Was ist die Aussage des Textes ? Ich habe Schwierigkeiten gehabt, eine klare Aussage herauzulesen !
Ganz sicher ist es nicht eine Reflektion von 100 Jahren Liegeradkultur:
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Unter diesen Fragestellungen werden 100 Jahre Liegeradkultur reflektiert.
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Denn die Reflektion der Vergangenheit fällt kurz und bündig aus:
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...existierte das Liegerad in der Fahrradwelt auch nach dem 2. Weltkrieg nicht.
....Erst Ende der Siebziger Jahre tauchen erste Serienräder auf... statt von einer Renaissance des Liegerades zu sprechen (was gerne getan wird), ist es treffender, von der Geburt des modernen Liegerades zu sprechen.
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Das ist m.E. sauber begründet. Hakuna Matata, man soll seinen Hintern in die Vergangenheit halten und in die Zukunft blicken
(frei nach "König der Löwen").
Was ist dann die Aussage des Textes ?
Mein erster Eindruck: Gunther Fehlau propagiert das Sesselrad (New American Style à la BikeE, Scooterbike... sh. Abschnitt 14) als Liegerad der Zukunft.
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Räder mit kommerziellen Erfolg sind gemütlich in Haltung, Geschwindigkeitspotential und ihre Optik vermittelt Komfort und Gemütlichkeit. Diesen Typ technisch über Radstand oder Lenkerposition zu definieren, macht wenig Sinn, weil dieses physikalische Korsett schnell zum Definitionsgefängnis werden kann, und man sollte deshalb vorerst vom neuen "Amerikano Stil" sprechen: leicht zu fahren, unspektakulär in der Funktionalität und preiswert.
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Hier würde ich sofort widersprechen, aber bei genauerem Hinsehen tut das der Autor selbst. Er sagt, daß lediglich in wirtschaftlicher Hinsicht die Sesselräder ein (kurzfristiger) Erfolg sind:
BTW: Ist das irgendwo mit Zahlen belegt ? Wie sind die Verkaufszahlen ? In Deutschland habe ich lediglich einmal ein Flux V 200 in freier Wildbahn gesehen. Kurzlieger à la Streetmachine und eigentlich auch noch Langlieger sehe ich häufiger (subjektiver Eindruck !).
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Die Liegeräder der Zukunft (siehe oben) sind gebaut für jedermann und aus Liegeradfahrersicht unbrauchbar und zweckuntauglich, weil weit unter seinem theoretischen Potential und Anspruch realisiert.
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Für die Zukunft des Liegerades sieht er die Sesselräder als Gefahr, genauso wie die Neckermannbilligstklappräder den Erfolg von Falträdern à la Moulton verhindert haben.
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Beziehen wir diesen Aspekt auf das Liegerad, so bedeutet dies, daß dieser neue "Amerikano (Pseudoliege-) Radtyp", der vom Liegerad/Freakmodul inspiriert wurde, aber am fahrradinteressierten Konsumenten orientiert ist, kontraproduktiv für das eigentliche Liegerad sein wird. Denn vormals Interessierte werden die "Pseudoliegeräder" kaufen, zu nutzen versuchen und enttäuscht aufgeben. Dem "wahren" Liegerad, das zu mindestens potentiell ihren Bedürfnissen und Wünschen entsprechen kann, werden sie keine (zweite) Chance geben. Damit bleibt der Traum einer velophilen - liegenden - Mobilität Fiktion. Und die gesamte Fahrradbranche vertut eine Chance, einen neuen Radtyp zu etablieren, der neue Radfahrer (und/oder bereits Radelnde mehr fahren läßt) und damit Umsatz brächte. Gleichzeitig entgeht vielen Radfahrern die Chance, besser - im Sinne ihrer Bedürfnisse - radzufahren und dadurch mehr Lebensqualität zu entwickeln.
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Er vermutet, daß die meissten Fahrer eines Standardrades oder Autos schnell den neuen Radtyp annehmen würden, dann aber mangels echter Vorteile wieder abwandern, ohne ein echtes Liegerad (was immer das ist) auszuprobieren oder zu kaufen.
