Radfahrende meist zu eng überholt

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Ist ja (leider) nichts Neues
"Forschende der Hochschule RheinMain sowie der ADFC Darmstadt haben knapp 30.000 Überholvorgänge mithilfe von Abstandssensoren wie dem OpenBikeSensor vermessen. Das ernüchternde Resultat: Innerorts wurden Radfahrende zu 50 % von Autofahrenden zu eng überholt – außerorts sind es sogar 80 %."
 
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Dazu passt das_hier
Michael.

Frage: Wie kann man die 50% bzw. 80%, oder einen signifikanten Teil davon, zum korrekten Überholen überzeugen?
 
indem man die Gefühle anspricht (z.B. Angst, dass das heilix Blechle des SUV einen Kratzer bekommt...). Besser wäre es, wenn die SUV-Fahrer selber - zumindest zeitweise - Velo fahren würden, damit sie sich in die Situation der Fahrradfahrer 'rein versetzen können.
 
Woher weißt Du so detailiert, welches Fahrzeug die zu dicht Vorbeifahrenden pilotierten?
in der CH fahren mehrheitlich nur noch so monster falmilienwagen in normal oder kleinwagen sind seltener als sportboliden.
je mehr geld desto mehr geltungsdruck vom umfeld in form von statussymbolen.
dazu kommt das die mehrheit der SUV fahrer nicht mal weiss das ihr auto weit über 2 meter breit ist somit können sie auch nicht den abstand einschätzen.
die frage bleibt im raum, wieso diese menschen überhaupt waffen fahren fürfen, oder ?
 
indem man die Gefühle anspricht (z.B. Angst, dass das heilix Blechle des SUV einen Kratzer bekommt...). Besser wäre es, wenn die SUV-Fahrer selber - zumindest zeitweise - Velo fahren würden, damit sie sich in die Situation der Fahrradfahrer 'rein versetzen können.
Bloß nicht!
Wenn man Leute mit dem Fahrrad auf die Straße schickt, dann gibt's höchstens die Einsicht, daß die Straße ja viel zu gefährlich für Fahrräder ist. Das stimmt natürlich teilweise, da sich auf der Straße genügend Autofahrer bewegen wie die, die wir dann mal mit dem Rad fahren lassen; als Konsequenz wird sich also die Idee festsetzen, Radfahrer "zu deren eigener Sicherheit" von der Straße zu verbannen und auf Gehwege zu schicken. Da darf man dann mit Schrittgeschwindigkeit rumgurken, damit ist auch niemandem geholfen. Eingefleischte Autofahrer denken in Auto-Kategorien, selbst wenn sie nicht mit dem Auto unterwegs sind. Da wird man dann z.B. in Stuttgart von Fußgängern vorwurfsvoll belehrt, wenn man auf der Straße mit dem Rad einen Anstieg hochkriecht, daß man doch gefälligst auf dem (nicht freigegebenen) Gehweg fahren solle.
Das Problem können wir glaube ich einfach nicht lösen, so schlimm das auch klingt. Es fehlt an der notwendigen Gelassenheit im Verkehr. Natürlich haben wir es alle eilig und ich würde lügen, wenn es mich nicht auch nerven würde, mit dem Fahrrad ewig hinter irgendwelchen wahnsinnig langsamen Rentnern oder Familien hinterherfahren zu müssen, bis sich eine geeignete Überholgelegenheit ergibt. Aber da muß man eben durch. Ich wäre sehr dafür, die Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeugs bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung viel früher und schneller zu überprüfen, damit wir notorische Drängler und Raser gar nicht erst am Verkehr teilnehmen lassen. Von Luftschlössern wie der Hoffnung, daß sich die Leute durch eigene Erkenntnis und kritisches Hinterfragen ihres Handelns verbessern, kann ich zwar träumen, realistischer wäre es aber zunächst, das Risiko durch zu enge Überholvorgänge und die Notwendigkeit des Überholens zu senken. Einfach geht das mit einer Senkung der Geschwindigkeit, daher bräuchten wir mal flächendeckend 30 km/h in den Städten, wenngleich das viele Leute maßlos aufregt, weil sie dann der Meinung sind, nirgendwo mehr hinfahren zu können.
 
