Ergotraining - Die außerirdische Variante

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Grundvoraussetzung: Die Einheit muss 76min lang sein und zwischen Anfang November und Ende März absolviert werden. ;)

Da außerirdische Leistung zu ebensolcher Geschwindigkeit führt, führt Winter und Dunkelheit zu einer Menge irdischer Gefahren, bei intensivem Training (>45km/h). Es macht also Sinn intensive Einheiten, drinnen zu fahren...

Hier ein erstes Beispiel, die "90.90.90-Wartungseinheit". Sinn des Trainings ist bei minimalem Zeiteinsatz, die entscheidenden Faktoren wie aerobe Leistungsfähigkeit, maximale Sauerstoffaufnahme und anaerobe Leistung zu konservieren. Diese Einheit ist etwas speziell in der Hinsicht, dass sie nichts richtig trainiert. Einheiten mit konkreten Zielen werden noch folgen. Diese "90.90.90-Wartungseinheit" besteht aus 20 min L4, 2 x 5 min L5 und 5 x 30 sec L6/L7(anaerob). Bei einer FTP von 320 Watt werden die Intervalle bei 290 / 345 / 560 Watt gefahren. Auch weitere Beispiele werden ich für eine FTP von 320 Watt vorstellen.

Die Trainingsbereich-Einteilung (L1-L7) ist die von Andy Coggan. Die Bereiche und die Anpassungen, die ein Training im jeweiligen Bereich auslöst, sind hier auf deutsch beschrieben.

Grundsätzlich sollte man eher nicht im L6/L7-Bereich trainieren, außer in den letzten 8 Wo vor einem Wettkampf, für den man eine gute anaerobe Ausdauer braucht (Marathon-/Brevet-Fahrer brauchen also nie in dem Bereich zu trainieren). Wenig L6/L7 über den Winter macht jedoch Sinn, wenn die Dosierung stimmt: höchsten 15 sec und auch mindestens 5 min zwischen einzelnen Intervallen.

Die Einheit habe ich auf Ergotrainer/Rennrad gefahren (hab' für die Rolle leider kein Liegerad übrig). Die Rolle (TACX Bushido mit PC-Anbindung) habe ich mit meiner SRM-Kurbel kalibriert. Der Ablauf wird in der TACX Software am PC programmiert. Das muss man nur einmal machen. Wenn man besser wird, kann man die ganze Einheit hochskalieren - das ist ganz praktisch. Durch die vielen Wechsel ist die Einheit recht kurzweilig. In den letzten 10 min habe ich noch eine Trittfrequenzpyramide 100->110->120->130->120->110->100 gefahren. Das ist ganz interessant, weil man sieht, wie/ob die Ermüdung die Koordinationsfähigkeit stört. Außerdem kommt so keine Langeweile auf. Am Ende lag der Puls bei gleicher Leistung deutlich höher. Die Einheit hat also die leichter verfügbaren Energievorräte weitgehend verbraten.

David

PS: Man brauch unbedingt einen kräftigen Ventilator zur Kühlung und ca. 1 Liter zum Trinken während des Trainings.
 

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Servus Lida...

du hast auch Zeiten das hier zu schreiben :D
Und sehr ansehnliche Daten hast du da vorzuweisen, bei mir scheitern solche Rollentrainingsintervalle immer am inneren Schweinehund..irgendwie bekomm ich auf der Rolle/Ergometer nicht mal annähernd die Leistung auf die Pedale wie auf dem richtigen Rad auf der Straße. Denke aber das ist (neben dem fehlenden Ventilator) hauptsächlich ein mentales Problem.
Bei Ampelsprints fahre ich z.b. regelmäßig mit über 850W an (von 0 auf 30 in unter 4sek bei 90kg Systemgewicht). Das ermüdet zwar, kann ich aber in einer halben Stunde recht häufig machen. Auf dem Ergometer mach ich das 2 mal und ich will nicht mehr...

