Corona-Virus

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
at ganz eiskalt einen Todesfall mit der Zahl der Arbeitstage angesetzt, die der Gestorbene noch hätte arbeiten können.
Das ist der angloamerikanische Ansatz im Gesundheitswesen: "lost life years".
Da nur die produktiven Tage einzurechnen ist dann konsequent weitergedacht:eek:
Wenn ein Gesundheits- oder sonstiger Minister es anders machen will, dann ist mir ein "aber das gibt noch mehr Schutz" als Begründung etwas zu dünn,
Ja, wundert mich auch. Die STIKO-Empfehlungen gelten nun mal als medizinischer Standard. Von ihr empfohlene Impfungen werden automatisch in die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses aufgenommen. Gut, da geht es "nur" Kostenerstattung aber es zeigt, welchen hohen Stellenwert die Empfehlungen habem

Gruß
Christoph
 
… Der hat ganz eiskalt einen Todesfall mit der Zahl der Arbeitstage angesetzt, die der Gestorbene noch hätte arbeiten können. :eek:
Ein sehr kluges Kind. Er hat exakt erkannt was notwendig ist um einen Großteil der Menschen von eine Handlungsweise zu überzeugen.
Es muß an den Geldbeutel gehen.
Und "aber die Wirtschaft".
Ich argumentiere ja mittlerweile genauso. Mit "Richtig oder Falsch", oder Moral, oder sozial Ausgewogen fängt man sich nur Gezeter und seltsame Wiederrede ein. Mit Geld und Arbeitsplätzen fängt man die Leute.
Ist bescheuert, aber issso.
 
zum glück hab mein frau und ich heute unseren 2. pieks bekommt, das schwächt die möglichkeit eines schweren verlaufes schonmal deutlich.
wir werden auch weiterhin nicht urlauben, feiern leute treffen, wir gehen auf nummer sicher, ohne uns dadurch gleich eingesperrt zu fühlen.
können sich die feiernden ohne abstand mal gedanken drüber machen die gibt's in HH zb leider zuhauf.
Vorbildlich.

Ein Traum: ohne endlose (und meist sinnlose) Diskussionen das Beste gemeinsam tun.
 
Die STIKO ist ein unabhängiges Expertengremium im RKI und gibt Empfehlungen. Ihre Unabhängigkeit haben sie während dieser Seuche hervorragend unter Beweis gestellt.

Naja, das die STIKO unabhängig ist darf jedenfalls bezweifelt werden, Zitat aus Infektionsschutzgesetz § 20 Absatz 2:
[...] Die Kommission gibt sich eine Geschäftsordnung, die der Zustimmung des Bundesministeriums für Gesundheit bedarf. [...] Die Mitglieder der Kommission werden vom Bundesministerium für Gesundheit im Benehmen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden berufen. Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit, der obersten Landesgesundheitsbehörden, des Robert Koch-Institutes und des Paul-Ehrlich-Institutes nehmen mit beratender Stimme an den Sitzungen teil. Weitere Vertreter von Bundesbehörden können daran teilnehmen. [...]
 
Was ich meinte: Die STIKO schaut sich Wirkungen und Nebenwirkungen der Impfung an und kommt zu ihrem Urteil. Wenn ein Gesundheits- oder sonstiger Minister es anders machen will, dann ist mir ein "aber das gibt noch mehr Schutz" als Begründung etwas zu dünn, denn der aus der Impfung resultierende Schutz war ja schon Teil der Abwägung bei der STIKO.
Vielleicht hab ich da was falsch verstanden, aber die Begründung "aber das gibt noch mehr Schutz" ergibt sich doch schon aus dem Infektionsschutzgesetz § 20 Absatz 2a:
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zur Durchführung von Schutzimpfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 haben sich insbesondere an folgenden Impfzielen auszurichten: [...] Unterbindung einer Transmission des Coronavirus SARS-CoV-2, [...]
 
