Tag 3: Rütenbrock - Wischhafen
Start 8:15, 355km/526Hm (geplant Brouter: 352m/142Hm, Berkemeier Show GPX: 348km/603 Hm)
Das Wetter sah zum Start garnicht so schlecht aus. Ich hatte leider vergessen, mich nochmal mit einen von den ahnungsvollen Anwesenden zum Thema "mein Track vs. Brücke in Weener" zu unterhalten, das ist mir aber erst später eingefallen.
Zuerst einmal ging es in Richtung Lathen und drumrum, um an die Transrapid-Teststrecke zu gelangen. Das war eine von den Sehenswürdigkeiten, die ich auf meiner Liste stehen hatte. Nach dem Unfall ist der Betrieb ja dann alsbald eingstellt worden, aber im Moment steht ja wenigstens die Strecke noch und das Betriebsgelände von der IABG. Auf dem Weg dahin hat es leider dann angefangen mit Nieseln, was aber zum Glück nicht schlimmer wurde. Es war ja Sonntag und alles um das Gelände menschenleer, was dem Ort nochmal einen zusätzlichen Lost-Places-Touch gab. Der am Zaun ausgestellte Transrapid-Waggon hat sicher auch schon mal bessere Tage gesehen, aber für ein Foto mit VM mußte er trotzdem herhalten.
Mein Weg führte mich dann nach Norden an der Strecke lang, ein Wahnsinn. Jetzt habe ich zumindest die Teststrecke mal in echt gesehen, vielleicht klappts ja irgendwann mal noch mit Shanghai.
In Papenburg bin ich dann südwestlich um die Werft rumgefahren, aber außer irgendeinem Mittelstück eines werdenden Schiffes und den doch recht großen Fabrikhallen gabs nichts zu sehen. Kurz vor Leer ging es dann wieder über die Ems, und da das das letzte Mal war, war ich mir nun ziemlich sicher, daß das Weener-Brücke-Problem für mich kein solches war. Von Leer habe ich nichts gesehen, was mir irgendwie von der WM bekannt vorkam, das ist aber kein Wunder, weil ich den Ort (vorgabegemäß für Brouter) nur gestriffen habe. Die Straße am Emsdeich Richtung Emden war dann qualitativ sehr hochwertig und zügig zu befahren. Leider sieht man halt nicht viel, weil sich links neben einem dauernd nur Deich befindet...
Ich konnte leider nicht verifizieren, ob Emden wirklich so eine Katastrophe ist oder die Straßen.. naja, Wege, drumherum nur schlecht getaggt sind in OSM, aber Brouter hat mich sicher nicht mit böser Absicht kurz vorher nach rechts in die Pampa geschickt, um die Stadt zu umfahren. Die Wege führten mich zwar am schiefsten Turm der Welt vorbei (gut!, weil hatte ich nicht auf dem Schirm), waren aber leider vor langer Zeit aus Betonsteinen erzeugt und dementsprechend unkomfortabel mit dem VM zu befahren (schlecht!!!).
Als nächstes Zwischenziel war Greetsiel angesagt. Unser Werkstattleiter Arne ist ja nordisch by nature und meinte, da MUSS ich unbedingt hin, wenn ich schonmal dort in der Nähe bin. Eigentlich wollte ich direkt von der Teststrecke nach Norden-Norddeich (sein Geburtsort) fahren, aber er und Frau waren der Meinung, daß wenn man Greetsiel gesehen hat man sich alles andere sparen kann. Als ich gemerkt habe, daß ich am Ort quasi schon vorbei bin, hab ich eine 180°-Drehung hingelegt und bin den Ortskern besuchen gefahren. Dieser war, nun ja, vor allem voller Touristen. Am hübschen Hafen habe ich dann Rast gemacht, und es war echt wie im Fernsehen, aufm Kutter gegenüber hat die Seemanstruppe zum Schifferklavier gesungen und die Möwen flogen. Pure Folklore. Touristen sind auch echt zutraulich, und so durfte ich dort mehrfach die üblichen Fragen zum VM beantworten, konnte aber - gut fürs Selbstbewußtsein - mit stolzgeschwellter Brust auch vom bisher erreichten und dem noch zu erreichenden berichten. Achso, Ottos Leuchtturm in Pilsum habe ich leider nicht gesehen, dazu war das platte Land doch nicht platt (und vor allem vegetationsarm) genug, und einen Umweg wars mir nicht wert.
In Norden hat dann auch zum ersten Mal meine eingangs des Threads angesprochene neue Abtrennung zwischen Antriebsstrang und Hinterrad unangenehme Geräusche von sich gegeben. VM auf die Seite gelegt, Verkleidung hinten ab und nach Diagnose mein Einschubteil, welches das Schwinge herausklappen ermöglicht, etwas großzügiger beschnitten. Dann gings erstmal wieder, ich war erleichtert, daß es keinen Totalschaden da hinten gab (handelt sich schließlich um ein kaum getestetes Teil, und die einzige Testfahrt damit in heimatlichen Gefilden war auch nicht frei von Problemen).
Es fing dann auch wieder mit Nieseln an, was sich in Folge verstärkte. Ich befuhr den Weg am Deich, der enttäuschend war: Ich hatte doch tatsächlich gehofft, der geht AUF dem Deich lang und man sieht was von der Nordsee! Hahaha... nun ja, da hat der Deichgraf nicht an die Radfahrer gedacht. Immerhin hab ich einmal angehalten und bin auf die Deichkrone getreppt, aber der Blick hat mich jetzt auch nicht begeistert. Halbe Wiesen, eventuell Watt .. ich habe keine Ahnung, ob gerade Ebbe oder Flut war, und in garnicht so großer Ferne eine Insel im Nieselregen, die irgendwie zu stark bebaut aussah (Norderney nehme ich an). Das war also mein Erlebnis Nordsee. Ausgehend vom Strand in Zandvoort, den ich vor Jahren schonmal im Monatsabstand erst per VM (WM in Sloten) und dann per Auto (Beachparty) besucht hatte und den ich wirklich toll fand, eher verzichtbar.
Der Rest der Strecke war eher erlebnisarm: In Wittmund mal rechts an der Kreuzung ein Kampfflugzeug aufgeständert, über die Gegend der Weserfähre habe ich mich anderweitig schon geäußerst und unbeliebt gemacht (aber die Frau aufm Fährschiff war sehr unterhaltsam, zusammen mit dem gessprächigen Mercedesfahrer, der es sich dann doch nochmal überlegt hat, ob er seinen CLK wirklich gegen mein VM tauschen will), bei Lamstedt ein riesiger Fernmeldeturm, der die Landschaft beherrscht und insgesamt viel nich so schönes Wetter.
Als ich dann endlich in Wischhafen war, war ich echt froh. Ich habe ein Stück gebraucht, bis ich den bei OSM aufgezeigten Campingplatz gefunden hatte und mußte leider feststellen, daß es halt doch nur ein Wohnmobilstellplatz ist. Aber die Leute waren supernett da, ich bekam gleich nen Platz fürs Zelt zugewiesen, einen Tee, eine Fake-Milchschnitte und den guten Rat, daß ich beim Hafenmeister duschen kann, was ich dann auch machte - eine Wohltat! Der Hafen ist nicht der einzige dort, ein bißchen verwahrlost, man kann auch sagen: verträumt und es liegen allerlei Schiffe in und außerhalb vom Wasser. Bei einem netten ruhigen Typ, der dort ein Schiff renoviert, hab ich dann auch ne Steckdose fürs Garmin bekommen und konnte somit beruhigt schlafen gehen. (Das Bild entstand am nächsten Tag bei der Abfahrt.)