Anreis zu CV - Rennberichte - Abreise nach D
Am Donnerstag wurde es immer klarer, sämtliche Trips zu CV, die ich als lose Zusage hatte, würden ausfallen.
Da ich Freitag auf keine Fall versäumen wollte musste jetzt Plan B greifen. Nur ich hatte keinen Plan B. Plan B war ja das eine Mitfahrgelegenheit zur Not durch die andere ersetzt werden kann.
Jetzt gab es 3 Alternativen Zug, Stadtteilauto oder mit dem Rad anreisen.
Letzteres war mir am sympathischsten. Was mir dazu fehlte war eine Vorstellung wie ich mein ganze Geraffel heil und vor allem trocknen mitkriege.
Auto und Zug wären mit gut 80 € hin und zurück in etwa gleich teuer gewesen. Da die Zugreise genauso lange gedauert hätte wie die Anreise mit dem Rad fiel diese Option recht schnell raus. Also Stadtteilauto. Am Freitagmorgen dann dass für mich typische innerliche Hin und Her. Zum einen neige ich zu einem gewissen Geiz oder sagen wir besser, bewussten Umgang mit Geld, besonders wenn ich ja ein teures Spezialrad vor der Tür stehen habe (Mango). Also hab ich mir ein Herz gefasst und mein Mango kurzer Hand mit neuen GP`s ausgestattet und mal ausprobiert ob alles reinpasst (vor allem das nicht ganz so klein zu verpackende Zelt, und die Kameraausrüstung und der Rechner und Wechselklamoten und der Schirm, und was zu Essen und zu Trinken, wenigsten soviel das es bis nach Lelystad reicht. Und siehe da, ich kriegte alles rein. Schnell noch das Versataildach demontiert, das Mango ist auch so schon langsam genug und in die Rennradkutte geschmissen. Ups, jetzt war es doch schon 11:45. Das sollte reichen, um pünktlich zu sein. Ich wollte ja kein Sightseeing betreiben, sondern schnell ankommen.
Wind fast direkt auf die Nase und trotzdem rennt die Kiste. Gut das ich die GP`s aufgezogen habe. Es rollte so um die 36, auf guten Passagen ist auch mal die 4 vorn, prima. Allerdings ist die Seitenführung der GP`s, na sagen wir suboptimal. Das passte aber gut zum Rest des Fahrfeelings meines Mangos;-). Es war zwar windig, aber sonst Wetter wie ich es durchaus mag. 2 Stunden später war ich in NL und überlegte wie ich es mit VM und Radweg halten soll. Die unterschiedlichsten Geschichten und eigene Erfahrungen geistern mir durch den Kopf. Ich blieb erstmal auf der Straße, störte ja auch niemanden. Dann wurde die Straße unübersichtlicher und der Autoverkehr mehr, ich beschloß den Radweg zu benutzen. 500m weiter hatte ich einen Platten ... so ein Mist. Ne fette, scharfkantige Glasscherbe. Meine gute Handpumpe macht zwar sicher 7Bar, vielleicht auch 7,5 aber eben nicht 8,5-9 und das konnte ich deutlich merken, es lief schwerer und die Zeit rannte. Trotzdem blieb ich auf den Radwegen und lernte fluchend, die manchmal etwas merkwürdige Wegführung eben dieser Wege zu verstehen.
Die Ortsdurchfahren habe ich noch von früher in schlechter Erinnerung. Jetzt wäre ein Naivi nicht schlecht. Die Zeit mir eins von einem Freund zu leihen hatte ich aber nicht mehr. Selber schuld! Hätte ja mal früher drüber nachdenken können. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber an die Radwegbeschilderung. Auch daran, dass schon irgendwann mal wieder ein Schild kommen wird. Böse wird es nur wenn im Ort gerade ne Veranstaltung, oder ne Großbaustelle ist. Dann wurden meine Kartenlesefähigkeiten getestet. Wirklich verfahren habe ich mich kein Mal. Aber Kartenlesen kostet Zeit, mehr als mir lieb war.
Jetzt macht sich auch ein weiterer Fehler in meiner Einschätzung bemerkbar, den ich auch hätte ahnen können. Ich war mit SPD Pedalen unterwegs, um auch mal laufen zu können. Ich laufe aber gar nicht und zum fahren mit Druck ist mir die Auflagefläche der SPD`s zu klein. Ich bekam Krämpfe in den Füßen. Was hat Christian mal gesagt, man kann Schmerzen ignorieren. Na, dann wollen wir mal. Boah, tut das weh ... Aber es wird tatsächlich weniger ... solange ich keinen Druck mache. Beim nächsten Kartenstopp mache ich ne Pinkelpause und vor allem ne Stehpause, das hilft.
