Quest m. Karbonschwinge Antriebsstrang steifer machen

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Ich glaube, ich habe fertig...

Die Problematik der weichen Schwingenaufhängung in meinem C-Quest 823 hat mir keine Ruhe gelassen.
Natürlich habe ich diesen Faden von @AntoineH von vorne bis hinten durchgelesen, wohl mehrmals und auch hin und her. Aber da ging es ja immer um ältere Glasqueste, wo ich doch fast ein topaktuelles Baumuster fahren darf und tatsächlich gemerkt habe ich von der Nachgiebigkeit ja auch nix; also warum in meiner Teewurst rumbohren?

Der alte Hase wird schmunzeln, weil - naja, Erfahrungen muß man halt selber machen. Auch neue Queste sind weich, aber gemerkt habe ich es erst wirklich, nachdem ich die Radschlitze verschlossen hatte. Quickn' dirty, mit PET-Glas von der Rolle aus dem Baumarkt.
Alles mit ewig viel geschnibbel mühsam angepasst und mit knapp 1cm Luft zu den Rädern montiert.

Was habe ich für einen Schreck bekommen, als es beim Anfahren an der Abzweigung plötzlich ein fieses Schleifgeräusch gegeben hat! Irgendwas in die Kette gekommen,Hinterachsschraube verloren, was kaputt gegangen....
Erst mal angehalten, alles abgesucht, Quest auf die Seite gelegt und - natürlich nix gefunden.
Also weiter, aber an der kurzen Steigung dann gleich wieder, mit jedem Pedaldruck. Nochmal angehalten, natürlich nix gefunden (da haben die Rädchen im Hirn schon das Mahlen angefangen) und vorsichtig nach Hause. Sollte ja eh' eine kurze Feierabendrunde werden, war halt gleich mal Feierabend.
Irgendwann dämmerte es mir dann und nachdem ich den Ausschnitt um das Hinterradetwas etwas größer gemacht hatte, war auch wieder Ruhe.
Allerdings nur im Quest - im Schädel hat es jetzt richtig zu klappern angefangen.

Die Karbonschwinge ist um die Mittenaufhängung etwas raumgreifender als das Alupendant.
Grübelgrübelgrübel. Langsam mit einem Papiermodell herangetastet.

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Hmm, sö könnte das was werden, aber viel zu wabbelig. Also nochmal das ganze mit Aussteifung.

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Hmm, schon besser. Also Material bestellt: Alurohr 60x60x2.
Dauerte ein wenig, bis es da war und dauerte nochmal ein wenig, bis die Blut-Hirnschranke, ahh nee, die Hirn-Werkstattschranke überwunden war.

Aber jetzt, nach drei Tagen Bastelkellerchaos ist das Ding drinne:

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Bei der Gelegenheit gleich noch die Lager der Hinterradnabe getauscht und mit Loctite 641 eingeklebt.
Ich lasse das mal noch ein wenig stehen und dann mal eine Probefahrt; war jetzt lange genug auseinandergeschraubt.
Bastelkeller muß ich noch aufräumen, alles voller Alustaub und Späne.

Gruß vom spargelix
 
Also Material bestellt: Alurohr 60x60x2.
Schicke Lösung!

Was man nicht vergessen darf: Neben mehr Antriebssteifigkeit ergibt sich durch die Druckstrebe auch mehr Haltbarkeit der Schwingen-Aufhängung (Aluprofile) und des Radkastens. Beides ist bei einigen (wenigen) Quest/Stradi schon Mal gebrochen.
 
