Brevet-Berichte 2015 [Sammelthread]

Mir fehlt mir bei längeren Strecken ab dem zweiten Tag Leistung! Das ist schon länger so. Ich fühle mich dann gut, aber der Puls geht kaum über 115. Damit komme ich aber nicht über Hügel.
Na sowas, kaum 24h Radgefahren und schon weniger Leistung? Da empfehle ich bergauf Stützräder fürs Troytec oder du machst es wie ich und fährst gleich Dreirad, das rollt auch noch mit 2,4km/h bergauf ohne umzufallen. ;) Übrigens: Absteigen und Schieben ist auch keine Schande.

Grüße,
Martin (seit zwei Jahren brevetlos...)
 
PBP würde schon gehen, aber mit ähnlich wenig Schlaf wie 2003.

Also mit 2 mal 4 Stunden, bzw alle 400km schlafen sollte man das doch packen,
Bleiben noch rund 80 Stunden zum fahren, was einen Bruttoschnitt von 15km/h macht.
also immer 20km/h fahren und alles ist rund...:)

...und jedes Kilo runter macht dich am Berg rund 1% schneller...
5Kilo sollten bis PBP ohne Radikalkur drin sein.
 
Hallo Andreas,

schöner Bericht!

Auf dem Foto im Zug sieht es so aus, als ob Deine Taschen ziemlich tief hängen. Hast Du keine Kettenberührung oder auch nach der Umlenkrolle noch ein Kettenschutzrohr im Zugtrum? Ich habe die Taschen zimlich weit oben, keine Kettenberührung aber trotzdem Löcher in der Tasche durch die Relativbewegung Tasche/Schwinge. Hat da jemand eine einfache Lösung?

Viele Grüße,
Frank
 
Hallo Frank,

anscheinend habe ich mit den Taschen einfach Glück. Höher kann ich sie leider nicht hängen, da sie eine andere (neuere?) Befestigung haben, mit der ich sie nicht am Sitz fixieren kann. Das heißt, sie hängen einfach locker am Sitz. bike_slow hat eine bessere Ausführung derselben Taschen.

Grüße
Andreas
 
Hat da jemand eine einfache Lösung?
Ich habe (auch, um das Durchschlagen scharfkantiger Gegenstände auf den Rahmen zu verhindern) Schaumblöcke zwischen Taschen und Schwinge angebracht. (Einfach mit Kabelbindern angetüddelt. Wenn die Taschen dran sind, sieht man sie nicht. Und ohne Taschen fahre ich quasi nie ...)
 
Hallo,

an die Netzvortaschen komme ich sehr gut, aber die liegen so flach, dass da Sachen leicht herausfallen könnten. Flaschen sowieso, die sind darin nahezu waagerecht. Ich werde mir Reißverschlüsse annähen lassen, um die Netztaschen verwenden zu können.

Grüße
Andreas
 
Hallo,

klingt sinnvoll. Welche Dicke/Material hast Du genommen? Und hast Du bei nahezu leerer Tasche trotzdem keine Kettenberührung?

Viele Grüße,
Frank
 
Netter Bericht! Das heißt dann aber, wir sehen uns nicht in Paris? Schade!

Was die Leistung am zweiten Tag betrifft: Mir ist es bei meinem 414er-Brevet auch so gegangen, dass nach rund 330 km der Tank leer war - ich musste mich absolut quälen, und der Puls ging nicht mehr so über 110. Mehrerere erfahrene Randonneure hatten zwei Erkärungen, dass ich am Anfang (ersten 200 km oder so) vermutlich zu schnell unterwegs war, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat. Zudem hatte ich versucht, den 400er ganz ohne Schlaf durchzufahren, was nicht gut funktioniert hat (und es war Anfang Mai noch zu kalt, um einfach in einem Bushäuschen etwas zu pennen) . Zudem war ich nicht mit meinem Rennrad, sondern mit dem Moulton unterwegs, was ein

Bei meinem 600er bin ich daher anfangs ganz bewusst etwas langsamer gefahren also sonst (Plus unter 130), habe 2x eine Stunde geschlafen - und konnte ohne große Probleme auch am 2. Tag meine Leistung aufrecht erhalten. Ohnehin versuche ich, jede Stunde mindestend 300kcal zu essen und 500-600 ml oder so zu trinken.

