ADFC neue Leitlinien

Beiträge
7.666
Die selbsternannte Fahrradlobby hat sich neue Glaubenssätze auferlegt.
„To make more people bike more often“
Sinn und Unsinn dieser sei mal dahin gestellt, darf gerne auch diskutiert werden.
Was ich für uns erwähnenswert finde sind die Punkte 4 und 10:
Punkt 4) ... Die Breitengestaltung von Radverkehrsinfrastruktur muss Möglichkeiten zum Überholen und Nebenei-nanderfahren beinhalten. Moderne Radinfrastruktur muss flexibel erweiterbar sein und den Trend zu neuen Fahrradtypen berücksichtigen, z.B. mehrspurige Fahrräder, Fahrradanhänger und Transport- und Lastenräder.
sowie
Punkt 10) ... Die „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA) …und alle anderen relevanten technischen Regelwerke und Rechtsvorschriften müssen aber auch daraufhin überprüft werden, ob sie den veränderten Voraussetzungen für den Radverkehr (z.B. zunehmender Radverkehr, mehrspurige Fahrräder, höhere Radverkehrsgeschwindigkeiten, Verdichtung der Städte, Sicherheitsempfinden) und den gewachsenen Ansprüchen an die Radverkehrsinfrastruktur entsprechen.

Fazit: der ADFC scheint uns, so tief (f-)liegende, doch zu sehen und zu bemerken. (y)
Gruß, Carsten
 
Es könnte auch daran liegen, das manche HPVler gleichzeitig ADFCler sind und in Fachausschüssen des ADFC mitarbeiten bzw. aktiv Einfluss ausüben.
Dies ist oft nur in kleinen Dosen möglich.

Spannungsfeld bleibt immer zwischen den verschiedenen Gruppen, zB. ambitionierter Fahrer und unsicherer Radler - konservativer Radbenutzer .... etc.

Das die Mitarbeit in derartigen Gremien Zeit und leider auch Geld kosten ist halt so.

Zurück zum Thema: es sind einige unglückliche Passagen enthalten, aber erkennbar, dass sehr verschiedene Fahrradinteressierte versucht haben sich einzubringen.
 
Servus,
ich habe ja die neuen Leitlinien mit abgestimmt..
Ist ein großer Schritt, da sich der ADFC seit Jahren nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen konnte. Die jetztigen Ziele sind nachvollziehbar und sinnvoll. Eine "Extremen"förderung der Kerngruppe wird nicht zum gewünschten Verkehrsumbruch führen, dafür braucht es jeden. Vom Kind bis zum Greis, vom Rennradler bis zum Lastenrad (und natürlich auch Liegerad ;) ).
Man kann es nicht allen recht machen, einige Formulierungen sind (für uns) nicht ganz optimal.. aber es zeigt wohin der Wind weht.

Und das mit den mehrspurigen Fahrzeugen kommt eher aus dem Lastenradbereich. Das es auch Liegeräder oder gar Velomobile gibt, kam den meisten dort nicht in den Sinn.

Gruß,
Patrick
 
Hallo,

dem ADFC geht es bei mehrspurigen Fahrrädern wohl eher um die danach genannten Kinderanhänger und Transporträder.
Wenn ich "An Straßen mit Verkehrsgeschwindigkeiten über 30 km/h und auf Straßen mit Tempo 30 und hohem Kfz-Aufkommen erfolgt die Führung auf Radfahrstreifen. An Straßen mit Geschwindigkeiten über 50 km/h fahren Radfahrende auf baulich getrennten Radverkehrsanlagen." lese, weiß ich, warum meine aktive Zeit im ADFC zuende geht. Radfahrstreifen und Tempo 30, nein danke. Und bei den "baulich gerennten Radverkehrsanlagen" vermisse ich klare Ziele bezüglich der Führung an Kreuzungen und der Abgrenzung gegen Ein- und Ausfahrten. So liest sich das eher nach einem Rückschritt in die 80er - passend zu der bejubelten kommenden Änderung der StVO in dem Sinne, dass Radfahrstreifen auch eingerichtet werden dürfen, wenn sie keinen Sicherheitsgewinn bieten. Es geht offenbar zukünftig nur um gefühlte Sicherheit, damit mehr sich auf das Fahrrad trauen. Objektive Sicherheit ist da zweitangig.

