Brevet Brevet Berichte 2023, PBP-Qualifikationen

BRM 600 ARA Niederrhein


da mir noch der 600 fehlt habe ich Pfingsten vonTwisteden die Tour durch 5 Länder gemacht.
Dass nicht nur Spassig werden würde war mir klar.

Die Route führte direkt von Twisteden in die Nl, recht entspannt nach Belgien, um sich auf einem Ravel dann Richtung Ardennen zu bewegen.
In Belgien mussten Velo und Fahren dann ein bisschen unter Strassen Belag und Terrain leiden.
zurück ging es dann über den Vennradweg zum Niederrhein.
Eigentlch hatte ich keine görsseren Pannen, 2 mal vorne abgeworfen, 2 mal hinten die Schaltung wieder entklemmen müssen.
Die Optik des Velos hat aber bei einer durchschobenen Passage etwas gelitten, das war einfach schmaler als der Dickfisch.
Wenn jetzt noch die Daten wieder in eBrevet auftauchen, hat es sich gelohnt, wenn nicht habe ich wertvolle Erkenntnis gewonnen und muss mir eine neue Strafrunde suchen.
Neu für mich war die Erfahrung bei einen Brevet nicht so richtig Festes essen zu können. ein Versuch mit einer Automatenpizza war zwar interessant aber weder lecker noch habe ich mehr als ein paar Bissen rein bekomme.
Serie komplett ( gefahren, noch nicht homologisiert)

Jetzt muss ich noch etwas am Setup arbeiten, vielleciht darf das Kettenblatt kleiner, das Rad, was beim 400er 2 Speichen eingebüsst hat, als Reserve fertig machen ( Sven hat mir Super schnell ein Ersatzrad geschickt .
1. Tat ist aber eine Verstärkung für die Parkbremse anzubringen, damit ich auch am Berg ohne Hife aussteigen kann und. Dabei nicht total rumeiern muss, damit die Kiste nicht zurüchrollt.
 
Jeder Anstieg zählt doppelt: 600km-Brevet von ARA Nordbayern mit dem Milan SL

Letzte Etappe für die PBP-Qualifikation! Ich hatte großen Respekt vor der Strecke. Steile Rampen dabei, manche sehr kurz, aber sehr steil (wie der Prügelberg), andere lang und steil (wie der Hundshamer Berg) und vieles dazwischen. 5500 Hm insgesamt. Reichlich Anstiege über 10%, und das ist mit meinem Milan (kleinste Entfaltung 1,75m, 140-mm-Kurbeln, beladen ca. 30 kg) schon echt mühsam. Gleich auf der ersten Etappe reichlich Höhenmeter, Anstiege in immer dichterer Folge. Danach viele Wellen. Wenn alles nach Plan lief, die großen Herausforderungen dann bei Dunkelheit. Dafür versprach das letzte Drittel einfacher zu werden. Über lange Phasen leicht abfallend, nur von wenigen Anstiegen „aufgelockert“. Und die „Schweinebuckel“ am Schluss würde ich schon noch schaffen, gehärtet von der Ludwigshöhe auf dem 400er.

Anfahrt vorsichtshalber am Vorabend. Karl hatte ein großes Zeitfenster zur Startkarten-Ausgabe angeboten. Der Parkplatz war noch überraschend leer, als ich kam, und es war alles sehr entspannt. Meine Nervosität legte sich endlich ein bisschen. Es gab jetzt eigentlich nichts mehr vorzubereiten. Noch ein wenig Roadbook- und Kartenstudium, aber das Ergebnis kann man sich ja ohnehin nicht merken. Mein Schlafplatz war hinreichend weit von den quakenden Fröschen entfernt, das war das Wichtigste.

Am nächsten Morgen bestätigte sich die Wetterprognose. Sonnig, richtig angenehm. Nach und nach trudelten die ca. 90 Teilnehmer ein. Nach Karls Aussage waren 180 gemeldet. Auf welche anderen Brevets die wohl zurückgegriffen haben? Reichlich Reservebuchungen offenbar, um die PBP-Qualifikation sicher zu schaffen. Ich gebe zu, ich hatte auch noch einen Reserve-Termin gebucht, aber mich schon vorher mit dem Veranstalter verständigt, dass ich rechtzeitig ankündige, ob ich den Platz noch brauche, um den nicht unnötig zu blockieren.

Überraschenderweise traf ich @Streamer am Start, den ich mit seinem Wolf&Wolf in Stuttgart vermutet hatte. Auch Andreas mit seinem ICE Trike war wieder da. Der Randonneurs-Veteran mit seinem M5 CHR, den ich endlich mal nach seinem Namen fragen muss. Wir haben uns etliche Male auf der Strecke gesehen, und meine Frau wäre fassungslos, dass ich ihn noch nicht namentlich kenne.

Es gab ein zweites Velomobil am Start. Ein Quattrovelo in grün-weiß metallic. Echt edel, wie aus dem Ei gepellt. Mein Milan hat dagegen schon reichlich „Kampfspuren“ gesammelt. Den Fahrer des edlen Gefährts kennenzulernen, gelang mir während der Startvorbereitungen nicht mehr.

Nur wenige Minuten vor meinem Start kam @Nemberch noch zu mir. Er hatte mir einen Sitz zum Ausprobieren mitgebracht, weil meiner schon wieder Risse bekommen hat. Da die Zeit aber zu knapp für eine ordentliche Übergabe war, parkte er den Sitz kurzerhand auf dem Dach seines Autos, ich könne ihn nach meiner Zielankunft dann mitnehmen. Ich wäre für so ein Manöver zu ängstlich gewesen. Hat aber alles geklappt.

Wieder Startgruppe 1, Start so ungefähr um 8:03 Uhr. Das erste Stück kannte ich vom 400er, wobei mir dort die Streckenführung bis Kinding noch etwas besser gefällt (weniger Verkehr). Beim zweiten längeren Anstieg aus Kinding heraus wurde es schon reichlich warm. Aber eigentlich gab es gar keinen Grund, sich über das Wetter zu beklagen. Bis ins Ziel nicht. Es könnte natürlich irgendwo Gegenwind gegeben haben. Seitenwind habe ich des öfteren gespürt, vor allem auf den Abfahrten. Windstill war es also nicht.

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Anstieg aus dem Altmühltal heraus, hinter Kinding

Bis K1 wurden die Anstiege immer häufiger, genauso wie die Abfahrten mit reichlich Brems-Einsatz. In Beilngries hätte ich den Radweg doch lieber vermeiden sollen. Ruppig, schlechte Straßenübergänge (mit Aufsetzen), stellenweise sehr eng. In Kombination mit einer der vielen verwirrenden Anzeigen meines Garmins führte das obendrein dazu, dass ich vor einer Fußgängerunterführung landete, aussteigen musste, um einen gewundenen Pflasterweg hochzuschieben und dann quer über den Netto-Parkplatz wieder die Route zu erreichen. Was eine Gruppe Rennradfahrer, die ich kurze Zeit vorher hinter mir gelassen hatte, erfreut zum Überholen nutzte. Dabei hätten die mich auf der folgenden Steigung sowieso stehen lassen…

Auf diesem ersten Stück war ich wohl ein bisschen zu ehrgeizig. Die angezeigte Durchschnittsleistung war eindeutig zu hoch. Mehr als 140W, das würde ich nicht 600 km durchhalten.

An K1 waren zwei junge Damen an einem eigenen Tisch extra dafür abgestellt, Stempel zu verteilen. Was für ein Service und eine nette Anerkennung unseres etwas schrägen Hobbys, freiwillig Langstrecken zu fahren, die den meisten unvorstellbar lang erscheinen!

Im weiteren Verlauf kamen ein paar Genussstrecken für mich, da es lange Zeit bergab ging, unter anderem durch das sehenswerte, felsige Tal der Schwarzen Laber. Nur die teils engen Kurven begrenzten das Tempo. In Eichhofen führte die Straße gewissermaßen über den Hof der Schlossbrauerei Eichhofen. Im Nachhinein betrachtet wäre das eine Gelegenheit für einen kurzen Stopp gewesen. Aber wenn man gerade so in Schwung ist…

Bei Alling kam ein kurzer Buckel herüber zur Donau, wunderschön zu fahren durch sonnigen Wald. Dann wurde es wellig, im Mittel leicht ansteigend, bis endlich die etwas längere Abfahrt zu K2 in Wörth an der Isar die erste längere Pause einleitete. 192 km, schon fast ein Drittel geschafft!

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Als ich wieder aufbrach, war @Streamer schon angekommen. Er pilotiert seinen Wolf wirklich zügig!

Aus K2 heraus ein längerer gemächlicher Anstieg, dann wieder viele kleine Wellen. In Bonbruck hätte ich in einer Baustelle links abbiegen müssen und übersah das, abgelenkt von der Staubwolke des vor mir fahrenden Autos. Wendemanöver Nummer 3. Es sollten auf dieser Tour noch etliche folgen.

Bei K3, Waldkraiburg am Inn, war das nächste größere Flusstal erreicht. Wieder Verpflegungspause, Biopause war auch mal angesagt, und im Anschluss ging es natürlich erst einmal wieder aufwärts! In Kraiburg am Inn eine Baustelle, eine sehr steile, gerade noch fahrbare Rampe in der Umleitung, beim Verlassen des Marktplatzes wieder verfranzt (zurückrollen lassen, dabei hinten den Schaltwerksbuckel angekratzt). Dann zum Glück in flacheren Wellen Richtung Chiemsee. Ich hatte erwartet, dass ich etwa bei km 280 in die Dunkelheit fahren würde, war aber fast eine Stunde früher dran, so dass ich in Seeon noch den Blick auf Klosterseeon in der Abendsonne mitnehmen konnte.

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Blick auf Klosterseeon (am gegenüberliegenden Ufer links unterhalb der Sonne)

Für die Gäste auf der gegenüberliegenden Restaurant-Terrasse war wohl eher das komische Gefährt die Sehenswürdigkeit, das da auf dem Fußweg abbremste, woraufhin der verschwitzte Fahrer ausstieg, einen guten Foto-Standpunkt suchte, um sich ohne weitere Verzögerung wieder einzufädeln und davonzubrausen. :)

Vom Chiemsee und der Alpenkette unterwegs ein Foto zu machen, erwies sich als überraschend schwierig. Die beste Perspektive huschte vorbei, bevor ich es richtig realisiert hatte (und Umdrehen ist im Milan ja eher lästig), aber eine zweite Gelegenheit gab es noch.

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K4, Prien am Chiemsee, erreichte ich kurz vor Sonnenuntergang. Erneute Pause. Irgendwie dauert es immer ewig, bis ich bei McDonalds Hühnchen-Wrap und Cola am Automaten zusammengeklickt und bezahlt habe. Dafür klappte das Stempeln ganz problemlos, wie überhaupt an jeder Kontrollstelle. Alle sehr nett.

Bei der Weiterfahrt war es natürlich dunkel. Als ich einstieg, kam @Streamer gerade an. Sagte ich schon, dass ich alle, die diese Strecke auf einspurigen Liegen fahren, angesichts der steilen Anstiege sehr bewundere? Ich hatte mal einen HighRacer und habe nie mehr als 10% "umfallfrei" bewältigen können.

Die Nachtetappe begann mit einem unbarmherzig steilen Anstieg hinauf nach Hittenkirchen. Mit schweren Beinen nach der Pause. Aber danach etwa 30km fast nur bergab. Es gab Abschnitte, auf denen ich den Milan auf gutem Asphalt mit konstant 70 km/h längere Zeit einfach nur geradeaus laufen lassen konnte, ohne Anstrengung. Ich hatte allerdings auch die Radweg-Passagen aus dem Track auf die Straße verlegt.

