Trike bei Sehbehinderung

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Leider fand ich im www nicht das richtige dazu.

Wir haben in der ADFC-Gruppe ein Mitglied mit einer Sehstörung. Es handelt sich um einen Tunnelblick (Einschränkung des Blickwinkels/Gesichtskreises).

Um die schwierige Suche an einem Steuermann für sein Tandem ggf. zu ersparen, wäre ggf. ein Trike ausreichend.

Gibt es dazu Erfahrungen?
 
Ich verstehe den Gedankengang nicht so ganz. Also anstatt ein Tandem ein Solo-Trike? Warum sollte ein Trike bei seinem Sehstatus besser sein, als ein Upright oder ein Einspurer?
Oder brauchst Du Erfahrungen zu gekoppelten Trikes?
 
Ich nehme an, das der Tunnelblick ja nicht blind macht, sondern nur das Gesichtsfeld einengt. Daher kann ich mir vorstellen, das ein Trike, das eben nicht umfallen kann bzw. weniger Koordination (Gleichgewicht) benötigt und hektische Lenkerbewegungen besser auszugleichen sind eine Alternative darstellt.. Sicherlich ist das dann alleine immer noch schwierig. In der Gruppe geht es jedoch ggf. .

Vielleicht ist Trike eine Option um auf einen Steuermann zu verzichten (den man erstmal suchen und finden muss).
 
Ein Freund von mir hat nur 2 % Sehvermögen, sieht nur Schatten und fährt tagsüber dennoch alleine Up - unfallfrei! Es liegt an der Art der Sehbehinderung und wie man damit umzugehen gelernt hat. Vorteil Trike ist sicherlich, dass der seheingeschränkte Fahrer langsam rollen kann, wenn eine Situation unklar ist, ohne das Geleichgewicht zu verlieren... und wenn man es koppeln kann - perfekt.
 
Mit 2% Sehschärfe kann ich nicht glauben. Der findet ja nicht mal sein Fahrrad wenn er davor steht.

Wenn er trotzdem fahren würde wäre das nicht nur verantwortungslos sonder kriminell.

Und glaube mir, ich weiß wovon ich rede. Habe selber 18 Dioptrien auf der Nase, und das bereits seit 58 Jahren.
 
Ich gebe dir recht, ich habe selbst immer ein komisches Gefühl, wenn er von seinen Touren erzählt, das ist aber was er mir erzählt hat und ich habe keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln, zumal ich schon mit ihm gefahren bin. Mich z.B. erkannte er nur, weil ich wahrlich nicht zu übersehen bin - laut ihm sah er meinen Schatten
 
Meine Frau fährt mit 10% Sehfähigkeit schon seit 25 Jahren nur noch Tandem - und das ist auch vernünftig so. Ein Tunnelblick ist in der Regel eine Folge von Grünem Star (erhöhtem Augeninnendruck) und kann auch sehr schnell immer enger werden und auch ganz zur Erblindung führen. Mit dadurch stark eingeschränktem Gesichtsfeld kann man im Verkehr nicht mehr alleine unterwegs sein, weil man zu viel nicht mehr wahrnimmt. Nicht umsonst wird man mit einer Gesichtsfeldeinschränkung auf 10 Grad einem Blinden gleichgestellt (bei sonst noch 50% Sehfähigkeit).

Es gibt leider immer Leute, die trotz sehr geringem Sehvermögen, noch ein Fahrzeug bewegen wollen. Das hängt einerseits daran, dass ein langsam Erblindender nicht mehr weiß, was man eigentlich sehen könnte und zweitens, dass Mobilitätseinschränkungen in unserer Zeit nicht mehr akzeptiert werden. (Mir fallen auf Anhieb vier Leute ein, die allein in meinem Ort nur dadurch bis zu ihrem Tod unfallfrei mit Fahrrad/Auto unterwegs waren, weil alle anderen für sie mitgedacht haben und andauernd ausgewichen sind.)
C.
 
Ein Freund von mir hat nur 2 % Sehvermögen, sieht nur Schatten und fährt tagsüber dennoch alleine Up - unfallfrei!

Na, ob dies mit den 2% Sehvermögen so stimmt ??????

Vorteil Trike ist sicherlich, dass der seheingeschränkte Fahrer langsam rollen kann, wenn eine Situation unklar ist, ohne das Geleichgewicht zu verlieren... und wenn man es koppeln kann - perfekt.

