder abends glühend ins Bett – die Entscheidung für Sonnencreme fiel leicht.
Bis hierher lief es noch relativ entspannt, das ein und andere Hügelchen, so ein wenig Dahingerolle, aber die Aufgaben warteten schon in Form der Schwäbischen Alb, auch wenn es noch ein paar Km dauern würde.
Rückblickend mag das mehr von mir selbst gefühlt, als real so gewesen sein, aber das nachträglich unangenehmste Stück der Tour erlebe ich bei der Auffahrt in Ehingen. Ich war langsam, PKW und LKW im Mix nahmen durchaus Rücksicht, aber ich fühlte mich nicht so recht wohl in meiner Ks-Haut. Der erste längere Anstieg des Tages. So war es immer wieder ein Mix von sehr schnellen Abfahrten, teils auch auf Bundesstraßen mit langsamen, zähen Aufstiegen. Ich ahnte zu Recht, dass sich das bis zum Ende des Tages nicht mehr ändern würde. Wo ein Aufstieg, da eine Abfahrt und umgekehrt! Wahnsinn, echter Wahnsinn ist die Abfahrt nach Bad Urach. Es gibt ja noch welche, die versuchen zu überholen, aber die Meisten geben auf oder probieren es erst gar nicht. Längere Zeit ein Krankenwagen hinter mir - wer den wohl geschickt hat - aber irgendwann hat der wohl gemerkt, dass mir nicht mehr zu helfen ist und hat an passender Stelle überholt und dann hinter dem LKW herfahren zu können.
In Bad Urach – ca. 90 km stehen mir noch bevor – entscheide ich mich für eine Mittagspause, weil ich für den Rest nochmal 3 Stunden einrechne. Der Italiener – Du kannst Dich dankbar schätzen, wenn er Dich bedient (ne er war eigentlich ganz nett, wollte aber pünktlich schließen) – bediente mich noch mit Spaghetti Bolognese und einem Alkoholfreien. Da spürt man richtig, wie der Speicher wieder ein bisschen nachgefüllt wird. Weiter nach Pforzheim ging es überwiegend abwärts. Highlight war die Fahrt durch das Würmtal bis an die Stadtgrenze Pforzheim. Ich wurde gewarnt, da wäre es nicht toll, v.a. um die Rushhour. Natürlich komme ich pünktlich zur Rushour an. Aber ich muss sagen, das war total entspannt. Liegt vielleicht an den Ferien, aber auf dem Rückweg waren dann sicher keine und da war es morgens ähnlich. Viel nerviger sind die Pendler, die von weiter außerhalb kommen, weil die wohl mehr Stress haben, pünktlich zu sein. Wenn man aus der Stadt raus fährt, ist da genau dieses Klima, aber da muss man halt durch. Die letzten Höhenmeter sind dann nicht mehr zum Lachen gewesen, aber irgendwann geht bekanntlich jede Steigung zu Ende. Das tut schon weh, auch wenn die Beine es viel besser hergeben, als ich das zu Beginn gedacht hatte. Für die Bergankunft habe ich es dann ganz locker laufen lassen, kleiner Gang, Beine jetzt eher lockern und auf die Dusche freuen.
Die Daten gehen etwas auseinander, auf jeden Fall
Ankunft nach 12:10, reine Fahrtzeit 9:39 bei 335,06 km. Schnitt inkl. 27,53 und exkl. Pausen 34,68 km/h, lt. Oruxmaps 4214 Hm, lt. Trainingstagebuch 4118 – gefühlt auf jeden Fall – während andere Quellen nur von knapp 3000 Hm ausgehen.
Freitag Ruhetag und Essen, danach Essen und anschließend Essen.
Samstag früh zur SPEZI, pünktlich gestartet, Fähre angefahren (weil das die schönere Strecke wäre) und 45 Minuten gewartet – keine Fähre will nicht fahren – also umgedreht und inkl. einer 6-spurigen Straße zur Rheinbrücke Maxau. Ich sag immer: „Wenn es im Kopf zu eng ist, kann die Straße noch so breit sein.“ - hupt mich echt ein einzelner Autofahrer bei 3 Fahrspuren an, dass ich doch den Radweg benutzen möge. Endlich die Brücke gefunden, und endlich dann auch in Germersheim.
