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Hallo zusammen,
Ich dachte mir ich sammle mal meine Erfahrungen hier, irgendwie werden doch immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Und da ich inzwischen die KMX als recht "kompromissbehaftet" ansehe, möchte ich potenziellen Käufern und Gebrauchtkäufern diese Kompromisse klarmachen. Hoffentlich können Interessierte es sich dann ergoogeln wenn ich es hier ablege.
Bei meinem Rad handelt es sich um die KMX Cobra von 2012 (also der "neue" Rahmen), das meiste sollte aber auch für Viper, Typhoon und Tornado gelten. Zum Einsatzgebiet: Ich fahre mit dem Rad ganzjährig zur Arbeit, also auch im Winter und bei Regen. Kein Off-Road, dafür taugen Trikes sowieso nicht, aber schlechte Strassen und Feldwege sind schonmal dabei. Ich selbst wiege etwa 100kg.
Zuerst eine Auflistung der Probleme die in dieser Zeit aufgetreten sind und meiner Lösungen dazu so ich denn welche gefunden habe:
1. Relativ bald nach dem Kauf habe ich es geschafft, beim Anfahren am Berg die Achse der Umlenkrolle inklusive dem Rahmen an dieser Stelle zu verbiegen. Der Rahmen wurde auf Garantie getauscht und die Befestigung ist bei neueren Rahmen auch anders gelöst. Wenn man allerdings an der Umlenkrolle so ein Frästeil aus Alu zum abstützen hat, bedeutet das, daß man einen der anfälligen Rahmen vor sich hat.
2. Die Schutzbleche sind Mist. Das Hintere klappert daß man denkt das Rad fällt gleich auseinander, die Vorderen verstellen sich ständig und sind fast unmöglich schleiffrei einzustellen. Und dann sind die vorderen auch nicht weit genug nach unten gezogen und haben keinen Schmutzfänger, so daß man den Siff trotzdem noch genau an die Ellenbogen bekommt.
-Ich habe inzwischen die Streben hinten durch dickere ersetzt und die Befestigung mit selbstgedruckten Teilen am Satteltaschenhalter gelöst, außerdem habe ich ich vorne Schmutzfänger montiert - sieht aber doof aus.
3. Die Satteltaschenhalter sind nur bedingt durchdacht. Sie sind so tief und so nah am Hinterrad, daß die meisten Taschen rechts ein Schalten in die höchsten Gänge verhindern. Außerdem muss man darauf achten, daß der untere Haken der Taschen nicht den Ramen berührt, sonst gibt es schnell hässliche und rostanfällige Kratzer.
- Ich habe bei mir verschiedene Abstandshalter an Rahmen und Träger um Scheuern und Blockieren der Schaltung zu verhindern.
4. Sämtliche Seilzüge sind von billigster Qualität, komplett ungedichtet und außerdem an vielen Stellen so verlegt, daß Wasser und Dreck perfekt hineingeleitet und dann drin behalten werden. Nach der ersten Regenfahrt war meine Schaltung kaum noch bedienbar, im Winter sind mir zuverlässig die Bremsen eingefroren.
- Ich habe inzwischen alle Züge durch hochwertige MTB Versionen mit Teflon-Beschichtung ersetzt sowie ein paar selbstgebastelte Dichtungsteile an den schlimmsten Drecksammelstellen angebracht, siehe thread "KMX winterfest machen".
5. Die Schutzbleche vorne tropfen bei Regenfahrt exakt auf die Scheibenbremsen, was zu schlechter Bremsleistung und hässlichen Geräuschen führt.
- Die ordentliche Lösung wären nach innen geschlossene Schutzbleche, ich habe mir jetzt erstmal mit selbstgedrucktem Regenschutz für die Bremsscheiben beholfen, auch im oben erwähnten Thread zu finden.
6. Der Sitz ist zwar superbequem und kuschelig, leider aber auch ein luftundurchlässiger Schwamm. Er braucht ewig um zu trocknen wenn er nass geworden ist und sorgt für einen zuverlässig verschwitzten Rücken.
- Ich habe die Auflage gegen zwei Lagen Belüftungsmatten aus dem Yachtbau ausgetauscht. Etwas härter, dafür aber gut belüftet und Wasser läuft direkt ab.
7. Nach etwa 1.5 Jahren war eins der Achsschenkellager (heisst das so? Ich meine das was beim Up das Lenkkopflager ist) ausgeschlagen und musste ersetzt werden. Jetzt wackelt es schon wieder.
- Daß das so schnell hinüber ist fand ich recht schockierend. Und wenn es so schnell wieder passiert muss da wohl ein anderes Problem zugrunde liegen, mal schauen.