Gruß, Klaus - der in den letzten 15 Jahren festgestellt hat, dass sein Arbeitsweg durch Fahrbahnbenutzung nach Aufhebung der Benutzungspflicht zwar sicherer geworden ist (auf dem Radweg gab es immer wieder brenzlige Situationen und auch mal einen Blechschaden durch Fahrradeinwirkung), aber sich wahrlich nicht angenehmer fährt wegen der vielen motorisierten Arschlöcher.
 
@Klaus d.L. : Ich bin ja selbst ein "harter Hund" in Sachen Streckenwahl. Aber auch ich habe eingesehen: 90% der Leute WOLLEN auf Radwegen fahren. Ohne Radwege, keine Radler. Das hat auch beim ADFC lang gedauert bis man sich das eingestanden hat.
Nun ist es aber daran diese auch ordentlich umzusetzen.. Und nicht so, wie es seit dem 2. WK gemacht wurde.
Radfahrstreifen heist: mind. 1,5m + Sicherheitsabstand zu den PKW. Wir haben hier derzeit 80cm + 20cm Linie..

Ich fahre auf dem Weg zur Arbeit auch den einen brauchbaren Radweg dieser Stadt, der damals für die BUGA gebaut wurde. 3m breit, keine Kreuzung mit der 4 spurigen Hauptstraße, keine Ampeln. Leider geht der nur vom Hofwiesenpark bis Zwötzen.
Das als Basis würde viele Menschen vom Auto aufs Rad holen und DANN kann man anfangen die KFZ-Wege zurückzubauen.. Sonst zäumt man das Pferd von hinten auf.
Ist leider ein harter, aufwendiger und langsamer Weg, aber wohl der einzige der gangbar ist.

Gruß,
Patrick

PS. 30km/h ist für die allermeisten Radler schon extrem schnell.. Ich werde ja nicht mal bei 20km/h aufm Trike überholt... Ok, heute..ein mal. Der hatte aber einen Motor.
 
Ist leider ein harter, aufwendiger und langsamer Weg, aber wohl der einzige der gangbar ist.
Ich hoffe, dein Optimismus geht irgendwann in Erfüllung.
Planen und bauen tun meistens Leute, die nicht diesen Weg vor Augen haben, sondern Paragraphen und Kostenvoranschläge.
 
Hallo,

@Klaus d.L. : Ich bin ja selbst ein "harter Hund" in Sachen Streckenwahl. Aber auch ich habe eingesehen: 90% der Leute WOLLEN auf Radwegen fahren. Ohne Radwege, keine Radler. Das hat auch beim ADFC lang gedauert bis man sich das eingestanden hat.

Ist ja gut und schön, aber wenn die Nannimentalität zur Gängelung von Radlern führt, die Sicherheit und nicht Sicherheitsgefühl wollen, geht das eindeutig zu weit. Die Reihenfolge ist falsch: Wenn erst die Benutzungspflicht gemäß dem Tenor "gute Radwege brauchen keine Benutzungspflicht" abgeschafft würde, um dann das Netz von mir aus auch an Straßen mit Tempo 30 auszubauen, wäre ich dabei. Stattdessen werden viele Kommunen nun das Angebot annehmen, benutzungpflichtige Streifen mit ähnlich viel Sinn und Verstand anzulegen wie es bisher bei den Schutzstreifen der Fall war.

Nun ist es aber daran diese auch ordentlich umzusetzen.. Und nicht so, wie es seit dem 2. WK gemacht wurde.
Radfahrstreifen heist: mind. 1,5m + Sicherheitsabstand zu den PKW. Wir haben hier derzeit 80cm + 20cm Linie.