Was das Abnehmen betrifft: 20 kg in zwei Monaten ist in der Tat zu viel - ich habe dafür letztes Jahr rund 10 Monate gebraucht (mit Myfitnesspal.com - kann ich nur empfehlen). Würde aber gerne bis August auch noch 3, 4 Kilo abnehmen, aber bislang tut sich wenig auf der Waage. Habe mir jetzt vorgenommen, bis nach PBP keinen Tropfen Alkohol anzurühren....

Beste Grüße
Olaf

PS: Schön zu sehen, dass nach über 5 jahren Forumsabstinenz mein Login immer noch funktioniert. Meinen Grashopper habe ich allerdings schon lange wieder verkauft, und bin zum Upright zurückgekehrt.
 
600er in Köln 20.06.2015

hier ein paar Zeilen aus meiner Sicht zu meinem ersten vollständigen 600er mit einem VM. Letztes Jahr bin ich zwar HBK und BoB mit Milan und Quest gefahren, hatte den 600er aber wg. technischem Defekt abbrechen müssen.

So wäre ich gerne auch heuer beim 600er traditionell ins Weserbergland gefahren, um meine Eindrücke gut mit den Fahrten auf dieser Strecke mit dem Baron vergleichen zu können.

Aber dies Jahr führte die Route zunächst auf der früheren 200er Schleife in die Eifel und anschließend auf den 400er rund ums Ruhrgebiet, der ja eine schöne und abwechslungsreiche VM Strecke ist. Es klingt also nach einer höheren VM Kompatibilität, die Mehrzahl der Anstiege am Anfang - dann aber eher flach und am Schluss noch einige Anstiege am Rande des Sauerlands und im Bergischen Land.

Aber einen Brevet kann man sich ja auch ein Stück weit selbst schwer machen. Ich bin die Eifelschleife wie einen 200er gefahren, als ob ich dann in Brühl wieder die Beine hochlegen kann. Auch euporisiert, wie im Venn und ab Monschau die Sonne herauskam nur an den Steilstücken hinter Schleiden, Kall und am Mahlberg aufs 38er runterschalten und ansonsten eher powern, da in kurz/kurz die einstelligen Temperaturen doch frisch waren. Oben in Lamersdorf quoll eine regelrechte Dampfschleppe aus meiner Luke.

Tja, und als ich in Brühl in die 2. Schleife starte, wird mir der Unterschied zu einem 400er auf der 2. Teilschleife schmerzhaft bewusst. Beim 400erfahre ich hier mit vollen Akkus in der Morgensonne - jetzt bin ich doch etwas ausgepowert und bin auch bei Ernährung und Getränken wie am Ende einer Tour etwas im Defizit. Jetzt nerven die gefühlten 25 roten Ampeln, die den Flow auf den Landstraßen in den Niederrhein bremsen richtig.
Aber mittlerweile ahbe ich ja die Erfahrung, dass solche Phasen mit Geduld und etwas Piano vorübergehen und der 2. oder 3, Wind dann kommen wird.

Ich fahre die Runde allein, sie hatte schon mit 2 Schocks begonnen. Nicht dass wir nur geschätzt 30 Fahrer sind und es wie vorhergesagt am Start leicht nieselt, aber in der ersten Kurve, in der ich vor 3 Wochen mit dem Hinterrad und uraltem harten Mantel weggerutscht bin, sehe ich nun wie der Milan von PeterF gerade über die Straße rutscht und auf der anderen Seite krachend einschlägt. Wenig später kommt er aber vorbei, es sind keine Spuren auf den ersten Blick sichtbar und er funktioniert. Wir fahren nach und nach vor. Auf einem schmalen Witschaftsweg fehlt plötzlich mittig ein Kanaldeckel. Warngeschrei - alle kommen vorbei - bloß mein Vordermann fährt wegen seiner Warnversuche mit Blick nach hinten fast in den Graben.

