Nischen-Grübelei

Tja, dieses "Anders sein", ist z.B. der Grund, warum meine Frau weder Liegerad, noch Velomobil fährt. Sie will nicht ständig angeglotzt und bequatscht werden....
Wer sich in dieser Hinsicht etwas abhärten möchte, dem empfehle ich, einmal für eine längere Zeit nur barfuß unterwegs zu sein – beim Einkaufen, beim Stadtbummel, in der Kneipe, beim Arztbesuch, beim Fahrradfahren, eben immer und überall …

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Ich habe das ungefähr zehn Jahre lang gemacht (begonnen habe ich mit Ende 60) und sogar dabei nur äußerst selten erkennbar negative Erfahrungen mit meinen Mitmenschen machen müssen. Natürlich schauen die Menschen erstaunt, aber wenn es Reaktionen gab, dann meist freundlich interessiert und oft sogar bewundernd. Nur zwei, drei Male sind meine nackten Füße deutlich angewidert betrachtet worden (übrigens jedes Mal von jungen Frauen). Inzwischen habe ich das Barfußgehen und Barfußfahren aufgeben müssen (aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun), aber ich habe die Erkenntnis mitgenommen, dass man erstaunte Blicke nicht voreilig negativ interpretieren sollte und sich in jeder Nische wohlfühlen kann, und sei sie noch so exotisch …

:giggle: Wolfgang
 
@Velo-Phil ich weiß nicht, wo du wohnst, aber ich habe keine Lust, regelmäßig 9 % hochzuradeln - 2 km lang.
Gott sei Dank wohne nicht ich da oben, aber dem, der da regelmäßig hochradelt, gönne ich seinen E-Assist von Herzen.

Ist doch besser als die Strecke täglich mit dem Auto ...

(dein :X3: zum Schluß läßt mich vermuten, daß du E-Assist generell ablehnst).
 
@Velo-Phil ich weiß nicht, wo du wohnst, aber ich habe keine Lust, regelmäßig 9 % hochzuradeln - 2 km lang.
Gott sei Dank wohne nicht ich da oben, aber dem, der da regelmäßig hochradelt, gönne ich seinen E-Assist von Herzen.

Ist doch besser als die Strecke täglich mit dem Auto ...

(dein :X3:zum Schluß läßt mich vermuten, daß du E-Assist generell ablehnst).

@Minikettwiesel
Fühl dich bitte nicht getriggert. Ich hatte an anderer Stelle ja schon geschrieben, dass ich mich für und über jeden freue, der mit dem Rad fährt und wenn er das mit E-Unterstützung macht und damit glücklich ist, dann soll das so sein. Meine - zugegeben nicht todernst gemeinte - Äußerung bezog sich auf das Nischendasein. Wir wissen ja, dass mit der steigenden Verbreitung von E-Bikes auch viele ehemalige Liegeradfahrer die unelektrifizierte Liege liegenlassen und statt dessen aufs (aufrechte) E-Bike umgestiegen sind. Doch inzwischen schwappt das E zurück: Immer mehr Liegen werden mit E-Unterstützung ausgeliefert. Genaugenommen werden wir Liegeradler ohne E dann eines Tages die Nische in der Nische sein. ;-)

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Bis zum letzten Umzug war dies 5 Jahre lang mein täglicher Arbeitsweg das ganze Jahr über bei Wind und Wetter. Morgens bergab und abends die gleiche Strecke wieder rauf, mit Notebook und Akten im Gepäck. Wir haben auf dem höchsten Punkt in der Region gewohnt, d.h. egal wo man hin wollte, es ging zunächst immer bergab und danach wieder rauf - zum Bäcker, zum Kindergarten, zum Getränkemarkt (ist mit dem Rad dort besonders lustig...) zum Discounter und natürlich täglich zur Arbeit. Meine Kollegen sagten immer, das ginge mit dem Rad überhaupt nicht und als ich ihnen das Gegenteil bewies, wollte sie mir immer ein E-Fahrrad aufschwatzen.

