AW: Roll over America
Hallo Jupp,
Martin hat schon recht, mit einer guten Vorbereitung auf das Event. Als ich mich, bis zum Ausstieg des Sponsors, vor ca. 20 Jahren auf das RAAM trainingstechnisch vorbereitet hatte, hatte ich bis zu diesem Ausstieg des Sponsors an täglicher Tageskilometerleistung auch so zwischen 650 - um die 700 km am Tag zurückgelegt (die Zeit für dieses Training hatte ich aber nur, weil ich seinerzeit arbeitslos war, und es war das Jahr in dem ich mit ansteigernder Tageskilometerleistung 80.000 km auf dem RR zurücklegte). Ohne Training (es bleibt euch noch ungefähr ein Jahr Vorbereitung) wird eine tägliche Leistung von 200 km nicht leistbar sein, ohne irgendwann den eigenen Akku leer zu fahren. Gerade diese Dauerleistung sollte von den Teilnehmern daher trainiert werden, sonst ist es eigentlich egal, wo man fährt, denn man bekommt von der Landschaft oder den abendlichen Party´s nicht wirklich etwas mit und benötigt anschließend dann auch einen Urlaub vom Urlaub, wenn man nicht vorher durch Unachtsamkeit verunfallt und sich in einem Krankenhaus wiederfindet.
Ca. 20 kg Gepäck dürften im Quest eigentlich im Hinblick auf die Strecke keine so großen Probleme darstellen (Ausnahme Rocky Mountains), denn wenn man meint mit Höchstgeschwindigkeiten die Gesamtstrecke zurücklegen zu können, befindet man sich bereits jetzt auf "verlorenem Posten".
Wenn zu Beginn 8 - 10 Stunden reine Fahrzeit/Tag in´s Auge gefaßt werden, dürften bei 200 km Fahrstrecke daraus Durchschnittsgeschwindigkeiten von 20 - 25 km/h resultieren (mit dem Quest, auch für nicht so sehr trainierte Teilnehmer, auf längere Strecken über längere Zeiträume durchaus realisierbar), wobei die Geschwindigkeit, bei behutsamer Herangehensweise, sich für die gesamte Gruppe mit der Zeit von allein steigert, aber es auch möglich ist, daß bei einigen Teilnehmern nach Tagen gar nichts mehr geht, weil sie es vom Kopf her nicht schaffen in einen täglichen Leistungstrott zu verfallen (es ist kopftechnisch einfacher, sich in einem Wettkampf zu befinden, als tagtäglich unter fast gleichen Bedingungen eine Strecke abzuspulen).
Der Sinn für die Durchquerung Nordamerikas bleibt mir allerdings weiterhin verborgen, gerade weil man einen Hammelschwanz, an mit fossilen Betriebsstoffen betriebenen Fahrzeugen, hinter sich her zieht. Geschwindigkeitsrekorde wird man auch nicht brechen wollen, um das Velomobil als eine Alternative zum herkömmlich benutzten Fahrzeug darstellen zu können. Bleibt für mich allein die Tatsache, daß eine Gruppe von Urlaubern durch das Land zieht, die mit mehr oder minder Spaßfaktor dann Leute und, vielleicht auch öde, Landstriche kennen lernen möchte.
Ich möchte euch eure geplante Unternehmung nicht madig machen (denn ich werde definitiv nicht von der Partie sein), dennoch halte ich es für recht unwahrscheinlich über 28 Tage, bei dann auch noch Streckenabschnitten mit deutlich unter 200 km, eine Strecke von der West- zur Ostküste Amerikas zurückzulegen (bei angenommenen 5400 km könntest du z. B. nur viermal die Streckenabschnitte um 50 km kürzen und dann müßte immer noch tagtäglich gefahren werden).
Ich sehe zudem die Gefahr in einer größeren Gruppe bei dem für diese lange Strecke benötigten Zeitabschnitt, daß sich auf die eine oder andere Weise Frustration breit machen könnte (Tempo zu langsam oder zu schnell, Streckenführung ohne visuelle Reize oder Abwechslung, jeden Tag ein ähnlicher oder gleicher Ablauf u. a.), was dann auch kontraproduktiv für das gemeinsam gesteckte Ziel sein dürfte.
Gruß
Heinz