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… nutze ich jetzt seit einem halben Jahr recht intensiv und traue mich deshalb mal, ein Resümee zu ziehen, das vielleicht für Neueinsteiger/Neuinteressierte nützlich sein mag (es wird allerdings etwas länger werden).
Als ich vor gut einem halben Jahr anfing, über den Umstieg auf ein Trike nachzudenken, hatte HP Velotechnik wenige Monate zuvor das neue Gekko 26 herausgebracht – als "Einsteigermodell", als "Starterpaket" für Leute mit "knapperem Budget" (in echt irgendwas über 2000 Euro). Wichtig auch: das Versprechen, ein solches "Volkswagen"-Trike praktisch sofort liefern zu können (was nicht immer funktioniert haben soll, bei mir aber schon – eine Woche nach Bestellung konnte ich mein Trike beim Händler abholen!).
Damit hatte ich – folgt man den stetig wiederholten Empfehlungen hier im Forum – so ziemlich alles "falsch" gemacht: keine breit angelegten Recherchen, kein detailliertes Grübeln über die Feinheiten der Ausstattung und vor allem keine Probefahrt(en) und kein Besuch der "Spezi" in Germersheim .
Gut: Ich bin kein heuriger Hase – 40 Jahre intensives Fahrradfahren, davon 25 Jahre auf Liegerädern, habe ich auf den Buckel und konnte auch nach der "Papierform" einigermaßen beurteilen, auf was ich mich mit dem Gekko 26 einlassen würde (und ein, zwei Abende habe ich mich auch hier im Forum umgeschaut). Aber zur Sache:
Das Rad an sich und überhaupt:
Es musste ein Trike sein. Ein Velomobil kam nicht infrage (allein schon der Gedanke, mich in ein solches Behältnis zwängen und wieder herauswinden zu müssen, ließ mich schaudern). Außerdem erwirbt man (glaubt man den Berichten hier im Forum) zusammen mit einem Velomobil die Lizenz zu pausenlosem Basteln und Reparieren, und auch in punkto Risiko bin ich (ebenfalls nach Berichten und Videos hier aus dem Forum) etwas skeptisch. Und sogar das oft zitierte "debile Grinsen" schien mir nicht erstrebenswert . Vor allem aber: Besonders schnell fahren zu können, spielte für mich keine Rolle. Ich wollte bequem, entspannt und möglichst sicher an der frischen Luft unterwegs sein.
Sitzhöhe:
Das Trike musste eine für mich (meinem Alter) angemessene Sitzhöhe haben. Mindestens 35 cm sollten es schon sein, tiefer keinesfalls, weil ich dann wohl schon eine "Aufstehhilfe" hätte montieren (lassen) müssen.
Netzsitz oder Schale:
Vom Peer Gynt her kannte ich den Netzsitz, meine Streetmachines hatten einen Schalensitz – mit beidem würde ich zurechtkommen. Der Netzsitz ist (wie die gesamte Ausstattung beim Gekko 26) Standard, Alternativen werden nicht geboten. Ich komme gut damit klar. Das manchmal beklagte Knarzen und Quietschen stelle ich bisher nicht fest – obwohl ich den Sitz nicht straff gespannt fahre, weil das leichte "Durchhängen" mir ein bisschen Seitenhalt gibt. Durchgeschwitzter Rücken ist kein Thema (ich fahre ja auch mit mäßiger Anstrengung). Beim Schalensitz hatte ich lange experimentieren müssen, bis ich eine in dieser Hinsicht befriedigende Sitzauflage gefunden hatte.
Federung
Standard ist: keine Federung, außer der, die Sitz und Bereifung vielleicht bieten können. Meine Erfahrungen mit Vollfederung (Streetmachine) waren aber nicht so überzeugend, als dass ich mir nicht hätte vorstellen können, ohne Federung auszukommen. Irgendwo hier im Forum gibt es eine Beschreibung, die sich auch mit meinen Erfahrungen deckt: Es gibt nur bestimmte Arten von Unebenheiten, wo sich die Federung wirklich bemerkbar macht – radwegtypische Querrillen und Kopfsteinpflaster gehören eher nicht dazu. Und wenn man’s nicht eilig hat, kann man durch Reduzierung der Geschwindigkeit sehr gut ohne Federung auskommen. So meine Annahme, die sich auch bestätigt hat.
Schaltung
Ich bin immer nur Kettenschaltungen gefahren und bestens damit zurechtgekommen. Auf der Streetmachine hatte ich die Kombination 8-fach-Kettenschaltung und 3-Gang-Nabenschaltung, was ich besser fand als drei Kettenblätter vorne – aber "kriegsentscheidend" war das für mich nicht. Ich weiß, wie eine Kettenschaltung funktioniert, ich kann sie einstellen und reparieren, kein Problem.
Drehgriffschalter …
…sind ebenfalls Standard (und hier im Forum ja heftig umstritten). Ich kenne sie schon von der Streetmachine her und finde sie großartig – allein schon deshalb, weil ich meine Hände locker auf den Lenkerenden ablegen kann, was bei Lenkerendschalthebeln so nicht möglich wäre. Außerdem ist die Technik meiner Erfahrung nach vergleichsweise schlicht und robust.