Der Text ist ca. 2 Jahre alt, eingetreten ist die böse Vision bisher nicht. Es haben sich zumindest in D nicht die Sesselräder, noch ein anderer spezifischer Typ durchgesetzt, noch sind die Liegeräder ganz von der Bildfläche verschwunden. Das mag in USA anders sein, aber ich glaube, dort gibt es auch keine eindeutige Entwicklung. Also ich würde meinen Vater erst mal auf ein Flux V 200 oder ein Scooterbike setzen, bevor ich ihn die volle Wahrheit erfahren lasse. Zu einem echten Liegerad würde ich ihn wahrscheinlich nicht überreden können, obwohl das seinen Bedürfnissen am besten entsprechen würde. Mangelndes Gleichgewichtsgefühl, Innovationsbedürfnis und Improvisationsvermögen sind die Hauptgründe (er ist allerdings auch über 70). Fahrradfahren kann er aber noch sehr gut.
Was weiterhelfen würde, ist wahrscheinlich eine eingermaßen objektive Beurteilung der verschiedenen Typen, mit Vor- und Nachteilen und Haupteinsatzgebieten. Aber jeder läßt doch sofort seine subjektive Meinung, seine Erfahrungen einfließen und stellt seine persönliche Wahl als die richtige dar. Und jeder Händler, wenn man überhaupt einen finden kann, stellt sein eigenes Sortiment in den Vordergrund.
Die Abschnitte, die sich auf die Szene beziehen, sind ohne den nötigen Background nicht sehr erhellend. Durch die Einleitung
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Karikiert läßt sich die Szene so beschreiben,
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wird der Einteilung die Schärfe genommen. Sie enthalten Seitenhiebe auf Liegeradler der Münchner Szene:
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Sie statten überzüchtete Rennliegeräder mit Schutzblechen und Licht aus, um damit im "Verkehr süddeutscher Großstädte mitzuschwimmen".
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Gemeint sind vermutlich die verschiedenen Kreuzottern !? Warum sollten die unterschiedlichen Konzepte nicht auch kontrovers diskutiert werden. Mir kommen gerade die Entwicklungen aus München (Kreuzotter, RazFaz, Dalli) als sehr weit fortgeschritten vor.
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Der deutsche Liegeradler gilt in diesen Kreisen ist intolerant, missionarisch und engstirnig. Dabei ist es irrelevant, ob er des Tempos, der Sicherheit oder um seiner Selbstdarstellung Willen ein HPV fährt.
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Ich finde mich eigentlich gar nicht wieder. Wer fährt denn der Sicherheit wegen Liegerad ? Dann schon eher wegen des Tempo´s, oder noch eher aufgrund der besseren Effiziens, weil mein Tempo ist nicht so arg hoch. Gibt es wirklich die angesprochenen Fraktionen ? Zumindest für die dritte wird er wohl kaum freiwillige Mitglieder finden, schon eher bei beiden anderen Fraktionen ein wenig davon. Andererseits fühle ich mich nicht so besonders, wenn ich angestarrt werde. Muß ich mich noch dran gewöhnen.
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4. Status Quo der Szene
In der Realität ist diese Gruppe jedoch sehr heterogen. Anschaulich wird dies zum Beispiel an den Zwistigkeiten der verschiedenen Lager des HPV Deutschland e.V. Ende der Achtziger Jahre, die entfacht durch den Artikel "HPV - Wohin?" von Werner Stiffel im Sommer 1996 neue Dynamik erhielt.
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Das interessiert mich jetzt ? Was stand wohl in dem Artikel ? Hat noch jemand eine Kopie ?
Die Szene in GB und USA klingt eher langweilig. Über NL schreibt er nichts ? In anderen Ländern tut sich nichts ? Kann ich mir gar nicht vorstellen. In Australien werden doch zumindest die tollen Greenspeed Trikes entwickelt und hergestellt.
Kennt jemand Gunnar Fehlau näher ? Es wäre bestimmt interessant, wenn er hier mit diskutieren würde ! Er könnte die Ergebnisse / verschiedenen Ansichten auch einfliessen lassen in eine Neuauflage des Liegeradbuches.
Mit freundlichen Grüßen Ulli Krüll