Da hast du sicherlich Recht ......... Aber, ..... Ich kenne vom hören sagen so ein Wieselwurmduo aus einer MS Gruppe. Und dies funktioniert auch nur mit Kapitän bzw.in diesen Fall mit Kapitäninn

Aber wie gesagt, es kommt sehr auf "welche Sehbehinderung" an .... In der Gruppe könnte es mit dem Solotrike funktionieren

LG, Klaus
 
Wie gesagt, ich muss seinem Wort vertrauen und er trug Blindenzeichen und ging meist mit Hilfe eines Blindenstockes. Sein Rad fand er, weil er sich merkte, wo es stand. Aber am liebsten fuhr er nicht alleine. Aber jeder Jeck ist anders... ich hätte mich das nicht getraut. (übrigens Vergangenheitsform, weil vor 4 Jahren der Kontakt abbrach) Aber ein Kapitän ist sicher sinnvoll und wie gesagt, ein Trike lässt sich koppeln...
Und jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden, wie er mit seiner Einschränkung umgeht. Auch wenn ich oft Angst um ihn und andere Verkehrsteilnehmer hatte, bewunderte ich ihn zugleich für seinen Mut und wie er mit seiner Einschränkung umging!!!
 
... bewunderte ich ihn zugleich für seinen Mut

Wenn es denn wahr wäre, dann handelt es sich nicht um Mut, sondern Dummheit gepaart mit Selbstüberschätzung und verantwortungslosem Verhalten allen Anderen gegenüber.

So etwas bewundert man nicht,sonder sollte es schnellstmöglich unterbinden.
 
Hallo,

die Gefahr die jeder für sich selbst in Kauf nimmt würde ich für andere und möchte ich für mich selbst bestimmen/begrenzen.

In diesem Faden habe ich den Eindruck das ein durch sein gewohntes Umfeld fahrender (eingeschränkt) Sehender, der alleine auf seinem Dreirad unterwegs ist eine größere Gefahr für andere darstellt als Beispielsweise ein Fahrer mit sogenannte 100% Sehfähigkeit der mit seinem quengelnden Kind auf dem Rücksitz mit 50 km/h durch den Ort fährt. Das eine erlaubt das andere nicht?

Ich will mich da nicht am schlechten Beispiel aufhalten, aber jegliche Einschränkungen erschweren die sichere Fahrt. Ob das schlechtes Sehvermögen bei geringer Geschwindigkeit oder gutes Sehvermögen mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit (für das Umfeld) sind die Gefahr für sich und andere hängt von vielen Faktoren ab.

Auf einem zweitägigen Seminar habe ich vor vielen Jahren mal jemanden mit einer starken Sehbehinderung kennengelernt. Als ich zum Abschluss mitbekam das er mit dem einspringen Fahrrad nach Haus fahren wollte konnte ich mich davon überzeugen das seine, von meiner abweichenden, Fahrweise nicht unsicherer oder gefährlicher war als meine. Inklusion fängt auch in unserem Alltag an. Deshalb sollten wir selbst mit denen Verständnis haben die immer noch innerörtlich mit 50km/h unterwegs sein müssen.

Gruß Heiko
 
Hallo,

In diesem Faden habe ich den Eindruck das ein durch sein gewohntes Umfeld fahrender (eingeschränkt) Sehender, der alleine auf seinem Dreirad unterwegs ist eine größere Gefahr für andere darstellt als Beispielsweise ein Fahrer mit sogenannte 100% Sehfähigkeit der mit seinem quengelnden Kind auf dem Rücksitz mit 50 km/h durch den Ort fährt. Das eine erlaubt das andere nicht?

Mal abgesehen davon, dass ein stark sehbehinderter, unmotorisierter Radfahrer grundsätzlich eine geringere Gefahr für andere darstellt als ein abgelenkter Autofahrer, ist beides nicht erlaubt. Es wird nur selten kontrolliert bzw. nur, wenn der Fahrer wegen Abgelenktheit oder eingeschränkten Sehvermögens auffällt.

Ob das schlechtes Sehvermögen bei geringer Geschwindigkeit oder gutes Sehvermögen mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit (für das Umfeld) sind die Gefahr für sich und andere hängt von vielen Faktoren ab.

Es hängt genau von einem Faktor ab, nämlich von der Anwesenheit potentieller Opfer. Wer nicht da ist, den kann man nicht totfahren.

Inklusion fängt auch in unserem Alltag an.

Klar, deshalb gibt es ja die Blindenarmbinde und sind Blindenstock und Hundeführgeschirr weiß, damit Verkehrsteilnehmer wissen, womit sie es zu tun haben. Inklusion bedeutet Verantwortung, und zwar in beide Richtungen: Rücksicht durch die weniger Behinderten, aber auch verantwortungsvolles Handeln durch die stärker Behinderten. Inklusion heißt aber nicht, dass auf Biegen und Brechen jeder Behinderte alles machen sollte und darf, was "normale" machen. Es ist verantwortungslos, wenn ein Blinder (und die im Beispiel genannten 2 % Sehfähigkeit stellen genau die Obergrenze der Blindheit dar) ein Fahrzeug führt.