Bad Feilnbach, Ende der Genußstrecke. Jetzt galt es, den Hundshamer Berg zu bezwingen. 280 Hm mit maximal 14% oder mehr (quäldich.de behauptet, es seien 20%, aber das ist wohl übertrieben). Der Anstieg begann standesgemäß für mich mit falschem Abbiegen und Wendemanöver Nummer 5. Garmin ClimbPro war mal wieder schuld. Ich will _erst_ die Kreuzung sehen und _dann_ das Anstiegsprofil, nicht umgekehrt!

Das Ganze war wohl das langsamste und mühsamste Kraxeln meiner Velomobilkarriere. Aber 45 Minuten später kam ich doch oben an.

Auf der folgenden Abfahrt nach Unteröd füllte ein sportlich getrimmter Audi mit gleißendem Matrix-LED-Licht meine Rückspiegel. Mein durchaus flottes, aber mangels Ortskenntnis doch bedachtes Tempo reichte ihm nicht. Etwa in der Mitte der Abfahrt schoss er mit aufheulendem Motor vorbei. Bestimmte Autofahrer leiden einfach unter Überholzwang. Und manchmal vertun sie sich dabei, wie der BMW-Fahrer, der sich Stunden vorher irgendwo in der Nähe von K2 an mir vorbei quetschen wollte und dem dann angesichts vor ihm bremsender Fahrer die Straße ausging. Zu seinem (und meinem) Glück bog ich im gleichen Moment nach rechts ab. Er hätte sich einfach nur ein paar Sekunden gedulden müssen.

Es folgte ein weiterer kräftiger Anstieg, dann ein milderer, und die Route passierte den Nordzipfel des Tegernsees. Da war ich vor ein paar Jahren schon mal, bei einem Triathlon. Damals war mir der Anstieg irgendwie steiler vorgekommen. Merkwürdig.

Im nächsten langsamen Anstieg ein bisschen zu lange mit dem Garmin hantiert, ohne nach vorn zu sehen, und zack, hatte ich rechts den Bordstein leicht touchiert. Jetzt hat mein Milan auch auf seiner Schokoladenseite Kratzer…

K5, Bad Tölz. Deutlich später als erwartet, diese Etappe hatte viel Kraft und Zeit gekostet. Meine Fußsohlen schmerzten vom dauernden Pedaldruck. Pause, Regenerieren. Viele haben in dieser Gegend eine Schlafpause eingelegt, was auch mein Plan gewesen war. Aber ich wurde nicht müde, fuhr also weiter. Leider, ohne mich wärmer anzuziehen. Es wurde nämlich empfindlich kalt, verstärkt noch durch die Tatsache, dass viele Gefällestrecken folgten. Ich hätte natürlich auch den Schaumdeckel herausholen können, aber extra dafür schon wieder anhalten?

Die Krönung der Navigation lieferte ich in Königsdorf ab. Insgesamt 3 mühsame Wendemanöver im Abstand von vielleicht 200 Metern. Manchmal konnte mich dieser Garmin aber auch zur Verzweiflung treiben mit seiner Kartenanzeige! Oder ich sah einfach zu schlecht. Oder es war das körperliche und geistige Tief zwischen 2 und 3 Uhr, das auch mal schlimmere Folgen haben kann.
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Kurz vor dem Anstieg vor dem Starnberger See, in Beuerberg, fiel mir siedendheiß ein, dass ich in Bad Tölz den Akkustand nicht geprüft hatte und dass mir auf den nächsten Kilometern schlagartig das Licht verlöschen könnte. Also unter einer einsamen Laterne am Ortseingang angehalten zum Akkutausch. Es muss kurz vor drei Uhr gewesen sein. Ich hoffe, ich habe im Gehöft nebendran niemanden geweckt.

Hinter Weilheim wurden die Straßen zu Sträßchen mit durchaus ruppiger Oberfläche. Gut, dass ich die robusten Schwalbe One gewählt und keine Rennpellen aufgezogen hatte. Eine Reifenpanne um diese Zeit bei dieser Temperatur wäre nicht schön gewesen.

Schön war dagegen das Morgengrauen, das ich ab etwa halb fünf Uhr in allen Stadien beobachten konnte. Mit Morgennebel in den Tälern. Schwer, das per Handy fotografisch festzuhalten. Versucht habe ich es.

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Morgenröte kurz vor 5 Uhr irgendwo zwischen Wessobrunn und Apfeldorfhausen

Richtung K6, Landsberg am Lech kam dann kurz nach 5 Uhr rechter Hand die Sonne über den Horizont. Auch das war ein toller Anblick. Währenddessen konnte ich es wieder zügig laufen lassen, nach Landsberg ging es über längere Zeit leicht bergab. Was für ein Spaß!

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Frühstück in Landsberg am Lech. Kaffee und Croissants. Schon mal für PBP üben :)

Von Landberg aus, km 464, waren es noch etwas mehr als 150 km bis ins Ziel. Überwiegend leicht abwärts. Der Spaß ging also für mich weiter, die Zuversicht stieg, die Kilometer flogen nur so dahin.

Das Ganze wurde von einer Prüfung unterbrochen, dem Prügelberg in Schwabegg. Der macht seinem Namen alle Ehre. Fast durchgehend 18%, ein paar hundert Meter ohne Unterbrechung steil bergauf. Beginnend mit einer scharfen Kurve, so dass man wirklich gar keinen Schwung mitnehmen kann. Aber ich hab´s geschafft, ohne Zwischenstopp, ohne Aussteigen, ohne Schieben.