Die Kontrollen funktionieren bei mir prima. Vor der 1. in Langerwehe hatte Rainer berichtet, dass der Tankstllenpächter einen Anfrage abgelehnt hatte. Als ich noch vor 8:30 h in Langerwehe ankomme und nicht schon jetzt beim Bäcker einkaufen will, frage ich höflich doch in der Tanke und bekomme ohne große Erklärung gleich eine Auswahl von Stempeln gezeigt, die TouristInfo in Monschau ist um 10 noch leer und werde kompetent und freundlich bedient. Kiosk am Radioteleskop Effelsberg ist bei der kühlen Witterung auch leer, die Pächter Brevet-erfahren. Die Kontrollzange am Witschaftweg vor Wesel hängt in Griffhöhe vom Milan - aber ich nutze die Ruhe hier, um mein Gepäck zu sortieren und die Beine zu vertreten.Statt DER Kult-Familien-Tanke in Lüdenscheid hat Rainer eine 24/7 Tanke nebenan in Olfen vorgegeben, wer vor 22h da ist, dürfe aber den beliebten Kontrollpunkt nehmen. Ich bin noch vor 8 da und treffe auch heute den Chef, den ich vor 3 Wochen verpasst hatte. Er erklärt mittlerweile den anwesenden Kunden den Brevet und auch das VM.
Ich habe mir vorher keine Gedanken gedanken gemacht, wann ich beim Start der 400er--Schleife mittags wann wo bin. Nun kann ich Dortmund noch im Hellen durchfahren und komme erst Richtung Sauerland in die Nacht. Bei der letzten bemannten Kontrolle komme ich wie gewohnt auf einen unvorbeiteten Ahnungslosen. Aber er ist interessiert und gibt mir schnell den Stempel und Getränkenachschub hats auch.

Bislang ist es auch trocken geblieben, also klare Sicht und griffige Straßenbeläge. Das ändert sich dann gegen Mitternacht. Nässe und Regen in der Dunkelheit und blendender Gegenverkehr ist mein GAU beim Brevetfahren. Von Vorteil diesmal, dass ich die Strecke und Gegend kenne. Bin allerdings immer überrascht, wie anders sie nachts bei schlechten Bedingungen doch sind ;-(.

Nach gut 20h, 620 km, 4300 Höhenmetern kurz nach 2:00 erreiche ich die Schlusskontrolle in der Tanke in Troisdorf. Da hängt der Zettel "von 2:00 bis 2:30 wg. Pause geschlossen". Aber der Diensthabende bemerkt mich bald und kommt, meine Kontrollkarte entgegenzunehmen.

Zu Hause sehe ich, dass ich zuviel Proviant noch mit mir spazieren fahre, die restlichen Butterbrote mümmele ich am nächstren Tag verschlafen auf der CV, auf Riegel habe ich in letzter Zeit keinen Appetit mehr, Reservewaffeln noch unangetastet und auch noch ein paar Trinkjogurt, eine Banane und eine Tafel Schokolade.

Für mich war es ein schöner Brevet - mit geduldigen Anstiegen, langen Abfahrten, einigen schnellen kurvigen glatten Landstraßen, die ob des hohen Grasbewuchses am Rand für einen Tieflieger doch kribbelig waren und einigen Herausforderungen insbesondere an Schluss. Ich werde beim nächsten Mal wieder vornehmen, auch am Anfang an das Ende zu denken, ob's hilft?
Wünsch auch den anderen jetzt heil und müde in die Betten zu fallen,
Gute Nacht - Hajo
 
Hallo Olaf,

Was die Leistung am zweiten Tag betrifft: Mir ist es bei meinem 414er-Brevet auch so gegangen, dass nach rund 330 km der Tank leer war - ich musste mich absolut quälen, und der Puls ging nicht mehr so über 110. Mehrerere erfahrene Randonneure hatten zwei Erkärungen, dass ich am Anfang (ersten 200 km oder so) vermutlich zu schnell unterwegs war, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat. [...] Ohnehin versuche ich, jede Stunde mindestend 300kcal zu essen und 500-600 ml oder so zu trinken.
Ja, wahrscheinlich fahre ich am Anfang etwas zu schnell. Und ich esse viel zu wenig. Während der Brevets will ich einfach nur Radfahren und habe wenig Lust, zu essen.

