Schlumpf Speed Drive Einbau in Strada

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Nachdem ich hier über das Forum günstig ein gebrauchtes Speed Drive erstanden habe, ist mir nun der Einbau ins Strada gelungen, über den ich berichten will.

Ausgangslage war ein Dreifachkettenblatt mit 30/44/52 Zähnen, zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich die Zähnezahlen der 9-fach Kassette jetzt nicht parat habe, aber das kleinste Ritzel hat 11 Zähne, soviel steht fest. Hier bei mir im Flachland (zwischen Magdeburg und Wolfsburg) brauche ich das kleinste Kettenblatt nicht, die Kette und Schaltung war so eingestellt, dass ich auf den beiden großen Kettenblättern das gesamte Ritzelpaket fahren konnte. Das fand/find ich ganz bequem, weil ich mir keine Gedanken über Kettenspannung usw. machen muss. Allerdings erreiche ich an Gefällen schnell 60 km/h und hab dann damit ungefähr eine 100er Trittfrequenz. Da ist also Schluss. Ein Größeres Kettenblatt wäre eine Alternative gewesen, allerdings wäre dann die Schaltbarkeit des kompletten Ritzelpaketes auf den beiden großen Kettenblättern dahin gewesen. Wollt ich nicht.

Also hab ich mich mit den Schlumpfgetrieben befasst. Von Fa. Haberstock habe ich recht schnell ein Kostenangebot bekommen inkl. einer ausführlichen Exceldatei zu den Entfaltungeswerten einer Kettenschaltung mit den drei Varianten MountainDrive (1,65fache Untersetzung) , SpeedDrive (1,65fache Übersetzung) oder HighSpeedDrive (2,5fache Übersetzung). Mit der Datei hab ich dann mal ein bischen rumgespielt bzw. -gerechnet und mich letztlich für das SpeedDrive entschieden. Gänge nach unten fehlen mir bis jetzt nicht, sondern ich wollte meine Gangreserven nach oben erweitern. Mit dem Speeddrive kann ich eine Konfiguration aufbauen, wo ich in der Ebene "ungeschlumpft" meine Geschwindigkeit fahre. Erst wenns bergab geht und schneller wird, "schlumpf" ich mit den entsprechenden, minimalen Reibungsverlusten eines Getriebes.

Nur leider war mir der Preis im Angebot der Firma zu hoch. Mit allem Drum und Dran wie Werkzeug und Fräser 670 €.
Meine Suche hier im Forum nach einem gebrauchten Getriebe hatte recht schnell Erfolg. Über Haberstock hab ich mir dann das Werkzeug, den passenden Konus und Leihfräser besorgt, Kostenpunkt 78,-€. Im Endeffekt hab ich so 280,--€ bezahlt. Bei Haberstock war man,obwohl ich kein Neugetriebe dort gekauft habe, sehr hilfsbereit und ich bin echt klasse beraten worden!

Zum Einbau habe ich dann die Tretlagerenheit mitsamt Umwerferschalter aus dem VM ausgebaut. Die Tratlagereinheit hab ich mit Schraubzwingen an ein passendes Treppengeländer geklemmt. So konnt ich problemlos die Kurbeln abziehen und das alte Tretlager ausbauen.
Dann die Konen nach Anleitung ins Tretlager gefräst und das Getriebe mit dem vorgeschriebenen Drehmoment (140Nm) montiert. Ging alles völlig problemfrei. Dieser Teil inkl. Wiedereinbau ins VM war in ca. 1,5h erledigt.

Auf dem gebrauchten Schlumpfgetribe war ein 40er Kettenblatt montiert. Ich hatte noch ein 52 Kettenblatt mit 110er Lochkreis zu liegen und hab die beiden erstmal montiert. Rein rechnerisch könnte man damit 100 km/h erreichen, das ist natürlich Blödsinn. Gestern erste Fahrt mit Schlumpf. Läuft super, "geschlumpft" hat man halt noch ein leises Surren zusätzlich zu den Fahrgeräuschen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass mir das Getriebe viel Kraft klaut.

