Muss man sie deswegen wieder täglich stundenlang in Klassenräume setzen, damit sie weniger leiden? Wir haben gerade extrem gutes Wetter und es gibt sicher noch kreative Alternativen zu normalem Schulunterricht. Wenn der Ausfall von Schuluntericht so ein großes Loch in das Leben von Menschen reißt oder wenn sie zuhause nicht genug Raum haben, um gut zu leben, dann sollte man sich vielleicht mal fragen, ob das System noch gesund ist.
Den tagesspiegel Artikel find ich ziemlich oberflächlich. Was soll der als Quelle belegen?
Kreative Ideen finde ich auch schön - aber...
Zur Alternative des Unterrichts in Räumen: Wie willst du sowas z.B. in Ballungsräumen organisieren? Auch so: Mit einer Gruppe von 15 Kindern bei Einhaltung des Sicherheitsabstandes mit nur einer Aufsichtsperson irgendwohin zu gehen, ist schon schwer genug. Toiletten?
Dann kommt dazu, dass man i.d.R. nur 1 oder zwei Stunden in einer Klasse ist und dann ein Lehrerwechsel stattfindet. Das müsste man dann alles über den Haufen werfen. Das ist natürlich theoretisch denkbar (und evtl. wünschenswert) - aber nicht unter den aktuellen Bedingungen und nicht in der zur Verfügung stehenden Zeit! Die Schulleitungsmitglieder rotieren schon so genug!
Anderer Aspekt: Du musst dich an den Curricularen Vorgaben orientieren, was den Unterrichtsinhalt angeht. Bio draußen mag ja (bei manchen Inhalten) noch gehen... Aber Mathe? Das ganze Unterrichtsmaterial mitschleppen wird nicht so einfach sein. Und du darfst als Lehrer ja auch nicht den Mindestabstand unterschreiten - Tafeln/Beamer/... sind im Wald Mangelware-->Rumschreien? Heiserkeit? Megaphon? Und aufgrund des Homeschoolings sind die da oft digital erstellten Produkte wohl für absehbare Zeit ein wichtiges Unterrichtsmittel (müssen ja ausgetauscht / besprochen/... werden).
Und es ist natürlich nicht nur der Unterricht, der "ein solches Loch in das Leben von Menschen reißt", sondern oft die Pausen und - nicht ganz unwichtig: Das "NORMALE", sprich der Alltag Schule, der ja zu Hause gerade nicht herrscht. Das vermissen viele - ich würde vermuten, die meisten Kinder, auch die, die Schule eigentlich nicht soo toll finden.
Ich würde auch davon ausgehen, dass sich die Situation- besonders für Kinder, bei denen es zu Hause vorher schon "nicht so schön" war - durch Corona deutlich verschlimmert hat. Stichwort: Häusliche Gewalt, aber auch einfach nur so: Alle hocken plötzlich zu Hause auf zum Teil engstem Raum, es gibt für die Eltern oft nix zu tun, sie sind mit der Betreuung der Kinder überfordert, haben Sorgen um ihren Job, ihre Gesundheit,....
Was den tagesspiegel-Artikel angeht: Finde ich auch nicht den Brüller. Wollte nicht so viel zeit in die Suche nach einer Quelle aufwenden, weil das aus meiner Sicht Relevante war, die Frage nach dem "Warum?" (man Kinder aktuell nicht einfach weiter zu Hause lassen kann) nicht unwidersprochen so stehen zu lassen. Vielleicht hätte es auch eine schlichte Gegenfrage getan: "Hast Du Kinder?"