8. Der Rahmen ist nicht sehr verwindungssteif - wie sollte er auch, ist ja nur ein einzelnes Vierkantrohr von vorn nach hinten. Über die Dauerfestigkeit mache ich mir da weniger Sorgen, ist ja Stahl und kein Alu, aber es führt doch zu merklichem "Pedalsteer" und einer gewissen Lenkwirkung wenn man sich nach rechts oder links lehnt. Bei hohen Geschwindigkeiten muss man schon etwas Vorsicht walten lassen um nicht zu viel Unruhe ins Gefährt zu bringen.
9. Die Lenkgeometrie mag keine Ballonreifen - ich hatte eine Weile Big Apple vorne, und die Lenkung wurde dadurch recht unruhig. Mit niedrigem Reifendruck (ca. 2 bar) gab es spontane Oszillationen, mit höherem Druck war es etwas besser. Reifen bis 1.75" scheinen problemlos zu sein. Woran das liegt kann ich nur raten: Evtl. ist der Aufstandspunkt nicht optimal gewählt, sondern als Kompromiss zwischen 20" (Cobra/Viper) und 16" (Tornado/Typhoon)?
Cobra-spezifische Anmerkungen:
Ich wollte die 3 Bremsen, daher die Cobra. Aber die Entfaltung ist doch arg niedrig, insbesondere wenn man noch einen e-Motor nachrüstet und dann mit 13 Zähnen als kleinstem Ritzel leben muss, also 42/13 am 24" Rad. Ich habe dann sehr bald einen 48er Zahnkranz vorne drauf gemacht und werde beim demnächst anstehenden Tausch von Kette etc. diesen auch wieder nehmen und zusätzlich ein 32-11 Ritzelpaket nach dem ich als Schraubkranz recht lange gesucht habe. Dann habe ich eine größte Entfaltung von 8.4 im Gegensatz zu 6.2, damit kann ich leben. Was mich aber zum nächsten Punkt bringt: Meine Kette ist jetzt nach ca. 4000km ziemlich verschlissen. Ich hatte eigentlich mehr erwartet. Könnte aber zum Teil an der Aktion mit der verbogenen Umlenkrolle gelegen habe, dadurch ist die Kette solange ich auf einen neuen Rahmen gewartet habe deutlich schräger gelaufen als normal.
Allgemeines und Vor- und Nachteile:
Ich halte das 24" Hinterrad für einen gelungenen Kompromiss aus Stabilität, Geschwindigkeit, Komfort und Höhe des Schaltwerks. Leider ist die Auswahl an Reifen etwas mager, aber bei Schwalbe gibt es die wichtigsten Modelle auch in dieser Größe.
Ich mag die niedrige Sitzposition, dadurch bekommt man trotz der geringen Spurbreite eine sehr gute Kurvenstabilität.
Die Umlenkrolle ist komplett aus Plastik und auch sehr schnell verschlissen, keine Ahnung ob das zum allgemeinen Kettenverschleiss beigetragen hat. Beim Kettenwechsel kommt eine Terracycle aus Alu drauf.
Die Lenkgeometrie ist bezüglich Bremsverhalten sehr gelungen - auch einseitiges Bremsen führt nicht zu Lenkkräften.
Bezüglich Reifenverschleiss habe ich allerdings den Eindruck, daß die Vorderreifen recht schnell verschleissen, obwohl die Spur korrekt eingestellt ist.
TL;DR; Fazit:
Wer Spaß am basteln hat oder sowieso nur bei gutem Wetter fährt ist mit einem KMX gut bedient. Alle anderen sollten sich überlegen, ob sich der Aufpreis zu z.B. einem hp Scorpion vielleicht doch lohnt.
Am meisten ärgern mich die billigen Schaltungs- und Bremszüge. Bei einem Rad für 1.5k€ müssen doch die 50€ übrig sein. Das kostet an Material wirklich nicht viel, an Zeit beim Nachrüsten aber schon.
Würde ich wieder eins kaufen? Eins wahrscheinlich nicht, aber wir haben zwei, und zwei HPs hätten einfach das Budget gesprengt. Da ich mir meine "persönlichen Verbesserungen" nur einmal überlegen muss und sie dann einfach doppelt ausdrucke hält sich der Bastelaufwand im vertretbaren Rahmen.
Wäre schön, wenn noch ein paar Kommentare von anderen KMX-Fahrern dazukommen würden. Vielleicht hat ja auch der Hersteller bzw. die Deutschlandvertretung Lust sich zu äußern.
Und natürlich sind dies alles meine persönlichen Eindrücke, YMMV.