Was die gut gemeinten Ratschläge meiner Kollegen nicht abgedeckt haben, ist mein Verständnis vom Radfahren. Ich fahre Rad, um mich zu bewegen und um meinen Aktionsradius zu vergrößern, ohne mich in neue Abhängigkeiten zu begeben. Auf dem Rad bin ich unabhängig von Fahrplänen, Waben und Tariftypen, mir ist egal was der Sprit (oder der Strom) kostet und wo ich ihn herbekomme. Das einzige, was ich nachladen muss, ist Essen und Trinken. Beides kann ich für gewöhnlich unterwegs, d.h. mein Aktionsradius ist lediglich von meiner körperlichen Verfassung begrenzt und je besser ich trainiert bin, desto größer ist mein Aktionsradius. Ein Elektrofahrrad konterkariert also mein Verständnis vom Radfahren.

Dort wo ich früher gewohnt habe, mache ich hin und wieder noch Trailrunning, damit ich auch beim Laufen auf unbefestigtem Gelände noch ein paar Höhenmeter mitnehme. Für Bergtouren ist ein das ein gutes Training. Allerdings kommen mir dann hier in letzter Zeit immer häufiger E-MTBs entgegen und ich frage mich, was die auf den steilen und schmalen Pfaden wollen. Abgesehen davon: Was hat das denn dann mit Sport zu tun, wenn man sich vom Motor dorthin raufziehen lässt, wo man sonst nicht mal schiebend hingekommen wäre? Das Abstruseste in meinen Augen ist aber der Trend zur Elektrifizierung von Rennrädern. Vielleicht bin ich aber einfach zu alt um das zu verstehen.
 
Nische in der Nische der Nische.
Rad statt Auto, teures Rad, teures "Spezialrad".

Ich kann eh fast nix "normal" machen, Spaß daran ist mir irgendwie nicht vergönnt. Ob die Leute mich nun verrückt erklären, weil ich mit dem Rennrad oder einem Liegerad oder einem VM fahre ist da schon total egal.


Einen Thread für kuriose Begegnungen an der Kaffeemaschine haben wir nicht:
die Kollegin erzählte mir eben, was sie sich für ein tolles Mountainbike gekauft hat im letzten Jahr.
Zwei Sätze weiter: 800€ war sie schon bereit dafür auszugeben.

Freut mich riesig, dass sie vor die Tür kommt und Freude dran hat. Aber da ist die breite Masse halt weit weg von der Carbonrennsemmel.
 
Gleichzeitig erzählt sie dann auch, dass sie sich jetzt n neues tolles Auto für 70000€ gekauft haben (so bei uns im Betrieb vorgekommen). Da ist Geld plötzlich egal.
Oder das Haus in der Innenstadt für 900000€... Aber n Fahrrad für 10000€? SPINNER!
 
für weissnichtgenauwohinschreiben gibts ja den Abschweif-Faden...... n bischen traurig, wie manche Reaktionen mit der Zeit schon so leicht vorherzusagen sind... aber stabile Meinungen sind ja auch was gutes.
 
Mensch Heiko,
nach den Pfingstferien mus ich mich auch mal zum Thema melden: wir sollten doch mal wieder eine gemeinsame Tour machen, damit Du nicht so vereinsamst und an dir zweifelst ;D Da werden sich ja wohl 2-3 Leute zusammenfinden ? Dann kann man wie früher in angeregter Unterhaltung an den Wochenendtorklern entspannt vorbeiziehen......
Leider haben ja die gemeinsamen Touren unserer nur noch fragmentarisch vorhandenen Freiburger Liegeradgruppe in den letzten Jahren aus bekannten Gründen stark nachgelassen, die Lebensumstände der Leute ändern sich (meine auch), es gibt keinen Stammtisch und keine Tourplanung mehr in den Wintermonaten....ich stehe auch immer wieder an dem Punkt, ob ich das Liegeradfahren an den Nagel hänge; alleine fahren finde ich oft auch nicht so prickelnd wie wenn man sich in der Gruppe verorten kann.
Als Ausgleich und neuen Anreiz zur Einspurliege hatte ich aus beruflichen Gründen ja vor ein paar Jahren zum VM gefunden, das hat mir drei Jahre sehr gute Pendlerdienste geleistet (hätte ich auch nicht gemacht, wenn nicht die S-Bahnstrecke Freiburg - Breisach elektrifiziert worden wäre und lange Zeit ausfiel). Mit dem VM kam es bis auf wenige gemeinsame Ausfahrten mit den paar Velonauten rund um Freiburg auch nicht zu einem wirklichen Gruppengefühl, bis auf meine einigermaßen regelmäßige Teilnahme am Oberrheintreffen.
Beruflich bin ich nun seit auch schon drei Jahren ausschließlich in der Innenstadt mit UP unterwegs, da macht die Liege keinen Sinn. Versuche ich zwar immer mal wieder, selbst gelegentlich mit dem VM, aber Spaß macht das in der Stadt nicht wirklich. An das UP, ein schöner Herkelmann-Tourer aus Mitte der 90er, habe ich mich schnell wieder gewöhnt und das Rad macht auch Spaß in der Stadt.

