Nischen-Grübelei

Der Mensch ist nach Aristoteles ein Zoon politikon, also ein nach sozialer Einbindung strebendes Wesen. Dazu gehört auch Akzeptanz und Anerkennung durch die soziale Gemeinschaft.
Sehr richtig. Es stimmt nämlich nicht, dass die Menschen nicht auffallen wollen. Sie wollen schon auffallen und sich aus der grauen Masse erheben, besonders wenn es darum geht, das andere Geschlecht zu beeindrucken, aber eben nur auf positive Weise, im engen Rahmen dessen, was von der (gefühlten) Mehrheit sozial akzeptiert wird. Aufs Radfahren bezogen: Viele wollen schon gerne aus der Masse hervorstechen und bewundert werden, weil sie ein besonders schönes neues Rennrad, E-Bike oder seit neuestem auch Transportrad haben, oder weil sie schneller oder eleganter als andere damit fahren können.

Auf gar keinen Fall aber wollen sie unangenehm auffallen und sich bei etwas erwischen lassen, bei dem sie aus ihrer Sicht Gefahr laufen, diese Akzeptanz und Anerkennung der für sie relevanten Menschen oder Gruppen zu verlieren, so nach dem Motto: "Wenn das mein Chef sieht...", "Wenn meine Freunde erfahren, dass...", oder die Nachbarn, die anderen Mitglieder des Radsportvereins, etc.

Die gute Nachricht: Diese soziale Akzeptanz ist nicht in Erz gegossen, im Gegenteil. Ständig verändert sich, was von den Menschen als positiv und erstrebenswert angesehen wird. Bestes Beispiel im Fahrradbereich wieder das E-Bike. Vor gar nicht so langer Zeit wurden Räder mit Hilfsmotor als Fahrzeuge für Behinderte und Arme angesehen, die sich kein Motorrad leisten können, von einem Auto ganz zu schweigen. Heute dagegen können sich die motorisierten Radler im Nimbus der Umweltfreundlichkeit und sogar der Sportlichkeit sonnen. Natürlich lag diesem Imagewandel eine umfassende Marketingkampagne zugrunde, bei der aus allen Rohren geschossen wurde, auf jeden Fall aber verlief er relativ gesehen sehr zügig und durchgreifend. Der Schritt von "Auf so einem Rad möchte ich mich nicht mal tot erwischen lassen!" bis hin zu "Tolle Sache! Muss ich unbedingt haben!" war also sehr kurz.

Es gibt keinen rationalen Grund, warum es einen vergleichbaren Imagewandel nicht auch bei unseren, bisher noch als "sonderbar" und "gefährlich" eingeschätzten Fahrzeugen geben sollte, und wenn es nicht dazu kommt, ist das auch kein Beinbruch. Wer ein einigermaßen zufriedenes und ausgefülltes Leben führen will, sollte sich sowieso nicht an der "Mehrheit" orientieren, sondern an sich selbst und seinen eigenen Wertmaßstäben, denn nur jeder selbst kann am besten wissen, was ihm guttut und seine Lebensqualität am besten optimiert.

Die Masse irrt entweder, oder hinkt den Erkenntnissen hinterher, denkt nur an den Spruch mit den Milliarden von Fliegen, den Exkrementen und dem Irrtum. Das war schon immer so und wird voraussichtlich auch für lange Zeit noch so sein.
 
Ganz im Gegenteil: Ich bin mit dem Citybike gefahren und war der Einzige von uns dreien, dem nicht der Hintern, der Nacken und die Handgelenke wehtaten.
nebenbei, hatte diese Tour bei dir wohl einen höheren Traningswert, im Gegensatz zu den Gravelern. Von denen da zumindest einer wissen wird, das du ihm mit einem gleichwertigen Rad jeder Zeit um die Ohren fahren könntest. Durch die sinnvolle Wahl des Rades, kann man eine mehrköpfige Radelgruppe auf ein einheitliches Geschwindigkeitsneveau bringen, ohne das jemand sich am Ende unterfordert fühlen müsste.

Wenn die schwächsten Fahrer die schnellsten Räder nutzen können, wird der Spaß am Rudelradeln steigen und wohl zu öfteren Wiederholungen führen.

