(Vorsicht, wieder etwas länger)
Mein letzter Beitrag hier ist fast ein Jahr her, Zeit für ein kleines Update
Ja, das nächste Rennen war ein Radrennen! Und was für eins: 24 Stunden von Finale Ligure in Italien, ein Mountainbike-Rennen, als 4er-Team.
Kurzfassung: Hammergeil
Langversion: ein guter Kumpel hatte mir schon vor Monaten erzählt, dass er da mitmachen will, und hatte auch 2 Freunde die wild entschlossen waren. Mich hat er als verrückt genug eingeschätzt dass ich da mitkomme. Ich war etwas zögerlich, da ich zum damaligen Zeitpunkt nicht so richtig wusste was auf mich zukam. Ausserdem ist's ja etwas Aufwand nach Italien zu brummen. Erschwerend kam hinzu dass ich kein MTB hatte, ok ein vielleicht 20 Jahre altes ohne Federung und mit Felgenbremsen... und MTB fahren ist ja auch ganz anders als normales Radeln. Um ein Strassenrennen zu gewinnen braucht man in erster Linie Kondition und etwas Taktik, beim MTB kommt in großem Umfang Fahrtechnik dazu. Und die hatte ich nicht.
Also, zweieinhalb Wochen vor dem Event hatte ich zugesagt und ein Bike gekauft, und dann jeden Tag fahren geübt: Steile Anstiege, Wurzelpassagen, flowige Abfahrten, verblockte Abfahrten, Sprünge, Drops, Stufen berghoch, Spitzkehren, das volle Programm. Dazu kamen noch 2 Nachtfahrten, weil es beim 24 h-Rennen, das hab ich schnell kapiert, irgendwann dunkel wird. Und so nachts im Wald ist das nochmal ganz was anderes. Einmal bin ich Wildschweinen begegnet und hatte fast keine Panik...
Fitness-technisch war ich auch ganz gut dabei, hatte ja gerade einen Halbmarathon in den Beinen, aber bergab ist mein Kumpel immer viel schneller gewesen. Ich bin da immer ziemlich vorsichtig. Gibt bei Mountainbikern zwei Typen: die, die sich von unten an ihre Grenzen rantasten, und die die sich von oben rantasten, wobei letzteres schmerzhaft sein kann.
Und dann kam der große Tag. War eine mords-Gaudi, Sack anstrengend, die Strecke bestand zu 80 % aus Singletrail mit einigen schwierigen Passagen die nicht gerade für Anfänger gedacht waren. Als es nachts geregnet hat und rutschig wurde hat es das nicht wirklich besser gemacht. Wir haben uns in unserem Team jede Runde abgewechselt (ca. alle 12 km, was ungefähr 42 -60 min entsprach, je nachdem wer gerade gefahren ist und in welchem Zustand die Strecke war). Am Ende wurden wir 5. von 40 Teams in unserer Wertung, mit 6 Minuten Rückstand auf den Zweitplazierten (das ist nix!!!) und einer Runde auf den ersten.
Ende vom Lied: Wir müssen da dieses Jahr nochmal hin. 6 Minuten!
Ich weiß dass es super kindisch und albern und irrational ist, aber das Ziel so knapp zu verpassen hat mich motiviert, ein Jahr lang relativ ernsthaft zu trainieren ^^
Ich habe mir dann schnell eine Gruppe gesucht die auch biken geht. Hier bin ich beim Unisport fündig geworden, die fahren fast jeden Tag in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, meist mit gemütlichem Tempo bergauf und je nach Fähigkeiten bergab. Hab viele coole Leute kennengelernt, es gibt endlos viele Tipps zur Fahrtechnik, zur Einstellung des Rads, zu sonstigem Equipment (Lampen, Rucksäcke, Protektoren, Reifen, alles). Zudem lernte ich eine Vielzahl schöner Strecken kennen, die meisten direkt vor der Haustür. Ihr kennt das wahrscheinlich generell vom Radfahren, dass man die eigene Umgebung nochmal ganz anders wahrnimmt und neu kennenlernt. Ausserdem war ich dadurch echt viel draussen die letzten Monate, noch mehr als sonst.