Pedale
Die Standardpedale sind nicht so doll. Ich würde wohl auf Klick-Pedale umrüsten, wenn ich nicht bei Temperaturen ab 12 Grad aufwärts barfuß fahren würde. Deshalb: Umrüstung auf spezielle "Barfuß-Pedale", die eine erstaunliche "Haftfähigkeit" aufweisen.
Zusatzausrüstung …
… ist bei einem Standardmodell logischerweise nur sehr begrenzt möglich: Ich habe ein Schutzblech hinten, den Gepäckträger und eine Flagge geordert. Schutzblech hinten ist wirklich unverzichtbar, sonst fliegt einem der Dreck vom Hinterrad um die Ohren. Schutzbleche vorne wären möglich, habe ich aber nicht geordert. So spritzt es bei Pfützen und Modder zwar ordentlich hoch, aber andererseits habe ich hier im Forum mal gelesen, dass Vorderradschutzbleche Wasser und vor allem Dreck gezielt auf die Scheibenbremsen leiten. Dass das nicht toll wäre, hat mir eingeleuchtet – auch wenn ich selbst dazu keine konkreten Erfahrungen habe. Für eine Beleuchtung habe ich selbst gesorgt. Ebenfalls selbst habe ich umgerüstet auf Kurbeln mit (noch) kleineren Kettenblättern. Das war’s dann aber auch.
Resümee
Für mich (!) und meine (!) Bedürfnisse hat sich die Entscheidung für das relativ preiswerte Standardmodell als richtig herausgestellt. Natürlich habe ich mich des Vergnügens (jahre)langer Vorüberlegungen und Detailplanungen (wie sie hier im Forum ja häufiger mal mitverfolgt werden können) beraubt. Andererseits habe ich nicht nur einiges Geld, sondern auch Zeit gespart.
Eine Frage zum Schluss
Hier im Forum scheint es ja relativ wenige Nutzer des Standard-Gekko-Modells zu geben (was natürlich täuschen kann)? Interessieren würde mich aber, ob die Rechnung, die bei HP Velotechnik hinter diesem Angebot steckt, überhaupt aufgegangen ist? Die Idee ist ja spannend: Man nutzt Schwankungen bei den Einzelbestellungen, um Standardmodelle "auf Vorrat" zu fertigen, kann diese dann ohne Wartezeiten ausliefern und lockt so den einen und die andere aufs Trike, die diesen Schritt sonst nicht tun würden …
Wolfgang
Als ich vor gut einem halben Jahr anfing, über den Umstieg auf ein Trike nachzudenken, hatte HP Velotechnik wenige Monate zuvor das neue Gekko 26 herausgebracht – als "Einsteigermodell", als "Starterpaket" für Leute mit "knapperem Budget" (in echt irgendwas über 2000 Euro). Wichtig auch: das Versprechen, ein solches "Volkswagen"-Trike praktisch sofort liefern zu können (was nicht immer funktioniert haben soll, bei mir aber schon – eine Woche nach Bestellung konnte ich mein Trike beim Händler abholen!).
Damit hatte ich – folgt man den stetig wiederholten Empfehlungen hier im Forum – so ziemlich alles "falsch" gemacht: keine breit angelegten Recherchen, kein detailliertes Grübeln über die Feinheiten der Ausstattung und vor allem keine Probefahrt(en) und kein Besuch der "Spezi" in Germersheim .
Gut: Ich bin kein heuriger Hase – 40 Jahre intensives Fahrradfahren, davon 25 Jahre auf Liegerädern, habe ich auf den Buckel und konnte auch nach der "Papierform" einigermaßen beurteilen, auf was ich mich mit dem Gekko 26 einlassen würde (und ein, zwei Abende habe ich mich auch hier im Forum umgeschaut). Aber zur Sache:
Das Rad an sich und überhaupt:
Es musste ein Trike sein. Ein Velomobil kam nicht infrage (allein schon der Gedanke, mich in ein solches Behältnis zwängen und wieder herauswinden zu müssen, ließ mich schaudern). Außerdem erwirbt man (glaubt man den Berichten hier im Forum) zusammen mit einem Velomobil die Lizenz zu pausenlosem Basteln und Reparieren, und auch in punkto Risiko bin ich (ebenfalls nach Berichten und Videos hier aus dem Forum) etwas skeptisch. Und sogar das oft zitierte "debile Grinsen" schien mir nicht erstrebenswert . Vor allem aber: Besonders schnell fahren zu können, spielte für mich keine Rolle. Ich wollte bequem, entspannt und möglichst sicher an der frischen Luft unterwegs sein.
Sitzhöhe:
Das Trike musste eine für mich (meinem Alter) angemessene Sitzhöhe haben. Mindestens 35 cm sollten es schon sein, tiefer keinesfalls, weil ich dann wohl schon eine "Aufstehhilfe" hätte montieren (lassen) müssen.