Daran wird sich auch nichts ändern, außer, dass Du sie noch schwieriger weggeklagt bekommst.

Ich fahre auf dem Weg zur Arbeit auch den einen brauchbaren Radweg dieser Stadt, der damals für die BUGA gebaut wurde. 3m breit,

So etwas gibt es hier allenfalls als gemeinsamen Geh- und Zweirichtungsradweg mit Brennesseln von links und Brombeeren von rechts. ;)

Das als Basis würde viele Menschen vom Auto aufs Rad holen und DANN kann man anfangen die KFZ-Wege zurückzubauen.. Sonst zäumt man das Pferd von hinten auf.
Ist leider ein harter, aufwendiger und langsamer Weg, aber wohl der einzige der gangbar ist.

Der Weg ist eben nicht gangbar, weil ja bereits diese Radverkehrsanlagen nur auf Kosten des MIV eingerichtet werden können. Das heißt, um sichere Radwege an Hauptverkehrsstraßen zu schaffen, muss ich den Kfz pro Fahrtrichtung eine Spur wegnehmen. Parkplätze zu streichen wäre da ideal (dann wäre auch der Abstandsstreifen zwischen Radweg und Parkplätzen unnötig und es gibt mehr Platz für den fließenden Verkehr), aber sicher muss auch manche (Abbiege-) Spur entfallen. Bisher ist es ja so, dass Radverkehrsanlagen dort, wo man Abbiegespuren zu benötigen glaubt oder Parkdruck besteht, unterbricht.

PS. 30km/h ist für die allermeisten Radler schon extrem schnell.. Ich werde ja nicht mal bei 20km/h aufm Trike überholt... Ok, heute..ein mal. Der hatte aber einen Motor.

Ich hätte nichts gegen 25 oder 20 als Geschwindigkeit innerorts.

Planen und bauen tun meistens Leute, die nicht diesen Weg vor Augen haben, sondern Paragraphen und Kostenvoranschläge.

Wenn das so wäre, gäbe es keine rechtswidrig angeordneten Benutzungspflichten. Paragrafen sind weit weniger wichtig als das Entfernen des Radverkehrs von der AUTOfahrbahn.

Gruß, Klaus
 
Radfahrstreifen heist: mind. 1,5m + Sicherheitsabstand zu den PKW.
So lange es ein Angebotsstreifen ist (und ich selbst entscheiden darf) ist das ja in Ordnung. Ich sehe nur die Gefahr, dass es wirklich wieder mit Pflicht in den Seitenraum geht.

Das die meisten dort fahren wollen (egal wie schlecht), sehe ich leider jeden Tag :confused:

Wenn man wenigstens eine Geschwindigkeitskomponente mit einbringen würde, so nach dem Motto, wer schneller als 20/25 fährt/fahren kann (und damit für eine Gefahr auf dem Radweg wird) für den gilt eine Benutzungspflicht nicht. Aber davon kann man wohl noch länger träumen...
 
drei Wege zum Ziel:

- Ein Gerichtsurteil mit Tragweite
- Langjähriges Bohren in den Gremien die die Regelwerke machen
- Ein Produkt auf den Markt bringen welches diesen aufrollt und zum Handeln zwingt.

  1. Mit ersterem habe ich keine persönlichen Erfahrungen.
  2. In Regelwerks-Gremien arbeite ich (ISO-Normen, Merkblätter etc, nix mit Fahrrad). Das ist zwar durchaus Arbeit und manchmal zäh, aber es ist leichter als gemeinhin gedacht. Die Arbeitskreise sind klein und überschaubar, die einzelne Stimme hat Gewicht. Da alles im Konsens geht, muss man an manchen Stellen nachgeben, um die Punkte die einem wirklich wichtig sind, durchzubringen.
  3. Ein Produkt dieser Art könnte z.B. das Pedelec/S-Pedelec. sein.
Patrick macht es richtig. Nicht-Teilnahme bewirkt weniger als Teilnahme. Patrick, halt die Ohren steif und mach weiter :)
 
@Klaus d.L. : Du hast die Leitlinien scheinbar nicht gelesen..
Radwegbenutzungspflicht soll es, trotz Radweg, NICHT geben. Denn: Gute Radwege werden freiwillig benutzt. Wenn die Leute aber trotzdem lieber auf der Fahrbahn fahren, ist was am Radweg faul.

