Warum bietet der Markt keine praktikablen Schaltungsübersetzungen? ;)

-cr

Beiträge
571
Heute auf dem Weg zur Arbeit konnte ich viele Radfahrer beobachten, und dabei ist mir bei denen mit Kettenschaltung (>90%) aufgefallen, dass die meisten (80-90%) in der Ebene ohne Rückenwind das kleinste Ritzel nutzen (bei ca. 20 km/h +/- 5 km/h).

Wenn ich nicht auf der gleichen Strecke auch ein paar trainierende Rennradler (Ring ums Tempelhofer Feld) gesehen hätte, die mir persönlich passender erscheinende Gänge fuhren, würde ich jetzt sagen: Auf dem Markt verfügbare Fahrräder sind an den Anwenderbedürfnissen vorbei viel zu kurz übersetzt! ;)

Beeindruckt hat mich auch die Gangwahl eines "Rennradlers" im Business-Outfit: kleines Kettenblatt und kleinstes Ritzel.
 
Radfahren besteht aus mehr als nicht runterfallen. Dessen Festplatte damit voll ist, schaltet nicht mehr...

Das Universum und die Dummheit und so weiter...
Gruß Krischan
 
würde ich jetzt sagen: Auf dem Markt verfügbare Fahrräder sind an den Anwenderbedürfnissen vorbei viel zu kurz übersetzt!
Oder die Menschen fahren "zu lange" Gänge (Niedrige Trittfrequenz ist bequem, wenn man nicht viel Leistung erbringen muss. Dann lieber Drehmoment einigermaßen beibehalten und Frequenz runter. Beim ganz entspannten Rollen habe ich auch öfters einen längeren Gang drin und muss dann runter schalten, wenn ich schneller fahren will.)
Oder die Spreizung der Schaltung ist begrenzt und es ist wichtiger, genügend kurze Gänge zu haben, um mit jedem Gepäck überall hoch zu kommen, als dass man bei Rückenwind oder Bergab noch bei niedriger Kadenz volle Leistung bringen kann.
(Ich selbst fahre im Velomobil gerade mit 52Z Kettenblatt und 11-52 Kassette. Das ist bergauf gerade immer genug und meine Reisegeschwindigkeit in der Ebene kann ich noch gut treten. Bergab kann ich dann gleiche Geschwindigkeit mit weniger Leistung fahren oder schneller mit höherer Trittfrequenz oder bei ausreichendem Gefälle auch einfach rollen lassen. Ist ja nicht so, als würde man dadurch relevant viel Zeit verlieren, anders als bergauf.)
 
Man sieht das schon ziemlich oft, daß Radler, noch häufiger -innen, einfach mit ihrem zu großen Gang die ganze Zeit rumfahren, auch bergauf... Wundert mich nicht , wenn dann als Argument, warum mann/frau nicht regelmäßig radelt oder z.B. mit dem Rad einkauft, die Klage kommt, das Radfahren gehe zu schwer...

Um genau dieser Unübersichtlichkeit der Kettenschaltungen abzuhelfen, hat ja damals EGS diesen genialen "SynchroShifter" entwickelt, der mit einem Drehgriff Umwerfer und Schaltwerk steuert und z.B. aus den 24 Gängen einer 3×8 die 12 optimalen auswählt. Der Benutzer kann dann einfach diese 12 Gänge der Reihe nach durchschalten wie bei einer Rohloff, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wann vorne oder hinten rauf oder runter geschaltet werden muß. Bei geeigneter Auswahl von Kassette und Kettenblättern kriegt man sogar die Wunsch-Abstufung hin.
Leider ist ihnen irgendwann das Geld ausgegangen, weil sie nicht mehr hinterhergekommen sind, für die immer mehrfacheren Kassetten geweils neue SynchroShifter zu entwickeln. Bis 3×9 konnten sie noch mithalten, danach war Schluß :cry:
Dann hat Shimano die ganze Firma samt Patenten aufgekauft und das Ganze in der Schublade beerdigt. *)
Deshalb gibt es heutzutage immer noch diese nervigen getrennten Schalter und die Überschneidungen bei den Gängen. :rolleyes:
Ich habe einen EGS SynchroShifter (3×8), den ich hoffentlich diesen Sommer endlich in meinen Highracer einbauen kann. Ich werde dann auf jeden Fall berichten

*) Soweit ich weiß, verwenden sie den Namen "SynchroShift" inzwischen für eine elektronische Schaltung...
 
Als ich noch aufrecht fuhr, hatte ich auch einen Gang, den ich am häufigsten drin hatte. Geschaltet hab ich auch, aber nicht annähernd so häufig, wie es beim Liegen erforderlich ist.
 
Ich seh immer wieder E-Radler in zu hohen Gängen fahren, leider unterstützt da das E die "Dummheit", also macht den Effekt noch weniger spürbar...
 
Eine Freundin fährt ein ebike und weiß nicht wie das funktioniert mit dem Schalten. Wenn wir zusammen fahren und ich weiß, die nächste Steigung packt sie nicht bei der von ihr eingestellten Übersetzung , bitte ich sie anzuhalten und schalte runter.
Sie ist da ziemlich resistent und beharrt darauf, daß Schalten schwierig zu verstehen ist.
 