Was das Abnehmen betrifft: 20 kg in zwei Monaten ist in der Tat zu viel - ich habe dafür letztes Jahr rund 10 Monate gebraucht (mit Myfitnesspal.com - kann ich nur empfehlen).
Ich guck's mir mal an, danke. In den letzten Monaten habe ich deutlich Körperfett reduziert, aber das Gewicht hat sich dabei kaum verändert.

Grüße
Andreas
 
Hallo,

Da ich Randonneur round the Year werden will, »muss» ich jeden Monat ein Brevet fahren. 200 km reichen aus, aber nicht in jedem Monat gibt es so kurze Brevets. Ganz dünn ist der August, da konzentriert sich alles auf Paris-Brest-Paris, das ich aber nicht mitfahre. Der einzige andere Brevet war der 600er von Herentals (bei Antwerpen) nach Bitburg und zurück.

Das Besondere bei diesem Brevet ist eine weitgehende Organisation. Bei Bitburg gab es einen Schlafplatz (eine Herberge mit Mehrbettzimmern) mit Frühstück und Taschentransport hin und zurück. Das hat die Sache deutlich vereinfacht. Natürlich war es insgesamt nicht einfach. Aber das war klar. 600 km sind nie einfach. Sehr gut: Das Wetter. Weitgehend sonnig, aber nicht zu heiß. Am ersten Tag geschätzte 27 Grad, am zweiten Tag bis 30 Grad. Den gesamten Sonntag habe ich meine Armlinge anbehalten. Und es war mir nicht zu warm. Der (erwünschte) Schutz vor den Sonnenstrahlen und die (erwünschte) Isolierung haben sich die Waage gehalten.

Jeder Brevet beginnt mit einer Anreise. Komplett mit dem Rad (rund 250 km) war mir zu weit, aber ich bin am Vortag immerhin 135 km bis Eupen (Belgien) gefahren.
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Ab Eupen weiter mit dem Zug. Wie meistens war das völlig stressfrei. Ich habe mein Rad einfach irgendwo hingestellt, wo es möglichst wenig stört.
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Vom Bahnhof Herentals waren es zwei Kilometer zum privaten Gastgeber, mit dem ich dann nach schön etwas essen gegangen bin. War sehr angenehm. Natürlich zeitig ins Bett, denn der Wecker stand auf 4:30 Uhr. Es waren rund 8 km bis zum Startort, den ich um 5:30 erreichte.
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Nach der Einschreibung und etwas quatschen fuhren wir pünktlich um 6 Uhr los. Zunächst acht Kilometer auf einer schnurgeraden und völlig flachen Bahntrasse. Aber mit Umlaufsperren an jeder Straßenkreuzung. Das ständige Abbremsen und Beschleunigen nervte.
Nach der Bahntrasse wurde es ganz leicht hügelig. Und ich hatte gedacht, die ersten 130 km wären völlig flach. natürlich waren die Steigungen nicht schlimm, Aber je weniger Höhenmeter am Anfang, desto besser. Es sollte ja noch einiges kommen. Der ganze Brevet war ohne steile Anstiege, aber sie summiertes sich. Es ging ja durch die Ardennen und die Eifel. Also ließ ich die Gruppe ziehen.


Nach der ersten Kontrolle in Gellik (km 75) verlief die Strecke am Albertkanal absolut flach, sodass es mit 30-33 km/h gut lief. Der Kanal dort in einer sehr schönen Schlucht. Die Hänge waren zum Teil sehr grün, aber auch schroffe Felsen. Hübsch! Nach zwei Fotos blinkte die Akku-Anzeige der Kamera – leer! So ein Mist. Erst kürzlich hatte ich den anderen meiner beiden Kamera-Akkus aus der Schublade genommen, damit er dort nicht vergammelt. Aber offenbar ist genau das schon passiert. Deswegen gibt es nur noch ganz wenige Fotos. Immerhin hatte ich eine kleine Videokamera am Lenker und damit einige Filmchen gemacht. Die Qualität ist natürlich mäßig. Aber besser als nix.
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Als ich an einer Brücke die Kanalseite wechselte, holte mich die Statistik ein: Der vordere Reifen war platt. Ein Snakebite durch eine hohe Kante. Ersatzschlauch rein und weiter.
Im Video die Kante, die den Snakebite verursacht hat.

