Training Laufen, Liegerad und Rennrad

Habe zum Thema "Liegerad und Laufen" eine Beobachtung gemacht. Ich bin lauftechnisch untrainiert, habe aber eine brauchbare Ausdauer. Und so war ich letztens bei einer Bergtour und einem Lauf in hügeligem Terrain bergauf schneller als die anderen, bergab aber langsamer. Und wenn man die Beinbewegung vergleicht, wird das auch klar: bergauf, gerade steil aufwärts über Felsbrocken (wie eine Treppe), ist das Bein stark angewinkelt, wie auf dem Fahrrad. Bergab dagegen ist das Bein viel mehr gestreckt, und da fehlen mir die Muskeln. Das heißt, je größer die Tretlagerüberhöhung und geringer der Pedalabstand, desto inkompatibler mit laufen.
 
Ich war letzte Woche nach längerer Pause wieder einmal auf Trekkingtour durch die Vogesen, die auch auf den normalen Wanderwegen einige längere steile, teils richtig felsige Passagen aufweisen. Ich hätte eigentlich erwartet, dass ich in der Kondition heftig nachgelassen habe, stellte aber fest, dass ich gerade wo es richtig bergauf ging, größere Reserven hatte als selber von mir erwartet. Ich führe das vor allem darauf zurück, dass ich mit den eigentlich für meine Beinlänge zu langen 175-er Kurbeln die Oberschenkelmuskulatur durch das Liegeradfahren so weit gepflegt habe, dass mir diese recht ähnliche Belastung ziemlich leicht fiel.
 
Heute kam von GCN ein neues Video zum Thema Grundlagentraining, dass im Prinzip das gleiche sagt wie das in Post Nr. 11:

 
(Achtung, lang!)
Hallo,

nachdem ich vor ca. eineinhalb Jahren mit dem Laufen anfing, hab ich mir letztes Wochenende einen kleinen Traum erfüllt und bin meinen ersten Halbmarathon gelaufen. Der Lauf selbst, aber auch die Vorbereitung waren für mich sehr spannend, ich fasse mal zusammen.

Training
Wie geht man als Greenhorn einen Halbmarathon an? Keine Ahnung, aber Google wird's schon wissen dachte ich. Gestoßen bin ich auf die Seite von Runner's World, und hab mit deren Rechner und meiner 10km-Zeit eine Zielzeit grob abgeschätzt. Dann gibt's auf deren Seite entsprechende Trainingspläne. Und da geht's ziemlich zur Sache. Fünfmal Training die Woche waren für mich eine echte Herausforderung. Allein immer die Zeit zu finden zwischen allen anderen Verpflichtungen ist eine Kunst für sich. Dann war's oft dunkel, nass, kalt... egal, wer was erreichen will, muss da durch.
Allerdings dachte ich mir natürlich auch dass ich's besser weiß als die Profis und hab den Trainingsplan angepasst. Einen der mittleren Läufe hab ich durch ein Intervalltraining auf dem Liegerad (auf der Rolle) ersetzt. Es ist eine große Entlastung für den Bewegungsapparat, trainiert nochmal andere Muskeln die sonst zu kurz kommen und ist zu hause, kein Mistwetter das dazwischenfunkt. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass es zumindest in meinem Fall mehr gebracht hat als die zusätzliche Laufeinheit. Motivation kam meist von GCN.
Was das Meiste gebracht hat, war dass ich mich einer örtlichen Triathlon-Gruppe angeschlossen hab. Einmal die Woche Intervall-Lauftraining auf dem Sportplatz. Voll an die Grenzen gehen (was man alleine eher selten macht, oft läuft man alle Strecken eher im gleichen Tempo), Tipps bekommen, Spaß haben, und nette Leute kennenlernen. Der soziale Aspekt ist enorm wichtig. Hinzu kamen ab und zu bouldern, MTB fahren und täglich 6 km mit dem Fahrrad pendeln, immerhin geht's bergauf.
Die langen Läufe habe ich etwas länger und schneller gemacht als vom Plan vorgesehen. Der längste Trainingslauf waren 24 km, für mich für die Psyche recht wichtig. Wenn man weiß, dass das geht, verlieren die 21 km im Rennen viel von ihrem Schrecken, auch wenn man da schneller unterwegs ist.
Ich hab viel mit Pulsuhr trainiert, um im Rennen den Bereich gut abschätzen zu können, den ich durchhalte.
Oft hab ich vor dem Frühstück trainiert, einerseits hatte ich da meistens ganz gut Zeit und Licht, andererseits übt der Körper die Fettreserven anzuzapfen, wenn ich das richtig verstanden hab.
Die zwei Wochen vor dem Rennen waren ein Segen, da hat das sog. Tapering angefangen, also die Reduzierung der Trainingsumfänge bei Beibehaltung der Intensität. Echt schön, mal nicht den ganzen Tag kaputt zu sein ;)


