Wie ich die Mitte Niedersachsens suchte, ersuchte und schließlich fand …
Wie immer bin ich zu spät losgekommen, es war ca. 12h30 als ich losfuhr. Drei Stunden Fahrt, das müsste doch noch gut zu schaffen sein …
Aber schon nach 8 Km, als ich aus dem Stadtbereich so langsam mit 50 Sachen rauskam machte es plötzlich „Peng“, der Milan neigte sich zur rechten Seite. Aha, dachte ich, jetzt ist dein Vorderreifen geplatzt; das kommt davon wenn man eine Fahrrad-Abkürzung nimmt die übersät mit Glas war und ohne Kontrolle der Reifen einfach weiterfährt (später, in Hoya hab ich dann den letzten Erlkönig noch mal eingehender studiert und dabei festgestellt dass nicht etwa eine Glasscherbe sich durch das Gummi gebohrt hatte sondern dass die Seitenwand einen kleinen Riss aufwies – was wohl durch zu vieles, zu starkes Einlenken ausgelöst worden war).
Also gebremst (ich wollte ja nicht noch einen Felgenschaden erleiden) und da nur wenig Seitenstreifen vorhanden war, schnell eine Einfahrt gesucht und dann schließlich Reifenmantel + Schlauch gewechselt.
Keine Zeit von nun mehr an zu vergeuden, keine Rast mehr …
Und dann kam natürlich das, was ich vermeiden wollte, ein Fahr-/Orientierungsfehler. In Rethem fuhr auf einer Kreuzung zu, links ging’s nach Nienburg zurück und rechts nach Walsrode. Also fuhr ich weiter geradeaus auf einer Pflasterstraße nach N-W. Bei einer Frage bei einem Mann mit einem Flammenwerfer nach dem Weg nach Hoya ergab dass er Hoya nicht kenne aber er mir den Weg nach Eystrup beschreiben könne.
Also doch nicht geradewegs in die Aller, sondern mehr westlich gehalten nach dem Ratschlag des Mannes, nach Eystrup und Hoya. In solchen Augenblicken vermisse ich die Angenehmlichkeiten eines Navigationsgerätes!
So langsam wurde die Zeit knapp; zur vereinbarten Zeit um 15h30 war ich erst in Hoya. Bisher fuhr ich einen Netto-Schnitt von ca. 36 Km/h. Ich war zufrieden damit.
In Hoya waren Bauarbeiten – Mist! Meine erste geplante Route nach Hoyerhagen war gesperrt. Zum Glück einer sorgfältigen Routenplanung gehört auch, dachte ich, mehrere Routen die zum Ziel führen; dann nimm eben deine zweite Route, von Norden aus kommend. Es war alles ausgeschildert, zumindest das letzte Schild wie man zur Mitte Niedersachsens kommt; ... aber Moment mal, wieso ist das das keine normale, fahrbare Straße. Die Straße ist aufgerissen mit Schotter notdürftig aufgefüllt. Ich hab doch einen Milan SL, super tief gelegt und keinen SUV-Panzer!
Haben sie vielleicht die Mitte woanders hin verlegt? Schlussendlich fuhr ich weiter auf der Landstraße um schließlich doch bei der nächsten Möglichkeit links abzubiegen. Aber diese Möglichkeit ergab sich einfach nicht! Bis kurz vor Martfeld habe ich gesucht und dann kehrt gemacht (noch ca. 25 Km und ich wäre in Bremen, dachte ich mir …
). Ein letzter Versuch. Ein voll ausgeschilderter Bauweg führte zu einer Gruppe von modernen Windmühlen (erkennbar auf den Fotos von der „Mitte“); die „Straße“ wurde immer schlechter bis sie nur noch von Bombentrichter übersät war. Ich kam mir in diesem Moment vor wie Don Quixote y Sancho-Pansa (
https://de.wikipedia.org/wiki/Don_Quijote#Inhalt)
Deswegen Umkehr, den richtigen Zugang zur Mitte nochmals gesucht, an der richtigen Abbiegung ausgestiegen, den Milan über den Schotter geschleift, und dann um 16h50 zur Mitte endlich vorzudringen.
Gott sei Dank, alle Liegerad-/VM-Begeisterten waren noch dort. Über eine Stunde verdattelt ab Hoya!
Viele freundliche Begrüßungen und gar ein Sekt-Empfang! Leider war der Eis-Wagen schon fort!! Eine Weile der Ruhe und Entspannung unter Gleichgesinnten …
Dann fuhren wir im Tross los, Richtung WSV. Dort angekommen der Km-Stand: 106 Km. Einige haben sofort die Zelte aufgebaut oder sind in die Weser gesprungen …
Ich hatte mir noch überlegt doch noch dazubleiben, ebenfalls in die Weser zu springen und den verlockenden Grill zu frönen. Zelt hatte ich ja zur Not mitgebracht. Aber ich musste zurück gen Hannover.
Um Punkt 18h15 wieder los. Das müsste in drei Stunden leicht zu schaffen sein. Habe aber nicht damit gerechnet dass mein minimales Frühstück, kein Mittagsessen (und kein Eis!!!), nur eine Banane und ein paar Müsliriegel unterwegs meinen Organismus so geschwächt hatten, dass ich langsam nur so dahin kroch. Als zusächliches Hindernis erwies sich der Regen der ab Höhe Schwarmstedt der schon früher Dunkelheit brachte und die Fahrt mit Brille schwierig machte … Ich hasse Dunkelheit und Regen auf der VM-Fahrt, wollte aber zudem nicht den geplanten Halt machen denn mein Milan wurde zum yellow submarine!
So wurde es ca. 21h15 als ich zuhause in Hannover ankam nach ca. 85 Km ab dem WSV-Hoya.
Resümee:
Die Strecke war gut, wenig Verkehr, meist gute Straßenqualitäten, ca. 91 Km bis zur Mitte. Nachgeschaut auf Via-Michelin-Navi: kürzeste Entfernung Hannover - Hoyerhagen: 80 Km – obwohl zwar kürzer, aber schlechtere Straße (Mandelsloh-Steimbke!).
Vielen Dank an die Veranstalter: hat mir Spaß gemacht, viele Bekannte getroffen, neue gewonnen (z.B. Dörte & Sven aus Hannover, wohnen unweit von mir an meiner alten Wirkungsstätte, der Leibniz Universität).
Schade, dass ich
@Christoph Hipp nicht sofort gesehen habe – auf den Fotos habe ich ihn entdeckt …
Dann bis nächstes Jahr! Hoffentlich dann das g a n z e Wochenende!
Lars
[DOUBLEPOST=1504048054][/DOUBLEPOST]... noch GPX, Bilder: