Velomobile: Erwartungen und Realität

E

Eusebius

Hallo zusammen

Ich wundere mich immer wieder über die vielen VMe die auf dem Gebrauchtmarkt angeboten werden. Neben demjenigen, der auf sein neues Quest wartet, um sein altes zu verkaufen - oder demjenigen, der auf ein anderes VM umsteigen will, scheint es relativ viele (wie viele?) zu geben, die mit dem VM nicht glücklich werden.
Etwas skeptisch bin ich jeweils bei denjenigen Angeboten, bei denen als Grund des Verkaufs entweder gesundheitliche Probleme oder Veränderung des Arbeitswegs angegeben werden. Aber ich möchte damit niemandem zu nahe treten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass bei einem Einsteigger zwischen einem VM, wie es hier im Forum im Kopf entsteht und von einigen Freaks (wie auch mir) begeistert diskutiert wird, und dem VM, das man dann plötzlich selber fahren muss, eine rechte Kluft bestehen kann. Ist das auch ein Grund, weshalb so viele Fahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt sind?

Wie viele kennt ihr, die zuerst VM-begeistert waren und dann beim Praxistest schnell wieder ausgestiegen sind?

Eusebius
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Das Problem ist doch grade ein Praxistest.. geht doch gar nicht.. ein Praxistest müßte nach meinen Erfahrungen so aussehen, das ich ein Leih-VM für eine zeitspanne größer als einen Monat habe, und die Leihgebühr im Fall eines Kaufes angerechnet wird. Nur unter den Bedingungen in denen ich das Teil dann auch regelmäßig einsetze kann ich doch echt "testen"... Und ganz ehrlich, ich wäre nach der ersten echten Fahrt am liebsten im Erdboden versunken, weil ich mich wie der Dümmste Mensch der welt gefühlt habe, so viel Geld auf den Tisch zu legen, ohne das Teil einmal ECHT getestet zu haben. (siehe meinen Blog)

Aber dann besann ich mich auf das was ich am besten kann, nämlich Probleme als ungelöste Aufgaben zu verstehen und hab mich an die Arbeit gemacht. Aber nicht ohne vorher zu lernen das z.B. lange Hosen und Pullover im VM nix zu suchen haben.. Ich denke ich kann mich weiterhin zu den begeisterten Vm-fahrern zählen, aber nur durch Versuch wird man Kluch...

Gruß, Axel
 
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AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Vielleicht sollte man die Informationspolitik verbessern und auch die Grenzen eines VM deutlicher aufzeigen?
Klar, viele VM sehen schon im Stand richtig schnell aus* und erwecken entsprechende Erwartungshaltungen, die dann in der Praxis nicht erfüllt werden, gerade was Reisegeschwindigkeit etc. angeht, erst recht wenn es in hügeliges Gelände geht.
Eine kurze Probefahrt in ebenem Gelände z.B. auf der Spezi euphorisiert in der Regel.

Ich denke, dass die Beziehung zu einem VM engeren zwischenmenschlichen Beziehungen nicht unähnlich ist: Nach der Euphorie folgt die Ernüchterung, dann eine enorm mühsame Phase, in der man aber erst die Fundamente zu einer richtig guten alltagstauglichen Partnerschaft legt, weil man die gegenseitigen Möglichkeiten und Schwächen kennengelernt hat. Danach kommt erst der richtige Spaß. :D

Und viele dürften wegen enttäuschter überzogener Erwartungshaltung aus einer Beziehung (zu einem VM wie einer anderen Person) aussteigen, wenn die "Arbeitsphase" dran ist, anstelle diese mühsame Zeit durchzustehen. Mangelnde Krisenfähigkeit eben.

Grüße, Martin

* Ausnahme für mich: Leitra. Deren große Qualitäten erschließen sich wirklich erst im Einsatz und nicht dem optischen Primärreiz.
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

@Martin,

witziger Vergleich, obwohl mich wundern sollte, wenn dein Velomobil deine Stärken und Schwächen einschätzen und produktiv damit umgehen kann :)).

@Eusebius,

ich glaube auch, dass viele Leute im ersten Überschwang vergessen, dass sie immernoch werden treten müssen. Zwar habe ich keinerlei Erfahrungen mit Velomobilen, aber ich weiß, dass Leute auch das (Vor-)urteil haben, dass Liegeräder unheimlich schnell sind. Meine Vermutung ist, dass viele ein Liegerad kaufen und glauben, sie seien nun plötzlich mit 30 oder 40 km/h statt wie bisher mit 15 km/h unterwegs..... Eine Erwartungshaltung, die durch Werbung sowie begeisterte Berichte auch hier im Forum genährt werden. Natürlich stimmt es, dass gute Fahrer mit guten Rädern unheimlich schnell sind...

