Es fällt zugegebener maßen Radfahrern, die mit deutschen Verhältnissen gebeutelt sind, schwer, in den Niederlanden nicht euphorisch zu werden.
Ich kenne diesen Effekt seit 1993, als ich in Münster mit dem Studium anfing und so erlebte, daß es eben deutlich besser geht, als daheim.
Aber!
Dies alles sind Relativerfahrungen! Auch jene Äußerungen, daß *grobschlächtiger_Vergleich* "dieses und jenes der schlimmste Bockmist sei seid Raider Twix heißt".
Es gibt den perfekten Radweg nicht!
Ich habe die Bilder benutzt, um zu zeigen mit wiewenig Aufwand und echtem Willem zu Verbesserungen im Vergleich zum Schlandischen Standard, eben deutlich bessere Verhältnisse zu erreichen sind. Und der Aufhänger war und ist eben die Leitlinie des ADFC. Und nicht der Aufruf wir sollten nun alle Radwege so bauen wie dort! Haben Eingie aber mal wieder nicht verstanden. Die eigene spezielle Betroffenheit ist jedem von uns vermutlich deutlich näher, denn ein "nun treten wir mal einen Schritt zurück, betrachten etwas allgemeiner und abstrahieren".
Radverkehrsanlagen sind nunmal immer Einzelfälle, denn so wie es nicht den einen perfekten Radweg gibt, gibt es auch nicht die eine Standardstraße und damit muss jeweils der Einzelfall gewürdigt werden.
Was mich an dem Kurzbesuch in Rotterdam, wie eigentlich auch generell in NL jeweils wirklich
fasziniert, sind die feinen Unterschiede. Ein Zweirichtungsradweg wird breiter gebaut und bekommt eine gestrichelte Mittellinie. Das ist bereits etwas was die famosen Macher des RS1 bei ihren Vorzeigeabschnitten nicht gebacken bekommen! Es sind aber wichtige Feinheiten, wenn man sich mal mit den Wirkungen auf Fahrverhalten und indirekte Botschaften befasst.
Dann der Umstand das Radwege überhaupt mal systeamtisch sauber gehalten werden können. Ist in Schlandien zu 99% unüblich. Hier in meiner "fahrradfreundlichen" Stadt wird generell weder gereinigt noch geräumt, weil man dafür weder das Personal, noch den nötigen Maschinen habe und fertig-aus.
Und dann erkennt man auf den Bildern eben auch keine hingequetschten und zu Konflikten massivst einladenden Fußwege! Nein es ist im Rahmen des machbaren eine gescheite Raumaufteilung vorgenommen worden und das im Fall der einen Straße sehr offenbar auch zu Lasten der Autofahrbahn. Hier? Fast undenkbar.
Und dann der Kreisverkehr. Er kommt ohne verwirrende und mal Hü, mal Hott Beschilcderung aus, verfügt aber über klare und deutliche Vorfahrtsmarkierungen. Sowas gibt es in Schland gar nicht. Dort ist mit einem Blick klar wer hier Vorfahrt hat und da gibt es dann auch kein Herausreden. Und dort sind sogar die sich untereinander kreuzenden Radwege mit Vorfahrtsvorgaben versehen worden, was auch etwas ist, das es in Schland praktisch gar nicht gibt.
Es sind die vielen kleinen Dinge, die sich in der Summe zu einer
erheblich weiter und besser durchdachten örtlichen Gesamtlösung verdichten.
Klar, Trottel, Ignoranten und systematische Konflikte werden damit nicht abgeschafft! Habe ich eingangs ja schon deutlich gesagt: Den perfekten Radweg gibt es nicht. Und auch dort in Rotterdam geht mit Sicherheit vieles noch weitaus besser.
Aber wenn ich das dort mit dem vergleiche was wir hier haben und dann diese extrem niedrig aufgehängte tolle neue Leitlinie des ADFC dagegen setze, dann wird mir so deutlich anders, daß ich an dieser Stelle den Text abrupt beende, damit ich nicht doch noch in Verbalinjurien in Richtung der Heinis in Berlin abrutsche.