Die ehrenamtlich tätigen STIKO Mitglieder sind aber weit vom politischen Beamtentum entfernt. Mögliche Interessenskonflikte sind für jedes einzelne Mitglied auf der RKI Seite offengelegt.

Ich formuliers anders: die STIKO ist ein vom Bundesministerium für Gesundheit ausgewähltes Gremium. Ob die Ehrenamtlich arbeiten oder mit politischen Beamten verglichen werden ist egal. Es ist kein Gremium des RKI. Das RKI erledigt die Rahmenhandlung der STIKO: u.a. Pressearbeit, Literaturrecherchen und Meta-Analysen, also die Datengrundlage für die Evidenzbewertung der STIKO.
Während der Sitzungen der STIKO können Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit, der obersten Landesgesundheitsbehörden, des Robert Koch-Institutes und des Paul-Ehrlich-Institutes Druck ausüben.
 
Während der Sitzungen der STIKO können Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit, der obersten Landesgesundheitsbehörden, des Robert Koch-Institutes und des Paul-Ehrlich-Institutes Druck ausüben.
Genauso wie die anderen Mitglieder der STIKO, oder nicht?
Ganz kritisch die Einflußnahme aus der Schweiz, Österreich und Belgien! ;)

A prospos Schweiz: Lesenswertes Interview mit Christian Drosten.


Gruß,

Tim
 
Eben mal in die Mitgliederliste reingeguckt, die STIKO ist geerdet und besteht zu meiner Überraschung nicht nur aus Professoren. Dabei sind auch einfach eine Frauenärztin, eine Vertreterin eines Landesamt für Gesundheit und Soziales, eine Vertreterin des Gesundheitsamt im Bezirksamt Spandau von Berlin, ein Kinder- und Jugendarzt und ein Vertreter in Hausarztpraxen und Wissenschaftlicher Angestellter und Lehrkoordinator an einer Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung.
 
Ein sehr kluges Kind. Er hat exakt erkannt was notwendig ist um einen Großteil der Menschen von eine Handlungsweise zu überzeugen.
Das glaube ich jetzt nicht. Also schlau ja, aber er wollte glaube ich einfach fertigwerden und hat sich einen Parameter gegriffen, den man vergleichen kann.
Trotzdem illustriert das ganz gut, was für Ansätze möglich sind. Es gibt nicht nur die Skala zwischen "maximalstmöglichster Schutz vor leichtem Schnupfen" und "jede Nebenwirkung ist eine Katastrophe und 'natürliche' Immunität ist auf jeden Fall besser", auf der man sich einen Wert aussuchen kann, sondern man kann sich eben auch an volkswirtschaftlichen Überlegungen orientieren.
 
A prospos Schweiz: Lesenswertes Interview mit Christian Drosten.

Herr Drosten,
in Deutschland wurden Sie mit dem NDR-Podcast «Coronavirus-Update» für viele zur ersten Informationsquelle in dieser Krise.
Was hätten Sie damals, als Sie vor über einem Jahr mit dem Podcast begannen, gerne gewusst, was Sie heute wissen?

Wie die Medien funktionieren, das wusste ich damals nicht.

Was meinen Sie damit?
Was mir überhaupt nicht klar war, ist diese false balance, die entstehen kann in der Öffentlichkeit, in den Medien.
Und dass man diese nur bedingt korrigieren kann.

False balance?
Dass man sagt: Okay, hier ist eine Mehrheitsmeinung, die wird von hundert Wissenschaftlern vertreten.
Aber dann gibt es da noch diese zwei Wissenschaftler, die eine gegenteilige These vertreten.
In der medialen Präsentation aber stellt man dann einen von diesen hundert gegen einen von diesen zweien.
Und dann sieht das so aus, als wäre das 50:50, ein Meinungskonflikt.
Und dann passiert das, was eigentlich das Problem daran ist, nämlich dass die Politik sagt: «Na ja, dann wird die Wahrheit in der Mitte liegen.»
Das ist dieser falsche Kompromiss in der Mitte.