Aus meiner Sicht liegt das an unserer motorisierten Sozialisation. Das Auto und die Automobilität wurde über Jahrzehnte immer ganz oben angestellt. Freiheit, Überlegenheit, Fortschritt und zeitgleich auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gingen Hand in Hand. Der Stärkere hatte immer Recht und auch die Berichterstattung von Unfällen wurde immer so ausgelegt (da gibt es mehrere Studien zu), dass eine Mitschuld des Schwächeren denkbar war: Er/sie hatte keinen Helm auf, der Autofahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen (der Arme!)...
Eine Umkehr im Verkehrsrecht wäre schon mal ein erster Schritt: Der stärkere Verkehrsteilnehmer ist erst einmal Schuld, alles Weitere wird geklärt.
Man wird Menschen (auch hier) nur über Strafen zum richtigen Handeln bringen können. Macht man ja in anderen Bereichen auch: Anschnallpflicht, Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung etc. alles wird geahndet. In diesem Fall hat man nur noch gar keine Vorstellung entwickelt, wie man hier eingreifen/überwachen könnte.
Auf den gesunden Menschenverstand zu bauen ist auf jeden Fall zu wenig. Erst kürzlich: Ich fuhr auf der Straße, der Fußweg daneben war keine Radweg, sondern man konnte diesen freiwillig mit den Fußgängern nutzen. Ein Autofahrer überholt mich ganz eng, ich spreche ihn an der Ampel (an welcher er genauso warten musste) an. Er meint: Wenn sie hier fahren, sind sie selber Schuld, wenn ihnen etwas passiert. o_O
 
nur über Strafen
Meine über Jahrzehnte gesammelte, leider sehr reichliche Erfahrung ist, dass die Rechtsorgane nicht tätig werden (wollen). Herbeigerufene Polizei prüft erstmal, ob nicht der Radfahrer Schuld hat: "Befindet sich dort denn ein benutzungspflichtiger Radweg?" Dann wird oft gesagt, es stehe Wort gegen Wort. Eine Anzeige würde nichts bringen. Stets stellt sich der unangenehme Eindruck der Voreingenommenheit zugunsten des Autofahrers ein. Die Justiz bewegt sich nach einer Anzeige Monate lang nicht. Schließlich bekommst du ein Schreiben, wo du unter 6 (oder warens 8?) Leuten, die sich alle ähneln, den richtigen rausfischen musst. Da hat sich jemand also richtig Mühe gegeben, den Täter zu schützen (oder macht das ein Programm?). Ich habe das mehrfach durch. Die Fotos deckten sich nie mit meiner Erinnerung. Wahrscheinlich ist der Täter jedesmal vorher zum Friseur gegangen oder hat eine Diät gemacht. Einmal hat mich ein Rentner mit seinem Benz touchiert. Sein Spiegel klappte an meinem Lenker ein. Er bot mir 50 Euro, falls ich nicht die Polizei rufe. Ich rief die Polizei. Die Sache lief auf ein Verwarngeld hinaus. Dabei war offensichtlich, dass er bewusst mein Leben gefährdet hat: Ich war deutlich sichtbar; die Verkehrssituation war eindeutig; gutes Wetter mitten am Tage. Aber dennoch: Er wollte nicht abbremsen und zog durch. Mit anderen Worten: Da nimmt jemand bewusst in Kauf, eine andere Person zu töten, um ein paar Sekunden einzusparen (oder aus welchen Gründen auch immer), und erhält eine läppische Verwarnung. Mein Fazit nach all den Jahren: Radfahrer sind faktisch rechtlos.

Ein Autofahrer überholt mich ganz eng, ich spreche ihn an der Ampel (an welcher er genauso warten musste) an. Er meint: Wenn sie hier fahren, sind sie selber Schuld, wenn ihnen etwas passiert.

Auch das habe ich unzählige Male erlebt und erlebe es täglich wieder. Es ist im Grunde eine Selbstbezichtigung: Der Autofahrer teilt dir mit, dass er bereit ist, dich umzubringen, wenn du dich nicht so verhältst, wie er sich das vorstellt (in diesem Falle: wenn du nicht den Fußweg benutzt). Und auch dies, der herbeigerufenen Polizei vorgetragen, blieb stets ungeahndet, obwohl der Autofahrer dieses Schuldeingeständnis manchmal sogar vor den Beamten wiederholt hat. Was soll man daraus schließen? Ganz einfach: Du bist Freiwild. Willkommen im Wilden Westen! Es spricht doch insgesamt SEHR für die Zunft des radfahrenden Volks (und ich meine jetzt nicht den Gelegenheits- und Sonntagsradler), dass dieses so selten zurückschlägt.

Einmal überholte mich innerstädtisch in einer 30er-Zone an einer Ampel ein LKW so knapp, dass ich, um nicht mit dem schneidenden Anhänger zu kollidieren, mein Rad schnell auf den Fußweg heben musste. Hinter mir fuhr ein Polizeifahrzeug. Die Ampel ging wieder auf Rot. Ich stellte die Beamten zur Rede: "Haben Sie nicht gesehen, wie ich gerade überholt wurde?" - "Doch." - "Aber Sie wissen wohl, welchen Abstand der Lkw hätte einhalten müssen?" - Pause. Schweigen. Fragende Gesichter. Dann: "Einen Meter?" Ja, liebe Radfreunde, das war eine Gegenfrage.
 
