AW: Seitenwindempfindlichkeit und Geradeauslauf von Velomobilien
Erst mal: die wesentliche Einflussgröße ist der Winkel der Stangen zur Verbindungslinie dieser beiden Drehpunkte. Je näher dieser Winkel jeweils an 180° liegt, desto mehr verlagert sich der virtuelle Drehpunkt zum jeweils anderen Druckstangenlager. Oder anders herum: je näher der Winkel an 90° geht, desto näher rückt der virtuelle Drehpunkt zu diesem Lager. Stell Dir folgenden Grenzfall vor: die vordere Druckstange würde den Achsschenkel bei Geradeausfahrt exakt gerade nach vorne verlängern, die hintere Druckstange steht 90° dazu, dann bewegt sich der vordere Drehpunkt nur wenig (nach vorne), wenn man diesen vorderen Drehpunkt zur Seite auslenkt. Der hintere Drehpunkt wird hierbei gar nicht zur Seite (sonder nur ein bischen nach vorne) bewegt. Also dreht der Achsschenkel bei dieser Geometrie ziemlich genau um das Lager der hinteren Druckstange. (Mit größer werdendem Lenkausschlag wandert dann sowohl der Achsschenkel als auch der Drehpunkt nach vorne bis irgendwann Achsschenkel und hintere Druckstange in einer Linie liegen).
Die zweite Einflussgröße ist das Verhältniss der Längen (nicht die absolute Länge der Teile) zueinander -
1. je größer der Abstand der beiden Druckstangenlager im Verhältniss zu den Längen der Druckstangen selber, desto größer ist der Einfluss auf die Lage des virtuellen Drehpunkts.
Beim Grenzfall 'Abstand null' liegt der Drehpunkt genau im gemeinsamen Befestigungspunkt der beiden Druckstangen (unabhängig vom Winkel der selbigen), beim anderen Grenzfall - kurze Druckstangen, sehr langer Achsschenkel, Winkel der Druckstangen zum Achsschenkel bei 135° bewegt sich der Achsschenke schon bei kleinen Lenkausschlägen weit vor und zurück - d.h. der virtuelle Drehpunkt liegt dann ganz weit außen. Aber auch hier gilt die Winkelabhängigkeit: langer Achsschenkel, vorderer Winkel 180°, hinterer Winkel 90° legt den virtuellen Drehpunkt in das Lager der hinteren Druckstange.
2. (das beantwortet jetzt endlich Deine Frage
je kürzer eine Druckstange im Verhältniss zur anderen, desto näher liegt der virtuelle Drehpunkt bei ihrem Lager. Also kürzere vordere Druckstange -> Drehpunkt weiter vorne -> mehr Nachlauf -> besserer Geradeauslauf. (Allerdings auch: virtueller Drehpunkt näher an der Fahrzeugmitte ergo größerer bzw. weniger negativer Lenkrollradius).
Wie Du siehst ist das ganze immer ein Kompromiss. Wobei ein positiver Lenkrollradius auf jeden Fall vermieden werden sollte. Ich denke es wäre daher besser zur Vergrößerung des Nachlaufs eher das Federbein leicht nach hinten zu neigen, als den virtuellen Drehpunkt zu Lasten des Lenkrollradiuses durch Verkürzen der vorderen Druckstange nach vorne zu verlegen.
Gruß,
Norbert