Dann musste ich als nächstes etwas über die Topographie von Holland lernen, was ich eigentlich auch wusste aber ignoriert habe. Es gibt doch Höhenmeter in Holland. HM und Mango mit voller Beladung, da treffen zwei Welten aufeinander. Wenn man nur eine Fahrbahnmarkierung hochfahren bzw. überqueren muss wird die Gummikuh schon merklich langsamer. Brückensteigungen werden zur Alpenüberquerung. Hab ich mal behauptet mit der Liege käme man anständig einen Hügel oder gar einen Berg hoch. Tja und jetzt geht es aus der Tiefe der Ijssel ins holländische Hochgebirge um Apeldoorn. Unfassbare 97HM sammelte ich dort und gefühlt war die Auffahrt auf den MT Ventoux auch nicht anstrengender.
Aber wenn man meint es geht nicht schlimmer ... . Bei der anschliessenden Abfahrt entschied ich mich für eine Abkürzung. Die hatte allerdings einen derart schlechten Belag (einbitumiertre Grobschotter mit ner Menge Löcher), das es mir den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Eh schon ein schlechtes Fahrwerk, leicht ausgeschlagene Gelenke und der linker Reifen mit andern Druck wie der Rechte, super! Ich hänge nur an der Bremse und die Zeit läuft.
Irgendwie ist mir aufgefallen, das alle Ortschaften die für mich relevant sind 20km auseinanderliegen. 20 km ziehen sich dann doch mehr als mir lieb ist und dann wieder die Krämpfe in den Füßen. Die auffällig Fahrradbrücke vor Harderweik schaffe ich tatsächlich nur mit Mühe und muss oben anhalten, mal wieder. Jetzt „nur“ noch 20km. Bald kam ich in Gelände das ich schon öfter mal gesehen habe. Kurz vor Lelystadt mach ich noch eine Stop an der Tanke, damit ich wenigstens für den Abend noch was zu Essen und zu Trinken habe. Weiter ging es mit einem Vorgeschmack auf Kommendes. Bis dato war ich dreimal in einen Schauer gekommen, so dass ich den Schaumdeckel nutzen musste. Dieser Schauer jetzt war aber der bei Weitem heftigste und längste. Endlich sah ich den Flughafen. Ziemlich genau 200km in 6:43 nett 7h brutto hatte ich jetzt hinter mir.Gerade angekommen begann das erste Stundenrennen. Es reicht noch um ne Jacke überzuziehen...
Abends merkte ich dann mein Knie stärker als gewünscht. Die Schleimbeutelentzündung war also doch noch nicht völlig auskuriert .
Rennberichte auf DropLimits
Am Samstag fuhr ich morgens noch kurz in die Stadt um mir was zu Essen und zu Trinken zu kaufen. Robert Fischeier lieh mir dafür sein Garmin. Beinah hätte ich abgelehnt, weil ich mich ja so gut orientieren kann
, Ohne das garmin wäre ich wahrscheinlich heute noch in Lelystad. Auf dem Weg nach Lelystad hatte ich meinen zweiten Platten auf dem Weg zurück merke ich mein Beine vom Tag zuvor. Wieder aus der Stadt raus, merkte ich dass es doch nicht die Beinen waren, sondern schon wieder ein Platten. Auf den Pflastersteinen hatte ich das gar nicht gemerkt. Einziger Trost, den anderen war es Tags zuvor mit stabileren Reifen auch nicht besser ergangen. Ebenfalls mehrere Defekte in kürzester Zeit.
Sonntag beschäftigte mich die ganze Zeit die Heimreise. Bei dem Regen wäre das Versataildach doch hilfreich. Brille und strömender Regen sind im offenen Velomobil keine gute Kombination. Na, erstmal Fotos machen. Freundlicher Weise bietet Daniel sich an mich samt Mango in seinem Bulli mitzunehmen. Das gleiche Angebot macht er kurze Zeit später auch Robert. Schnell die ganze nassen Klamotten (Zelt etc.) ins Mango verfrachtet und auf zum vereinbarten Treffpunkt. Robert war auch dort, aber Daniel nicht. Also setzte ich mich in meine Karre und suchte ihn, oder besser gesagt, wollte ihn suchen. Weit kam ich nämlich nicht. Antrieb blockierte. Was ist denn jetzt los? Ein Zeltschnur, die ich in der Eile nicht ordentlich verpackt hatte, hat sich mit der Kette im Kettenleitrohr verklemmt. Mist. Bäuchlings im Mango liegend, bei strömendem Regen, befreite ich die Kette wieder und riss dabei leider die Halterung für das Kettenleitrohr ab. Wo kriegt man jetzt Kabelbinder her? Auch dafür fanden sich nette Menschen, die halfen und irgendwann lief die Kiste wieder. Inzwischen war auch Daniel aufgetaucht. Es stellte sich heraus , das Daniels Angebot sehr nett war, aber weder Robert noch Daniel noch ich wussten wie wir zwei geschweige denn 3 VM in den Bully kriegen sollten, ohne dass diese Schaden nehmen. Ich war noch gefrustet von den Basteleien (soviel Pech hatte ich die letzten zwei Jahre zusammen nicht), da bot sich Robert an, dass wir zusammenfahren können. Bis grob nach Apeldoorn führte unser Weg mehr oder weniger gleich. Ich hatte Bedenken mit dem „jeden Tag 80km Fahrer“ Robert zu fahren. Er ist aber einfach so freundlich und kennt auch noch einen Weg um die blöden Steigungen in Apeldoorn herum. Ich hatte mir noch kurz von den Bentlages den Rennkompressor ausgeliehen und die GP`s wieder auf vernünftigen Druck gebracht.