@DerMitDemTrikeTanzt : Auch das mit dem "Türraum" der Autos wird bedacht. Solche Streifen werden dann anders angelegt. Auch sollen die Bau/PLanungsvorschriften aktuallisiert werden, weil auch die ERA nicht grade das Gelbe vom Ei ist. Und trotzdem werden derzeit die Mindestwerte gern mal um 50% unterschritten. Es muss deutlich konsequenter geklagt werden, wenn ein Bauvorhaben sich wieder als Griff ins Klo manifestieren will. Es muss schon auf Verwaltungsebene angepackt werden, wenn ein Sesselpupser (Sorry für den Ausdruck) meint das man einen kombinierten Zweirichtungsrad/gehweg zur Normalität werden lassen kann und diesen grade mal 1m breit und direkt neben parkenden Autos entlanglaufen lässt.
Eigentlich sollten solche Leute zur Strafe jeden Tag diesen Weg mit dem Rad fahren müssen.. Nach 3 mal umgefahren werden und 2 getroffenen Autotüren (also wohl nach weniger als einer Woche), denken die vielleicht um.
Und auch nochmal für dich: KEINE Benutzungspflicht. Egal bei welchem Radweg.

@all: Ich hatte recht regen Kontakt zu der Berliner Truppe die die "Pedition Fahrrad" ins Leben gerufen und durchgedrückt hat. Der ADFC hat sich da ja auch erst sehr verhalten beteiligt, da es ja auch um Radwege und Co. gingen und die beim Bundesausschuss nicht grade beliebt sind. Aber wenn man Radfahren fördern will, kann man nach England schauen: Dort wurde über Jahrzehnte das Fahrbahnfahren beworben und unterstützt. Radanteil bleibt bei 3-4%. Die "Core-Radler" die wir hier auch haben. Und dann schaue man nach Dänemark oder den Niederlanden. Ich merks ja selbst wenn ich mit Freundin radfahre oder mich mit anderen unterhalte, die meisten haben Angst oder finden PKW/LKW Verkehr extrem lästig und fahren dann einfach kein Rad wenn keine alternative Wegführung zur Hauptstraße vorhanden ist.
Was jetzt NICHT heist das wir einfach alles mit Pflichtradwegen in Handtuchbreite und ständigem "Vorfahrt-gewehren" zupflastern wollen. Auf einem RICHTIG gemachten Radweg wollen die allermeisten fahren, selbst ich. Denn ohne KFZ-Verkehr ist es deutlich entspannter. Fehlt dann nur noch das sich andere Radfahrer an Verkehrsregeln halten (und nicht quer über den 3m Weg eiern) und Fußgänger mal raffen das ein Radweg kein Gehweg ist. Aber auch das schafft man noch.
 
Wenn die Leute aber trotzdem lieber auf der Fahrbahn fahren, ist was am Radweg faul.
Die paar, die jetzt schon auf der Fahrbahn fahren tun das, weil sie wissen dass das Grundprinzip "fahrbahnbegleitender Radweg" "faul" ist, und daran wird sich nichts ändern (siehe auch unten).
Alle anderen fahren - wie man jetzt schon beobachten kann - ohnehin auf dem Radweg oder was sie dafür halten, da kann er noch so schlecht sein.

Es muss deutlich konsequenter geklagt werden, wenn ein Bauvorhaben sich wieder als Griff ins Klo manifestieren will.
Und das tut wer genau?