Kurzum: ich fühle mich in der Nische, ob Liege oder VM, nach wie vor wohl, liebe meine seltenen Ausfahrten insbesondere mit dem VM, die Meinung anderer Leute ist mir Wurscht, und ja, ich falle wohl auch gerne auf (das habe ich schon ab Ende der 70er fleissig in der Punkszene geübt :D)
CM Freiburg fahre ich immer mit Liege oder VM. Einfach um auch zu zeigen, es gibt noch andere Mobilitätslösungen.
Aber, wie gesagt, Lebens- und Arbeitsumstände ändern sich: überredet von meiner Liebsten, die letzten Herbst ihr E-Jobrad bekommen hat, habe ich seit ein paar Wochen auch einen E-Esel*, und der erleichtert meine häufigen Kurzstreckenfahrten in der Stadt deutlich.
Für Freizeitfahrten sind VM, Liege und mit etwas Abstand Bio-Up erste Wahl (in dieser Reihenfolge).


*der E-Esel ist ein Cowboy 3: Da es letzten Herbst als Auslaufmodell sehr günstig von Cowboy abverkauft wurde, war ich kurz entschlossen.
Als designaffiner Mensch hatte ich das Rad schon ein paar Jahre im Visir, hatte aber nie das Bedürfnis nach einem E-Bike verspürt, diese eher als Hindernis wahrgenommen (wenn mit Liege oder VM unterwegs). Aufgrund der recht sportlichen (oder sollte ich sagen: nicht altersgerechten ;D) Sitzposition, der Reichweite von nur 70 km (reicht mir unter der Woche, aber nicht für Freizietfahrten) und Riemenantrieb/Singlespeed (über 25 km/h wirds zäh bei hoher Kadenz) wird das für mich ein reines Kurzstrecken-Stadtrad bleiben, im Vergleich bin ich mit dem Bio-Herkelmann manchmal auch schneller unterwegs.

Und damit schlage ich den Bogen wieder zum Nischendasein: aufgrund des Designs werde ich allerdings oft auf das Rad angesprochen, da bin ich wohl wieder in so einer Art Nische zwischen all den SUV- und Mountain-E-Bikes gelandet. (Ein Schelm, wer dahinter Absicht vermutet ;D)
 
Bogen wieder zum Nischendasein:
Ich drehte eben kurz vor dem Dunkelwerden noch eine kleine Runde mit meinem Tretroller (Crussis Cross 26"/20") durch den Kottenforst (Stadtwald Bonn) und wurde von den entgegenkommenden Radlern teils erstaunt, teils schmunzelnd betrachtet ... da kam mir mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit und gefühlt einer 100ter Kadenz ein Einradfahrer auf einem 26" Rad und Schutzausrüstung entgegen.

Und ich dachte, ich wäre in einer Nische unterwegs :ROFLMAO:.
 
da kam mir mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit und gefühlt einer 100ter Kadenz ein Einradfahrer auf einem 26" Rad und Schutzausrüstung entgegen.
Erinnert mich an eine Begegnung mit einem jungen Hochradfahrer, die ich vor einigen Jahren in Salzburg hatte. Er kam mir fröhlich und auch relativ flott auf dem Radweg entlang der Salzach entgegen und machte einen durchaus entspannten Eindruck, trotz der geradezu atemberaubenden und lebensgefährlichen Höhe, in der er sich befand, zumindest im Vergleich zu meinen 50 cm auf dem Basic.
Wir winkten uns beide freundlich und kollegial zu, so von Nischenbewohner zu Nischenbewohner. :)
 
Ich erinnere mich an an eine Fahrraddemo zur Schließung des franz. Atommeilers in Fessenheim: ich auf dem Fujin, neben mir zwei Highbikes, die auch gelegentlich bei dem CM in Freiburg mitfahren. Wir hatten uns gegenseitig immer gut im Blick......
 
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