Um eine "normale" Kadenz einigermassen rund treten zu können braucht es Übung. Keine Klickies macht es nochmal schwieriger. Ferse auf dem Pedal macht noch mehr Kniebeugewinkel. Sonntagnachmittag und schönes Wetter, dann fahren die die sonst nie Fahren. Keine Kenntnis und auch kein Interesse an Technik/ Physik. Mit schwarzen Ketten und Zahnrädern befasst man sich nicht, das ist bäh. Wenn es zu mühsam geht ist bestimmt was kaputt, also muss ein neues Fahrrad her. Am besten gleich ein E-Bike. Kein Wunder verkaufen sich Automatikschaltungen und Zahnriemen (am Fahrrad). Und selbst serielle "Hybride". Da reicht es die Pedale irgendwie zu bewegen. Pantomime. Gestensteuerung. Drive by Wire.
 
Das liegt nicht an der Liege...
Ich fahr 2x7, 52/39 - 28/12, Norddeutschland mit Teuto, flach mit ein paar Hubbeln. Vorne Hand-/Fußumwurf, weil ich 95% auf dem Großen fahre. Auf dem Rückweg aus Gütersloh mit 80kg Anhänger am Haken bin ich 2km den Hanken"berg" rauf mit 60er Trittfrequenz. Für diesen 'fehlenden' Schaltbereich hab ich mir zwei so Dinger an den Beinen einsetzen lassen, zwei Oberschenkel. Ich hab sie Max und Moritz getauft, menschliche Hauptbewegungsmuskeln ;)
Meine ehemaligen Schrottkniee sind vom Knicklenkerfahren grundsaniert, automatischer Muskelaufbau durch häufige Nutzung.
Ausnahmen von der 85er Frequenz werten sie als spannende Abwechslung, ebenso die 115, wenn ich vorne nach dem Hügel noch nicht umgelegt habe und nen Rennradler rollend versägen will :p
Gruß Krischan
 
Ist nur kurz! Moderate Steigung. Bevor es zu viel wird, steig ich ab!
Aber es geht viel mehr, als man denkt, wenn es sich um seltene Ausnahmen handelt. Es war ,nur, sehr anstrengend :)
Gruß Krischan
 
Heute auf dem Weg zur Arbeit konnte ich viele Radfahrer beobachten, und dabei ist mir bei denen mit Kettenschaltung (>90%) aufgefallen, dass die meisten (80-90%) in der Ebene ohne Rückenwind das kleinste Ritzel nutzen (bei ca. 20 km/h +/- 5 km/h).

Wenn ich nicht auf der gleichen Strecke auch ein paar trainierende Rennradler (Ring ums Tempelhofer Feld) gesehen hätte, die mir persönlich passender erscheinende Gänge fuhren, würde ich jetzt sagen: Auf dem Markt verfügbare Fahrräder sind an den Anwenderbedürfnissen vorbei viel zu kurz übersetzt! ;)

Beeindruckt hat mich auch die Gangwahl eines "Rennradlers" im Business-Outfit: kleines Kettenblatt und kleinstes Ritzel.
Mit welcher Kadenz?
Gefühlt treten die meisten reinen Kurzstrecken-Zweckradler sehr langsam im Vergleich zu solchen mit sportlicher Ambition. Die fahren aufs Auto übertragen quasi 40km/h im 4. Gang, und fluchen auch passend dazu am nächsten Hügel.

100% passend finde ich meine Gänge auch nicht, bei 50/34 zu 11/32 bleibt aber auch nicht viel Raum für Veränderungen. Das Fahren um die ersten Kettenblätter mit 2 bzw. 3 Zähnen Sprung erfordert eine zu große Änderung der Trittfrequenz oder -Stärke. Im Flachland hätte ich halt 11/25 hinten und wäre vermutlich glücklich.
Ich finde in diesem Bereich geschlossene Getriebeschaltungen spannend. Die sollen eine weitere Auswahl bieten, leider aber auch (noch?) mehr wiegen und weniger effizient arbeiten :(

Um genau dieser Unübersichtlichkeit der Kettenschaltungen abzuhelfen, hat ja damals EGS diesen genialen "SynchroShifter" entwickelt, der mit einem Drehgriff Umwerfer und Schaltwerk steuert und z.B. aus den 24 Gängen einer 3×8 die 12 optimalen auswählt. Der Benutzer kann dann einfach diese 12 Gänge der Reihe nach durchschalten wie bei einer Rohloff, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wann vorne oder hinten rauf oder runter geschaltet werden muß. Bei geeigneter Auswahl von Kassette und Kettenblättern kriegt man sogar die Wunsch-Abstufung hin.
Ich meine gelesen zu haben, die modernen elektronischen Schaltsysteme böten so eine Konfiguration wieder an?
 
Meine Beobachtung geht genau anders herum, aber ich lebe als Ösi weniger im Flachen: Die Trekkingräder haben so gut wie alle eine Heldenübersetzung, nur der Jan Ullrich darauf fehlt, der sie auch sinnvoll nützen könnte. Ich habe deshalb alle unsere Räder auf langsamere Übersetzungen abgerüstet. Wo ich dir vollkommen zustimme: Die meisten Leute treten in einem Tempo, dass mir schon beim Zuschauen die Knie weh tun. Da gäbe es ausreichend Gelegenheit zum Lernen, zur Freude der Knie und anderer Körperteile. Aber da ist halt keine Lobby dahinter.

Dass das lernbar ist, bin ich mir sicher: Wer es schafft, sein Rad beim Radeln aufrecht zu halten, kann sicher auch mit einer weniger schädlichen Trittfrequenz treten, wenn er nur will.

lg!
georg
 
Zurück
Oben Unten