Und dann schaue man nach Dänemark oder den Niederlanden.
Dänemark im Sinne von: Ja, wir haben jetzt mehr Radfahrer (Kopenhagen) - aber es ist auch unsicherer geworden? (Die Diskussion lief hier schon mal...) Und der Zusammenhang in NL "Radwege => Radfahrer" ist keineswegs bewiesen.

Auf einem RICHTIG gemachten Radweg wollen die allermeisten fahren, selbst ich. Denn ohne KFZ-Verkehr ist es deutlich entspannter.
Das löst das Problem in den Städten immer noch nicht - da ist einfach kein Platz um in größerem Stil Radwege "richtig" zu machen (und "richtig" für mich heißt kreuzungsfrei - sonst haben wir nämlich das gleiche Sicherheitsproblem wie immer: Die Kreuzungen inkl. Ein-/Ausfahrten).

Nimm's mir nicht übel wenn ich skeptisch bleibe - insbesondere das "sich sicher fühlen ist wichtiger als sicher sein" ist etwas wo ich Schüttelfrost von kriege. Passt aber in die "postfaktische Zeit". :rolleyes: Allerdings ist das jetzt wieder mal ein Thema wo ich äusserst gerne unrecht haben würde...

Cheerio,
Thomas
 
Da reihen sich aber die Rechtschreibfehler aneinander..auaua :p
@emgaron : In Berlin ist es überraschenderweise so, das die Unfallwahrscheinlichkeit auf der Fahrbahn ähnlich hoch ist wie auf dem Radweg (wenn man Unfallzahlen mit der tatsächlichen Anzahl an Personen ins Verhältnis setzt). Und das bei grausamsten Wegen. Und in Berlin ist massig platz für hervorragende Radwege! In kleineren Städten wie z.B. Jena siehts da schon wieder schwieriger aus..
Aber da muss entweder eine kleinere Parallelstraße zur Fahrradstraße werden (richtig umgesetzt! Also Vorrang, keine Dosenparklandschaft, kein Fußgängerverkehr) oder eine von mehreren KFZ-Spuren umgemünzt werden.

Ich bin mittlerweile halt dazu übergegangen erstmal die "kritische Masse" an Radfahrern zu erreichen. Und das möglichst schnell und möglichst sicher für alle Beteiligten. Sonst treten wir, wie in den letzten Jahrzehnten, auf der Stelle.
 
kleinere Parallelstraße zur Fahrradstraße werden (richtig umgesetzt! Also Vorrang, keine Dosenparklandschaft, kein Fußgängerverkehr) oder eine von mehreren KFZ-Spuren umgemünzt werden
Schöner Gedanke, aber ehrlich gesagt: Da gebe ich auf absehbare Zeit dem Ansinnen einfach überall die Benutzungspflichten aufzuheben noch größere Erfolgschancen als dem was Du hier beschreibst... An den meisten Parallelstraßen stehen ja wohl auch Wohnungen - und was die Anwohner zu "keine Dosenparklandschaft" und insbesondere "kein Fußgängerverkehr" zu sagen haben dürfte sicherlich interessant werden. Stehen diese Ideen eigentlich auch in den ADFC-Richtlinien?

Und in Berlin ist massig platz für hervorragende Radwege!
Kreuzungsfrei? Ohne Einfahrten? Ich bin erst zweimal in Berlin gewesen (ohne Rad), von daher kann ich mir kein Urteil erlauben, aber das überrascht mich. In niederländischen Städten funktioniert das nur für ein paar Ausnahmestrecken, aber nicht für ein Netz, das "den Alltag" abdeckt.