Und das ist etwas, das ich qualitativ nicht kannte.
Ich wusste nicht, dass es dieses Phänomen gibt.
Ich wusste auch nicht, dass das so hartnäckig ist und sich zwangsläufig einstellt.
Das hat sich ja in praktisch allen Ländern eingestellt, dieses Problem.
Alle Wissenschaftler sprechen davon.
Dass ich da durch einen Podcast mitten in dieses Spannungsfeld reingerate, war mir nicht klar.
Das habe ich auch so beobachtet und nun endlich einen Begriff dafür:
False Balance

60 Lungenärtze haben noch nie einen Toten gehabt der an Stickoxiden ....

Gruß Jörg
 
TimB schrieb:
A prospos Schweiz: Lesenswertes Interview mit Christian Drosten.

False balance?
Dass man sagt: Okay, hier ist eine Mehrheitsmeinung, die wird von hundert Wissenschaftlern vertreten.
Aber dann gibt es da noch diese zwei Wissenschaftler, die eine gegenteilige These vertreten.
In der medialen Präsentation aber stellt man dann einen von diesen hundert gegen einen von diesen zweien.
Und dann sieht das so aus, als wäre das 50:50, ein Meinungskonflikt.
Und dann passiert das, was eigentlich das Problem daran ist, nämlich dass die Politik sagt: «Na ja, dann wird die Wahrheit in der Mitte liegen.»
Das ist dieser falsche Kompromiss in der Mitte.
Und das ist etwas, das ich qualitativ nicht kannte.
Ich wusste nicht, dass es dieses Phänomen gibt.
Ich wusste auch nicht, dass das so hartnäckig ist und sich zwangsläufig einstellt.
Das hat sich ja in praktisch allen Ländern eingestellt, dieses Problem.
Alle Wissenschaftler sprechen davon.
Dass ich da durch einen Podcast mitten in dieses Spannungsfeld reingerate, war mir nicht klar.

Das habe ich auch so beobachtet und nun endlich einen Begriff dafür:
False Balance

Ein freier Journalist hat aber noch was anderes beobachtet: auf seine bitte (im Auftrag von Tagesschau), die blödsinnige "Studie" des Hamburger Physik-Professor Roland Wiesendanger einzuordnen hat nur ein renommierter Wissenschaftler geantwortet. Und der wollte nicht genannt werden.
Ein weiteres Problem sieht der freie Journalist grundsätzlich im Wissenschaftsjournalismus. Der sei in Sachen Aufklärung so wenig hilfreich wie der Sportjournalismus beim Aufklären von Missständen im Sport. So wie Sportjournalisten eher unkritisch wie Fans berichten, betreibe auch der Wissenschaftsjournalismus überwiegend nur unkritische Öffentlichkeitsarbeit für Wissenschaftler. Zu Hendrik Streeck meint er:
Hendrik Streeck mag eine andere Sichtweise auf die Pandemie haben, er mag unter Gesichtspunkten einer radikalen Eindämmungsstrategie falsch liegen, aber ob er deswegen „unwissenschaftlich“ argumentiert, muss die Wissenschaft klären.
Solange er aber seines Bonner Lehrstuhls für Virologie nicht enthoben ist, so lange ist er ein legitimer wissenschaftlicher Diskursteilnehmer, ob es Stollorz oder Nguyen-Kim, anderen Journalist:innen oder einer Twitter-Blase passt oder nicht. Die „Politisierung“, die Stollorz wie Nguyen-Kim beklagen, betreiben sie zu nicht unerheblichen Teilen selbst.
Quelle:
Essay
Gefährliches Gruppendenken
Die blinden Flecke des Wissenschaftsjournalismus
 
Ich teile zwar den Post von @Neo nicht in allem , aber das

Ich sehe Leute die alleine im Auto oder gar alleine auf dem Fahrrad fahrend Masken tragen!?
beobachte ich ebenfalls mit etwas Besorgnis. Es gab in zu kurzer Zeit zuviele Anweisungen und Verbote. Zu Beginn gab es 3-4 Pressekonferenzen unserer regierung pro Tag (inklusive der Ankündigung ordentlich durch die Exekutive Strafen zu lassen).
Ich weiß derzeit nicht einmal mit Sicherheit wo in Wien Maskenpflicht auf offenen Plätzen und wo es gleich ein Betretungsverbot gibt.