Gruß,
Patrick
 
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Da außerirdische Leistung zu ebensolcher Geschwindigkeit führt, führt Winter und Dunkelheit zu einer Menge irdischer Gefahren, bei intensivem Training (>45km/h).

Servus David,

in diese irdischen Gefahren kommen die wenigsten Radfahrer, die auf diesem Planeten geboren sind, daher fahre ich auch im Winter und bei Dunkelheit ganz entspannt und ohne besondere Gefahr da draussen in der irdischen Welt herum!

:D

Fröhliches, ausserirdisches Strampeln drinnen würsche ich dir und viel Erfolg dann ab April bei deinen Wettkämpfen gegen die Irdischen draussen!!!

flux.
 
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Lida... Wenn du nur drinnen Trainierst, weil du für die Wetterbedingungen draußen zu schnell bist, hab ich n Tipp.
Montiere einfach extrem "leichtlaufende" Reifen wie z.B. die die CAS vorgestellt hat: KLICK

So überschreitest du bei 2bar Reifendruck nur Bergab mal die 25km/h, und du kannst sicher dein Training durchziehen, ohne hohe Aufprallgeschwindigkeiten oder große Entfernung von der Heimatstation befürchten zu müssen ;)

Gruß,
Patrick
 
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@ Lida
Sehr schön. Das kommt ja eigentlich schon dem Perfektum aus der Trainingslehre sehr nahe. Ich habe es mal gleich für mich adaptiert. Danke.

LG
Dieter
 
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Grundvoraussetzung: Die Einheit muss 76min lang sein und zwischen Anfang November und Ende März absolviert werden. ;)

Im Gegensatz zum letzten Training, hat das heutige ("L4-Triplett", 76 min ;)) ein klares Ziel: Erhöhung der Schwellenleistung durch L4-Intervalle. Üblicherweise werden dazu 2x20min Intervalle bei 90...100% der FTP vorgeschlagen. Auf dem Ergometer finde ich es aber besser, drei etwas kürzere Intervalle zu fahren. Die zwei Pausen sind angenehm, um zu trinken und sich kurz zu erholen. Gleichzeitig sind die Pausen aber so kurz (4min), dass die Trainingswirkung nicht beeinträchtigt wird.

Die Details zum Training sind in der Tabelle. Über die eigene FTP und den Intensitätsfaktor(IF), der die Leistung relativ zur FTP angibt, kann sich jeder die Einheit auf die persönliche Leistungsfähigkeit anpassen.

Diese Einheit ist fast genauso anstrengend wie die letzte. Die TSS-Punktzahl, die ein Maß für die Belastung durch das gesamte Trainings ist, liegt bei 98 (90.90.90-Wartungseineit hatte 95 TSS-Punkte). Normalerweise merkt man am Folgetag nach diesen Einheiten, z.B. beim Treppensteigen, dass man etwas getan hat. Man sollte diese intensiven Einheiten nicht an zwei aufeinander folgenden Tagen fahren. Ein Tag Pause oder lockeres Training am Folgetag ist besser.

Bei mir waren es heute 3x16min mit 305 Watt (95% der FTP). Der Puls blieb in den 3 Intervalle sehr gut konstant (158/162/164bpm). Das ist ein Zeichen für eine gute Grundlagenausdauer (vgl. "aerobic decoupling" bei Friel). Ein gewisser Anstieg ist normal; insbesondere drinnen führt die recht schlechte Kühlung und der starke Flüssigkeitsverlust zu einem stärkeren Pulsdrift.

David
 

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Ich glaube nicht, daß es 'lida' um die Darstellung seiner Leistungsfähigkeit geht. Nicht immer darauf schielen. :D Die Rückmeldungen über seine Methodik sind für dieses interessierende Publikum doch sehr rar. Jeder kann was daraus machen. :D

LG
Dieter
 
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Ich glaube nicht, daß es 'lida' um die Darstellung seiner Leistungsfähigkeit geht.