Nach wenigen Kilometern wieder ein Snakebitel. Wenn man mit 35 km/h über eine fünf cm hohe Kante fährt, ist es kein Wunder, dass der Reifen die Felge küsst. Jetzt hatte ich noch einen neuen Ultraleicht-Ersatzschlauch – aber den wollte ich nicht vorne einbauen. Also den ersten Schlauch mit einem selbstklebenden Flicken repariert. Wegen der zwei benachbarten Löcher war es etwas schwierig, den Flicken so zu platzieren, dass er beide Löcher abdeckte. Quasi diagonal erschien mir sinnvoll. War es aber nicht.

An der Schleuse Lanaye, an der Grenze zu den Niederlanden, wechselte der Track zur Maas, die dort mit dem Albertkanal verbunden ist. Und es ging flach weiter, durch das Hafengebiet und einen Park nach Lüttich.

In Lüttich zeigte sich, dass meine Schlauchreparatur nicht erfolgreich war. Der hohe Luftdruck hatte den Flicken leicht angehoben. Also Flicken runter und einen neuen selbstklebenden drauf, diesmal gerade.

Die Fahrt durch Lüttich war nervig, weil der Maas-Radweg mehrfach die Flussseite wechselte, zeitweise über Straße lief, man oft abbiegen musste und so weiter. Einmal musste ich mich entscheiden, ob ich ein Radverbot ignorieren oder falsch gegen die Einbahn fahren wollte (ich entschied mich für das zweite, aber im Grunde war es egal). Ein flüssiges Fahren war das nicht, das kam erst kurz nach Lüttich auf, wo ich die Maas verließ und die Strecke an der Ourthe in die Ardennen führte. Immer den Fluss bergauf, zum großen Teil auf separaten Radwegen oder sehr verkehrsarmen Anliegerstraßen. Die Steigung war gering, und so kam ich gut vorwärts. Und schön ist es im Tal der Ourthe. In einigen Orten war richtig etwas los, hier liegen offenbar die Naherholungsziele der Lütticher.
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In Rivage, rund 30 km hinter Lüttich, dann die vierte Reifenpanne. Wieder hatte sich der Flicken gelöst. Jetzt also einen "normalen", klassischen Tip-Top-Flicken. Oder besser gleich zwei, damit die beiden Snakebite-Löcher vernünftig abgedeckt sind. Und das hätte ich gleich machen sollen. Denn es hat bis zum Ende des Brevets gehalten. (Die neue Tip-Top-Flüssigkeit ohne Wartezeit werde ich demnächst mal ausprobieren).

Kurz hinter Rivage habe ich die Ourthe verlassen und bin entlang der Amblève gefahren, das war ebenso schön wie im Tal der Ourthe. An der zweiten Kontrolle (Tankstelle in Rémouchamps) eine schöne Fanta getrunken, Camelbak aufgefüllt und Gummibärchen gegessen. Weiter ging es entlang der Amblève, immer leicht bergauf. Ab Targnon entlang der Lienne, auf einer zunächst mäßig guten Landstraße. Im Quellgebiet der Lienne, bei 530 Meter Höhe, war der lange Aufstieg beendet und folgten 25 hügelige Kilometer. Irgendwann überholte mich ein Polizeiato mit Blaulicht (aber ohne Tatütata) und eine Polizistin fuchtelte wie wild mit den Händen aus dem offenen Beifahrerfenster. Es folgten einige Polizeimotorräder und die Polizisten wollen, dass ich anhalte, wozu ich aber wenig Lust hatte. Bis dann ein Nicht-Polizei-Motorrad kam und der Fahrer mir zurief, dass es ein Radrennen gäbe und ich doch bitte anhalten möge, um das Peloton vorbeizulassen. Was ich auch tat, als ich die Gruppe sah. Und die nahm die Straßenbreite vollständig ein. Sie rauschte innerhalb von 2 oder 3 Sekunden vorbei und machte reichlich Wind. Und ich konnte auch sofort weiter.

Die dritte Kontrolle lag unmittelbar hinter der Grenze zu Luxembourg. Wegen der lästigen Stadtfahrt durch Lüttich, aber vor allem wegen der vier Pannen, war ich erst kurz nach 18 Uhr dort. Wasser auffüllen, Cola und Schokolade sofort verzehrt, weiter. 15 Minuten Aufenthalt.

Der Track führte sofort wieder nach Belgien. Und zwar in des deutschsprachige Ostbelgien, dass mich mit einem Schild STRASSENSCHÄDEN und einer steilen Abfahrt begrüßte. Am Beginn der Abfahrt hat mich ein Auto überholt. Als der Wagen rund hundert Meter vor mir war, bremste er stark ab. Was mich zuerst nervte, änderte sich schnell in Dankbarkeit. Denn dadurch habe ich bemerkt, wie unglaublich kaputt die Straße war. Man muss in Belgien, gerade in Ostbelgien, zwar immer mit Schlaglöchern rechnen, aber was ich da gesehen hatte, war krass. Der Autofahrer machte genau das richtige, er kurvte in Schrittgeschwindigkeit um die Krater herum. Und ich tat es ihm nach. Ohne die Warnung durch das vorsichtig fahrende das Auto wäre ich womöglich für immer in einem der Schlaglöcher verschwunden.

Es folgte ein welliger Abschnitt, der in einem Anstieg (200 Höhenmeter, 5%) mündete, in welchem es wieder nach Deutschland ging. Dann kam der liegeradfreundliche Teil: Wellig, und tendenziell bergab. Zunächst im Tal der Our, dann im Tal der Sauer. Davon ein gutes Stück in Luxembourg. Bei den meisten Buckeln konnte ich den Schwung gut nutzen. Ich musste nur darauf achten, nicht mit zu viel Kraft bergauf zu fahren, es lagen ja noch 350 km vor mir. Eine ganze Zeit fuhr einige hundert Meter hinter mir ein Teilnehmer aus Venlo. Irgendwann war er kurz hinter mir, blieb aber unvermittelt stehen.

Wenig später, kurz vor 22 Uhr, habe ich die vierten Kontrolle in Bollendorf erreicht. Jetzt standen inklusive der Anfahrt 308 km auf dem Tacho. Bis ich eine Gaststätte gefunden und dort gegessen und etwas getrunken habe, war es 22:30 Uhr. Jetzt noch 27 km zum Schlafplatz, wobei noch ein Hügel (250 Höhenmeter, 4%) zu überwinden war. Die Nachtfahrt durch das Hügelland war außergewöhnlich. Mit Vollmond im Rücken, bei völlig klarem Himmel, war es richtig hell. Ich hatte allerdings auch ständig den Eindruck, ein Auto würde hinter mir fahren. Besonders die Weizenfelder reflektierten das Mondlicht stark und auch etwas unheimlich. Kurz nach Mitternacht endlich am Schlafplatz, wo der Organisator Jan Essen und Getränke anbot. Wenige Minuten nach mir kam auch der Venloer an. Er meinte, er wäre sehr langsam und wollte nach einer Stärkung weiterfahren (was er auch tat). Ich hingegen genoss den Komfort einer Dusche und machte um kurz nach ein Uhr die Knöpfe zu.

Vier Stunden Schlaf? Geht! Um fünf Uhr gab es Frühstück und um kurz nach sechs fuhr ich weiter. In frischen Sachen. So ein Taschentransport ist schon eine feine Sache. Und nun waren Geduld und eine ruhige Fahrweise das Gebot der Stunde. Denn die nächsten 85 km ging es leicht bergauf, darunter zwei Hügel. Der erste rauf nach Bitburg, dann runter zu Kyll und aus dem schmalen Kylltal wieder rauf bis Kyllburg. Dann immer den Fluss hoch. Einige Abschnitte bin ich allerdings auf der Straße gefahren, da mich das Zickzack des Kylltalradwegs nervte.