Grüße, Christiane
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

@Martin,
witziger Vergleich, obwohl mich wundern sollte, wenn dein Velomobil deine Stärken und Schwächen einschätzen und produktiv damit umgehen kann :)).
Hallo Christiane,

klar, war ja auch ein kleines Augenzwinkern mit eingebaut. Ich hoffe, das kam durch. Ich könnte es auch so nennen: Ich habe meine Stärken und Schwächen, ein VM ebenso. Demnach gilt es, als VM-Fahrer meine Leistungsfähigkeit so weit auszubauen und zugleich mein VM in Sachen Sitzwinkel, Kurbellänge, Übersetzung usw. so darauf abzustimmen, dass ich den größtmöglichen Nutzen, Fahrspaß usw. aus meinem VM ziehen kann. Da ich unheimlich gerne an Fahrrädern herumtüftele, ist das für mich keine allzugroße Zumutung. ;)

Dem Rest Deiner Ausführungen an Eusebius schließe ich mich an. Mir ging es in meiner ersten HPV-Euphorie auch nicht anders.

Grüße, Martin
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Hallo zusammen
Wie viele kennt ihr, die zuerst VM-begeistert waren und dann beim Praxistest schnell wieder ausgestiegen sind?

Ich kenne keinen aber ich konnte mich "damals" beinahe zu den Aussteigern dazuzählen als ich vor eineinhalb Jahren mit dem Go-one3 (welches übrigens hier zum Verkauf steht) mit dem Velomobil erfahren angefangen hatte.

Ich wollte was Exklusives um aufzufallen, war fasziniert sich mit reiner Muskelkraft schnell fortbewegen zu können, hatte mir in der Euphorie aber einfach zu hohe Ziele (Geschwindigkeitsmässig) gesetzt. Dazu kamen dann noch einige frustrierende Erfahrungen bergaufwärts (Ups, die mich Reihenweise überholten) und einige mechanische Problemchen am VM selber die mir dann fast den Rest gegeben hätten.

Heute bereue ich, mich nicht schon eher mit VMs befasst zu haben und geniesse jeden Kilometer umso mehr. Das Gefühl der Exklusivität ist dabei etwas in den Hintergrund gerückt. Vielmehr erfreue ich mich an der persönlich erbrachten sportlichen Leistung und dem befriedigenden Gefühl umweltfreundlich und trotzdem schnell unterwegs zu sein.

Zu Deiner Skepsis: Grundsätzlich muss man sicher zwischen verschiedenen Arten von VM-Besitzern unterscheiden:

-diejenigen, die ein günstiges und dazu noch umweltfreundliches vor Wettereinflüssen schützendes Fortbewegungsmittel benötigen um damit zur Arbeit oder einkaufen zu fahren. Bei diesen Leuten ist möglicherweise schneller ein Verkaufswille vorhanden, wenn der Arbeitsweg durch Stellenwechsel eben zu lang wird und dadurch ein anderes Fortbewegunsmittel (OeV, Auto oder vielleicht gar keins mehr) nötig wird.....

-diejenigen, die ein VM zum Spass und zur besonderen sportlichen Betätigung eignen. Diese Leute sind emotional vielleicht mehr mit Ihrem VM verbunden und überlegen sich einen Verkauf gründlicher.

-diejenigen welche sich so'n Teil quasi als Statussymbol in den Hof stellen und erst hinterher langsam merken, dass man damit ins Schwitzen kommt. Solche Leute werden sich vielleicht relativ schnell vom VM trennen wollen wenn nicht vorher doch noch ein Funke Begeisterung am Bewegen an sich aufkommt.

-diejenigen, welche schlechte Erfahrungen mit VMs gemacht haben und nicht bereit sind weitere zu erdulden.

Einen möglichst plausiblen Verkaufsgrund zu nennen erhöht sicher die Verkaufschancen und weckt bei Kaufs-Interessenten nicht das Gefühl das Angebot sei eine schlechte Wahl.
Möglicherweise gibt es Anbieter welche den wahren Verkaufsgrund (zB aus Scham) nicht nennen wollen. Den Verkauf aus finanziellen Gründen zB gibt nicht jedermann gerne zu.

