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Hai,
am letzten Dienstag kam meine Leitra per Spedition hier an, so dass ich jetzt einen Grund habe, hier im Forum etwas zu posten. Bisher hab ich nur fleißig mitgelesen.
Vielen Dank an die Forum-Schreiber, die mir bei meier Entscheidung für ein VM und speziell für die Leitra sehr geholfen haben.
Ich versuche mal, die Erfahrungen möglichst von Anfang an hier als Thread zu verewigen (einen Blog bekomme ich nicht erstellt, da fehlt mir irgendwo ein Button).
Meine Anforderungen sind:
- Alltags-VM für möglichst ganzjähriges Radeln, bisher war im Winter immer Zwangspause
- Verkehrstauglichkeit für mäßigen Stadtverkehr, soooo viele Autos gibt's in Dresden nicht
- Geringes Gewicht, ich muss auf dem Heimweig 200 hm schaffen
- Geschwindigkeit ist nicht das Thema, ich fahre nur 13 km einfache Strecke
Im November stand dann die Entscheidung "Leitra" mit ezee-Motor für die 200 hm. Nun musste ich nur noch meinen Chef überzeugen, dass das doch das perfekte Werbefahrzeug für die Firma wäre.
Bei der Bestellung im Dezember wurden 5 Monate Lieferzeit angekündigt. Leider hat's etwas länger gedauert, denn die ezee-Motoren waren irgendwo in einem Container, der erstmal mit dem Geigerzähler untersucht werden musste....
Thomas meinte, dass ich Pfingsten Leitra fahren kann. Die Spedition Wincanton kündigte die Lieferung für Freitag ab 12:00 Uhr an - perfekt.
Leider kam am Freitag um 11:30 ein Anruf: "Wir bekommen das Velomobil nicht in's Auto. Wir wussten nicht, was das ist. Das ist ja so groß, da brauchen wir einen LKW. Den haben wir aber erst nächste Woche." Ähm - Spedition ohne LKW?
Am Dienstag stand dann das Paket auf dem Parkplatz - ohne Palette drunter. Ich dachte mir schon nix Gutes und hab viele Fotos gemacht..... Nach dem Auswickeln kam dann die böse Überraschung - vorn und hinten 'ne Beule in der Verkleidung. Die Dropse haben das wohl wirklich irgendwo 'reingezwängt und dann die Tür zugeschlagen.
Thomas will das mit der Spedition klären und hat schon zugesagt, mir den Original-Lack zu schicken, damit ich den Schönheitsfehler reparieren kann. Zum Glück sind die Beulen an 'ner Stelle, die auf die Stabilität keinen Einfluss hat.
Am Mittwoch hab ich also die Beulen 'rausgedrückt und 'ne erste Proberunde durch's Dorf gedreht.
Warum gucken eigentlich alle so komisch? Kennen die keine Velomobile? Scheinbar hab ich zu lange im Forum gelesen, so dass mich ein solcher Anblick inzwischen nicht mehr komisch vorkommt.
Alles funktonierte wie erwartet. Die Größe passt genau für mich, die Maße hatte ich bei der Bestellung angegeben. Der Motor hilft mir, ohne trainierte Liegeradmuskeln auch am Berg vorwärts zu kommen.
Wenn's über Pflaster geht, ist es verdammt laut.
Gut, also kann's am Donnerstag mit dem neuen Gefährt auf Arbeit gehen.
Dummerweise ist der Donnerstag ein wunderschöner schwüler 28° heißer Vorsommertag. Davon merke ich aber erst einmal nichts, denn die Kopflüftung der Leitra ist perfekt. Im Winder werde ich die wohl irgendwie verstopfen müssen, damit mir nicht die Nase erfriert.
Ich rolle meinen Hausberg herunter - war die Straße schon immer hier so schlecht?! Auf dem Fahrrad hab ich bisher zwar auch die Schlaglöcher und -hügel bemerkt, aber die waren nicht so laut. Wenn man im VM sitzt, hat man aber eher ein Auto-Feeling. Und Autos sind sowohl besser gefedert, also auch besser gedämmt.
Es fährt sich ganz gut, mit der Panzerlenkung und den getrennten Bremsen für die beiden Vorderräder hab ich keine Probleme. Ich wundere mich, dass mich auf der B6 mit leichtem Gefälle niemand überholt. Am Blitzkasten werde ich von den Autos ausgebremst - war ich etwa schneller als 50 km/h? Ein Tacho muss also unbedingt eingebaut werden.
