Konzeptvergleich bei 36km Arbeitsweg einfach
Konzeptvergleich bei 36km Arbeitsweg einfach
Rückblick, kurze Einführung
Die Strecke: Mein Arbeitsweg ist die klassische Pendlerstrecke vom Land in die Stadt. In der Summe sind ca. 100 Höhenmeter zu fahren. Die Strecke teilt sich grob in vier Abschnitte ein.
Die ersten 15km führen über Land ohne Ampeln. Dann folgen 7km mit etwas schlechterem Asphalt und geringer Steigung/Gefälle (1 Gang weniger/mehr). Anschließend kommen ca. 9km mit Bundesstraßen-Charakter (ist aber eine Kreisstraße!). Neben zwei Ortsdurchfahrten mit bis zu 5 Ampeln ist hier immer auch viel Schwerlastverkehr anzutreffen. Die letzten 5km fahre ich eine Einfallstraße in die Stadt hinein (ständiges Stop-and-Go, viele Ampeln, viel Verkehr).
Das Ziel war und ist es, auf einen Zweitwagen verzichten zu können. Ein Rad/VM muß dann 2-3x in der Woche für den Arbeitsweg genutzt werden. Alternativ kann Bus/Bahn genutzt werden, wenn keine Schulferien sind. Die Fahrzeit mit dem Rad sollte in jedem Fall unter 1h 30min liegen (~23er Schnitt).
Die Zeit von Haustür bis ins Büro beträgt mit dem Pkw bei Autobahnnutzung ca. 40min sowohl hin, wie auch zurück (Gesamt 1h 20min).
Die Zeit von Haustür bis ins Büro beträgt mit Bus/Bahn 1h15min hin und 1h35 zurück (Gesamt 1h 50min).
Mein Trainingszustand: Bei 183cm und 88-90kg ist noch Potential vorhanden
Seit drei Jahren fahre ich Liegerad, davor bin ich 18 Jahre gar kein Rad gefahren. Kilomterleistung in den letzten drei Jahren 2-3tkm/Jahr mit steigender Tendenz. Ich bin also eher der untrainierte Hobbyradler. Trotzdem bin ich auch schon einen RTF über 180km gefahren und habe mich an einem Brevet versucht (Aufgabe nach 130km). Mein maximaler Puls liegt bei 209, die anaerobe Schwelle bei 177, wobei ich da 188W trete.
|Radwege (i.d.R. sehr schmal, trotzdem für beide Richtungen freigegeben/benutzungspflichtig, häufige Verwerfungen/Wurzelaufwürfe, Radwegschäden, in der Stadt zusätzliche Bettelampeln)|Kreis-, Land- und Bundesstraßen (hin und wieder Schlaglöcher und Schäden in der Fahrbahn)|ca. Schnitt hin/zurück [km/h]|Fazit
Optima Stinger, Semitieflieger, heckgefedert, ca. 18kg|unkomfortabel nutzbar; die kleinen 20“ Räder fallen in die Löcher; Federung zeigt kaum Wirkung|nicht genutzt|25 / 23|angenehm unkompliziert wg. „Einspurer“; relativ schnell aber unkomfortabel; 26er Schnitt auf Hinweg war machbar
Mungo Sport Speedline, Trike, vollgefedert, ca. 29kg|sehr gut nutzbar; in der Stadt nachteilige tiefe Sitzposition; Fahrwerk sehr gut; Gewicht negativ an Hügeln und beim Beschleunigen|nicht genutzt|24 / 22|zu schwer, im Vergleich zu teuer für den Einsatzzweck; am Zeitlimit
Kettwiesel, ungefedert, ca. 18kg|unkomfortabel nutzbar; höhere Sitzposition besser in der Stadt|nicht genutzt|24 / 23|ausreichend für die gemütliche Tour, wird nun für Kurzstrecken genutzt; für den Arbeitsweg am Zeitlimit
Mango, VM, vollgefedert, ca. 33kg|gut nutzbar; schlechte Wege/Verkehr drücken den Schnitt|sehr gut nutzbar|ca. 24-29 (nur eine Fahrt)|bester Gesamteindruck, keine echten Schwächen
Milan, VM, vollgefedert, ca. 36kg|setzt öfter auf; Bettelampeln kaum erreichbar; in der Stadt nicht wirklich zumutbar->enge Radien und viel Verkehr drücken auf die Geschwindigkeit|sehr gut nutzbar; stabiles Fahrwerk und tiefer Schwerpunkt bringen Speed|30 / 27|schnell; nichts für Radwege; das Rennrad mit Einschränkungen im Alltag; über 35er Schnitt auf dem Hinweg möglich
Alleweder A4-T45, VM, vollgefedert, Motor bis 45km/h, ca. 50kg|nicht genutzt|sehr gut nutzbar; Fahrwerk neigt hinten stärker zum Hüpfen/Versetzen|38 / 37|extrem hoher Nutzwert durch Motor und großen Stauraum
Gesamtfazit:
In den letzten drei Jahren befanden sich obige Räder in meinem Besitz und ich bin sie alle auch zur Arbeit gefahren. Auf der Fahrbahn fühlte ich mich mit allen Rädern bis auf das A4 deutlich unwohl. Der psychische Druck, den Pkw und Lkw im Rückspiegel ausüben, war für mich nie angenehm. Manchmal hatte ich mehr Stress und Frust als Freude am Fahren.