Da wäre Weniger , Mehr gewesen.

Das hier war dann der Gipfel der Frechheit. Und es war ja nicht das erste Mal. Hier wurde gezielt gegen die Verfassung verstossen , mit den Worten: "Der Zweck heiligt die Mittel".

In Summe hat die Pandemie die Schwächen in unserem Europa aufgezeigt. Ich hoffe , daß daraus die Lehren gezogen werden. Bei den Regierungen und bei uns.
 
Ein freier Journalist hat aber noch was anderes beobachtet: auf seine bitte (im Auftrag von Tagesschau), die blödsinnige "Studie" des Hamburger Physik-Professor Roland Wiesendanger einzuordnen hat nur ein renommierter Wissenschaftler geantwortet. Und der wollte nicht genannt werden.
Naja, wenn ein Mitarbeiter einer unbedeutenden Webseite zweifelhaften Renommées (sind seine anderen Artikel auch so voll mit Fehlern?) Zitate fischen will, wäre ich auch vorsichtig. Eine Richtigstellung solchen Blödsinns hilft nur, wenn das auch in einem seriösen Medium erscheint, den Angriffen der jeweiligen Fangemeinschaft zieht man trotzdem auf sich.

Ich fand Herrn Drosten immer sehr mutig, daß er sich trotz der vorhergehenden schlechten Erfahrungen mit den möglichen Folgen von Journalisten (er dürfte den Arte-Film "Profiteure der Angst" mit den unhaltbaren Ausagen Wodargs durchaus noch in Erinnerung gehabt haben) wieder bereit erklärt hatte, sich dem geballten Hass von Wissenschaftsfeinden auszusetzen.
Aber laut des Interviews von republik.chs war er wohl immer noch blauäugig.

Andererseits: Der Journalistin, die ihn zur Schweinegrippe interviewt hatte, hat er dann doch kein Interview zu einer Doku über Sars-CoV-2 gegeben. Die Ehre ging dann an Hern Streeck, der hat wenig Hemmungen, womöglich falsch zitiert oder missverstanden zu werden und hat insgesamt Meinungen, die meiner nicht entsprechen.

Solange er aber seines Bonner Lehrstuhls für Virologie nicht enthoben ist, so lange ist er ein legitimer wissenschaftlicher Diskursteilnehmer, ob es Stollorz oder Nguyen-Kim, anderen Journalist:innen oder einer Twitter-Blase passt oder nicht. Die „Politisierung“, die Stollorz wie Nguyen-Kim beklagen, betreiben sie zu nicht unerheblichen Teilen selbst.
Das ist großer Bullshit. Daß Wissenschaftler in ihrem Kerngebiet seriöse Forschung betreiben, aber in ihren Neben"tätigkeiten" grottenfalsch daneben liegen können zeigt nicht nur Herr Wiesendanger, sondern z.B. auch der Organo-Chemiker James Tour, der in der Organosynthese wichtige Arbeiten veröffentlicht hat, aufgrund seines extrem orthodoxen Glaubens (er ist Kreationist) aber die Wissenschaft der Abiogenese hartnäckig bekämpft - was ihm mehrere Debunking-Videos (Achtung: 45, 60,90 min) von "Professor Dave explains" eingebracht hat. Auch "Prof Dave" hat die Erfahrung gemacht, daß viele Wissenschaftler sich lieber nicht zu einem Scharlatan wie James Tour äußern, da sie von den Jüngern Tours entsprechend angegriffen würden. Einige Wissenschaftler fanden sich aber doch, um die 14-teilige Antwort Tours auf das erste 45 min Video zu zerlegen...

Gruß,

Tim
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben Unten