An einer Unebenheit höre ich plötzlich ein fürchterlich lautes Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Die Innenkante des vorderen rechten Radkastens hat's in die Speichen gewickelt. Gut, dass ich etwas Werkzeug eingepackt habe. Ich bastle den Radkasten wieder einigermaßen gerade hin, so dass nix mehr schleift. Nach 3 km wieder Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Diesmal links. Haben die Dropse bei der Spedition nicht nur Beulen verursacht, sondern auch alles verbogen?
Thomas sagt mir am Telefon, dass das Fahrgestell eher bricht, als dass sich was verbiegt. Hm, scheint zu stimmen, sieht solide aus.
Inzwischen bin ich im Elbtal angekommen. Dort gibt es Ampeln, die auf rot stehen. Plötzlich ist die Scheibenlüftung weg und ich sitze in der Sauna. Ich muss unbedingt die beiden Lüftungsklappen aufsägen, das wird "ab Werk" nicht gemacht. Völlig verschwitzt komme ich in der Firma an und verschwinde erst mal, um mich umzuziehen.
Mit dem Trekking-Rad schaffe ich die Strecke unverschwitzt in 40 Minuten, mit dem VM dank Bastelei in 80 Minuten - das war erstmal nix.
Unser Werbegrafiker darf sich nun am "lebenden Objekt" die Werbung ausdenken, er hat auch ganz schnell 'nen Vorschlag fertig. Die Reflexfolie wird übernächste Woche geliefert, dann muss ich nicht mehr "nackt" durch die Gegend fahren.
Vor dem Rückweg bei der nachmittäglichen Hitze graust es mich ein wenig, denn nun muss ich die 200m wieder hochfahren. Die ersten geraden 5km an der Elbe entlang fahren sich sehr bequem. Ich überhole einige Radler, werde aber von keinem überholt - wie sonst auch (Tacho hab ich noch keinen).
Sonst fahre ich immer auf dem Fußweg über's Blaue Wunder, das geht jetzt leider nicht mehr. Ich muss mich in der stinkenden Auto-Linksabbieger-Spur anstellen. Nach 3 Ampelphasen müsste ich eigentlich ins Sauna-Tauchbecken. So viel hab ich lange nicht mehr geschwitzt.
Aber dann geht's weiter. Ich fühle mich etwas unsicher, ohne Blinklicht und ohne Handzeichen beim Linksabbiegen. Es gibt zwar genügend andere Verkehrsteilnehmer, die trotz vohandener Möglichkeiten keine Richtung anzeigen... Blinker sind bei Louis bestellt und die werden als Nächstes angebaut.
Nun geht's den Rest des Weges bergan. Ich schalte den ezee an und fahre immer so schnell, dass der Fahrtwind den Kopf ausreichend kühlt. So schnell bin ich noch nie den Berg hochgeradelt. Genial!
Genial ist ebenfalls, dass sich alle nach mir umdrehen. Manche haben ein Lächeln auf den Lippen, manche etwas mehr. OK, eine weiße Leitra ohne irgendwelche Beklebung sieht wirklich bescheuert aus.
Wenn ich anhalte, werde ich auch sofort angesprochen: "Ist das selbst gebaut?" Antwort: "Nein, selbst gekauft, von einer Firma, die das selbst gebaut hat." - "???" Ja, wir sind hier in der ehemaligen DDR.
Als ich zwischendurch mal 'ne Pause mache (gucken, ob die Radkästen noch fest sind), hält neben mir ein LKW: "Dich hab ich heute früh schon gesehen, was ist denn das, was Du da fährst?". Das VM fällt also wirklich auf, die Werbung wird sicher gesehen - wenn sie dann mal aufgeklebt ist.
Wenn die Blinker eingetroffen sind, werden die angebastelt. Die Lüftungsklappen müssen ausgesägt werden. Der Tacho fehlt noch und für die Radabdeckungen muss ich mir auch noch was einfallen lassen.
Ein Velomobil ist kein Produkt, sondern ein Projekt. Aber sonst würde es ja auch keinen Spaß machen.
Wenn's mal wieder regnet, schreibe ich weiter.