Ich dachte mir ich sammle mal meine Erfahrungen hier, irgendwie werden doch immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Und da ich inzwischen die KMX als recht "kompromissbehaftet" ansehe, möchte ich potenziellen Käufern und Gebrauchtkäufern diese Kompromisse klarmachen. Hoffentlich können Interessierte es sich dann ergoogeln wenn ich es hier ablege.
Bei meinem Rad handelt es sich um die KMX Cobra von 2012 (also der "neue" Rahmen), das meiste sollte aber auch für Viper, Typhoon und Tornado gelten. Zum Einsatzgebiet: Ich fahre mit dem Rad ganzjährig zur Arbeit, also auch im Winter und bei Regen. Kein Off-Road, dafür taugen Trikes sowieso nicht, aber schlechte Strassen und Feldwege sind schonmal dabei. Ich selbst wiege etwa 100kg.
Zuerst eine Auflistung der Probleme die in dieser Zeit aufgetreten sind und meiner Lösungen dazu so ich denn welche gefunden habe:
1. Relativ bald nach dem Kauf habe ich es geschafft, beim Anfahren am Berg die Achse der Umlenkrolle inklusive dem Rahmen an dieser Stelle zu verbiegen. Der Rahmen wurde auf Garantie getauscht und die Befestigung ist bei neueren Rahmen auch anders gelöst. Wenn man allerdings an der Umlenkrolle so ein Frästeil aus Alu zum abstützen hat, bedeutet das, daß man einen der anfälligen Rahmen vor sich hat.
2. Die Schutzbleche sind Mist. Das Hintere klappert daß man denkt das Rad fällt gleich auseinander, die Vorderen verstellen sich ständig und sind fast unmöglich schleiffrei einzustellen. Und dann sind die vorderen auch nicht weit genug nach unten gezogen und haben keinen Schmutzfänger, so daß man den Siff trotzdem noch genau an die Ellenbogen bekommt.
-Ich habe inzwischen die Streben hinten durch dickere ersetzt und die Befestigung mit selbstgedruckten Teilen am Satteltaschenhalter gelöst, außerdem habe ich ich vorne Schmutzfänger montiert - sieht aber doof aus.
3. Die Satteltaschenhalter sind nur bedingt durchdacht. Sie sind so tief und so nah am Hinterrad, daß die meisten Taschen rechts ein Schalten in die höchsten Gänge verhindern. Außerdem muss man darauf achten, daß der untere Haken der Taschen nicht den Ramen berührt, sonst gibt es schnell hässliche und rostanfällige Kratzer.
- Ich habe bei mir verschiedene Abstandshalter an Rahmen und Träger um Scheuern und Blockieren der Schaltung zu verhindern.
4. Sämtliche Seilzüge sind von billigster Qualität, komplett ungedichtet und außerdem an vielen Stellen so verlegt, daß Wasser und Dreck perfekt hineingeleitet und dann drin behalten werden. Nach der ersten Regenfahrt war meine Schaltung kaum noch bedienbar, im Winter sind mir zuverlässig die Bremsen eingefroren.
- Ich habe inzwischen alle Züge durch hochwertige MTB Versionen mit Teflon-Beschichtung ersetzt sowie ein paar selbstgebastelte Dichtungsteile an den schlimmsten Drecksammelstellen angebracht, siehe thread "KMX winterfest machen".
5. Die Schutzbleche vorne tropfen bei Regenfahrt exakt auf die Scheibenbremsen, was zu schlechter Bremsleistung und hässlichen Geräuschen führt.
- Die ordentliche Lösung wären nach innen geschlossene Schutzbleche, ich habe mir jetzt erstmal mit selbstgedrucktem Regenschutz für die Bremsscheiben beholfen, auch im oben erwähnten Thread zu finden.
6. Der Sitz ist zwar superbequem und kuschelig, leider aber auch ein luftundurchlässiger Schwamm. Er braucht ewig um zu trocknen wenn er nass geworden ist und sorgt für einen zuverlässig verschwitzten Rücken.
- Ich habe die Auflage gegen zwei Lagen Belüftungsmatten aus dem Yachtbau ausgetauscht. Etwas härter, dafür aber gut belüftet und Wasser läuft direkt ab.
7. Nach etwa 1.5 Jahren war eins der Achsschenkellager (heisst das so? Ich meine das was beim Up das Lenkkopflager ist) ausgeschlagen und musste ersetzt werden. Jetzt wackelt es schon wieder.
- Daß das so schnell hinüber ist fand ich recht schockierend. Und wenn es so schnell wieder passiert muss da wohl ein anderes Problem zugrunde liegen, mal schauen.