Jau, schick!
Zwei Fragen:
- Kann das Hinterrad noch nach unten schwenken? Bei meiner Umsetzung der Versteifung à la @AntoineH hatte ich das anfangs nicht beachtet, da blockierte das Aluprofil dann die Aufwärtsbewegung des Schwingenkörpers, der _vor_ der Drehachse liegt. Bei Deiner Umsetzung könnte das in den rot markierten Bereichen ähnlich sein. War unpraktisch, weil ich nicht mehr an die Hinterachse herankam...
- Die kurze Vertikalstrebe der "Original-Modifikation" gibt es hier in dieser Form nicht. Wird deren Funktion irgendwie durch die zusätzliche Fixierung am Radkasten (grüne Markierung) übernommen?
P8090122_mod.JPG
Viele Grüße
Felix
 
@rz7a015 Die Frage nach der Freigängigkeit der Schwinge vor dem Drehpunkt ist berechtigt. Das war viel Schnibbelei an den Pappmodellen. Aktuell sind im unbelasteten Zustand gute sechs bzw. knappe acht mm an der engsten Stelle Luft. Ermittelt mit gewinkeltem Torxschlüssel mit entsprechendem Schaftdurchmesser. Tatsächlich ausprobiert habe ich es noch nicht. Die Hebellängen sind etwa 5 : 42 cm - hmm, könnte knapp werden.
Aber ich muß sowieso nochmal beim Federelement bei, da wird nochmal ausgehängt und ausprobiert.
Die fehlende Abstützung nach unten hoffe ich mit der Verschraubung am Radkasten ersetzen zu können. Wenn das nix bringt, muß ich halt noch was anders basteln...

Für eine Probefahrt war es mir bisher schlicht zu heiß. Da habe ich mich auf die Nordseite in den Schatten verzogen und versucht, auf der Rolle ein wenig tiefer in Ipbike einzusteigen, die Kleats und Pedale besser einzustellen und anderen Kleinscheiß, der jedesmal beim Fahren nervt, aber dann doch ewig nicht gemacht wird und das nächste mal wieder nervt.:whistle:
Aber so langsam kühlt es ja ab und der Lagerkleber ist auch schon ordentlich fest - jedenfalls schwänzelt das Heck jetzt beim dran rumwackeln lange nicht mehr so schlimm und auch das Naggelgeräusch ist weg.
 
Sodele, gestern abend noch eine kurze Testfahrt gemacht. Ganz piano, nur ins Nachbardorf ( maximal 2km) zur Milchtankstelle, damit der Kaffee heute morgen nicht schwarz getrunken werden musste.
Uuups, waren dann doch gute 16km. :) Allerdings ohne nennenswerte Anstiege.

Heute nach dem Käffchen also eine etwas längere Testfahrt im Moos; so knappe 30km und am Moosrand gibt es auch ein paar kurze, aber feine "Anstiege".
Joooh, wat soll ick soogn?
Die Fuhre fühlt sich schon ein wenig "knackiger" an. Also für's erste alles gut. Um 11:30 wieder zuhause, klitschnass und glücklich.

Nachdem ich beim Dämpfer ja eh nochmal bei wollte, war wieder ein wenig Bosseln auf der Nordseite angesagt. Der berechtigte Hinweis von @rz7a015 ließ meiner Schrauberseele dann doch keine Ruhe; also Schaltung auf klein/klein, Quest aufgebockt, Schaltungsbeule ab und Dämpfer ausgehängt.
:oops: Da zwickt sich was.
Tatsächlich musste ich am Verstärkungsprofil noch 10mm rausfeilen, damit die Schwinge frei bis zum Anliegen an der Karosserie ausschwenken konnte. Es war aber sogar im Nordschatten dermaßen affig heiß heute, daß das Feilen im Bastelkeller eine Wohltat war.

So langsam wird es wieder kühler und Milch brauch ich auch noch für morgen früh...
 
Bin kein Schrauber, finde deine Lösung aber interessant und die Ausführung sieht professionell aus!
hast du deswegen mal Kontakt mit Theo/Allert gehabt. Was sagen die beiden dazu? Wenn das Resultat wirklich signifikant besser ist bzgl Antriebssteifigkeit, dann könntest du deine Lösung doch zum Kauf anbieten.
ich bin von soviel Technikverstand jedenfalls beeindruckt.
 
die Ausführung sieht professionell aus
Vielen Dank für die Blumen.
Aber ich wehre mich stets gegen die Verwendung des Adverbs/Adjektivs "professionell".

Der Dilettant macht es rein aus Freude, der Amateur aus Liebe zur Sache, der Profi allein des Geldes wegen.
So gesehen ist mein Basteln eine Mischung aus Dillettantismus und Amateurhaftigkeit.

Etliche Jahre früher stand ich kurz vor der Entscheidung, mein (damaliges) Hobby zur Erwerbsquelle (vulgo: Beruf) zu machen. Ich bin froh, es nicht getan zu haben.
Irgendwo las ich später auch den Hinweis eines weisen Menschen: Mache niemals Dein Hobby zum Beruf - das Hobby ist weg und der Beruf macht dich nicht glücklich.

Mit Theo / Allert hatte ich noch keinen Kontakt diesbezüglich; ich bin noch VM-Novize und bastele halt dann und wann am Quest rum.

Und hier muß ich mal ne Lanze für das Quest brechen.
Es ist ein ideales VM, um die technischen Zusammenhänge zu begreifen und mit entsprechendem Bastelangagement etwas in Erfahrung zu bringen.


Gruß vom spargelix
 
Tatsächlich musste ich am Verstärkungsprofil noch 10mm rausfeilen, damit die Schwinge frei bis zum Anliegen an der Karosserie ausschwenken konnte.
Wenn Du eine Skizze von Deiner chic'en Verstärkung postest, bleibt den Mitlesenden meine recht schlichte Abstützung erspart... ;-)
 
Natürlich habe ich versucht, eine Vierseitenansicht zu erfassen. Allerdings möchte ich noch ein wenig mit einer Veröffentlichung warten, bis sich das Lochvierkantrohr bewährt hat.
Naja, die Vorabbasteleien waren umfangreich, die Nachbesserungen nicht minder und das Ding macht sich gut.

Gruß vom spargelix

Edit:
Wenn ich mich denn mal für so'n neumodisches Actioncamdingens entschieden haben sollte, kann ich ja auch mal so ein Filmchen mit sich biegenden Schaschlikspießchen aufnehmen. Eine pragmatische Lösung der filmischen Dokumentation, für die ich @tüfti schon im Vorfeld sehr dankbar bin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings möchte ich noch ein wenig mit einer Veröffentlichung warten, bis sich das Lochvierkantrohr bewährt hat.
Eine vergleichbare Abstützung haben schon 5-6 Leute erprobt, allerdings meist als einfache L-Profile.
Damit es in Deinem schönen Carbon-Quest nicht zu Alu-Carbon-Korrosion kommt, empfiehlt sich 1-2 Lagen Klebeband als Isolierung.
 
Sehr interessant, und eine sehr gute Idee. Mal sehen wie ich es sich in einem Glas Quest mit Carbonschwinge umsetzen lässt. Danke auch @hank1970 für das markieren
 
in einem Glas Quest mit Carbonschwinge
Hallo Dennis,
Speziell in Deinem Quest würde sich auch das Nachrüsten einer Verstärkung hinter dem Sitz, im Bereich der äußeren Schwingenlagerung, lohnen.
Die ist bei Glas-Questen ab ca. Nr. 580 und bei Carbon-Questen ab ca. Nr. 640 serienmäßig.
Viele Grüße,
Antoine
 
Sehr gut, ich werde es in Angriff nehmen. Es ist eh gerade ne Großbaustelle. Wäre also angebracht das jetzt zu machen
 

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Ich habe gesucht, aber die Bilder der Einzelansichten nicht gefunden - vermutlich habe ich einfach vergessen, welche zu machen.
Grob habe ich es aber skizziert.IMG_20200825_125222.jpg
 
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