Sonntag ging es dann retoure, wobei ich hoffte einen schöneren Weg durch Karlsruhe zu finden – kannste vergessen. Echt zum Abgewöhnen. Irgendwann habe ich entnervt nur noch den Hbf angesteuert und bin Full Speed auf der Hauptausfallstrecke Richtung Ettlingen gefahren. Da schwimmt man wohl besser den Rhein runter und wieder hoch, als mit dem VM zu fahren.
Der Wetterbericht für Montag versprach mir, dass ich die Sonnencreme eingepackt lassen kann. Mein Körper meint, ich solle doch gleich mal wieder um 5 Uhr raus, damit ich pünktlich los komme. Also Schluss mit Wenden. Start war dann um 6:10 Uhr. Glücklicherweise hielt das Wetter aber doch ziemlich gut. Bei ein paar Tropfen machte ich mich auf den Weg. Irgendwas klingt da komisch. Anhalten, aussteigen – aha, die Karte für die Spezi. Wieder einsteigen, komisch, da rattert immer noch was. Wieder anhalten, aussteigen, oh, das Handyladegerät (benutze ich auch für den Forumslader) hat seinen Weg zur vorderen Rolle gefunden. Na dann, nächster Versuch – es klappt endlich. Von Ettlingen aus geht es gleich wieder richtig hoch. Es sind schon viele Pendler unterwegs, die auch den Weg hoch nehmen und den Genuss doch sehr in Grenzen halten. Ich vermute, dass viele auf Pforzheim zu fahren und ahne, dass der Weg nicht so angenehm wird, wie ich mir das Frühmorgens erhoffte. Das sollte bis Pforzheim anhalten. Bergab ist mir das egal, weil eh kaum einer überholen kann, aber aufwärts ist es nicht so toll. Wenn dann die Kette durch die unkoordinierte Fußschaltung noch irgendwo hin fliegt, man erst mal wieder aussteigen, ins Innere kriechen, die Kette wieder auflegen darf. Wie schon erwähnt ist die Durchfahrt Pforzheim auch morgens viel entspannter, als ich das erwartet hätte. Das geht ganz flott und bald finde ich mich an der Einfahrt ins Würmtal. Bei der Herfahrt dachte ich mir, dass ich da sicher schon zu kämpfen bekäme, aber das Tal zieht so sanft hoch, dass ich das fast ständig mit bis zu 35 km/h unterwegs war. Na prima, so könnte das weiter gehen – tut es aber nicht. Richtig unangenehm wurde es nach Sindelfingen, schon die Ausfahrt Richtung Stuttgarter war nicht so prickelnd – deutlich ansteigend, Straße zu schmal, als dass die Autos leicht überholen konnten. Irgendwann halte ich an, damit der Schwung mir nicht länger im Nacken sitzt. So was ist nichts für mich, da bin ich wohl zu zart besaitet. Ich mag nicht gerne im Weg sein. Da wünsche ich mir für Auffahrten immer eine breite Straßenseite oder einen perfekten VM-geeigneten Radweg. Na ja, wünschen darf man ja. Die folgenden Stadtdurchfahrten sind das, was ich von München kenne – man steht mehr als man fährt – zumindest gefühlt. Echt zum Abgewöhnen (siehe Planungstipps). So geht das lange Zeit immer weiter und ich frage mich schon, ob ich nicht falsch geplant habe (zum Teil sicher). Es sollte dann die B466 Richtung HDH folgen, aber – oh Wunder – da ist gar nicht so viel Verkehr wie ich befürchtet hatte. Erst kurz vor dem „Gipfelpunkt“ (kann man echt so sagen) wird es durch die Kurven und LKW etwas unangenehmer, aber nie problematisch. Alle überholen rücksichtsvoll, kein einziger Huper, obwohl bestimmt der ein und andere genervt und im Stress ist. Endlich über dem höchsten Punkt ist es eine flotte Abfahrt Richtung HDH. Das einzige was mich jetzt bremsen kann, eine Ampel, die einem den gesamten Speed nimmt und für ein Auto umschaltet – pünktlich beim drauf zu rollen. Oh Mann! Dann hinter HDH meldet sich der Tank. Statt den Ort lt. Planung zu umfahren finde ich dort ein Gasthaus, wo ich mir etwas Sauerbraten und Spätzle mit Salat gönne. Ob sich das mal nicht rächt, aber das hat mich auf der Karte zu sehr angelacht. Ich bitte schon extra wenig Fleisch und viel Spätzle – war immer noch zu viel Fleisch, das ich dann liegen lassen musste, sonst wäre das sicher nicht gut gegangen.