Um zehn war ich an der fünften Kontrolle, eine Konditorei in Stadtkyll. Hier war anscheinend die ganze Stadt zum Frühstück verabredet. Für mich nur ein paar Schoko-Croissants (nicht so trocken und gut zu transportieren). Meine Zeitrechnung aber machte mir etwas Sorgen: Vier Stunden für das erste Viertel des Tages. Das hieße bei gleich bleibender Geschwindigkeit eine Ankunft um 22 Uhr - und das ist genau zum Kontrollschluss. Also habe ich darauf gehofft, dass die zweite, deutlich flachere Tageshälfte, etwas schneller sein wird. Und dass ich keine Pannen haben werde.

Weiter ging es über den neuen Vennquerbahn-Radweg bis kurz vor die Staatsgrenze zu Belgien, sehr mäßig und vor allem gleichmäßig bergauf.

In Belgien wieder Landstraße, denn der Vennquerbahn-Radweg ist dort noch nicht geteert. Noch wenigen Kilometern bergauf sollte es für den Rest des Tages praktisch keine Steigungen mehr geben. Dachte ich. Doch man sollte sich die Höhenprofile genau angucken. 80 km Strecke auf einem 3,5 km breiten Bildschirm zeigen nur die Tendenz an. Zunächst war das Profil so, wie ich dachte. Nach dem Höhepunkt (670 m) ging es 45 km fast nur bergab. Ein ganzes Stück auf der Vennbahn-Trasse, zuletzt ziemlich steil und schnell an einer sehr verkehrsreichen Bundesstraße zur Kontrolle in Roetgen (NRW). Dabei verlief die (deutsche) Bundesstraße 258 nochmal drei Kilometer durch belgisches Gebiet.
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Nun ging es sofort wieder nach Belgien, direkt an der Kontrolle von Ivos Vennbahn-200er vorbei, in Petergensfeld. Erneut durch den deutschsprache Teil des Landes, dann durch den französischen Teil, in dem viel deutsch gesprochen wird, und dann direkt an der Grenze zu den Niederlanden durch die flämische Exklave Voeren/Fourons, mit zweisprachigen Ortsschildern. Dieser Abschnitt war zwar tendenziell bergab (von 415 auf 75 Meter), aber mit nicht wenigen (für mich) unerwarteten Gegenanstiegen. Keine schlimmen, schon gar nicht steil, aber es ging nicht so flott voran, wie erhofft. Ein Stück fuhr ich mit dem anderen Liegeradfahrer des Brevets:

Nur wenige Kilometer vor Maastricht steuerte der Track wieder zur Maas und führte dieselbe Strecke zurück wie am Vortag hierhin. An der Schleuse Lanaye links ab zum Albertkanal und völlig flach zur letzten Kontrolle in Gellik. Die war für mich psychologisch wichtig, denn hier entschied sich prinzipiell, ob ich den Brevet packen würde. Mit einer Ankunft um 16:40 fühlte ich mich sicher. So hatte ich (bei 20 Minuten Aufenthalt) fünf Stunden für die letzten 75 km.


Und die fühlten sich komisch an. Irgendwie war ich über den Berg, der schwierige Teil endgültig vorbei, aber am Ziel war ich noch nicht. 75 praktisch flache Kilometer sind keine Hürde, aber "wegtreten" muss man sie doch. So zog es sich Abschnittsweise etwas. Aber zahlreiche Begegnungen mit zwei anderen Brevet-Teilnehmern sorgten durch ständiges, gegenseitiges Überholen für etwas Kurzweile. Die letzten acht Kilometer liefen auf einer alten Bahntrasse, schnurgeradeaus und absolut flach.

Bei der Ankunft um 20:25 Uhr saßen noch einige Teilnehmer nett zusammen, auch Boris aus dem Rennradforum.