Das Stinger war der erste „Testballon“, ob die Strecke für mich überhaupt machbar ist. Heute würde ich gerne ab und zu wieder einen Einspurer an schönen Tagen fahren. Ich tendiere dann aber zu großen Laufrädern wegen des Komforts. Mit einem Rennrad steht die Strecke noch aus. Leider sind die Radwege so schlecht, dass der mangelhafte Komfort immer ein Thema sein wird.
Beide Trikes waren am Zeitlimit auf der Strecke. Der Unterschied war so gering, dass allein die Vollfederung des Mungos nicht ausreichte, um den Verbleib in der heimischen Garage zu rechtfertigen. Das gebraucht deutlich günstigere Kettwiesel wird nun für die kleinen Fahrten und Anhängerbetrieb genommen.
Mit dem Milan bin ich fast zwei Jahre immer mal wieder zur Arbeit gefahren. Mit diesem Rad habe ich bislang die meisten Kilometer zurückgelegt (über 4tkm). Letztendlich verleitete mich der psychische Druck im Verkehr dazu, mit dem Milan ständig Stoff zu geben. Konditionell hat mich das an die Grenze gebracht, so dass ich die Strecke nur 1-2x in der Woche gefahren bin (2010 nur 11x insgesamt!). Letztendlich war ich häufig morgens schon beim Einsteigen in den Milan gestresst. Eine Dauerlösung konnte das auch nicht sein.
Das Mango bin ich nur sehr kurz gefahren. Es ist voll radwegtauglich, was auf meiner Strecke den Druck nehmen kann, da ich nicht auf der Fahrbahn fahren muss. Ich fand es angenehm, mit dem Mango fahren zu können, wo ich wollte. Man sitzt etwas höher als im Milan und ich empfand es als komfortabler gefedert. Neben dem etwas besseren Gepäckraum kann das Mango auch mit dem Schaumdeckel und der Kompaktheit punkten. Für mich der beste Kompromiss und damit der beste „Allrounder“. Durch die etwas längere Fahrzeit (und noch längere bei Nutzung der Radwege), ist das Mango vorläufig als Lösung auch weggefallen. Auf den Radwegen kann ich es nicht ausfahren und auf der Fahrbahn ist es dann noch langsamer, als der Milan.
Mit dem A4-T45 kam für mich (bis jetzt) der Durchbruch. Das kleine Nummernschild und der Motor helfen mir psychisch so sehr, dass ich das Fahren auf der Fahrbahn nicht mehr als belastend empfinde. Die Vorteile sind für eine fast tägliche Pendlerstrecke nicht von der Hand zu weisen. Die Akzeptanz auf der Fahrbahn ist voll gegeben. Mit 40-45km/h schwimmt man in der Stadt im Verkehr mit. Im Schnitt fahre ich nun einen um 10-15 Schläge niedrigeren Puls und bin trotzdem schneller. Hügel, die ich vorher mit einem VM mit 8km/h hochgekrochen bin, fahre ich nun mit über 30km/h hoch (
mehr zum Motor und den Fahrleistungen im Pedelecforum). Der Gepäckraum ist deutlich größer und besser nutzbar, als beim Mango oder Milan. Wenn ich mich mal nicht so gut fühle, oder nach einem anstrengenden Arbeitstag kaputt bin, komme ich trotzdem noch zügig nach Hause. Nachteile sehe ich derzeit zwei: Für längere Touren ist das Rad wg. des Ladeproblems eher nicht geeignet. Ich kann zwar ohne Motor auch ~25km/h fahren, aber viel Spaß macht das nicht. Des Weiteren ist das Fahrwerk der für mich größte Schwachpunkt am A4. Das Hinterrad neigt bei Unebenheiten zum Hüpfen und Versetzen. Ein wenig muss ich das allerdings relativieren, denn ich bin i.d.R. mit über 40km/h unterwegs, was auch mit dem Milan zu solchen Hüpfern und zum Versetzen des Hinterrads geführt hat. Auch in Kurven denke ich oft, dass ich die mit dem Milan schneller fahren konnte. Vermutlich bin ich mit dem Milan aber gar nicht erst so schnell an die Kurve herangefahren…
In den letzten 7 Wochen bin ich über 1000km mit dem AW gefahren. Auch zwei Tage hintereinander zur Arbeit sind nun kein Problem mehr. In diesen 7 Wochen bin ich jetzt schon öfter mit dem A4 zur Arbeit gefahren, als mit dem Milan im gesamten Jahr 2010. Ich glaube, dass ich meine Lösung gefunden habe und dass der Zweitwagen noch in diesem Jahr wieder verkauft werden kann.
Grüße
Heiko