Training
Mein wöchentliches Training hat sich im Vergleich zu letztem Jahr deutlich verschoben.
Eine typische Woche sieht so aus:
Montag: Intervalle auf dem Liegerad, zu Hause auf der Rolle
Dienstag: MTB-Tour mit der Uni-Gruppe, gemütliches, plauder-freundliches Tempo, 2-3 h (im Winter auch bei Nässe und im Dunkeln)
Mittwoch: Intervalltraining mit der Triathlon-Gruppe (zu Fuß), mit Fokus auf Lauftechnik und Speed
Donnerstag: Oberkörper-Training: Liegestütze, Klimmzüge, Planks etc., für die Rumpfstabilität
Freitag: Ruhetag
Samstag: Berglauf, ca. 1:15 h; Alternativ Technik-Training auf dem Bike
Sonntag: MTB-Tour mit Freunden, Tempo von gemütlich bis schnell, je nachdem wer so mitfährt, 1,5 - 4 h
Ich persönlich komme mit diesem Mix gut zurecht. Die Belastungen sind meiner Meinung nach gut verteilt, es sind alle Trainingsintensitäten vertreten, von locker bis Vollgas. Durch die verschiedenen Disziplinen bleibt für mich die Motivation hoch, ich hab eigentlich immer Lust auf das was grad ansteht, weil ich es ja schon mindestens einen Tag nicht gemacht hab, oder mich auf die Leute freue oder eine bestimmte Route etc.
Ausserdem schiebe ich einige der Einheiten je nach Lust und Laune rum, je nachdem wer gerade Zeit hat, wie das Wetter ist oder was ich an anderen Verpflichtungen habe.
Die einzelnen Sportarten profitieren meiner Erfahrung nach enorm voneinander. Beim Laufen tu ich mir schwer damit, wirklich langsam zu laufen, ich laufe von mir aus eher Richtung anaerobe Schwelle. Das geht auf dem Rad viel besser, wenn man in der Gruppe Rücksicht auf die weniger fitten nimmt. Mountainbiken ist quasi von Natur aus eine Art Fahrtspiel mit unterschiedlichen Intensitäten, mal braucht man seine Maximalkraft oder maximale Leistung um einen steilen Anstieg überhaupt hochzukommen, mal lässt man es bergab rollen. Beim Mountainbiken profitiere ich von der Ausdauer und Sprintfähigkeit die ich beim Laufen und Radfahren vorher aufgebaut hab, sowie von der Rumpfstabilität durch das Laufen. Die Gelenke werden unterschiedlich stark belastet, bzw. entlastet auf dem Rad.
Durch die Spinning-Einheiten auf dem Liegerad werden nochmal andere Muskelgruppen trainiert als auf dem MTB, und die Weichteile haben mal Pause.
Jetzt steht wieder ein Halbmarathon an, ich schau mal ob ich damit durchkomme, nur dreimal die Woche Laufen zu gehen und weiterhin zu biken. Klar muss man zum Event hin spezifischer trainieren, aber ich will das ja mal ausprobieren, geht ja um nix. Selbstverständlich wäre ich masslos enttäuscht wenn ich die Vorjahreszeit nicht unterbieten kann, und ärgere mich was mich damals so geritten hat so zu heizen wie ein Idiot, sonst wäre das jetzt viel leichter.
Nach dem Halbmarathon geht’s dann gezielt an die 24 h- Rennvorbereitung. Der Plan ist, sich den Anforderungen des Rennens von verschiedenen Seiten zu nähern. Dazu zählen Strecken zu fahren, die technisch schwerer sind als im Rennen, schneller zu fahren als im Rennen (z.B. Intervalle, bei denen die Pausen immer kürzer werden) und weiter zu fahren als im Rennen, und dann alles zu kombinieren, bis man quasi Rennbedingungen hat.
So das war jetzt wieder viel Monolog meinerseits. Damit das nicht in einen Blog ausartet, würde ich mich sehr über eure Kommentare jeder Art freuen