Das kleinste Kettenblatt, welches man auf ein SpeedDrive montieren kann, ist ein 34er. Ich werd mir wohl eine 34/46 Zähne Kombination ranschrauben. Mit einer gemütlichen 80er Trittfrequenz sind dann ca. 42 km/h drin, das ist eine gute Reisegeschwindigkeit. Das 34er Blatt kann mich dann am Berg retten, den diese Option will ich mir offenhalten für VM-Reisen. Maximal sind "geschlumpft" dann 85 km/h möglich, das reicht m.E. dicke.

So, bis hier erstmal.
 
So, jetzt sind wir ein paar Monate weiter und klüger. Mein SpeedDrive verrichtet seine Arbeit und tut was es soll. Bin sehr zufrieden damit. Meine Überlegungen haben sich als praktikabel erwiesen. Der Einbau damals war problemfrei, mittlerweile fahr ich die 34/46 Kombination vorne und kann bei beiden Kettenblättern das komplette Ritzelpaket hinten "beschalten". Find ich praktisch. Ab ca. 43-45 km/h "schlumpf" ich dann. Der Tretwiderstand ist ev. marginal höher, da ich dann ja aber schon recht gut unterwegs bin, stört mich dass nicht. Ich will ja keine Rekorde brechen. Was mich bischen stört, ist das schon höhere Laufgeräusch der Kette beim "Schlumpfen". Das Getriebe selbst schnurrt leise vor sich hin. Die Kette läuft aber mit höherer Geschwindigkeit bei höherer Kettenspannung über das Ritzelpaket hinten und dass hört man eben relativ laut im VM gerade dann, wenn man noch auf den größeren Ritzeln fährt. Ausserdem muss man den Schaltvorgang gut üben und timen. Ich betätige vorne den Schaltknopf mit der Ferse, dass geht bei höheren Trittfrequenzen logischerweise nicht so exakt. Gleichzeitig muss ich hinten ca. drei Gänge rauf oder runter. Beim Beschleunigen klappt es mittlerweile recht gut, gehts dann wieder langsamer, verlier ich durch den Schaltvorgang definitiv mehr Geschwindigkeit als mit ner reinen Kettenschaltung. Insofern bin ich heilfroh, keine High-Speed-Drive verbaut zu haben.

Viele Grüße

Reinald
 
Ich frag mich gerade, warum Du kein Mountain-Drive verbaut hat? Wenn man davon ausgeht, dass eher weniger im bergischen Gelände gefahren wird, treten bei schnellerer Fahrt mit einem großen Kettenblatt keine Verluste durch eine zusätzliche Getriebestufe auf.

Mit bspw. einem 65er Kettenblatt könntest Du in der Ebene/Gefälle auch bei höheren Geschwindigkeiten gut mittreten und hättest trotzdem wg. der 2,5 fachen Untersetzung (nicht 1,65-fach wie in Deinem ersten Beitrag) sozusagen ein 26er Kettenblatt für Anstiege.

Vermutlich werde ich diese Kombi im nächsten VM einsetzen und (er-)spare mir dadurch noch Ärger mit Umwerfer und Kettenabwürfe.
 
Moinsen Reinhard!
Mein Gedanke war, dass ich eben gerade am Berg keine Verluste durch eine zusätzliche Getriebestufe haben wollte. Wobei Du natürlich auch recht hast, soviele Berge hab ich hier gar nicht. Ausserdem erschien mir der Gangsprung bei einer 2,5fachen Unter- (oder auch Übersetzung) als doch sehr groß. Es ist sicher wie bei so vielem, ein absolutes Gut und Richtig wird es nicht geben, sondern ein Lernen aus Erfahrungen und dem Austausch mit Euch Anderen hier im Forum. Gerade Letzteres ist für mich sehr wertvoll.
 
...Vermutlich werde ich diese Kombi im nächsten VM einsetzen und (er-)spare mir dadurch noch Ärger mit Umwerfer und Kettenabwürfe.

mach das lieber nicht, denn

... der Gangsprung bei einer 2,5fachen Unter- (oder auch Übersetzung)...