Nach gut 45 Minuten bin ich dann weiter, habe mich dann auch recht gut gefühlt. Es sollten ja noch immerhin gut 150 km Weg sein. Durch die schweren Höhenmeter hatte ich mich entschieden, die Pausen anders zu legen. Wenn es mir zu dumm geworden wäre, hätte ich immer nochmal eine Kaffeepause einlegen können. Ich habe gemerkt, dass es auf jeden Fall wichtig ist, genug Zeit in Reserve zu haben, um locker fahren zu können. So lief das weiter ganz gut dahin. Eine Großbaustelle konnte ich dann auf einem prima Radweg umfahren – bin trotz Hinweis auf gut Glück und die Richtung weiter und hatte dann auch Glück. In der Planung sah das Profil Richtung Augsburg und München ganz gefällig aus. So gefällig zeigte es sich dann auf der Straße leider nicht. Da waren noch einige Höhenmeter, die nach 250 km dann schon weh tun. Ging gut, aber locker ist was anderes. Endlich komme ich ein paar Kilometer vor München in die flachere Gegend und fand eine schöne Einfallstrecke. Ab der Stadtgrenze war eher Ausrollen angesagt und es war schon gut zu wissen, gleich daheim zu sein.
Gesamtzeit 12:17, reine Fahrtzeit 10:50, Gesamtschnitt 26,72 und ohne Pause 30,28 km/h (man sieht, dass ich wohl mehr gestanden sein musste), lt. Oruxmaps 3890, trainingstagebuch.org 3734 und gpsies 2926 Hm. Wem soll man heutzutage noch glauben?
Planungstipps:
Ich habe viel über Bikeroutetoaster (endlich ging er wieder) geplant, dort Optionen auf Bike, Avoid Hills, Bike Paths auf „0“, und schon gibt es die Höhenmeter-optimierte Strecke. Das als Basis muss man sich an die Feinplanung begeben. Ich dachte beim Rückweg, dass es besser sei die schnellen Straßen zu nehmen, aber das täuscht. Da können manchmal, wenn auch nicht immer, mehr Höhenmeter drin stecken und daneben über die Dörfer geht es flach. Zudem ist es besser um Städte herum zu planen. Es ist viel einfacher ein paar Kilometer mehr zu haben, als ständig mit Autos vor Ampeln zu stehen. Gefühlt bin ich den Rückweg schneller gefahren, aber effektiv wohl viel mehr herum gestanden, obwohl ich etwas kürzere Pausen gemacht habe.
Essen und Trinken:
Erstaunlich wenig, ich schwitze aber auch sehr wenig, habe nur bei den Pausen die 1,5L-Flasche neu gefüllt. Trinke dazwischen aber ständig per Schlauch.
Riegel hatte ich dabei, aber auf dem Hinweg meine ich gar keinen gegessen, somit nur das 2. Frühstück und Mittag gegessen - dafür am nächsten Tag fast durchgängig.
Noch ein Tipp für's Fahren:
Bloß nicht nachdenken, wie viele Kilometer es noch sind – v.a. nicht zu früh.
Persönliches Fazit:
Ich habe gerne noch ein bisschen vom Tag übrig und Zeit für andere Ding, weswegen ich jetzt nicht ständig so lange Strecken fahren werde, aber 200km sind für jemand der 100km fahren kann bei richtiger Planung sicher kein Problem.
Viele Grüße,
Roland - und nicht zu viel Angst vor langen Strecken.