Ernährung
Ich hab mich in den letzten Wochen zu einer Müsli-Vernichtungsmaschine entwickelt.
Auf die langen Trainingsläufe hab ich neben Wasser auch etwas Trockenobst mitgenommen (Feigen oder Datteln), falls ein gemeiner Einbruch kommt. Unterzuckern macht echt keinen Spaß. Ist mir aber eigentlich nie passiert, teilweise bin ich mit zwei Feigen über zwei Stunden lang gelaufen, kein Problem. Auf Alkohol hab ich komplett verzichtet, wollte ja meine sauer erarbeiteten Gainz nicht direkt wieder vernichten (keine Ahnung ob das wirklich viel ausmacht. Sicher ist sicher). Hunger hatte ich anfangs eigentlich immer, das hat sich gegen Ende wieder normalisiert. Viel Wasser und grünen Tee getrunken.

Vor dem Rennen

Ich hatte Schiss vor zwei Szenarien: Unterzucker und Überpacen.
Gegen ersteres hab ich drei Tage vor dem Rennen mit dem berühmten Carboloading angefangen, also dem Füllen der Kohlehydratspeicher. Pasta, Trockenobst, Müsli.
Gegen Überzocken hatte ich zwei Strategien. Einmal die Kontrolle durch die Pulsuhr. Wenn da 180 bpm steht, weiß ich dass ich das ein paar Minuten durchhalte und nach ein paar Kilometern aufgebe. 160 bpm heißt, dass ich langsamer bin als ich könnte. 165 ist bei mir ein guter Richtwert. Das ist natürlich sehr individuell!
Ich hatte mir ein Band mit Split-Zeiten gemacht und am Arm befestigt. Da stand drauf, was ich nach 1, 2, 3, 5, 10, 15 km laufen müsste um meine Wunschzeit zu erreichen.
Ich hatte zwei Spalten, eine für "bin sehr zufrieden" und eine schnellere, die "wenn alles ideal läuft"-Zeit. Die Zeiten, gerade für die ersten paar km, muss man sich eigentlich eintätowieren, weil fast alle Anfänger das Rennen zu schnell angehen.
Als letzte Einheit vor dem Rennen bin ich mit zwei Kumpels mountainbiken gegangen, das hat sehr viel Spaß gemacht :)

Rennen
Beim Warmmachen hatte ich einen Bekannten getroffen, das war schonmal gut. Weil wir uns ein bisschen verbummelt hatten, sind wir von ziemlich weit hinten gestartet. Im Nachhinein perfekt, weil ich durch den "Stau" auf den erste drei km gar nicht zu schnell loslaufen konnte. Beim Blick auf mein Zeiten-Band hatte ich mich da schon von meiner Zielzeit verabschiedet... aber auf einmal war Platz auf der Strecke und es ging leicht bergab. Also los. Ich hab auf zehn km so ungefähr das halbe Feld überholt. Sicherlich ein sehr motivierendes Gefühl. Die Taktik hierbei war, im Windschatten aufzuschließen und dann hinter dem Vordermann zu bleiben um den Puls zu beobachten. Wenn der sinkt, weiß ich dass ich schneller bin, und überhole. (Windschatten ist beim Laufen bei Weitem nicht so relevant wie beim Radfahren, aber auf die Strecke gerechnet und bei leichtem Gegenwind spart man zumindest gefühlt ein bisschen Kraft. Außerdem ist es etwas wärmer, an dem Tag waren es vielleicht 6°C). Irgendwann war's vorbei mit der Überholerei, dann waren alle um mich rum praktisch gleich schnell. Bei km 15 haben mich noch zwei kassiert, das war's dann aber auch. Ein erfahrener Läufer hat sich irgendwann angefangen mit mir zu unterhalten, das war auf die letzten 5 km sehr motivierend. Auch das Anfeuern der Streckenposten war einfach klasse! Im Ziel konnte ich meine Zeit kaum glauben, ich war über zwei Minuten schneller als ich für möglich gehalten hab.

Tag nach dem Rennen
Ganz fieser Muskelkater ;)

Fazit
Insgesamt war es eine tolle Erfahrung, mal die eigenen Grenzen zu spüren, auf ein Ziel hinzuarbeiten und zu merken wie man ständig besser wird.
Anstrengend war's, manchmal wäre ich lieber im Bett geblieben als raus zu gehen, manchmal hätte ich gern mehr Zeit für anderes gehabt. Aber jetzt bin ich ziemlich glücklich. Mal sehen was als nächstes kommt, vielleicht ein Radrennen?
 
