Optimale Spannung, bzw verträglich Maxima und Minima müssen ja die Spannungsänderungen berücksichtigen, egal ob durch Lastwechsel (von einigen 100N, geschätzt, noch nicht gemessen) oder thermisch bedingt.
Lastwechsel gibt's in jedem Rad einmal pro Radumdrehung und im Antriebsrad zusätzlich zweimal pro Kurbelumdrehung, mit den Amplituden muss man sich die Ermüdung angucken. Aufheizung der Trommel dagegen passiert einmal oder wenige Male pro Passabfahrt, das würde ich noch guten Gewissens unter Variation der Vorspannung einordnen. Bei Nabenbremsen gibt's außerdem noch einmal pro Bremsvorgang einen Lastwechsel, wo das am besten hingehört, weiß ich nicht.
Nach unten hin ist meines Wissens die Spannung dadurch begrenzt, dass der Bogen im Flansch keinerlei Bewegungen machen darf (vor allem sich nicht auf- und zubiegen), sonst kann man die Kilometer bis zum ersten Speichenbruch zählen. Das Niveau darf man vielleicht mal in Sonderfällen erreichen (Bremsen mit Gepäck auf einer Bodenwelle oder so), aber bei normaler Fahrt muss man da drüber bleiben. Das ist um so leichter einzuhalten, je steifer das Felgenprofil vertikal ist, weil die Amplituden dann etwas kleiner werden und die Felge höhere Speichenspannung erlaubt.
Wo das obere Limit ist, weiß ich nicht. In vielen Fällen werden die Felgen die Grenze setzen. Erstens sieht man immer mal wieder Felgen, egal ob geöst oder nicht, bei denen um die Nippellöcher herum Risse entstehen. Zweitens habe ich gestern, als ich die elastische Verformung der Felge ausgerechnet habe, auch mit Extremfällen gespielt - bei den leichtesten 20"-Felgen liegt mit 32 Speichen auf 1500N die Druckspannung im Querschnitt über 250 N/mm^2, ich weiß nicht, ob da überhaupt noch Reserven für zusätzliche Belastungen und für Ermüdung vorhanden wären. Drittens habe ich schon selber eine 28"-Rennradfelge so hart gespannt, dass sie knapp vor dem Kollaps war, das war nichtmal schwer.
Eine Andra 40 mit 32 Speichen in einen felgengebremsten Up-Vorderrad ist unproblematisch. Mit der großen Querschnittsfläche (wiegt in 20" >500g) ist sie steif und hat genug Reserven für übertrieben hohe Speichenspannung. Solange die nicht zu labberig eingespeicht wird, kannst Du auch stark unterschiedliche Speichenspannungen draufbringen, ohne dass sie kaputtgeht. Eine Ryde Edge mit ihren 205g in 20" in einem VM- oder Trike-Vorderrad findet sich am anderen Ende der Spannbreite, da werden die Speichen schon deshalb sehr gleichmäßig gespannt sein müssen, weil kaum noch Spielraum zwischen oberem und unterem Limit vorhanden ist. Die Limits werden da durch die Belastungen beim Bremsen und in Kurven auch deutlich enger gezogen als beim Einspurer mit Felgenbremse (und am VM in den Bergen auch durch die Wärmedehnung der Trommeln). In den vielen Fällen irgendwo dazwischen wird das Rad einfach etwas tragfähiger, wenn man auf gleichmäßige Spannung achtet, aber solange man die Tragfähigkeit nicht ausreizt (man kennt sie ja auch nicht genau), wird man ungleichmäßige Spannung nicht oder erst sehr spät bemerken.