Kurze Zeit später folgte eine Passage über den Weldenbahnradweg. Der war streckenweise sehr schön zu fahren, streckenweise konnte man aber einfach nur den Kopf schütteln, was den Planern da eingefallen war. Mal hatte der Radweg an Querungen Vorfahrt, mal der Querverkehr, mit allen Varianten von Schikanen zur Verlangsamung der Radfahrer. Die Krönung war eine enge Kopfsteinpflaster-Schlängelpassage mit begrenzenden Bordsteinen, die ich gerade so eben ohne Aussteigen und kratzerfrei passieren konnte. Dafür hat man an der Unterführung der Staatsstraße kurz vor Welden offenbar keine Kosten gescheut.

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Anfang des Weldenbahnradwegs (noch im Anstieg, noch ungestört von Querungen)

Danach wieder überwiegend abwärts bis K7, Wertingen. Eigentlich wollte ich hier nur kurz stoppen, aber jetzt machte sich doch die schlaflose Nacht bemerkbar. Ich fühlte mich etwas groggy, musste kurz den Kopf auf den Tisch liegen, was mir amüsierte, aber verständnisvolle Kommentare der Belegschaft einbrachte. Trotzdem fand ich beim Losfahren zunächst die richtige Richtung nicht. Zum achten Mal verfahren, Wendemanöver.

Wendemanöver Nummer 9 folgte schon ein paar Kilometer später, wo eine Baustelle in Buttenwiesen auf dem Radweg umfahren werden sollte und ich, auf der Straße fahrend, nicht dorthin abbiegen konnte. War das eine Schlängelei über diesen Radweg! Zwischendurch noch eine gewölbte Brücke mit Aufsetzen der Fußhubbel… ich hätte einen etwas größeren Umweg auf der Straße wählen sollen. Aber auf dem kleinen Garmin-Display war die Alternative schwer zu erkennen.

Wendemanöver Nummer 10, beziehungsweise Zurückschieben mit den Händen, stand dann nördlich der Donau an, direkt vor dem großen Anstieg durch Altisheim. Schuld war mal wieder ein ClimbPro-Popup anstelle eines Abbiegehinweises. Wer bei Garmin hat diesen Mist eigentlich programmiert? Und wer hat das Testergebnis durchgewinkt?

Auf den steilen Anstieg aus Altisheim heraus folgte eine Abfahrt nach Monheim. Unterbrochen allerdings von kurzen, aber giftigen Rampen. An einer überholte mich ein Rennradfahrer mittleren Alters und fragte amüsiert, ob mein Akku leer sei. Er konnte sich wohl nicht vorstellen, das so ein Gefährt nur mit Muskelkraft bewegt werden kann.

Mit der Monheimer Ortsdurchfahrt war das Ziel schon in greifbare Nähe gerückt. Noch ein größerer Anstieg, und dann ins Ziel trudeln. Dachte ich.

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Tatsächlich gab es noch einige Gegenanstiege zu bewältigen, und da mein vorderer Umwerfer schon seit Bad Tölz total zickig war, ging es jedesmal darum, noch auf dem großen Kettenblatt über den Gegenhang zu drücken. Ganz schön anstrengend mit 600 km in den Beinen!

In Treuchtlingen wurde auch meine Konzentration noch mal geprüft, als mir ein einbiegender Autofahrer die Vorfahrt nahm. Zum Glück funktionierten meine Reflexe noch und ich konnte schnell genug verzögern. Die letzten Kurven in Graben fuhr ich noch vorsichtiger. Bloß nicht einen Kilometer vor dem Ziel noch einen Unfall bauen!

Nach 28h16 (laut Garmin, inklusive 4h Pausen) war das Ziel erreicht. Ich habe sogar ein schönes Zielfoto bekommen! Schön war´s!

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P.S.
Gestern war sogar die Homologationsnummer für das Brevet schon auf der deutschen Hauptseite. Meine Anmeldung für PBP ist jetzt komplett. Ich freue mich, einige der Weggefährten aus der Qualifikation in Rambouillet wiederzutreffen! Dann werde ich auch wieder ein paar Namen lernen. :)

P.P.S.
@Fritz Als Generalprobe und Tauglichkeitsprüfung für die Alte Hexe nächstes Jahr sollte das gut genug sein. Ich darf nur die Anmeldung nicht verpassen :cool:
 
609km Marx-Engels Brevet Ruhrgebiet


38 Stunden 55 Minuten war eine knappe Sache. Aber, Prüfung bestanden. In den Vorüberlegungen habe ich mich entschieden, auch dieses Brevet mit seinen knapp 6000 hm mit dem RR -der Bergziege- zu bestreiten.
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Am Start im südlichen grünen Essen-Werden fanden sich ausschließlich RR´ler ein. Um 8 Uhr der obligatorische Blick auf das Smartphone, Position und Bild hochladen, und los geht die Hatz.
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Wie nicht anders zu erwarten, wurde mit hohem Tempo die erste flache Etappe von 96 km angegangen. Die Fahrt durch das südliche grüne Essen im RR-Zug war sehr angenehm. Ehe ich mich versah, erreichten wir die westlichen Ausläufer von Düsseldorf. Die Rheinbrücke überraschte am Ende mit einer Spindelabfahrt (VM?). Und dann durch die rheinische Tiefebene zur ersten Kontrolle.
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Die Zeit verging im Flug, auch durch viele nette Gespräche innerhalb der Gruppe (ein schöner Vorteil innerhalb einer RR-Gruppe)
Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Mit Sonne, ca 22°C, nordöstlicher Wind -also fast Rückenwind- passierten wir östlich die Terra Nova und erreichen nach 3 Stunden 30 die erste Kontrolle in Buir südwestlich von Kerpen. Nach der Hälfte der Strecke bin ich aber aus der Gruppe gefallen und fuhr den zweiten Teil allein.
Da mir E-Brevet Karte noch nicht zuverlässig erschien, habe ich in den Kontrolle immer doppelt gecheckt.