Zusammen haben wir dann kalte Wurststückchen mit Senf gegessen (war lecker) und es gab natürlich eine belgische Spezialität, frittierte Kartoffelstäbchen. :)
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Anschließend hatte ich noch acht Kilometer zu meinem Gastgeber, den ich bereits am frühen nächsten Morgen verlassen habe, um mit dem ersten Zug nach Hause zu fahren. Und dann großes Glück im Regionalexpress, denn beim Umsteigen in Aachen habe ich vergessen, eine deutsche Fahrradkarte zu kaufen (die belgische galt bis Aachen). Die Schaffnerin war sehr nett und hat mir keine Strafe aufgebrummt. Die Radkarte habe ich dann als Handy-Ticket online gekauft. Im Zug waren noch zwei sympathische wallonische Radreisende auf dem Weg nach Lindau, von wo sie erst am Bodensee und dann in den Schwarzwald wollten. Das war noch ein sehr nettes Gespräch. Einer der beiden konnte etwas deutsch und suchte in seinem Wörterbuch verzweifelt nach einen deutschem Wort, das er irgendwo mal gesehen hatte. Nach einer Erklärung haben wir dann gemeinsam herausgefunden, welches Wort er suchte: unplattbar.

Grüße
Andreas
 
Wie immer ein sehr schöner Brevetbericht, Andreas. Schade, dass Du nicht bei P-B-P dabei bist. Und wenn wir nächstes Jahr zusammen Brevets fahren probiere ich das auch mal im liegen :)
 
Doch man sollte sich die Höhenprofile genau angucken. 80 km Strecke auf einem 3,5 km breiten Bildschirm zeigen nur die Tendenz an.

Ein großes Navi hast du da. Zieht aber wahrscheinlich ordentlich Strom, oder?

Glückwunsch zum nächsten geschafften Monat und danke für die Berichte. Auch Kurzstreckenfahrer wie ich (bisher nur 200er Brevets) bekommen da einen Eindruck, was einen erwartet, wenns mal länger wird.
 
Hallo,

ja, es ist das 60CSx. Der Bildschirm ist allerdings nur 3,5 cm breit, nicht 3,5 km.

Zur Stromversorgung benutze ich übrigens einen 14-Volt-LiPo-Akku. Der wiegt etwa so viel wie vier Mignon-Akkus, hat aber die Energie von sechs Mignon-Akkus. Für mich ist der Hauptvorteil, dass ich auch beim 600er keine Akkus wechseln muss. Ich habe das Gerät auch nur bei der Schlafpause ausgeschaltet. Die kleine Platine ist ein Akkuwarner, der bei schwachen Akku piepst, sodass ich die schädliche Tiefentladung verhindern kann.
P1120497-crop-klein.jpg

Der weiße Stecker am Akku mit den vielen Drähten ist für das Ladegerät; so können die vier Zellen gleichmäßig geladen werden.

Grüße
Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
ja, es ist das 60CSx. Der Bildschirm ist allerdings nur 3,5 cm breit, nicht 3,5 km.
Zur Stromversorgung benutze ich übrigens einen 14-Volt-LiPo-Akku. Der wiegt etwa so viel wie vier Mignon-Akkus, hat aber die Energie von sechs Mignon-Akkus.
Ich habe mir für meinen Etrex30 mitlerweile einen USB-Werk geholt. also Strom vom Nabendynamo, und nie mehr wieder drüber nachdenken.
allerdings muss noch ein Satz Batterien im Gerät verbleiben.
 
Bei läuft Etrex und Edelux II am SON bestens zusammen. Ich hatte das Etrex während der Fahrt mal ausgesteckt, um zu sehen, ob das Licht heller wird, habe aber kaum einen Unterschied bemerkt.
 
Reicht es für Licht und Etrex?
Kurze Antwort: JA!

Lange Antwort:
Wenn der USB-Werk voll ist oder du im Hellen Startest, läuft alles prima.
Wenn du im dunkeln Startest und der USB-Werk nicht voll ist, dann hat es bei mir mal 2h benötigt bis der USB-Werk genug Saft hatte um zu übernehmen.
Ergo: Bei DunkelStarts einfach mal 15minuten ne Runde vorher im Hellen drehen damit der USB-Werk-Puffer voll ist.
 
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