.....es ist zwar gruselig, aber eigentlich brauchen wir uns nicht zu wundern, DENN:
vor einigen Wochen hat mich - kurz vor zuhause - ein VW (SUV) mit Anhänger (mit Pferden darinnen, auf dem Weg zu meinen Nachbarn ((Pferderanch)), wo sie ihre Pferde unterstellen) die Polizei überholt!
Die Strasse hat eine Breite von ca.knapp 5 m (eher etwas weniger). Sie fuhren verlangsamt von hinten an mich heran und überholten dann.

Ich habe mich dauafhin mit meinem S-Ped. an sie drangehängt und sie 300m weiter auf dem Pferdehof "gestellt". Freundlich habe ich mir erlaubt beim Fahrer und Beifahrer nachzufragen, ob da nicht etwas "schief gelaufen war" - mit dem Überholmanöver.

Kurz zusammen gefasst hier das Wichtigste aus der ca. 5 minütigen Unterhaltung:

- der Fahrer wußte nicht, das außerorts eine Mindestabstandsregel von 2m wirksam ist.

- er wußte nicht, das er beim Unterschreiten (egal, ob 1,5m innerorts oder in diesem Falle, ein Überholvorgang unzulässig ist.

- er geht davon aus, das, wenn keine Behinderung/ Gefährdung vorliegt, er überholen darf.

- er sagte dazu: er könne nicht alle Regeln und Gesetze im Kopf haben (das das reines Fahrschulwissen ist, war ihm wohl entfallen ;)).

- sein Beifahrer schwieg die ganze Zeit (mein Eindruck war, das dieser seinen Kollegen nicht bloßstellen wollte - das ist aus seiner Sicht ja auch nachvollziehbar.

- er googelte daraufhin erfolglos nach dem entsprechenden Gesetzestext und ich beendete das Gespräch sinngemäß mit den Worten:

Ich sei hier der Nachbar, wir sehen uns sicherlich wieder, wir machen jetzt beide unsere Hausaufgaben und wissen nächstes Mal mehr ! (ich habe inzwischen die entsprechende Text kopiert und als Bild auf dem Smartfön)

Sollte er das nächste Mal seine Hausafgaben nicht gemacht haben oder sich nicht bei mir entschuldigen, werde ich auf seiner Dienststelle mit dem entsprechenden Vorgestzten meine Unterhaltung fortsetzen:

WICHTIG: Ich bin zu jeder Zeit höflich und defensiv geblieben und werde dies auch (sollte eine Fortsetzung nötig sein ((was ich nicht hoffe)) weiterhin so handhaben!!

Zusammengefasst: Er verhält sich genauso, wie die meisten anderen Autofahrer - Tolles Vorbild : zumal hinter dem Polizeigespann noch zwei weitere Autofahrer seinem "Beispiel" folgten und mich ebenfalls überholten....!!
 
Wo hast du den denn gefunden? Laut StVO hat der Polizist recht, da steht nichts von 2m:

(4) 1Wer zum Überholen ausscheren will, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist. 2Beim Überholen muss ein ausreichender Seitenabstand zu den anderen Verkehrsteilnehmern eingehalten werden. 3Beim Überholen mit Kraftfahrzeugen von zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektrokleinstfahrzeug Führenden beträgt der ausreichende Seitenabstand innerorts mindestens 1,5 m und außerorts mindestens 2 m. 4An Kreuzungen und Einmündungen kommt Satz 3 nicht zur Anwendung, sofern Rad Fahrende dort wartende Kraftfahrzeuge nach Absatz 8 rechts überholt haben oder neben ihnen zum Stillstand gekommen sind. 5Wer überholt, muss sich so bald wie möglich wieder nach rechts einordnen. 6Wer überholt, darf dabei denjenigen, der überholt wird, nicht behindern.
 
Das gilt nur bei "zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektrokleinstfahrzeug Führenden".
 
Elektrokleinstfahrzeug Führenden
:rolleyes:So was kannst Du Dir nicht einfach ausdenken. Für so einen Begriff muss man Jahrzehnte lang Klimmzüge an der Karriereleiter verschiedenster Behörden machen!
Darüber geht nur noch "Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung" -die Krone des Behördendeutschs- mindestens 2 Legislaturperioden Staatssekretär im Verkehrsmysterium, schätze ich.
 
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