Ulf
am letzten Dienstag kam meine Leitra per Spedition hier an, so dass ich jetzt einen Grund habe, hier im Forum etwas zu posten. Bisher hab ich nur fleißig mitgelesen.
Vielen Dank an die Forum-Schreiber, die mir bei meier Entscheidung für ein VM und speziell für die Leitra sehr geholfen haben.
Ich versuche mal, die Erfahrungen möglichst von Anfang an hier als Thread zu verewigen (einen Blog bekomme ich nicht erstellt, da fehlt mir irgendwo ein Button).
Meine Anforderungen sind:
- Alltags-VM für möglichst ganzjähriges Radeln, bisher war im Winter immer Zwangspause
- Verkehrstauglichkeit für mäßigen Stadtverkehr, soooo viele Autos gibt's in Dresden nicht
- Geringes Gewicht, ich muss auf dem Heimweig 200 hm schaffen
- Geschwindigkeit ist nicht das Thema, ich fahre nur 13 km einfache Strecke
Im November stand dann die Entscheidung "Leitra" mit ezee-Motor für die 200 hm. Nun musste ich nur noch meinen Chef überzeugen, dass das doch das perfekte Werbefahrzeug für die Firma wäre.
Bei der Bestellung im Dezember wurden 5 Monate Lieferzeit angekündigt. Leider hat's etwas länger gedauert, denn die ezee-Motoren waren irgendwo in einem Container, der erstmal mit dem Geigerzähler untersucht werden musste....
Thomas meinte, dass ich Pfingsten Leitra fahren kann. Die Spedition Wincanton kündigte die Lieferung für Freitag ab 12:00 Uhr an - perfekt.
Leider kam am Freitag um 11:30 ein Anruf: "Wir bekommen das Velomobil nicht in's Auto. Wir wussten nicht, was das ist. Das ist ja so groß, da brauchen wir einen LKW. Den haben wir aber erst nächste Woche." Ähm - Spedition ohne LKW?
Am Dienstag stand dann das Paket auf dem Parkplatz - ohne Palette drunter. Ich dachte mir schon nix Gutes und hab viele Fotos gemacht..... Nach dem Auswickeln kam dann die böse Überraschung - vorn und hinten 'ne Beule in der Verkleidung. Die Dropse haben das wohl wirklich irgendwo 'reingezwängt und dann die Tür zugeschlagen.
Thomas will das mit der Spedition klären und hat schon zugesagt, mir den Original-Lack zu schicken, damit ich den Schönheitsfehler reparieren kann. Zum Glück sind die Beulen an 'ner Stelle, die auf die Stabilität keinen Einfluss hat.
Am Mittwoch hab ich also die Beulen 'rausgedrückt und 'ne erste Proberunde durch's Dorf gedreht.
Warum gucken eigentlich alle so komisch? Kennen die keine Velomobile? Scheinbar hab ich zu lange im Forum gelesen, so dass mich ein solcher Anblick inzwischen nicht mehr komisch vorkommt.
Alles funktonierte wie erwartet. Die Größe passt genau für mich, die Maße hatte ich bei der Bestellung angegeben. Der Motor hilft mir, ohne trainierte Liegeradmuskeln auch am Berg vorwärts zu kommen.
Wenn's über Pflaster geht, ist es verdammt laut.
Gut, also kann's am Donnerstag mit dem neuen Gefährt auf Arbeit gehen.
Dummerweise ist der Donnerstag ein wunderschöner schwüler 28° heißer Vorsommertag. Davon merke ich aber erst einmal nichts, denn die Kopflüftung der Leitra ist perfekt. Im Winder werde ich die wohl irgendwie verstopfen müssen, damit mir nicht die Nase erfriert.
Ich rolle meinen Hausberg herunter - war die Straße schon immer hier so schlecht?! Auf dem Fahrrad hab ich bisher zwar auch die Schlaglöcher und -hügel bemerkt, aber die waren nicht so laut. Wenn man im VM sitzt, hat man aber eher ein Auto-Feeling. Und Autos sind sowohl besser gefedert, also auch besser gedämmt.
Es fährt sich ganz gut, mit der Panzerlenkung und den getrennten Bremsen für die beiden Vorderräder hab ich keine Probleme. Ich wundere mich, dass mich auf der B6 mit leichtem Gefälle niemand überholt. Am Blitzkasten werde ich von den Autos ausgebremst - war ich etwa schneller als 50 km/h? Ein Tacho muss also unbedingt eingebaut werden.