Deshalb sollten wir selbst mit denen Verständnis haben die immer noch innerörtlich mit 50km/h unterwegs sein müssen.

Verständnis für egozentrische Kleingeister? Nein.

Gruß, Klaus
 
die Gefahr die jeder für sich selbst in Kauf nimmt würde ich für andere und möchte ich für mich selbst bestimmen/begrenzen.
Das möchte wohl gerne ein jeder, allerdings scheint so mancher mit der Einschätzung der Gefahr Probleme zu haben, weshalb der Gesetzgeber (meiner Meinung nach zurecht) einige Einschränkungen sanktioniert.
Dass trotz der Sanktionen beim erwischt werden, die Selbsteinschätzung mancher Zeitgenossen nicht sehr groß ist, zeigen die vielen Unfälle von alkoholisierten oder telefonierenden Verkehrsteilnehmern.
Dass der Gesetzgeber für Sehbehinderungen nur für Führerscheinpflichtige Fahrzeuge spezifische Regelungen getroffen hat, heißt doch nicht, dass es für alle anderen Fahrzeuge einen Freifahrtschein gibt, sondern nur, dass der Gesetzgeber (noch) nicht annimmt, dass dieses Land ein großer Kindergarten ist, in dem wirklich jede Selbstverständlichkeit geregelt sein muss.

Gruß
Geli
 
Falls die Angaben auf der Wikipedia-Seite stimmen, hat eine Honigbiene einen Visus von 100% * 1'/60' = 1.7%. Also weniger als 2% und die fliegt sogar noch herum! ;)

Was ich damit sagen will: Die Prozentangaben sind nicht so, wie man sich das sonst von Prozentwerten gewöhnt ist. Darum sollte man sich naive Prozent-Interpretationen sparen und es doch lieber den Betroffenen überlassen, ab wann sie noch vorsichtig herum radeln können und wann nicht.

Im Gegensatz dazu gibt es fürs Autofahren Sehtests, die man bestehen muss. Das ist gut so und auch nicht mit Radfahren gleich zu setzen, denn Autofahren ist auch mit 100% Visus eigentlich noch zu gefährlich (für andere).
 
Falls die Angaben auf der Wikipedia-Seite stimmen, hat eine Honigbiene einen Visus von 100% * 1'/60' = 1.7%. Also weniger als 2% und die fliegt sogar noch herum!

Wenn ich die Werte für den Menschen einsetze:
100% * 1'/o,4' = 250%
100% * 1'/2,0' = 50%

Kennt jemand jemanden mit 250%?

Abgesehen davon kann man die Sehfähigkeit der Biene wegen des völlig andern Baus des Auges nicht mit der des Menschen vergleichen. Bei hohen Geschwindigkeiten ist die zeitliche Auflösung sehr wichtig, da ist die Biene deutlich überlegen. Abgesehen davon: Wie oft fliegen Bienen gegen schwer erkennbare Hindernisse? Egal, denn es schadet ihnen ja offenbar nicht.

Was ich damit sagen will: Die Prozentangaben sind nicht so, wie man sich das sonst von Prozentwerten gewöhnt ist. Darum sollte man sich naive Prozent-Interpretationen sparen und es doch lieber den Betroffenen überlassen, ab wann sie noch vorsichtig herum radeln können und wann nicht.

Das ändert nichts daran, dass jemand, der medizinisch und sozialrechtlich Blindenstus hat, zu wenig sieht , um Fahrzeuge zu führen. Ich kenne jemanden, der kommt knapp über die 30 % auf dem besseren Auge und gilt damit gerade nicht als sehbehindert im rechtlichen Sinne. Schon beim zu Fuß gehen sind Probleme erkennbar, radfahren geht gar nicht mehr.

Gruß, Klaus
 
Auch wenn ich diese Diskussion ungewollt/unbewusst angestoßen habe, fände ich es toll, wenn wir zum ursprünglichen Thema zurück kommen könnten. Man kann dem Betroffenen ja empfehlen, mit Augenarzt/Neurologe ung ggf. Polizei Rücksprache zu halten, ob er in der Lage ist, alleine zu fahren und ob/inwiefern er sich ggf. strafbar macht - letztlich sind wir hier alle Laien ( auch wenn einige gut informiert sind) und keiner ausser dem TO kennt den Betroffenen. Dennoch wäre es sicher im Sinne des TO, die Ursprungsfrage im Auge zu behalten -
 
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