BRM 200 Mittelhessen
Um es gleich vorweg zu nehmen, der Christian liebt die Berge! Und so mußten wir uns vor unseren südlichen Nachbarn in pucto Steigungen nicht verstecken, als wir morgens mit gut 30 Randonneuren bei erfrischenden 2° C in einen Tag aufbrachen, der vor allem von zwei Dingen bestimmt werden sollte: landschaftlicher Schönheit und strahlender Sonne!
Die Strecke "Zwischen Eder und Felda" mit einer Länge von 202 km und 2400 Hm (eigene barometrische Messung) bis 2800 Hm (gpsies) führte uns in einem rundeckigen Rechteck vom Startpunkt Giessen im Uhrzeigersinn zunächst nach Norden über Biebertal, Bad Endbach, Breidenbach zur ersten Kontrolle nach Hatzfeld (Eder), weiter in östlicher Richtung über Münchhausen, Rosenthal, Gemünden, Gilserberg nach Schwalmstadt zur zweiten Kontrolle, weiter nach Süden über Kirdorf nach Niedergemünden (Felda) zur dritten Kontrolle, und schließlich nach Westen über Rabenau zur vierten Kontrolle und von dort zurück nach Gießen.
Unser Hessen zeigte sich uns an diesem Tag in seiner rauhen Schönheit, welliges Auf und Ab durch Äcker und Streuobstwiesen, vorbei an murmelnden Bächen, die ihr Schmelzwasser zum Ausklang des Winters flächig über die höher gelegenen Straßen verteilten, wechselten sich ab mit kräftigen Anstiegen und rasanten Schußfahrten, gewundenen Steigungen durch kühle Laubwälder, weiten Schleifen mit herrlicher Weitsicht, durch meistenteils verschlafene kleine Käffer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Wir spurten friedlich über meist gut ausgebaute Straßen und hatten Angst um unsere Räder auf ein paar üblen Schlaglochpisten. Auch der Verkehr hielt sich in erfreulichen Grenzen.
So genannte Schiebestücke, Steigungen, die die meisten fahren und manche schieben, gab es auch, drei an der Zahl. An die erste, zwischen Wommelskirchen und Battenhorn, kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Vielleicht war ich zu Beginn der Tour einfach noch zu frisch, so dass sie sich nicht in mein Gedächtnis eingraben konnte.
An die beiden folgenden kann ich mich aber um so besser erinnern und merke sie auch noch deutlich am Gesäß: Am Ortsausgang Weifenbach, etwa 10 km vor der ersten Kontrolle, führte uns ein einspuriger Weg ziemlich gerade eine steile rund zwei Kilometer lange Rampe hinauf, um uns hinter der Kuppe über eine schmelzwasserüberflutete Schlaglochpiste hangabwärts und nach einer Spitzkehre an Lindenhof vorbei wieder auf normalen Asphalt zu entlassen.
Hier habe ich erfolgreich
@Nemberch s "am Zen des Berges arbeiten" erproben dürfen; die Herausforderung mit Genuß auskosten. Mangels Untersetzung mit 32-34 den Hang wegstemmen, sich über die gefühlte Ewigkeit der Steigung freuen, jetzt rolle ich über den Scheitel und, na gut, jetzt kann ich es ja zugeben, das mit dem Genuss ist eine Krücke, die erst beim Bier danach zur Wahrheit wird.
Und das dritte Schiebestück: Nichts Böses ahnend, auf gutem Belag, zügig und mühelos flach bergab einen weiten Bogen beschreibend dahin gleitend, die wärmende Sonne aufsaugend, fahre ich zunächst vorbei an diesem unscheinbaren, löchrigem Wirtschaftsweg, immer weiter, herrlich, fahren, fahren,..bis die magenta farbene Linie auf meinem Display mit einem Mal verschwunden ist. Also wenden, zurück, jetzt links abbiegen, die K64 aus Bernsburg kommend verlassen und einen wirklich üblen Anstieg, der zudem sukzessive immer steiler wird, auf das Dörfchen Arnsheim zu. Der Pfad schnürt sich tief in die Landschaft ein, so kühlt kein Windchen meine rote Birne, aus meinem weit aufgerissenen Mund rasselt es, nichts ist mit am Zen des Berges arbeiten, hier gehts nur noch ums Prinzip!
Die letzten paar Kilometer führten uns von oben nach Giessen rein, mit stetigem Gefälle, man konnte kubeln, mußte aber nicht. Die Belohnung sozusagen!
Unter den freundlichen Strahlen einer jetzt schon tiefer stehenden Sonne befördert mich mein neues Brevetrad sicher und behände bei seinem (oder ihrem? ob 's ein Männchen oder Weibchen ist, ich bin noch nicht sicher) Debut ins Ziel, wo ich mich meines Stempelkärtchens entledige und mich an Saft, Kaffee und einer Unzahl belegter Brötchen labe.
Und auch
@wlbg-csts kommt bei seinem ersten Brevet glücklich ans Ziel, herzlichen Glückwunsch nochmal, Christian!
Ich richte meinen herzlichen Dank an Christian Schulz und seine beiden Helferinnen für diesen absolut gelungenen Start des neuen ARA Mittelhessen!
(Mal ehrlich, Christian, das Wetter hattest du doch auch bestellt, oder?)
Die nächste Ausgabe findet übrigens mit dem BRM 300 übernächsten Samstag statt.