Gemeinsam fuhren Robert und ich los und es ging besser als erwartet. Robert konnte ich gut folgen, sowohl im Sinn ausreichender Kraft, als auch seiner Routenführung. Weit kamen wir aber nicht, da hatte ich den nächsten Platten. Natürlich hielt mein Flicken nicht, Robert hatte noch einen für mich und eine Kunststoffstandpumpe. Ob die mehr Druck macht als meine Zefal bin mir nicht sicher, müsste man zu Hause mal testen. Und weiter ging es.
Die Fahrt mit Robert entpuppte sich als kurzweilig und angenehm. Als ich eine Bemerkung machte, dass er ja ein klein wenig im Vorteil sei, mit CarbonQuest und Haube, lieh er mir kurzerhand sein Haube. Jetzt war es ausgeglichen, super.
Irgendwo bei Epe wurde mir klar, dass es für mich günstiger wäre nicht wieder bis nach Apeldoorn zu fahren. Wir trennten uns und gleich verfranste ich mich in Epe. Dort machte ich dann den Fehler einen netten Holländer nach dem Weg zu fragen. Der konnte mir zwar nicht viel erklären, weil er keinen Überblick hatte und auch die Karte nicht lesen konnte, hielt mich in seiner freundlichen Art aber ziemlich lange auf. Irgendwie kam ich dann doch nach Olst. Auf dem Weg dorthin frischte der Wind auf und ich kriegte eine Böe, dass es mir den komplett festgekletteten Schaumdeckel wegriss, denn ich dann, mit nackten Beinen, aus einem Diestelfeld holen durfte :-(.
Nachdem ich die Ijseel per Fähre überquert hatte, wunderte ich mich über meinen Speed. Trotz Wind von schräg hinten hielt ich mit Mühe die 30.
Kurzer Stopp brachte Klarheit, ein Schleicher. Reparieren hatte ich keinen Bock mehr, also erstmal pumpen und sehen was geht. Außerdem wurde mein Material langsam knapp. Wer weiß wie oft ich noch mit einer Panne hätte rechnen müssen.
An die Ausschilderung hatte ich mich mittlerweile gewöhnt und kam leidlich gut voran, alle 20/25 km pumpend, immer wenn es zu anstrengend wurde. Selbst die Ortsdurchfahrten meistertet ich jetzt fast schon souverän, so dass ich gegen 20:20 endlich deutsches Hoheitsgebiet erblickte.
An der Grenze musste ich mal wieder ne krampflösende Stehpause machen, die ich ja jetzt immer gut mit einer Pumpeinheit verbinden konnte.
Was jetzt noch kam kannte ich ja wieder. Irgendwo wartet noch das Schöppinger Bergchen auf mich. Sozusagen die letzte echte Herausforderung für den Tag. Vorher nochmal pumpen und dann hoch.
Ups, ich hatte vergessen, was ich sonst mit dem ZOX im Sturm nahm, wurde mit der vollgepackten Gummikuh zur echten Prüfung. Auch hier erinnerte ich mich an einen Rat von CAS, treten als ob man Treppen steigt. Was für ne Quälerei, aber irgendwann ist auch die längste Treppe zu Ende und die Abfahrt danach ist echt ein Sahnestück, wenn man keinen Schleicher hat. Das Fahrwerk schaukelt sich irgendwo bei 40/42 immer wieder zu einer Resonanzschwingung auf, so dass ich das schöne Tempo wegbremsen musste. Egal, vom Schöppinger Berg konnte ich Münster in gut 25km Entfernung sehen, das half ... ungefähr bis hinter Lear. Da war es dann vorbei mit dem Schleicher. Ventillabriss. Mist, 15 km vor dem Ziel doch noch Schlauch wechseln. Es klappte alles und plötzlich lief das Mango wieder!? Ich war inzwischen allerdings so müde, dass ich Mühe hatte mich zu konzentrieren.
Nach 197km war ich wieder zu Haus, nur ne halbe Stunde länger unterwegs als Robert für seine 194km ... wäre schöner gewesen, ohne diese vielen Defekte.
Das war so eine verfluchte Fahrt, die einem aber trotzdem im Gedächtnis bleibt und wie heißt es: „Im Leben zählen nur die Tage an die man sich erinnert“