PBP 2023, Fröhlich, Französisch, mit Freunden
Eine sommerliche glatte Anreise auf der Route von vor 4 Jahren hinter mir, ein (PBP-) erfahrenes Velomobil unter mir, velomobile (und nicht velomobile) Freunde an der Seite und einige Tage heißes Sommerwetter vorhergesagt.
So ließ es sich für mich fröhlich und diesmal entspannt am Start anrollen. Die stolze Fahnenträgerin Christine führte unseren Startblock F in einer schattigen Allee mit Fahrzeugkontrolle und Stempelpassage zum Startbogen – und war Tage später am Ziel glücklich, „ihre Schäfchen" wieder einrollen zusehen.
Nachdem die Strecke freigegeben war zog ein französischer weißer SL mit Haube nach vorne hinter das Begleitmotorad, dann Jonas und ich hinterher. Bis km 60 half uns das Moto an den größeren RR Pulks vorbei zukommen, indem es uns Platz verschaffte und auch mal den Gegenverkehr ganz nach links und zum Bremsen drängte.
Während Jonas bergab mehr laufen ließ oder noch drückte, kam ich schneller die Hügel hinauf. Trotzdem konnten wir den Sonnenuntergang gemeinsam genießen. Hier auch irgendwo bei km 130 Roger&Stefan erkannt&gegrüßt
.
Nach Villaines-la-Juhel im Dunkeln waren Jonasseine Lichter plötzlich auch duster
und ich rückte ihm an die Finne, um mit meiner Cyo-Funzel wenigstens etwas zu leuchten – bis die Lichter wieder angingen. Er erklärte mir dann, dass er versuchte, den Modus zu programmieren, um im Duncklen auch manuell auf sparsameres Tagfahrlicht schalten zu können.
Nach ein paar kurvigen Abfahrten war er dann aber auf und davon und ich wollte mich da auch nicht zu sehr stressen, schneller als mein Lichtkegel erlaubt
zu fahren.
In der zweiten Nachthälfte überraschte nasser Nebel und nahm die Sicht. Alles Wischen mit den Handballen schmierte mit der Zeit immer mehr und half nicht so wirklich. Ohne Brille ging bei mir Blindfisch leider auch nicht. Da ließ mich der in Quedillac zur Verpflegungsstation einladenede Helfer stoppen und war drauf und dran, mich hier bis zum Hellen zum schlafen zu legen, als noch 2 langsamere Rennradler passierten, deren Rücklichter mich dann langsam aber sicher weiter gelotst haben. Unsre Gruppe bekam bis zum Morgengrauen immer mehr Zuwachs und löste sich mit dem Nebel aber dann in der Morgendämmerung auf.
In strahlendem Blau mit weiten Blicken ins Land ging es dann über den Roc'h Trédudon Richtung Brest. DIE Brücke mit Fotostop folgte dann auf dem Rückweg. Völlig alleine auf der Brücke konnte ich mich an dem Gedanken erfreuen, dass auf den Schildern jetzt PARIS stand
.
Aber es war schon ziemlich heiß, kühle Küste konnte ich nicht ausmachen und 2 Cola vom lokalen Radverein am Ende der Brücke waren mir lieb
.
Der neue Rückweg weiter südlich nach Carhaix war anspruchsvoll aber schön, fast wie in der Heimat Bergisches Land. Wiederholte Treffen mit den schnellen Randonneuren CarstenB aus HH und TomR aus dem Rheinland und ein paar rauschende Abfahrten, nach denen der Schwung das Velomobil auch über den nächsten Hügel getragen hat
.
Die Kontrollen in Carhaix und Loudeac sind jetzt am späten Nachmittag und Abend richtig voll – also nur Wasser, Wasser und Wasser nachtanken und weiter den Ritt mit der Abendsonne im Rücken genießen.
Da ich wider Erwarten nicht in der ersten Nacht schlafen musste, wollte ich in der 2. nun das Sandmännchen nicht verpassen und rechtzeitig pausieren. Aber erstmal weiter Richtung Tinteniac. Auf dem Weg dahin kommen Hin- Und Rückweg wieder zusammen – und genau da wurde es dunkel und es kamen noch viele Gruppen und einzelne Fahrer mit oft blendendem Lichtwerk entgegen.