Viele Grüsse

 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Wie viele kennt ihr, die zuerst VM-begeistert waren und dann beim Praxistest schnell wieder ausgestiegen sind?
Keinen. Ich kenne nur einen Velomobilfahrer persönlich, der hat sich voriges Jahr(IIRC) ein Quest zugelegt und spielt nun mit dem Gedanken an ein Milan.

Statistische Revelanz natürlich nahe null, was ich eigentlich sagen will: Ich denke du beschreibst da ein durchaus vorhandenes Phänomen: Menschen legen sich etwas voller Begeisterung und mit hoher Erwartungshaltung zu und wenden sich dann - absehbar - bald darauf wieder mehr oder weniger enttäuscht ab.

Ich sehe nur nicht, inwiefern das speziell oder besonders ausgeprägt auf Velomobile zutreffen sollte, denn das spielt sich täglich in praktisch allen Lebensbereichen ab, sogar im zwischenmenschlichen Bereich, wie Martin sehr richtig, wenn auch etwas überspitzt, aufgezeigt hat.

Was glaubt ihr denn, wieviele MTBs, Snowboards, Tandems, Inlinerskates und was weiß denn ich noch alles nach anfänglich euphorischer Verwendung ihr staubiges Schattendasein in Kellern, Garagen und Abstellkammern fristen?

Velomobile unterscheiden sich da für mich vor allem in einem Punkt: in ihrer geringen Anzahl und dem in Relation dazu sehr viel größeren Aufmerksamkeitsfaktor. Sprich: Wenn jemand ein teures Velomobil kauft und es sich dann anders überlegt, dann fällt das viel stärker auf als wenn er seine Nordic-Walking-Stöcke oder seine Rollerblades frustriert in die Ecke schmeißt. Hier im Forum sowieso, aber auch allgemein in seiner Umgebung.

Gilt übrigens ganz allgemein für Liegeräder und hier liegt auch einer der für mich entscheidenden Gründe, warum sie sich bisher nicht stärker verbreitet haben: Der Erwartungsdruck von innen und der Beobachtungsdruck von außen summieren sich da zu einer sehr schwer verdaulichen Masse, die vielen ganz einfach zuviel wird. Die meisten Menschen lieben es eben nicht, im Rampenlicht zu stehen, unter Rechtfertigungsdruck zu stehen und anderen etwas beweisen zu müssen (Müssen sie ja eigentlich nicht, aber viele empfinden es so).

Vielleicht versteht ihr jetzt auch, warum ich es im Grunde umgekehrt sehe: Gemessen an der niedrigen Zahl der VM und dem doch erheblichen Aufwand an Geld, Energie und persönlicher Durchsetzungsfähigkeit fahren meiner Meinung nach erstaunlich viele Menschen damit und bleiben auch bei der Stange.

Offensichtlich scheint es doch einen erheblichen Sucht- bzw Lust-Faktor zu geben, der in vielen Fällen die genannten und noch etliche weitere Widrigkeiten(Abstellprobleme, Angst vor Vandalismus, etc...) mehr als ausgleicht.

Und das betrifft wohlgemerkt Fahrzeuge, die man selbst bei größtem Wohlwollen noch keineswegs als ausgereift bezeichnen kann, da steckt schon noch einiges an Kinderkrankheiten und Verbesserungspotential drin.

Gerade darin scheint aber für einige(viele?) von uns durchaus auch ein Reiz zu liegen und deshalb sehe ich der weiteren Entwicklung sehr zuversichtlich entgegen. Im Grunde stehen wir doch noch ganz am Anfang und die Tatsache, dass einige mit überzogenen und dann enttäuschten Erwartungen wieder abspringen, wird die Entwicklung insgesamt mit ziemlicher Sicherheit nicht abbremsen können.

Und weil die SPEZI naht: Sie scheint mir einer der wichtigsten Gradmesser für das Interesse an diesen Fahrzeugen zu sein und bisher ging es da ja stetig bergauf. Ich glaube nicht, dass das Ende der Fahnenstange demnächst erreicht sein wird, eher habe ich den Eindruck, es geht allmählich erst richtig los.
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Ich denke das ist wie mit allen Dingen im Leben.

Meist überwiegt eher eine romantische Wunschorstellung die nicht mit Realität zusammenpasst.

Das ist wie feststellen das man beim Vm treten und beim Auto Tanken / Versichern und Fahren muss und Kitt noch nicht mit einem spricht.