Übrigens: Hat sich Berlin seit der Jahrtausendwende eigentlich so stark verbessert (und wie)? Ich kenne bisher immer noch das hier:
Dann gibt es die Erkenntnisse der Berliner Polizei von 1986, nach der auf den Straßen mit Radwegen dort fast die Hälfte der Radfahrerunfälle stattfanden. Der Anteil dieser Straßen war aber nur 18%. Auch die Unfallschwere war auf den Straßen mit Radwegen höher. Wenn man nun noch die Verkehrszählung des Senats zu Rate zieht, stellt man fest, daß auch pro Strecke (eine nicht ganz saubere Bezugsgröße, weil Risiko pro Zeit gemessen wird) das Unfallrisiko auf den Radweg-Straßen dreimal so hoch ist.

Von 1981 bis 1985 stieg die Zahl der Unfälle auf den Radweg-Strecken dort um 114%; in den anderen Straßen sank sie um 9%. Die Länge der Radwege hat in diesem Zeitraum aber nur um 20% zugenommen, die Zahl der Radfahrer kaum.

Die systematische Zählung der Radunfälle wurde daraufhin in Berlin eingestellt. Dennoch gibt es weiterhin ähnliche Ergbnisse aus Berlin. U.a. kann man in der Zeitschrift Radzeit des Berliner ADFC festgestellt, daß dort 75% aller schweren und tödlichen Abbiegeunfälle beim Radfahren auf Radwegen registriert werden, obwohl nur 10 Prozent der Berliner Straßen einen Radweg besitzen.
(Quelle), aber das ist halt schon ein wenig angestaubt.

Cheerio,
Thomas
 
Der Kollege der die Radpedition angestoßen hat und bei der Landesversammlung einen Vortrag hielt, hatte anders interpretierbare Daten geliefert (und aktuelle).
Da war es zwar auch so, das die meisten tödlichen Unfälle auf den Radwegen stattfanden, der Anteil des "Fahrbahnradels" aber auch sehr ging war.Viele Straßen haben keinen Radweg, dort wird dann aber normalerweise auch nicht geradelt.. Selbst in Berlin ist es schwer mal jemand inmitten des Berufsverkehrs auf dem Rad zu entdecken, wenn dann fahren die auf Rad oder Gehwegen. Und wenn man sieht wie gefahren wird (von Radfahrern UND Autofahrern) und in welchem Zustand die Radverkehrsführung ist, dann ist es schon erstaunlich das kein allzugroßer Unterschied in Sachen Sicherheit dort zwischen Radweg und Fahrbahnradeln besteht.
Das sieht in anderen Städten und auf dem Land aber gern wieder ganz anders aus..

Man könnte Ampelkreuzungen aber extrem entschärfen wenn alle Autofahrer rot, und dabei alle Fußgänger/Radfahrer grün haben. So hat man eine der häufigsten Unfallursachen mit Todesfolge ausgeräumt.. Abbiegeunfälle. Zumindest an beampelten Kreuzungen .
 
Was ich bei Radwegen hier in Berlin unzumutbar finde, ist, dass die Wegführung an Kreuzungen darauf hinaus läuft, dass man zwei statt einer Ampelphase zum Linksabbiegen benötigt. Fahre ich auf der Straße, habe ich das nicht. Eine solche Diskriminierung kann nicht sein. Das muss komplett neu überdacht werden.
 
Jo, da sind wir wieder bei alle Richtungen grün gleichzeitig für Radfahrer. Damit ist dann Linksabbiegen kein Problem und das Geisterradeln wird minimiert. Auf eine konkrete Anfrage an einer neuen Kreuzung hier in Dresden antwortete das Straßenbauamt, dass der Knotenpunkt hoch belastet sei und kein Platz für eine weitere Phase sei. An diese Kreuzung schließen aber auch nagelneue Hochbordradwege in Mindestmaßen (neben 4 Fahrspuren) an, obwohl klar war, dass es da sehr hohes Radverkehrsaufkommen gibt.
Insofern ist es schon gut, wenn man Verwaltungen mit klaren Vorgaben Druck machen kann.

Gruß,
Martin
 
Zurück
Oben Unten