In Tinteniac fühlte ich mich aber noch gut, dann also noch den Katzensprung nach Fougeres. Auf dem Abschnitt dann an einem einsamen beleuchteten gedeckten nächtlichen Tisch mit Kaffee, Keksen, Wasser, Joghurt, Obst gehalten und mich dankbar gestärkt. Die Freude war wohl so groß, dass der Puls unrhythmisch nach oben geschossen ist, also erstmal langsam gerollt und an der nächsten Bushaltestelle noch mal 5 Minuten langgelegt. Als ich dann weiter bin, war die Irritation genausoschnell wieder vorbei, aber anstelle von Powernapping war dann Schlafen bis zur Morgendämmerung in Fougeres angesagt. Von den 4,5 h in Fougeres dann neben Duschen, Nachtessen und Frühstück nur effektiv 1,5 h Schlaf. Aber das war gut. Im Hellen ließen sich die Hügel wieder entspannt runter und mit Druck rauffahren.
Villaines-la-Juhel um 9 erreicht – und noch/schon wieder Party. Irritiert hat mich nur der SL von Jonas. Der schlief hieß es. Na, diesen kühlen schönen Morgen möchte ich nicht verschlafen, hab ich gedacht.
Und so verflogen die letzten 3 Etappen inkl. Kontrollen im selben zügigen Takt, 80 km nach Mortagne au Perche in 2:30h, 80 km nach Dreux in 2:30h und gut 44 km ins Ziel in 1:15h.
Dreux war um 14:00 so ein Backofen, dass ich mich in den Klamotten kurz abgeduscht habe, bevor es durch die versteppte Ebene da weiter sauste. Auf derStrecke kreisten viele lokale Rennradfahrer, die uns motivierend zugerufen haben.
Herrlich dann den Schlosspark zu erreichen und von einigen Radfahreren zum Ziel geleitet zu werden – auf das Schloss hin und am Ziel herzlich empfangen zu werden, Merci beaucoup! Und denen, die diesmal weniger Glück gehabt haben: Bon courage a la prochaine fois!
Tief beeindruckt hat mich die fröhliche Stimmung im ganzen Umfeld, von der Receptionistin im Hotel, den Teilnehmern, den Helfern und Organisatoren, und uns – und natürlich von den Zuschauern am Streckenrand.
Spaliere von Kiddies, die einen Riesenspaß beim Abklatschen hatten und auch eifrig an Versorgungsständen uns versorgt haben. Da bekam ich in der Hitze Gänsehaut. Unterstützer, die noch bis halb 4 in der Nacht ausharrten und schon mit dem Morgengrauen wieder an der Strecke waren.
Die Crepes und frischen saftigen Orangenstücke mit alkoholfreiem Bier an der neuen Verpflegungsstation Gouarec auf dem Rückweg zwischen Carhaix und Loudeac…
... und heute von
@Jupp durch zahlreiche schwere Regengüsse mit nach Hause genommen worden
Und zu merken fürs nächste Mal:
- wieder mal viel Ersatzmaterial mitgenommen und weder Material noch Werkzeug gebraucht, es mitzuhaben beruhigt und entspannt aber
- weniger Verpflegung und Klamotten eingepackt, immer noch zu viel
- Vergleich 2023 mit (2019):
Durchschnittsgeschwindigkeit: 31,9 (31,5) km/h
Durchschnittsleistung: 135 (143) W
Durschnittstemperatur: 24 (16) °C aber in 2019 beide Nächte durchgefahren
Reifen: Conti Erlkönige 28-406 und GP5000TRS 32-584 (ProONE 28-406 / G-ONE Speed 40-584)
Umlenkrollen: Doppelrolle von Velomobile-in-Hessen vorne und Ginkgo hinten (2x Alligt zahnlos vorne und Alligt zahnlos hinten)
Übersetzung: identisch 70 auf 11..40
Beleuchtung: identisch Cyo, einen kleinen Lupine für 1,5 (2) Nächte
Navi: Garmin Edge1000 mit 3xNachladen (Edge1040Solar brauchte nur 45% seiner Kapazität!, Fenix6X auch ohne Nachladen)