Der nächste Teil führte mich in die Eifel. Viel kurze, aber knackige Steigungen, gefolgt von rasenden Abfahrten im Eifel Nationalpark bestätigten mich in der Wahl des Rades. Es wurde aber auch warm auf den Hochflächen. Abkühlung gab es in den Abfahrten und auf den bewaldeten Strecken.
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Immer wieder schön diese Eifel. Erstaunlich war das geringe Verkehrsaufkommen. Hier und da ein paar Motorräder, sonst nur Natur pur. So langsam tauchten immer mal wieder die Kollegen vor oder hinter mir auf, die in einem ähnlichen Modus unterwegs waren.

In der Kontrolle in Prüm (km 190) habe ich dann mit ein paar Kollegen eine gemeinsame Pause zur Nahrungsaufnahme vor der Kulisse der Abtei Prüm eingelegt.
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Die dritte Etappe von 73km mit ca. 700 hm führte mich von Prüm über Bitburg weiter durch die Eifel und dann hinunter an die Mosel nach Trier. Auch dieser Teil war geprägt von kleinen Straßen vielen Waldpassagen ohne heftige Anstiege. Es war ein sehr angenehmes Cruisen und am Ende wurde immer häufiger die 4 und 5 auf dem Tacho angezeigt.


Die Einfahrt nach Trier war geprägt von sehr schlechten Straßenbelägen und ein hohes Verkehrsaufkommen am Samstag Abend. Die Innenstadt von Trier empfing mich mit lauter Musik und großen Menschenansammlungen. Nach so viel Natur in den vergangenen Stunden überkam mich ein „ schnell weg hier“. Aber erst einmal den „Kollegen“ Karl auftreiben, Selfi mit Karl, Position und Bild hochladen und noch die Karte stempeln lassen und weg hier.
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Halt, Stopp; die Porta Nigra, soviel Zeit muss sein. Wieder einer dieser persönlichen Wegpunkte, den ich mit Muskelkraft erreicht habe.
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Aber jetzt raus, aus diesem Party-Hotspot.

Eigentlich wollte ich in Trier ausgiebig zu Abend essen. Aber das große „holländische“ Sandwich in Prüm lag mir noch im Magen. Also kein Essen, sondern weiter fahren. Wenn das mal gut geht.

Vom Kopf war ich auf Mosel eingestellt. Flach durch die Dunkelheit. Aber die 65km bis Zell an der Mosel waren recht wellig mit ca. 600 hm und führten nordwestlich entlang der Mosel.


Ein RR´ler, mit dem ich schon den Kahlen Asten auf dem 400´ter gemeinsam erklommen habe, tauchte vor mir auf und wir fuhren ein gutes Stück gemeinsam durch die Nacht.


Aber gegen Mitternacht kam die ersten Anzeigen des drohenden „Hammers“. Geprägt von meinem Fehler in der letzten Nacht in England 2022, habe ich zügig nach einem geeigneten Schlafplatz Ausschau gehalten.
Ein Unterstand mit einer richtig langen Bank ca. 25km vor Zell wurde dann mein Nachtlager. Vorbereitet mit Biwaksack und Schlafsack -als einziger unter allen Teilnehmern-habe ich mir vier Stunden Ruhe gegönnt.
Gegen 4.30 Uhr bin ich wieder unterwegs. Um 5:28 Uhr erreiche ich die Kontrolle in Zell (km 328). Kaffee und belegte Brötchen heitern den frühen Morgen auf.
Es ist noch frisch und leider kommt der Wind aus N/O jetzt von vorn. Jetzt steht aber die flache Mosel Etappe bis Koblenz auf dem Plan. Klingt doch erst einmal ganz entspannt. Aber ich kam einfach nicht in den Tritt. Und der Weg entlang der Mosel war einfach nur öde. Auch wenn manche Ausblicke entschädigten.
Später, als das Leben auf der Straße begann, wurde es sogar nervig. Von wegen, entspannt an der Mosel entlang, nein, der Radweg läuft fast immer direkt auf der Straße. Mit dem VM wäre diese Strecke richtig gut gewesen.
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Negativ aufgefallen sind mir die vielen weißen Monster, die vor oder hinter jedem Moseldorf in Massen großen Parkplätze belegt haben.
Für die 90 km mit 400 hm habe ich lange 3:50 benötigt; das hatte ich mir anders vorgestellt. Aber, Brevet´s sind ja keine Kaffeefahrt.
Koblenz (km 413) habe ich um 10 Uhr erreicht.
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Auch Koblenz habe ich schnell wieder verlassen. Massen an Touristen und Ausflüglern bevölkerten die Stadt. Die Ausfahrt aus der Stadt zum Rhein und die folgende Strecke entlang des Rheins wären für ein VM sehr anspruchsvoll gewesen. Mit dem RR kein Problem.
Bei Weitersburg ging es dann in den Westerwald. Eine langsam steigenden 10km lange Passage habe ich mental besser bewältigt, als die Moselstrecke. Auf den 90km bis Waldbröl hatte ich 1200 hm zu bewältigen. Mit einem knappen 20´ger Schnitt lief es aber ganz gut. Viel Wald und Abwechselung durch schöne Aussichten ließen die 4:45 eigentlich gefühlt schnell verfliegen. Die letzten 20 km sollten aber nochmal richtig Körner kosten.
Die Straßenbeläge waren leider nicht sehr gut. Auf einer Abfahrt hinter einer sehr engen Kurve tauchten riesige Schlaglöcher auf. Bei dem Versuch diesen auszuweichen, landete ich im Straßengraben. Ohne Blessuren und Schäden am Rad konnte ich meine Fahrt nach kurzer Pause fortsetzen. Aber der Kopf war mit ziemlich viel Adrenalin gefüllt. Also Aufpassen!