Zitat Fight Club: " Wir werden in dem Glauben erzogen das wir später einmal Wissenschaftler,Astronauten oder Helden sind die etwas wichtiges tun - das werden wir aber nicht.... "

Macchiavelli und Adorno haben dazu interessante Kapitel die sich mit dem Thema
Wunsch-Wirklichkeits-Divergenz und Enttäuschungskreisläufen befassen - auch wenn ich deren Aussagen eben nur als Meinung betrachte die keinerlei Anspruch auf Richtigkeit haben.Psychologie ist in
meinen Augen keine empirische Wissenschaft.

ich denke auch das das Thema am wachsen ist.
Die aktuelle (gesteuerte) verunsicherung am Markt und die damit einhergehende
Konsumzurückhaltung und Vermeidung von Alternativenwahrnehmung könnte sich dieses und nächstes Jahr noch dämpfend auswirken , aber der Trend wird sich fortsetzen - auch trotz Elektroauto.

Ich habe zu meinem Glück mit dem Vm exakt das bekommen was ich wollte und bin sogar positiver überracht.
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Hallo Alain,

ich möchte Deinen 4 Gruppen eine 5. dazufügen und das sind die Bastler und Tüftler, die es juckt, ein VM zu bauen einfachasu Spaß an der Idee. Diese dürften ihr VM am seltensten abstoßen, weil durch den Selbstbau eine starke Verbindung zu ihrem Gerät entsteht. Ich selber würde mich zwischen den Gruppen 1) und 2) ansiedeln.

Grüße, Martin
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Macchiavelli und Adorno haben dazu interessante Kapitel die sich mit dem Thema
Wunsch-Wirklichkeits-Divergenz und Enttäuschungskreisläufen befassen - auch wenn ich deren Aussagen eben nur als Meinung betrachte die keinerlei Anspruch auf Richtigkeit haben.Psychologie ist in
meinen Augen keine empirische Wissenschaft.

Das ist, lieber Freund, Philosophie und nicht Psychologie. Und selbstverständnis ist Philosophie keine empirische Wissenschaft, auch wenn Adorno als wichtigster Vertreter der Frankfurterschule das "Institut für Sozialforschung" vertreten hat, einer Forschungsrichtung, die heute fast nur noch empirisch arbeitet (und daher wahrscheinlich auch nicht mehr viel zu bereichten hat). Dass sie deshalb keinen Anspruch auf Richtigkeit hat, im Vergleich mit empirischen Wissenschaften, überlese ich jetzt einmal schnell, sonst bekomme ich als studierter Philosoph meine Krämpfe. In einem Techniker-Forum wie hier hätte ich wohl auch kaum eine Chance diesbezüglich angehört zu werden. Man müsste ja zuest einmal den Wahrheitsbegriff klären....
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Lieber Roland,



typisch Frankfurter Schule......

mfg

Mathias

Nicht unbedingt, steht dabei doch die Bedeutung von Wissen und Wissenschaft im allgemeinen auf dem Spiel, was auch schon Platon und Aristoteles im Blick hatten...

--- aber das ist wohl alles off topic ---
 
AW: Velomobile: Erwartungen und Realität

Hallo Eusebius,

ich bin ja auch nach ein Paar Monaten AW u. Leiba, wieder zum UP gewechselt. Die Verkehrssituation auf meinem Arbeitsweg, lies keinen Raum um die Vorteile vom VM umzusetzen. Auch ein Liegerad ist auf meiner Arbeitsstrecke keine Verbesserung zum UP.

Finanziell war die VM-Phase kein großes Abenteuer. Das AW konnte ich etwas teurer und die Leiba in etwa zum selben Preis verkaufen. Drauflegen mußte ich aber bei den Verschleißteilen und für div. Bastellleine.

Aus meiner Sicht wird das VM fahren zu sehr in die sportliche Ecke gestellt. Die Geschwindigkeits-Vorteile sind doch nur für leistungsstarke Fahrer im Flachen erreichbar. Für durchschnittliche Fahrer ist ein unverkleidetes, leichtes Rad mit geringem Rollwiderstand sinnvoller.

Gestern bin ich ein Stück den Schwarzwald Höhenweg und den Murgtalweg gefahren. Das war sehr schön. Bergab bin ich max. 80 km/h schnell gewesen. An Steigungen mußte ich teilweise schieben. Die Tour wäre mir weder mit dem AW, noch mit der Leiba möglich gewesen.

Die Tour hatte wegen der vielen Steigungen länger gedauert als geplant und ich mußte bei Dunkelheit heimfahren. Aber mit dem Nazca, mit Nabendynamo und IQ.Fly, war das kein Drama. Mit dem VM hätte bestimmt der Akku für die Beleuchtung und meine Beine schlapp gemacht.
 