(Vorsicht, wieder etwas länger)

Mein letzter Beitrag hier ist fast ein Jahr her, Zeit für ein kleines Update :)

Ja, das nächste Rennen war ein Radrennen! Und was für eins: 24 Stunden von Finale Ligure in Italien, ein Mountainbike-Rennen, als 4er-Team.

Kurzfassung: Hammergeil :D

Langversion: ein guter Kumpel hatte mir schon vor Monaten erzählt, dass er da mitmachen will, und hatte auch 2 Freunde die wild entschlossen waren. Mich hat er als verrückt genug eingeschätzt dass ich da mitkomme. Ich war etwas zögerlich, da ich zum damaligen Zeitpunkt nicht so richtig wusste was auf mich zukam. Ausserdem ist's ja etwas Aufwand nach Italien zu brummen. Erschwerend kam hinzu dass ich kein MTB hatte, ok ein vielleicht 20 Jahre altes ohne Federung und mit Felgenbremsen... und MTB fahren ist ja auch ganz anders als normales Radeln. Um ein Strassenrennen zu gewinnen braucht man in erster Linie Kondition und etwas Taktik, beim MTB kommt in großem Umfang Fahrtechnik dazu. Und die hatte ich nicht.

Also, zweieinhalb Wochen vor dem Event hatte ich zugesagt und ein Bike gekauft, und dann jeden Tag fahren geübt: Steile Anstiege, Wurzelpassagen, flowige Abfahrten, verblockte Abfahrten, Sprünge, Drops, Stufen berghoch, Spitzkehren, das volle Programm. Dazu kamen noch 2 Nachtfahrten, weil es beim 24 h-Rennen, das hab ich schnell kapiert, irgendwann dunkel wird. Und so nachts im Wald ist das nochmal ganz was anderes. Einmal bin ich Wildschweinen begegnet und hatte fast keine Panik... :whistle: upload_2016-2-7_23-11-13.png

Fitness-technisch war ich auch ganz gut dabei, hatte ja gerade einen Halbmarathon in den Beinen, aber bergab ist mein Kumpel immer viel schneller gewesen. Ich bin da immer ziemlich vorsichtig. Gibt bei Mountainbikern zwei Typen: die, die sich von unten an ihre Grenzen rantasten, und die die sich von oben rantasten, wobei letzteres schmerzhaft sein kann.

Und dann kam der große Tag. War eine mords-Gaudi, Sack anstrengend, die Strecke bestand zu 80 % aus Singletrail mit einigen schwierigen Passagen die nicht gerade für Anfänger gedacht waren. Als es nachts geregnet hat und rutschig wurde hat es das nicht wirklich besser gemacht. Wir haben uns in unserem Team jede Runde abgewechselt (ca. alle 12 km, was ungefähr 42 -60 min entsprach, je nachdem wer gerade gefahren ist und in welchem Zustand die Strecke war). Am Ende wurden wir 5. von 40 Teams in unserer Wertung, mit 6 Minuten Rückstand auf den Zweitplazierten (das ist nix!!!) und einer Runde auf den ersten.

Ende vom Lied: Wir müssen da dieses Jahr nochmal hin. 6 Minuten! :mad::D

Ich weiß dass es super kindisch und albern und irrational ist, aber das Ziel so knapp zu verpassen hat mich motiviert, ein Jahr lang relativ ernsthaft zu trainieren ^^

Ich habe mir dann schnell eine Gruppe gesucht die auch biken geht. Hier bin ich beim Unisport fündig geworden, die fahren fast jeden Tag in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, meist mit gemütlichem Tempo bergauf und je nach Fähigkeiten bergab. Hab viele coole Leute kennengelernt, es gibt endlos viele Tipps zur Fahrtechnik, zur Einstellung des Rads, zu sonstigem Equipment (Lampen, Rucksäcke, Protektoren, Reifen, alles). Zudem lernte ich eine Vielzahl schöner Strecken kennen, die meisten direkt vor der Haustür. Ihr kennt das wahrscheinlich generell vom Radfahren, dass man die eigene Umgebung nochmal ganz anders wahrnimmt und neu kennenlernt. Ausserdem war ich dadurch echt viel draussen die letzten Monate, noch mehr als sonst.

Training
Mein wöchentliches Training hat sich im Vergleich zu letztem Jahr deutlich verschoben.

Eine typische Woche sieht so aus:
Montag: Intervalle auf dem Liegerad, zu Hause auf der Rolle
Dienstag: MTB-Tour mit der Uni-Gruppe, gemütliches, plauder-freundliches Tempo, 2-3 h (im Winter auch bei Nässe und im Dunkeln)
Mittwoch: Intervalltraining mit der Triathlon-Gruppe (zu Fuß), mit Fokus auf Lauftechnik und Speed
Donnerstag: Oberkörper-Training: Liegestütze, Klimmzüge, Planks etc., für die Rumpfstabilität
Freitag: Ruhetag
Samstag: Berglauf, ca. 1:15 h; Alternativ Technik-Training auf dem Bike
Sonntag: MTB-Tour mit Freunden, Tempo von gemütlich bis schnell, je nachdem wer so mitfährt, 1,5 - 4 h

Ich persönlich komme mit diesem Mix gut zurecht. Die Belastungen sind meiner Meinung nach gut verteilt, es sind alle Trainingsintensitäten vertreten, von locker bis Vollgas. Durch die verschiedenen Disziplinen bleibt für mich die Motivation hoch, ich hab eigentlich immer Lust auf das was grad ansteht, weil ich es ja schon mindestens einen Tag nicht gemacht hab, oder mich auf die Leute freue oder eine bestimmte Route etc.
Ausserdem schiebe ich einige der Einheiten je nach Lust und Laune rum, je nachdem wer gerade Zeit hat, wie das Wetter ist oder was ich an anderen Verpflichtungen habe.
Die einzelnen Sportarten profitieren meiner Erfahrung nach enorm voneinander. Beim Laufen tu ich mir schwer damit, wirklich langsam zu laufen, ich laufe von mir aus eher Richtung anaerobe Schwelle. Das geht auf dem Rad viel besser, wenn man in der Gruppe Rücksicht auf die weniger fitten nimmt. Mountainbiken ist quasi von Natur aus eine Art Fahrtspiel mit unterschiedlichen Intensitäten, mal braucht man seine Maximalkraft oder maximale Leistung um einen steilen Anstieg überhaupt hochzukommen, mal lässt man es bergab rollen. Beim Mountainbiken profitiere ich von der Ausdauer und Sprintfähigkeit die ich beim Laufen und Radfahren vorher aufgebaut hab, sowie von der Rumpfstabilität durch das Laufen. Die Gelenke werden unterschiedlich stark belastet, bzw. entlastet auf dem Rad.
Durch die Spinning-Einheiten auf dem Liegerad werden nochmal andere Muskelgruppen trainiert als auf dem MTB, und die Weichteile haben mal Pause.

Jetzt steht wieder ein Halbmarathon an, ich schau mal ob ich damit durchkomme, nur dreimal die Woche Laufen zu gehen und weiterhin zu biken. Klar muss man zum Event hin spezifischer trainieren, aber ich will das ja mal ausprobieren, geht ja um nix. Selbstverständlich wäre ich masslos enttäuscht wenn ich die Vorjahreszeit nicht unterbieten kann, und ärgere mich was mich damals so geritten hat so zu heizen wie ein Idiot, sonst wäre das jetzt viel leichter.

Nach dem Halbmarathon geht’s dann gezielt an die 24 h- Rennvorbereitung. Der Plan ist, sich den Anforderungen des Rennens von verschiedenen Seiten zu nähern. Dazu zählen Strecken zu fahren, die technisch schwerer sind als im Rennen, schneller zu fahren als im Rennen (z.B. Intervalle, bei denen die Pausen immer kürzer werden) und weiter zu fahren als im Rennen, und dann alles zu kombinieren, bis man quasi Rennbedingungen hat.

So das war jetzt wieder viel Monolog meinerseits. Damit das nicht in einen Blog ausartet, würde ich mich sehr über eure Kommentare jeder Art freuen(y)
 
Ich fasse mich mal kurz:

Letzten Sonntag bin ich genau den gleichen Halbmarathon wie letztes Jahr gelaufen.
Damals: 4x Laufen pro Woche (1x Intervalle, 1x lang (bis 130 min, 2x Berglauf (30-60 min) ), , 1 x Spinning (Liegerad),
Wettkampfzeit 1 h 36 min
Diesmal: 2x Laufen (Berglauf (ca. 70 min) und Intervalle), 2-3x Mountainbiken (1-4h), 1-2x Spinning
Wettkampfzeit: 1 h 31 min

Fazit: bei der wissenschaftlich mehr als fragwürdigen Stichprobe kam raus dass man (zumindest ich) durchaus einiges vom Training auf dem Rad absolvieren kann ohne was an Form zu verlieren beim Laufen. Im Gegenteil, 5 min Steigerung in einem Jahr sind ein Wort.
 
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