Waldböl war das Tor zum Bergischen Land. Die letzte Etappe mit 109km und 1200hm versprach noch mal richtig viel Arbeit. Wer das bergische Land kennt, weis, die Anstiege sind nicht extrem lang aber knackig. So war es auch. Gerade hier hätte ich mir eine 11-40 Kassette gewünscht.
Bis Wipperführt aber war das schlimmste überstanden. Dann ging es auf die Bahnstrasse bis Lennep. Sehr angenehm. Runter nach Wuppertal und mit dem Kollegen Friedrich ein Selfi machen und dann die letzten 30km bis zum Ziel.
Ausfahrt aus Wuppertal: schlechte Strassen, und steil. Der Rest wellig bis Essen.

Und dann nur fertig sein. 22:55 Uhr Ziel

Kompliment an die Organisatoren von Ruhrgebiet. Eine sehr reizvolle aber auch sehr anspruchsvolle Strecke. Bleibt die Frage: Kann man das Brevet mit dem VM fahren? Ja, man kann, sollte aber den ein oder anderen Abschnitt etwas anpassen. An der ein oder anderen steilen Rampe in der Eifel oder dem Bergischen hätte ich wohl geschoben. Bei den Abfahrten ist größte Aufmerksamkeit auf den Straßenbelag zur richten. Die Ausfahrten aus Koblenz und Wuppertal halte ich für völlig ungeeignet für VM´s

Jetzt gesund bleiben und wir sehen uns in Paris.
 
Insgesamt 3 mühsame Wendemanöver im Abstand von vielleicht 200 Metern. Manchmal konnte mich dieser Garmin aber auch zur Verzweiflung treiben
Kannte ich.
Ist bei mir mit dem Wahoo VIEL besser.
Auch wenn das seit neueren auch Sone blöden Climb Dinger einblendet. Ein Knopfdruck und weg ist das Wiesel.

Aber die Darstellung des Tracks hebt sich klar und eindeutig von allen Farben aller Straßen ab!
 
BRM 600 km, Vier-Flüsse des ARA Rheinland

Eigentlich wollte ich @jostein den Vortritt lassen, von diesem Brevet zu berichten, denn er hat ihn im Gegensatz zu mir in der klassischen Haltung bestritten. Aber, Hajo hält die Finger still, obwohl die eigentlich nicht schlapp sein können …
Vier Flüsse klingt relaxt, flach, geradezu romantisch, wenn man sich Mosel und Rhein dabei vorstellt, also eine harmlose Fronleichnamstour der etwas längeren Sorte — wären da nicht die 7200 hm, die der Track auswies. Als bekennendem Hedonisten für mich keine Veranstaltung, die nach meiner Beteiligung rief, also musste eine Strategie her, welche die Notwendigkeiten des Brevets mit meinen Neigungen sinnvoll kombiniert.

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Am Fronleichnamsfesten gegen halb 6 findet sich eine recht überschaubare Gruppe Roadies mit drei Velomobilfahrern am Waldstadion in Troisdorf-Spich ein. Es leuchtet nicht jedem der Straßenkämpfer ein, dass es eine gute Idee wäre, diesen 600er mit dem Velomobil zu bestreiten. @jostein @Faltradritter und ich wissen es besser und bald entschwinden wir dem Peloton im morgenvernebelten Siegtal. Die ersten 2 Stunden vergehen wie im Fluge; wunderbare Fahrt über die fast leeren Straßen entlang der Sieg — nur wer glaubt, entlang von Flüssen sei alles flach, irrt. Entweder aus Jux oder aus Notwendigkeit haben die Trackmaster den ein oder anderen saftigen Anstieg eingebaut, wobei ich mich bis Siegen nur an zwei echte Anstiege erinnere. Ab Siegen hielt der Track als kleine Schikanen kilometerweise Radwege Richtung Netphen bereit, wohl um uns dankbar zu stimmen auf die Rückkehr zur Straße, dem langen Anstieg zur Siegquelle und — einige fiese kleine Steilstücke später — zur Lahnquelle. Dort trafen wir ein paar der Roadies und weitere stießen bald dazu — soviel Vorsprung konnten wir flussab ganz nicht einfahren, dass wir auf ihn dem langen Anstieg nicht einbüßen konnten.
Der zweite Akt bestand in der Befahrung der Lahn, von der Quelle bis zur Mündung. Es war heiss geworden, und der Fahrtwind auf den anfänglich langen Abfahrten war hochwillkommen. Obwohl mit grundsätzlicher Abwärtstendenz lief es nicht ganz so flüssig wie unten an der Sieg, Roadies sahen wir nur noch wenige, denn lahnabwärts gab es Gegenwind. Mehr größere Städte bedeutete auch mehr Verkehr, und das hieß auch mehr Radwege mit ihren zahlreichen Schwenks und Hindernissen. Sogar eine Reihe km auf engem Treidelpfad am Lahnufer waren dabei — wir haben uns dann mitunter doch an die Straße gehalten, wenn der Radweg in einiger Entfernung parallel durch die Felder lief. Hinter Diez wartete dann die große Lahnradwegumfahrung über die Berge, im Vorhinein gefürchtet weil die größte Zacke im Track für die Lahn, im Rückblick nicht schlimm. Bei den gelegentlichen Abschnitten mit 12-14% kam mir mein kleinster Gang etwas groß vor, aber sonst …
Das untere Lahntal war erneut enger, felsiger und gewundener doch mit Straße entlang des Flusses flüssig zu fahren. Das einzig Bemerkenswerte waren die wenigen Autos aus der Region, die alle überholten als sei der Teufel persönlich hinter ihnen her.

Klar war da schon, dass meine Strategie in Gefahr lief nicht aufzugehen. Ich hatte im Hotel an der Mosel vereinbart, dass wir ausnahmsweise nicht bis 22 Uhr, sondern bis 23 Uhr einchecken konnten, doch dies schien an der unteren Lahn nicht mehr realistisch. Telefonisch konnten die Wirtin zum Durchhalten bewogen werden, doch in ihrer Stimme lag eine gewisse Unruhe.
Dennoch haben wir die Kontrolle in Koblenz ausführlicher genutzt als vielleicht nötig, doch an der Moeel sollten sich unsere Wege trennen, denn @jostein hatte vor durchzufahren. Also war Koblenz die letzte Gelegenheit auf den gemeinsamen Teil anzustoßen und sich zu verproviantieren.
Zwei Kettenanwürfe hinten mit intensive Bastelarbeit am Zugtrum später kamen wir doch noch klar vor Mitternacht in der Kupferkanne zu Kobern-Gondorf an, wurden sogar für die Umstände herzlich empfangen; vor allem nachdem wir eine Lokalrunde geschmissen hatten — für die drei anderen Gäste. Die Strategie war also aufgegangen: 390 km gefahren, ein paar kalte Bier im Bauch, frisch geduscht und ab ins Bett.

Morgens um 6 ging es für @Faltradritter und mich weiter, Mosel und Eifel warteten schon. Plattfüße konnten uns nur kurz aufhalten, die nächste Bäckerei mit leckeren Brötchen und Kaffee schon eher. Dennoch waren wir vor 10 bereits an der letzten Kontrolle in Zell, während @jostein zu dieser Zeit schon durchs Ziel gefahren war. Auf uns wartete die Eifel mit ihren langen aber mit fast immer einstelligen Steigungsprozenten, in der das größte Problem im Kopf liegt, denn man weiß, das jedes Tal in das man hinabrauscht auf der anderen Seite genauso weit wieder rausgeklettert werden muss. Das fieseste Stück kannte ich bereits von einem früheren Ausflug, die Steigung heraus aus Thür bis Obermendig, und auch diesmal habe ich es wieder verstanden, durch Nutzung des Radwegs baustellenbedingt weitere Höhenmeter einzusammeln.
Dafür glitten wir anschließend mit Schwung hinab zum Laacher See, soviel Schwung dass die Frontklappe wegflog, und mit dem anschließenden Aufstieg zum Kraterrand des Vulkansees war der letzte nennenswerte Kletterakt absolviert.
Mit viel Momentum rüber ins Bohltal und runter an den Rhein, den vierten der namensgebenden Flüsse dieses Brevet. Hitze und Steigungen hatten uns doch mehr gefordert als die Tagesdistanz von 210 km signalisiert. Das wäre nachts sicher angenehmer gewesen, doch andererseits …

Der Rest war einfach, am Rhein bis Bonn und rüber ins Ziel nach Troisdorf. 17 Uhr war der Drops gelutscht.
 
Zuletzt bearbeitet:
60 vorn, 11-52 12fach Rotor
Es waren wohl wie immer weniger hm als angegeben, mein Navi hatte ich nicht perfekt vorbereitet, so habe keinen lückenlosen Track.
 
Hallo Zusammen,

ich habe auch das dritte Brevet 600 versiebt und werde bei PBP2023 nicht dabei sein. Bitte kann jemand nach dem Ende der Brevet-Saison die Tabelle aktualisieren und meine Zeile rausnehmen. Ich wünsche allen Startern viel Spaß.
 
Vielleicht am 24.6. noch mal in Boekelo versuchen? Sind zwar auch 4000 Hm, aber mehr oder weniger konzentriert in der Mitte, nach 250 km hat man das Gröbste schon hinter sich. 600km Boekelo
 
Wenn es nicht geht geht's halt nicht. Ist doch kein Beinbruch, ist ja nur Fahrradfahren. Ich hab mich auch nicht bei PBP angemeldet, obwohl ich Lust hätte. Aber sind halt 1200km. Und den 600er den ich gemeldet hatte hab ich auch abgesagt, soll ja Spaß machen.

Allerdings ahnt meine Regierung so langsam, was in 4Jahren anstehen könnte...

Insofern ist "nicht fahren" ja völlig legitim und ein Zeichen von mentaler Stärke. Und besser als "fahren" und dann die Freude verlieren oder schlimmeres. Also: Kopf hoch, wir sehen uns in 4Jahren.
 
JURA+, Preride

Preride: Absolvieren eines Brevets bevor es stattfindet mit dem Zweck, den Zustand der Strecke zu prüfen, damit es während des Brevets zu möglichst wenigen Überraschungen kommt.


Die Übergänge meiner verschiedenen Projekte sind fliessend: Eine gebrochene Speiche mitsamt Nippel landet in der Hausumbau-Mulde. Velo und ich sind jetzt bereit für den 600km-Ritt.

Von daheim bis zum Start sind es gut 15km.

Das Brevet soll als Vorbereitung für Paris-Brest-Paris dienen. Die Startzeit ist deshalb am Abend. Der erste Checkpoint ist deshalb erst nach 200km. Gerade der erste Abschnitt lädt zum Abkürzen ein, was die Organisatoren möglicherweise vermeiden möchten mit gleicher Massnahme wie sie bei Paris-Brest-Paris zur Anwendung kommen wird.

Ich starte zu ähnlicher Tageszeit am gleichen Wochentag um die Chance zu maximieren, möglichst ähnliche Bedingungen wie die Teilnehmer vorzufinden: Auf drei Minuten genau zwei Wochen vor dem Start geht es los von Thörigen auf was sich als eines der flachsten und schnellsten Brevets von Audax Suisse herausstellen wird.


Heute Nacht sind noch viel mehr Verrückte unterwegs: Eines der beiden 400-km-Brevets von Audax Suisse hat wenige Meter mit "meiner" Brevetstrecke gemeinsam, der legendäre "Bieler 100er" (zu Fuss) etliche Km.


Eindunkeln zwischen Lyss und Aarberg

Das Städtchen Aarberg ist gerade ein Festivalgelände. Ohne Ticket und mit Velo komme ich da heute nicht durch. In zwei Wochen wird das gehen.


Velo vor Erdbeerfeld vor Jura vor Abendhimmel

Flott geht es weiter über die Ebenen des 3-Seen-Landes, wo ich auch jede Kurve kenne.