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Hmmm, ich finde ja, dass Du auf der contra-Alltags-VM-Seite etwas gar sehr pauschalisierst.

Auch ein Liegerad ist auf meiner Arbeitsstrecke keine Verbesserung zum UP.
Ein Liegerad ist für unter "fast" allen Bedingungen eine Verbesserung gegenüber dem Up. Das hängt größtenteils an der viel entspannteren Körperposition. Bei sehr unpassenden Bedingungen tauscht man halt die Nachteile der einen Radform gegen die Vorteile der anderen aus und umgekehrt.

Aus meiner Sicht wird das VM fahren zu sehr in die sportliche Ecke gestellt. Die Geschwindigkeits-Vorteile sind doch nur für leistungsstarke Fahrer im Flachen erreichbar.
Ich bin *sehr*sicher* kein leistungsstarker Fahrer. Trotzdem differiert mein durchschnittliches Marschtempo zwischen Liege-Tourer und VM um ca. 9 km/h; und das bei besserem Wind- und Wetterschutz, trotz etlicher winkeliger Stellen mit etlichen Beschleunigungsvorgängen. Selbst mit dem Aufrecht-RR bin ich langsamer als mit dem VM.
Beim VM ist das Beschleunigen "teuer" und die hohe Reisegeschwindigkeit relativ "billig". Je leichter das Fahrzeug und je schlechter die Aerodynamik desto mehr verschiebt sich das zu "Beschleunigen ist billig" und "Geschwindigkeit halten ist teuer". Ich hab eine Zeit gebraucht, mir einen vm-freundlichen Fahrstil anzugewöhnen; d.h. insbesondere recht langsam und mit mäßigerm Krafteinsatz zu beschleunigen und die Reisegeschwindigkeit bis sehr dicht an Bremspunkte hoch zu halten.
Wenn ich das VM so bewege wie mein Aufrechtrennrad (Beschleunigen mit viel Druck und wenig Kurbelumdrehungen; weit vor Bremspunkten ausrollen lassen), bin ich nach 2 h völlig platt.

Das Argument "viele Höhenmeter sprechen eher gegen ein VM" muss man aber wohl in den meisten Fällen gelten lassen.

Gestern bin ich ein Stück den Schwarzwald Höhenweg und den Murgtalweg gefahren. Das war sehr schön. Bergab bin ich max. 80 km/h schnell gewesen. An Steigungen mußte ich teilweise schieben. Die Tour wäre mir weder mit dem AW, noch mit der Leiba möglich gewesen.
Aber selbst wenn Du im Besitz eines oder mehrerer VMs wärest, zwänge Dich doch niemand auf einer eher VM-feindlichen Strecke auch ein VM als Fahrzeug zu wählen?


Nabendynamo und IQ.Fly, war das kein Drama. Mit dem VM hätte bestimmt der Akku für die Beleuchtung und meine Beine schlapp gemacht.
Also zumindest das mit dem Akku ist Quatsch, und das weißt Du auch.

-Andreas,
vor Touren ist der Akku frisch geladen und ist dann für > 50 h Edelux/Cyo gut; bei vielen VMs dürfte die mitgeführte E-Kapazität in ähnlicher Größenordnung liegen.
 
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Ich habe genug saft für 14 Stunden der Kompletten Beleuchtung dabei.

4x1W LED Scheinwerfer, 1,5w Rücklicht, 1w Blinker (2x0,5 je seite) im Dauerbetrieb gerechnet.Akku aktuell lipo 12V 7Ah // 630g.+ Rest ca 300g.

Berge sind ätzend-allerdings würde cih mich nicht auf eine Bergtour mit dem VM einlasen.Mal hier und da 100hm bei 6-8% gehen schon mal - ist aber nicht schön.

Seinen vorteil spielt das VM gerade in der Ebene aus, bei schlechtem Wetter und wenn die Erschöpfung einen auf dem Up zum frieren bringt.
Des weiteren bin ich nach meiner sportlichen 110km Standard-Tour bei gleichem Ziel mit dem Up 62km unterwegs(Damm-fast Luftlinie), mit dem Up langsamer trotz fast 0 HM anstatt mit dem VM knapp 140Hm leistung und bei weitem nicht so kaputt, schmerzfrei (Poppes,Ischias) und muss mich am nächsten Tag nicht mit Muskelkater plagen.