Falls es jemals dazu kommen sollte, das ich mit meiner Partnerin eine kleine VM Tour mache, dann wird sie natürlich mein Bülk bekommen und ich das Quest nehmen. Dann ist jedem geholfen.... :):)
 
Was ist daran mühsam?
Der Mensch ist ein Herdentier und will in der Herde nicht auffallen, weil die Auffälligen holt sich der Säbelzahntiger, noch allseits bekannter Erfahrungsschatz aus alter Zeit.
Ich falle aber auch ohne Lieger auf, weil ich den Kontakt zu Säbelzahntigern nicht scheue ...
 
Der Mensch ist ein Herdentier und will in der Herde nicht auffallen, weil die Auffälligen holt sich der Säbelzahntiger, noch allseits bekannter Erfahrungsschatz aus alter Zeit.
Ich falle aber auch ohne Lieger auf, weil ich den Kontakt zu Säbelzahntigern nicht scheue ...
Die wahrhaftigsten Recken sind doch jene, die mit den Säbelzahntigern fangen spielen. :cool:
 
Statt zu grübeln genieße ich es regelrecht mit meinen Velomobilen anders zu sein. Nun ist es mir auch nicht zu eigen still und leise zu sein. Auffallen, anecken ist mir Durchaus angenehm. Ich liebe es die überraschten Gesichter zu sehen. Das gegenseitige Anlächeln unter wildfremden Menschen die strahlenden Gesichter von Kindern hebt das Wohlbefinden. Da kann ich statt grübeln doch auch nur lächelnd durchs Velomobilleben fahren.
 
Ich fing bereits in 1994 mit Liegrad fahren an. Damals hatten wir noch die hofnung das Liegerad wurde irgendwann durchbrechen, Bei Cyclevision gab es uber 200 fahrer, und haufenweise publik. Wurde dann doch nichts, und mittlerweile glaub ich auch nicht mehr dran.

Als ich vor 20 jahre in mein damals neuen Wohnort zum Radhandler ging, fur 20 zoll Schwalbe Reifen wurde mir erklart das es die nicht geben wurde weil nicht im sortiment vom Grosshandler, hier schau mal auf das Schirm. Damit war er mir als kunde dan los. Komm da nur fur sachen wo Internet sich nicht loht, Bremsseilchen einzeln oder so. Mich freut es ein Nischenprodukt zu fahren, aber ich bin heil froh das ich es selber warten und bauen kann. Fur die die es nicht können find ich es schade das das Liegezweirad langsam das ausstreben droht.

Grad weil ich so ein Nischen produkt fahre hat das zu viele extra begegnungen und gesprache gefuhrt die ich mit ein normales Rad moglich nicht hatte. Als Kampfradler oder Frecher Rennradfahrer werde ich auch nicht gelabeld, es fallt mir auf meine arbeitsroute auf das es zwei, drei leute gibt die freundlich winken wenn wir uns wieder treffen, die fahren jeden tag in die Gegenrichtung. Glaub nicht das wahre mit Aufrechtrad auch so gewesen.

Ich fahre eigenbau oder gebrauchte rader, hab zwar 5 stuck aber Im Trekkingbike und MTB stecken nicht mehr als 150 euro, der Baron kostete ein Kasten spezial Bier. Midracer und Holzvelomobil sind eigenbau.

Jede zwei jahre der nachste Farbe und ein anderen Renner weil grad Fatbike, oh neh doch Gravelbike, trend ist? Und wenn ich dan Bikepacken will brauch ich dann noch ein zweites Gravelbike? Geht das uberhaupt mit Gravel bike, glaub ich brauch ein you tube tutorial. Die Trends beim Aufrecht gehen auch immer mehr zum Nischen produkt. So kleine Nischen das mann Geld damit verdienen kann darin deutlichkeit zu schaffen. (Sehe GCN)
Die uberigens auch gelegentlich auf eine sehr lobenswerte weise uber Liegerader Berichten.

Mich freut es in der Nische von der Nische akitv zu sein. Vermute es gibt drei Leute in denn Niederlanden die ein Holzvelomobil fahren. Zwei davon haben es selbst gebaut.
 
Innere Einkehr ,eine Ruhepause im Exponiert sein,
ich kann verstehen was du meinst, bin ja auch 50+.
Liebe Grüße Wolfram
 
Heute war beim belchen gipfelkreuz neben mir noch ein andrer Radfahrer samt seinem Mountainbike. Er war interessiert an meinem liegerad und wir hab schön ge fachsimpelt, da kam ich gar nicht zum Grübeln : )
 
Ich fahre- mit Pausen- seit über 20 Jahren Liegerad. Fing schon in der Schule an. Dazu stretchcruiser, lastenrad, etc.
Bin immer aufgefallen, hbe ich mich dran gewöhnt. Nun ist meine Tochter 8 Jahre alt und wünscht sich ein einspuriges Liegerad. Mit 12 will sie ein pinkes bullitt.
Sie weiß schon, dass sie damit auffallen wird und "anders" ist. Das ist okay für sie. Denn eigentlich finden wir Auffallen doch gut und bewundern oft solche, die aufhalten heimlich. Pippi Langstrumpf zum Beispiel.
 