Im kleinen Aufstieg auf den Hügel zwischen Murten- und Neuenburgersee beginnt es vom Himmel zu tröpfeln. Damit habe ich nicht gerechnet und ein Blick auf den Regenradar offenbart: Huch, das wird ordentlich nass in den nächsten Stunden. Die Vorhersage sieht schlimmer aus, als es werden wird: Zwar viel nasser Belag aber kaum Niederschlag, wo ich gerade bin.

Die kurvige Streckenführung gespickt mit den vielen kleinen Aufstiegen, die mit dem Erreichen des nördlichen Neuenburgersee-Ufers beginnt, ist ein gewollter Rhythmusbrecher. Von weiter oben sieht man den See mit den Lichtern am anderen Ufer besser. Ob ich in zwei Wochen vielleicht hier an einem schönen Plätzchen mit vorbeikommenden Randonneuren quatschen werde?

In Baulmes verlasse ich die Strecke kurz, um Essen einzukaufen. Meine Bezahl-App zeigt später drei Transaktionen zwischen 02:11 und 02:12 an für drei Atomaten-Snacks.

Den Grossteil des Aufstiegs zur ersten Jura-Querung stosse ich das Velo. Erst ca. 2km vor der Passhöhe, als es wieder stärker zu regnen beginnt, setze ich mich wieder in die Kiste.


Col de l'Aiguillon, einer von zwei Übergängen des gleichen Passes. Das Schild mit Pass-Name steht wahrscheinlich 500m weiter östlich, für uns ein Umweg.

In der folgenden Abfahrt gibt es Schlaglöcher und direkt am Wegrand ruhende Kühe.

Mit etwas Restschwung erreiche ich die Grenze zu Frankreich.

In Pontarlier ist es bis auf den Lärm meiner Rappelkiste schön ruhig. Wäre der Belag besser...

Das kurze Stück Voie Verte bei Nacht: Ein Genuss.


Loue Schlucht am frühen Morgen. Runterzufahren, ohne mit eigenem Licht die mit Steinschlag übersähte Strasse auszuleuchten, ist mir noch zu riskant. Mit Licht kein Problem.

Den Km-200-Checkpoint erreiche ich um ca. 05:30. Die Bäckerei öffnet erst um 06:15, perfekt für das Brevet - heute warte ich nicht darauf.


Sonnenaufgang in einem der Aufstiege nach dem Ornans-Checkpoint

Mit der Aussicht auf die Saline Royale in Arc-et-Senans weiss ich die Hügel hinter mir.


Auf ehemaliger Bahntrasse nach Dole

Der Laden beim Dole-Checkpoint öffnet um 08:30. Dass ich pünktlich bei der ebenfalls um 08:30 öffnenden Konkurrenz gleich daneben einkaufe, macht nichts.


Niemand soll behaupten können, die Strecke sei vor allem für Velomobile optimiert.

Die Fahrt auf dem motorfahrzeugfreien Asphalt ist herrlich entspannend. Andere mögen das monoton nennen.


Zum wegtragen zu schwer, der Stamm.

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Kurzes Naturbelagstück. Bei der Feinschliff-Tour bin ich hier noch über die Wiese gefahren, jetzt ist es ganz angenehm. Das bleibt fürs Brevet drin.

Die Kilometer gehen dahin. Gemütlich rollt es, und rollt, und rollt.


Aussicht, alles ruhig hier.


Checkpoint (rechts): Aufenthaltsraum, WC, Veloreparaturmöglichkeit und vor allem: Handseife, dank derer ich erstmals seit dem Regen der letzten Nacht wieder klare Sicht durchs Visier habe.


Die Strecke ist blendend in zweierlei Hinsicht


Unrhythmische 12-15km/h ohne sichere/anstrengungslose Überholmöglicheit. Egal.

Der nächste Checkpoint ist logischerweise in Mulhouse. Die Streckenführung dort ist so ruhig, dass ich tatsächlich an keinem Verpflegungspunkt vorbeikomme. Zwar geht es direkt am Bahnhof vorbei, nur auf anderem Niveau. Der spontane Abstecher zu einem Laden ist baustellenbedingt so schrecklich zu fahren, dass es einen Checkpoint ohne Versorgung geben wird. Wer etwas braucht, wird es in der Stadt finden.


Brücke bei Niffer


Die letzten "monotonen Meter"


Den Grenzübertritt durch das "Personentor" mag ich.

In Weil am Rhein funktioniert der sorgfältig geplante Track baustellenbedingt nicht und ich muss eine Alternative suchen. Auch diese ist selbst mit einem mehrspurigen Fahrrad gut zu fahren - in der Region Basel leider eine Seltenheit.


Römisches Amphitheater in der Abendsonne

An der Veloroute hinauf zum Oberen Hauenstein wird eifrig gebaut. Ich erlaube mir, die Randonneure auf gut Glück dorthin zu schicken, wo es aussieht, als könnte in zwei Wochen ein nagelneues Stück Veloroute befahrbar sein. Sonst müssen sie, wie ich, schon früher auf die Hauptstrasse wechseln.

Wie immer schiebe ich das steile Stück nach Waldenburg durchs Fahrverbot auf der optionalen Streckenführung, statt die Haarnadelkurve zu fahren. Der mich überholende Gümmeler bestätigt: Die eigentliche Brevetstrecke ist auch gut fahrbar.


Im obersten Teil des Hauenstein-Aufstiegs werde ich doch noch richtig verregnet.

Mit Blick auf den Tacho (nicht über 50/60/80) fahre ich auf mir nun wieder bestens bekannten Wegen aus dem Jura.

Eine geschlossene Bahnschranke und drei Mini-Aufstiege später kann ich in Thörigen feststellen: Ja, die Strecke ist bereit für ein Brevet. HELL YEAH!

Zum Brevet anmelden kann man sich noch bis 16. Juni 2023: https://www.audax-suisse.ch/tickets-to-hell/brm-600-jura/. Gute Fahrt!
 
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