Nicht immer darauf schielen. :D Die Rückmeldungen über seine Methodik sind für dieses interessierende Publikum doch sehr rar. Jeder kann was daraus machen. :D
Danke Dieter. Und ich habe doch schon extra Einheiten nach der Herbstpause genommen, um keinen zu erschrecken. :cool:
Die Erklärung ist vermutlich so gut, dass keine Fragen aufkommen. ...oder die, die es versucht haben, konnte sich noch nicht an den Computer schleppen. :D

Nächste Woche kommt die nächste Einheit: "HOP"
 
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Danke Dieter. Und ich habe doch schon extra Einheiten nach der Herbstpause genommen, um keinen zu erschrecken. :cool:
Mich lahme Socke erschreckst Du damit nicht (obwohl ich Deine Leistungen natürlich schon recht stark finde); ich lese sowas gern unter trainingsmethodischen Gesichtspunkten und bin auch immer auf der Suche nach erprobten, spaßigen Einheiten.

Die Erklärung ist vermutlich so gut, dass keine Fragen aufkommen. ...
Das trifft den Punkt.


Nächste Woche kommt die nächste Einheit: "HOP"

Ich freu mich schon.
"Nachgefahren" bin ich die Einheit noch nicht, da aktuell noch vorwiegend draußen unterwegs und diese Woche auch noch mit bowling-geschädigtem Knie gesegnet. Hmmmpf. Aber kommt Zeit, kommt auch wieder Training jenseits der GA1 ...

-Andreas
 
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In der Saisonvorbeireitung geht es mir darum, die FTP zu erhöhen. Dazu dienen in der Hauptsache die L4-Triplett-Einheiten, wie ich sie beim letzten mal vorgestellt habe. Da man unter der FTP-Schwelle trainiert, spricht man vom "Push"-Ansatz, d.h. (bildlich) soll die FTP von unter hoch geschoben werden. Typische Trainingswochen haben 1-2 dieser Einheiten, die ergänzt werden mit L2/L3-Eiheiten, die ich immer draußen mit fahre. Empfehlenswert ist mindestens eine lange Einheit (> 3 h, > 150 TSS), um die Langzeitausdauer, d.h. die Fähigkeit für effektiven Fettstoffwechsel, zu konservieren.

Neben dem "Push" Trainingsansatz gibt es auch den Pull-Ansatz. Hier wird über der FTP im L5-Bereich trainiert. Die FTP wird hier bildlich nach oben gezogen durch das Training oberhalb der Schwelle.

Heute habe ich eine gemischte L4/L5-Einheit gefahren, die recht anstrengend ist: "Hour-of-Power". Hier wird über eine Stunde zwischen L4-Intervallen (2min, IF 0.9) und L5-Intervallen (30sec, IF 1.15) gewechselt. Es gibt über die Stunde keine Erholungszeit. Interessant ist, dass man sich bei den L5-Abschnitten immer auf die "Erholung" bei 90% FTP freut - alles ist relativ. Wenn man bei dieser Einheit seine FTP zu hoch geschätzt hat, wird man sie nicht durchhalten. Im Vergleich zu den bisher vorgestellten Trainingseinheiten ist diese, trotz gleicher Zeit von 76 min ;), noch ein bisschen härter: 106 TSS-Punkte.

Ich habe die Intervalle mit 290 / 370 Watt gefahren. Am Ende hat der Puls meinen Schwellenpuls erreicht. Normalerweise passiert das früher, so um 40 min, aber meine FTP ist scheinbar etwas konservativ angesetzt. Insgesamt waren es bei mir heute 1301 KJ.

Das Original der Hower-of-Power-Einheit stammt vom US-Coach Bill Black.

David
 

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Und ich dachte schon, dass deine HOP-Einträge im Winterpokal diese Saison fehlen würden ... :eek:

Dann viel Erfolg bei deinen ausserirdischen Stunden der Kraft - ich bleibe bei meiner irdischen Variante und fahre weiterhin die Light-Version von HOP, bei der man nach einer oder zwei Stunden Fahrt in ein Café gehen MUSS, damit der Fettstoffwechsel auch auf der Rückfahrt etwas zu tun hat! :D

So komme ich zumindest auf die 3,5 Stunden ... :eek:

flux.
 