Ja die Pippi hätte liegeradeln sollen, dann hätten wir jetzt viel mehr LiegeradlerInnen : )
 
@HFKLR , am 24.6. Ist CSD in FR. Vllt solltest du da mit einem Eigenbau mitradeln. Das gibt bestimmt viel Rückenwind fürs Andersein und sich dabei ok fühlen....
 
Geht es euch manchmal auch so oder habe ich ne merkwürdige Phase ?
In dem Alter denkt man schon Mal über das Leben nach.
Und ich könnte mir schon vorstellen daß wenn man sich ständig mit Radfahren beschäftigt. Deine persönliche Einstellung ist, daß du in diesem Bereich aus der Masse heraus sticht.
Was vermutlich auch von deinem Umfeld anerkannt wurde. (Mich haben auch viele Kollegen zum Thema Rad befragt)

Und jetzt wo jeder Hinz und Kunz E-Bike fährt. Du dich nicht mehr mit der Gruppe identifizieren kannst. (Keine Ahnung ob du nicht mehr gefragt wirst, oder ob du selber für dich denkst "ich kann da gar nicht mehr mit reden")

Wenn du dich einsam fühlst, dann fehlt dir (aus deiner Sicht) die Anerkennung die du eigentlich verdient hast.

Dafür spricht auch, daß du beim fachsimpeln mit dem MTBler dich wieder wohlfühlst. (Der denkt wie ich, mit dem kann ich reden)

Es gibt Menschen die in so einer Phase, viele neue Dinge ausprobieren. Und schauen wo sie eine neue Herausforderungen finden.

Die anderen neigen zu Depressionen.
Wenn dich das Gefühl der Einsamkeit nicht loslässt. Dann solltest du Mal zu einer Selbsthilfegruppe gehen. Du wirst erstaunt sein, wie viele ganz normale Leute ähnliche Gedanken haben.
 
Mei, ich falle mein ganzes Leben aus der Masse. Dabei tue ich nichts Besonderes, nur, was gerade nötig und vernünftig ist. Mit den Liegerädern bin ich im Allgemeinen ziemlich geduldig, wenn ich angeredet werde. "Nein, das Radl hat keinen e-Antrieb. Nein, ein Pedelec interessiert mich als Alternative nicht. Nein, ich fahre nicht damit, weil ich auffallen will. Ich fahre damit, weil es unglaublich angenehm und gemütlich zu fahren ist" Usw. Kurz angebunden werde ich, wenn mich Leute blöd anreden: "Das kann ja nicht angenehm sein!" Damals habe ich gar nichts mehr gesagt.

Ob ich aus der Masse falle, ist mir egal. Dort war ich eh nie. Aber es stimmt: Diese extrem simplifizierende Sichtweise, ein Pedelec wäre doch viel besser für mich, die nervt.

Und nebenbei, auf ein Posting oben hin: Ich habe eine Tochter, die hätte kein Problem damit, mit einem Pferd in die Stadt zu reiten. Außer, dem Pferd ginge es damit nicht gut.

Lass die Leute einfach reden! Irgend wer redet immer irgend einen Stuß zusammen. Und genieße dein Fahrgefühl auf den Liegerädern!

Lg!
georg
 
Danke, mach ich : ) Heute z.B.
Depressiv werde ich nicht, mit depressiven Menschen hab ich schon beruflich zu tun, das genügt...
Bei dem ganzen E-Bike Anblick bei unserer Gegend reagiere ich mit einer Mischung aus Mitleid, Wut und Resignation... ist ja schön, wenn sich die Leute auf Fahrrädern fortbewegen, aber immer öfter fahren schon 14 Jährige hier mit Riesen SUV E-Bikes durch die Gegend...
 
Tja, dieses "Anders sein", ist z.B. der Grund, warum meine Frau weder Liegerad, noch Velomobil fährt. Sie will nicht ständig angeglotzt und bequatscht werden....
 
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