Ich kann dabei essen, musik hören, die kälte der Nacht sowie die Wettereinflüsse etc. sind mir da im VM ziemlich relativ.

Das wirklich ekelige sind die Steigungen - dafür bekommt man aber je Steigung auch eine Abfahrt :D

Ein Nachteil am VM sind definitiv schlechte Wege.
Gerumpel - langsam (Tut mir zu sehr ums Material leid) - plötzliche Überraschungen (Tiefe Querrillen etc.) und somit in Kauf zu nehmende Umwege.(110 statt 62 km)

Was noch hinzu kommt ist der höhere Technische einsatz und die damit verbundene Notwendigkeit entsprechendeer Fähigkeiten / Know How (Spur/Sturz/Druck/Schaltung/Mods und Reps/Wartung/Optimierung) und kleinere Alltagsnachteile
wie Zuladung, Stellfläche, etc.pp
 
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Hallo Ritzel

Ich finde deinen Beitrag sehr aufschlussreich:

ich bin ja auch nach ein Paar Monaten AW u. Leiba, wieder zum UP gewechselt. Die Verkehrssituation auf meinem Arbeitsweg, lies keinen Raum um die Vorteile vom VM umzusetzen. Auch ein Liegerad ist auf meiner Arbeitsstrecke keine Verbesserung zum UP.

Im Gegensatz zu vielen Visionen hier im Forum, die unter den Themen "VM als Alltagsfahrzeug / und Alltagstauglichkeit" oder "VM als Autoersatz", zeigt er klar die Grenzen von VM auf. Ich bin nach wie vor von meinem WAW begeistert, wen es dann wieder fährt, aber es ist natürlich nicht das ideale Fahrzeug für meinen Arbeitsweg. Es wird nur zu einem solchen, wenn man es mit sehr viel Idealismus impft oder es mit seinem Bedürfnis nach einem exklusiven Lebensstil pimpt.

Bei welchem VM ist das VM denn das optimale Fahrzeug zur Bewältigung der wichtigsten Hausstrecken? Beim wem nicht? Das ist in dieser Sache wohl so eine Art Gretchenfrage.
Kann es sein, dass wir hier tendenziell die Möglichkeiten von VM überschätzen?
 
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Erwartungen und Realität.

Also ich habe von meinem Alleweder keine Wunderdinge erwartet. Meine Erwartungen an einem VM als Fahrzeug waren:
1. AutoErsatz für die Fahrt zur Arbeit aus Umweltgründen (Luftverschmutzung, CO2, Resourcenverschwendung).
2. Wetterschutz i.U. zum Lieger oder UP.
3. Ein kleiner Geschwindigkeitsvorteil gegenüber meinem Lieger.
4. Erhaltung von Fitness und Gesundheit
5. Für die eigene Schlappheit einen Pedelecantrieb
6. Mit dem VM bin ich viel langsamer als mit dem Auto.

Alle Erwartungen haben sich erfüllt.
Geschwindigkeit war keine Erwartung von mir, allerdings freut es mich schon, wenn ich wieder mal einen persönlichen Rekord aufstelle.

Markus
 
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Kann es sein, dass wir hier tendenziell die Möglichkeiten von VM überschätzen?

Eher die Möglichkeiten des Fahrers. 100-150W Dauer- Antriebsleistung um damit durchgehend ein hohes Tempo zu fahren? Nieemals. Und wer jetzt mit Kreuzotter kommt: Der Simulator rechnet keine Änderungen durch wechselnde Beladung, gesundheitliche Verfassung des Fahrers und die Gemeinheiten des Verkehrs ein.

Ich fahre mit meiner Muskelkraft + etwa 250W (egal bei welcher Geschw.). Damit kann ich in eher flachen Gebieten Schnitte von etwa 38Km/h auf bis zu 100Km erreichen. Mit Optimierung ginge da sicher noch ein bisschen mehr.

Aber im Alltag sieht's eher so aus, dass ich die 4Km durch die Innenstadt mit einem gigantischen Schnitt von 20Km/h erledige. Und das Ab- und Anschließen, etc. kommt ja auch noch dazu.

Ich bin trotzdem zufrieden und freue mich, wenn die Kollegen sehen, dass diese Strecken auch ohne Auto (eigentlich auch ohne Velomobil!) machbar sind. Ohne zu schwitzen!

Für 90% meiner Strecken reicht ein Upright und gute Regenkleidung. Wenn's zu viele Höhenmeter sind vielleicht auch ein Pedelec.
 
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