Netzsitz oder Schale:
Vom Peer Gynt her kannte ich den Netzsitz, meine Streetmachines hatten einen Schalensitz – mit beidem würde ich zurechtkommen. Der Netzsitz ist (wie die gesamte Ausstattung beim Gekko 26) Standard, Alternativen werden nicht geboten. Ich komme gut damit klar. Das manchmal beklagte Knarzen und Quietschen stelle ich bisher nicht fest – obwohl ich den Sitz nicht straff gespannt fahre, weil das leichte "Durchhängen" mir ein bisschen Seitenhalt gibt. Durchgeschwitzter Rücken ist kein Thema (ich fahre ja auch mit mäßiger Anstrengung). Beim Schalensitz hatte ich lange experimentieren müssen, bis ich eine in dieser Hinsicht befriedigende Sitzauflage gefunden hatte.
Federung
Standard ist: keine Federung, außer der, die Sitz und Bereifung vielleicht bieten können. Meine Erfahrungen mit Vollfederung (Streetmachine) waren aber nicht so überzeugend, als dass ich mir nicht hätte vorstellen können, ohne Federung auszukommen. Irgendwo hier im Forum gibt es eine Beschreibung, die sich auch mit meinen Erfahrungen deckt: Es gibt nur bestimmte Arten von Unebenheiten, wo sich die Federung wirklich bemerkbar macht – radwegtypische Querrillen und Kopfsteinpflaster gehören eher nicht dazu. Und wenn man’s nicht eilig hat, kann man durch Reduzierung der Geschwindigkeit sehr gut ohne Federung auskommen. So meine Annahme, die sich auch bestätigt hat.
Schaltung
Ich bin immer nur Kettenschaltungen gefahren und bestens damit zurechtgekommen. Auf der Streetmachine hatte ich die Kombination 8-fach-Kettenschaltung und 3-Gang-Nabenschaltung, was ich besser fand als drei Kettenblätter vorne – aber "kriegsentscheidend" war das für mich nicht. Ich weiß, wie eine Kettenschaltung funktioniert, ich kann sie einstellen und reparieren, kein Problem.
Drehgriffschalter …
…sind ebenfalls Standard (und hier im Forum ja heftig umstritten). Ich kenne sie schon von der Streetmachine her und finde sie großartig – allein schon deshalb, weil ich meine Hände locker auf den Lenkerenden ablegen kann, was bei Lenkerendschalthebeln so nicht möglich wäre. Außerdem ist die Technik meiner Erfahrung nach vergleichsweise schlicht und robust.
Pedale
Die Standardpedale sind nicht so doll. Ich würde wohl auf Klick-Pedale umrüsten, wenn ich nicht bei Temperaturen ab 12 Grad aufwärts barfuß fahren würde. Deshalb: Umrüstung auf spezielle "Barfuß-Pedale", die eine erstaunliche "Haftfähigkeit" aufweisen.
Zusatzausrüstung …
… ist bei einem Standardmodell logischerweise nur sehr begrenzt möglich: Ich habe ein Schutzblech hinten, den Gepäckträger und eine Flagge geordert. Schutzblech hinten ist wirklich unverzichtbar, sonst fliegt einem der Dreck vom Hinterrad um die Ohren. Schutzbleche vorne wären möglich, habe ich aber nicht geordert. So spritzt es bei Pfützen und Modder zwar ordentlich hoch, aber andererseits habe ich hier im Forum mal gelesen, dass Vorderradschutzbleche Wasser und vor allem Dreck gezielt auf die Scheibenbremsen leiten. Dass das nicht toll wäre, hat mir eingeleuchtet – auch wenn ich selbst dazu keine konkreten Erfahrungen habe. Für eine Beleuchtung habe ich selbst gesorgt. Ebenfalls selbst habe ich umgerüstet auf Kurbeln mit (noch) kleineren Kettenblättern. Das war’s dann aber auch.
Resümee
Für mich (!) und meine (!) Bedürfnisse hat sich die Entscheidung für das relativ preiswerte Standardmodell als richtig herausgestellt. Natürlich habe ich mich des Vergnügens (jahre)langer Vorüberlegungen und Detailplanungen (wie sie hier im Forum ja häufiger mal mitverfolgt werden können) beraubt. Andererseits habe ich nicht nur einiges Geld, sondern auch Zeit gespart.
Eine Frage zum Schluss
Hier im Forum scheint es ja relativ wenige Nutzer des Standard-Gekko-Modells zu geben (was natürlich täuschen kann)? Interessieren würde mich aber, ob die Rechnung, die bei HP Velotechnik hinter diesem Angebot steckt, überhaupt aufgegangen ist? Die Idee ist ja spannend: Man nutzt Schwankungen bei den Einzelbestellungen, um Standardmodelle "auf Vorrat" zu fertigen, kann diese dann ohne Wartezeiten ausliefern und lockt so den einen und die andere aufs Trike, die diesen Schritt sonst nicht tun würden …
Wolfgang