Hallo David,
Danke für Deine genaue Erklärung. Die Diagramme sehen aus wie exakt konstruiert statt aufgezeichnet, da hast Du bewundernswerte Disziplin.
Solche Trainingsmethodentipps hab ich bisher nicht gefunden, danke dafür - und weiter so!
Richard
 
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Die Diagramme sehen aus wie exakt konstruiert statt aufgezeichnet, da hast Du bewundernswerte Disziplin.
Solche Trainingsmethodentipps hab ich bisher nicht gefunden, danke dafür - und weiter so!
Richard
Bitteschön. Disziplin, naja, der TACX Bushido regelt den Bremswiderstand so, dass der vorher programmierte Watt-Zeit-Verlauf mit recht geringer Streuung eingehalten wird. Man muss nur Treten. Auf einem Trainer mit normaler Bremse selber solche Leistungswechsel zu fahren, stelle ich mir sehr schwer vor. Bei der HOP ist es schon schwierig, bis 24 zu zählen.

Hier geht es erst im nächsten Jahr weiter. Ich wünsche allen Frohe Weihnachten!

David
 
Ah, dann ist es wohl einfacher. Ich hatte mir vorgenommen, das draußen mal nachzufahren, aber dann wirds sicher nicht so genau. Oder man muss Strecken mit genau dem gewünschten Höhenprofil suchen :).
Richard
 
AW: Ergotraining - Die außerirdische Variante

Oder man muss Strecken mit genau dem gewünschten Höhenprofil suchen :).
Richard
keine Chance, das passt nie, es kommt immer was dazwischen. Und es ist wichtig, nach DEN Intervallen passend im warmen zu landen, sonst ist es zumindest bei mir so, dass ich mich ansonsten ganz außerirdisch erkälte... gar nicht gut. Also rauf auf die Rolle, ,mit so abwechslungsreichen Und anstrengendenn Trainings ist das auch wirklich schön kurzweilig.
Gruß und viel Freude beim "Rollen"!
Karsten
 
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David, es hat heute "HOP" gemacht. Klar, nur auf einer FTP|iANS von 136 Watt. Was für ein Flash.

LG
Dieter
 
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Das heutige Training ist mal ein bisschen einfacher als die vorherigen. Zwar ist der Energieverbrauch ähnlich (1229 kJ für 320 Watt FTP), aber es fehlen Belastungen an oder über der FTP. Die Ermüdung ist daher deutlich geringer. Diese Einheit könnte man auch 3 oder 4 Tage nacheinander fahren. Durch die geringere Belastung ist der Trainingseffekt etwas geringer als beim L4-Triplett (vgl. im ersten Beitrag verlinkte Tabelle für die Trainingseffekte). Durch die geringere Ermüdung kann die geringere Wirkung aber durch häufigere Wiederholung ausgeglichen werden, so dass der Trainingseffekt insgesamt vergleichbar ist.

Von Andy Coggan wurde für dieses Training, das Intensität und Dauer so ausbalanciert, dass eine maximale Trainingswirkung erzielt wird, der Begriff "Sweet-Spot-Training" (SST) geprägt.

Ich habe die SST-Intervalle bei IF 0.88 (280 Watt) gefahren. 4 statt 3 Intervalle wäre auch eine gute Variante, die aber für mich nicht in Frage kommt (76 min :D ). Das erste und das zweite Intervall liefen ganz locker, aber im dritten habe ich dann doch gemerkt, dass auch dieses Training zu einer (angenehmen) Ermüdung führt. Als Variation bietet sich bei diesem Training an, ein oder 2 der Intervalle mit niedriger Trittfrequenz zu fahren (70..80 rpm). Das simuliert die typische Belastung längerer Anstiege.

David
 

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Nö. Ich habe mir "ausgesucht", was ich kann. Vor den anderen TE habe ich mehr "Spundus" :D

LG
Dieter
 
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