IST zu groß. Da musst Du fast das ganze Ritzelpaket durchschalten, um einen einigermaßen passenden Anschluß zu bekommen.

Wenn Du im regulären Fahrbetrieb ständig das MD umschalten musst, wird es schnell einfach nervig. Und ich vermute mal, das DIR das 65er Blatt zum Anfahren nicht gefallen wird.
 
Und ich vermute mal, das DIR das 65er Blatt zum Anfahren nicht gefallen wird.

Ja, den Gedanken hatte ich auch schon ... andererseits fährt Pat im Ks ein 70er Blatt und das geht auch.

So schön ein einseitig aufgehängtes HR beim Service ist, es limitiert doch ganz eindeutig die Auswahlmöglichkeiten bei der Schaltung ...
 
Ein schlumpf kostet immer Kraft ob aktiv oder nicht, ist konstruktiv so bedingt. Oder anderst gesagt Wenn geschlumpft Wird geht gar nicht so sehr viel Kraft flöten.
 
Wenn ich einspringen darf... er meint, weil in beiden Gängen Kraft flöten geht, ist der Unterschied zwischen den Schaltstufen nicht groß
 
Die Zahnrädchen drehen immer mit. Wir bei Beyss haben einige verbaut , Andreas hat die Hsd gehabt. Hat er wieder weg getan weil's zuviel Kraft verschenkt wird. Der Schlumpf ist nicht gerade kraftschonend konstruiert. Ob aktiv oder nicht ist praktisch egal. Zerlege in Dann siehst Du das
 
Ja, den Gedanken hatte ich auch schon ... andererseits fährt Pat im Ks ein 70er Blatt und das geht auch.

Keine Ahnung wie es ist ein 65 iger im Strada zu fahren, aber im S bin ich damit hier im Bergischen noch 10 % hochgefahren, wobei hier im Bergischen sind die Steigungen ehr von kurzer Natur.
Mit den 70 iger geht das nicht mehr, da muss auf das 55 Notblatt per Hand runterschalten, was sich mittlerweile gut eingespielt hat.

Was ich eigentlich schreiben wollte, man kann es sich schon antrainieren mit größeren Blättern anzufahren ohne sich die Gelenke zu schreddern.

cu
Pat
 
Ich hätte an deiner Stelle das 52er durch ein 68er ersetzt und den umwerfer auf 2fach begrenzt.
Ich fahre 70/43 und hinten 11-36. Anfahren auf dem 70er ist auch kein Problem. Wohne in Spessart /Odenwald und habe hier auch längere Steigungen. Über 10-12% ist es aber nicht mehr schön .....
 
Danke für all die Antworten. Mir ist bisher noch gar nicht auffgefallen, dass beim Schlumpf ungeschlumpft Rädchen mitdrehen. Zerlegen? Na derzeit nicht. Aber bald ist Spezi, letztes Jahr hab ich da am Stand von Haberstock glaub ich ein Schnittmodell gesehen, da werd ich wohl mal spelunken.
Eine 70/43 Kombination schaltet meines Erachtens ein normaler Umwerfer doch nicht mehr. Die Sache mit dem von Hand umschalten ist mir noch nicht so ganz klar. Ich bin bischen größer gewachsen und hab mal versucht, an die Kette ranzukommen, bin aber irgendwie zu ungelenkig, groß, dick, was weiß ich. Aber meine Schaltung funzt für mich ordentlich und das zählt.
Reinhardt hat ja nun zum Thema Schaltungen auch einen interessanten Thread eröffnet, da bin ich mal gespannt.
 
Jetzt ist ein Jahr rum, die Schlumpferei funzt nach wie vor super, habe mittlerweile dann doch ein größeres Kettenblatt vorne verbaut, da sind jetzt 54 Zähne drin, lässt sich immer noch gut schalten und ich hab hintenraus noch etwas Luft.
 
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