An einer Unebenheit höre ich plötzlich ein fürchterlich lautes Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Die Innenkante des vorderen rechten Radkastens hat's in die Speichen gewickelt. Gut, dass ich etwas Werkzeug eingepackt habe. Ich bastle den Radkasten wieder einigermaßen gerade hin, so dass nix mehr schleift. Nach 3 km wieder Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Diesmal links. Haben die Dropse bei der Spedition nicht nur Beulen verursacht, sondern auch alles verbogen?
Thomas sagt mir am Telefon, dass das Fahrgestell eher bricht, als dass sich was verbiegt. Hm, scheint zu stimmen, sieht solide aus.
Inzwischen bin ich im Elbtal angekommen. Dort gibt es Ampeln, die auf rot stehen. Plötzlich ist die Scheibenlüftung weg und ich sitze in der Sauna. Ich muss unbedingt die beiden Lüftungsklappen aufsägen, das wird "ab Werk" nicht gemacht. Völlig verschwitzt komme ich in der Firma an und verschwinde erst mal, um mich umzuziehen.
Mit dem Trekking-Rad schaffe ich die Strecke unverschwitzt in 40 Minuten, mit dem VM dank Bastelei in 80 Minuten - das war erstmal nix.
Unser Werbegrafiker darf sich nun am "lebenden Objekt" die Werbung ausdenken, er hat auch ganz schnell 'nen Vorschlag fertig. Die Reflexfolie wird übernächste Woche geliefert, dann muss ich nicht mehr "nackt" durch die Gegend fahren.
Vor dem Rückweg bei der nachmittäglichen Hitze graust es mich ein wenig, denn nun muss ich die 200m wieder hochfahren. Die ersten geraden 5km an der Elbe entlang fahren sich sehr bequem. Ich überhole einige Radler, werde aber von keinem überholt - wie sonst auch (Tacho hab ich noch keinen).
Sonst fahre ich immer auf dem Fußweg über's Blaue Wunder, das geht jetzt leider nicht mehr. Ich muss mich in der stinkenden Auto-Linksabbieger-Spur anstellen. Nach 3 Ampelphasen müsste ich eigentlich ins Sauna-Tauchbecken. So viel hab ich lange nicht mehr geschwitzt.
Aber dann geht's weiter. Ich fühle mich etwas unsicher, ohne Blinklicht und ohne Handzeichen beim Linksabbiegen. Es gibt zwar genügend andere Verkehrsteilnehmer, die trotz vohandener Möglichkeiten keine Richtung anzeigen... Blinker sind bei Louis bestellt und die werden als Nächstes angebaut.
Nun geht's den Rest des Weges bergan. Ich schalte den ezee an und fahre immer so schnell, dass der Fahrtwind den Kopf ausreichend kühlt. So schnell bin ich noch nie den Berg hochgeradelt. Genial!
Genial ist ebenfalls, dass sich alle nach mir umdrehen. Manche haben ein Lächeln auf den Lippen, manche etwas mehr. OK, eine weiße Leitra ohne irgendwelche Beklebung sieht wirklich bescheuert aus.
Wenn ich anhalte, werde ich auch sofort angesprochen: "Ist das selbst gebaut?" Antwort: "Nein, selbst gekauft, von einer Firma, die das selbst gebaut hat." - "???" Ja, wir sind hier in der ehemaligen DDR.
Als ich zwischendurch mal 'ne Pause mache (gucken, ob die Radkästen noch fest sind), hält neben mir ein LKW: "Dich hab ich heute früh schon gesehen, was ist denn das, was Du da fährst?". Das VM fällt also wirklich auf, die Werbung wird sicher gesehen - wenn sie dann mal aufgeklebt ist.
Wenn die Blinker eingetroffen sind, werden die angebastelt. Die Lüftungsklappen müssen ausgesägt werden. Der Tacho fehlt noch und für die Radabdeckungen muss ich mir auch noch was einfallen lassen.
Ein Velomobil ist kein Produkt, sondern ein Projekt. Aber sonst würde es ja auch keinen Spaß machen.
Wenn's mal wieder regnet, schreibe ich weiter.
Ulf