8. Der Rahmen ist nicht sehr verwindungssteif - wie sollte er auch, ist ja nur ein einzelnes Vierkantrohr von vorn nach hinten. Über die Dauerfestigkeit mache ich mir da weniger Sorgen, ist ja Stahl und kein Alu, aber es führt doch zu merklichem "Pedalsteer" und einer gewissen Lenkwirkung wenn man sich nach rechts oder links lehnt. Bei hohen Geschwindigkeiten muss man schon etwas Vorsicht walten lassen um nicht zu viel Unruhe ins Gefährt zu bringen.
9. Die Lenkgeometrie mag keine Ballonreifen - ich hatte eine Weile Big Apple vorne, und die Lenkung wurde dadurch recht unruhig. Mit niedrigem Reifendruck (ca. 2 bar) gab es spontane Oszillationen, mit höherem Druck war es etwas besser. Reifen bis 1.75" scheinen problemlos zu sein. Woran das liegt kann ich nur raten: Evtl. ist der Aufstandspunkt nicht optimal gewählt, sondern als Kompromiss zwischen 20" (Cobra/Viper) und 16" (Tornado/Typhoon)?
Cobra-spezifische Anmerkungen:
Ich wollte die 3 Bremsen, daher die Cobra. Aber die Entfaltung ist doch arg niedrig, insbesondere wenn man noch einen e-Motor nachrüstet und dann mit 13 Zähnen als kleinstem Ritzel leben muss, also 42/13 am 24" Rad. Ich habe dann sehr bald einen 48er Zahnkranz vorne drauf gemacht und werde beim demnächst anstehenden Tausch von Kette etc. diesen auch wieder nehmen und zusätzlich ein 32-11 Ritzelpaket nach dem ich als Schraubkranz recht lange gesucht habe. Dann habe ich eine größte Entfaltung von 8.4 im Gegensatz zu 6.2, damit kann ich leben. Was mich aber zum nächsten Punkt bringt: Meine Kette ist jetzt nach ca. 4000km ziemlich verschlissen. Ich hatte eigentlich mehr erwartet. Könnte aber zum Teil an der Aktion mit der verbogenen Umlenkrolle gelegen habe, dadurch ist die Kette solange ich auf einen neuen Rahmen gewartet habe deutlich schräger gelaufen als normal.
Allgemeines und Vor- und Nachteile:
Ich halte das 24" Hinterrad für einen gelungenen Kompromiss aus Stabilität, Geschwindigkeit, Komfort und Höhe des Schaltwerks. Leider ist die Auswahl an Reifen etwas mager, aber bei Schwalbe gibt es die wichtigsten Modelle auch in dieser Größe.
Ich mag die niedrige Sitzposition, dadurch bekommt man trotz der geringen Spurbreite eine sehr gute Kurvenstabilität.
Die Umlenkrolle ist komplett aus Plastik und auch sehr schnell verschlissen, keine Ahnung ob das zum allgemeinen Kettenverschleiss beigetragen hat. Beim Kettenwechsel kommt eine Terracycle aus Alu drauf.
Die Lenkgeometrie ist bezüglich Bremsverhalten sehr gelungen - auch einseitiges Bremsen führt nicht zu Lenkkräften.
Bezüglich Reifenverschleiss habe ich allerdings den Eindruck, daß die Vorderreifen recht schnell verschleissen, obwohl die Spur korrekt eingestellt ist.
TL;DR; Fazit:
Wer Spaß am basteln hat oder sowieso nur bei gutem Wetter fährt ist mit einem KMX gut bedient. Alle anderen sollten sich überlegen, ob sich der Aufpreis zu z.B. einem hp Scorpion vielleicht doch lohnt.
Am meisten ärgern mich die billigen Schaltungs- und Bremszüge. Bei einem Rad für 1.5k€ müssen doch die 50€ übrig sein. Das kostet an Material wirklich nicht viel, an Zeit beim Nachrüsten aber schon.
Würde ich wieder eins kaufen? Eins wahrscheinlich nicht, aber wir haben zwei, und zwei HPs hätten einfach das Budget gesprengt. Da ich mir meine "persönlichen Verbesserungen" nur einmal überlegen muss und sie dann einfach doppelt ausdrucke hält sich der Bastelaufwand im vertretbaren Rahmen.
Wäre schön, wenn noch ein paar Kommentare von anderen KMX-Fahrern dazukommen würden. Vielleicht hat ja auch der Hersteller bzw. die Deutschlandvertretung Lust sich zu äußern.
Und natürlich sind dies alles meine persönlichen Eindrücke, YMMV.