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Hallo liebe Liegenden,
gestern bin ich meine bislang längste Tagesstrecke mit einem Liegerad gefahren. Doch bevor ich davon erzähle, vielleicht noch etwas mehr zu meiner Vorerfahrung. Ich bin erst im letzten Frühjahr zu meinem ersten Liegerad gekommen, mein jetziges Rad ein Zox26 Low habe ich jetzt gerade mal einen Monat. Der Entschluss mir ein Liegerad zuzulegen, kam bei mir vor allem auch durch die Faszination für lange Strecken zustande. Auf dem Aufrechttrekkingrad (ATR) hatte ich schon einige längere (Urlaubs)touren hinter mir. Verbunden mit den entsprechenden Schmerzen. Die längste Strecke hier waren einmal 180km - im topfebenen Teil von Belgien mit _starkem_ Rückenwind... und genügend Verzweifelung weil kein Campingplatz kam.
Seit ich das Zox fahre, ist meine Motivation wieder gestiegen, wirklich wieder längere Strecken mit dem Lieger anzugehen. Letzten Sonntag war es dann soweit, der hiesige Radsportverein lud zur RTF. Und ich dachte mir, dass Vollverpflegung ja auch nicht unbedingt was schlechtes ist...
Also gings um viertel vor sieben zum Startpunkt und pünktlich um 7 rollte ich los - vorgenommen hatte ich mir die 157km Strecke mit fast 2200 hm.
Das Wetter war bedeckt schien aber zu halten. Am Anfang ließ ich es gemütlich rollen, irgendwo um die 25 pendelte die Tachonadel... Aber schon bald zeigte sich woran ich noch arbeiten sollte: jedensmal wenn ich überholt wurde, zog ich das Tempo an. Sah ich jemanden im Rückspiegel, reagierte ich genauso blöd. Nach 27km kam dann schon die erste Kontrollstelle. Also den Stempel geholt, die Flasche aufgefüllt, nochmal auf Klo gegangen und ein paar Brote gegessen. Ging eigentlich alles ganz schnell. Also wieder zurück aufs Rad, mal kurz auf den Bruttoschnitt geschaut... WAS??? Ja, soooo kurz war die Pause dann wohl doch nicht. Die erste Lektion hatte ich da schon gelernt... Pausen drücken den Schnitt halt doch gewaltig nach unten...
Dann fuhr ich weiter es ging lustig rauf und runter, nach weiteren 20km kam schon die nächste Kontrolle: Stempel, essen, tanken. Diesmal fuhr ich wirklich geschwind weiter. Es dauerte dann eine ganze Weile und doch auch einige Höhenmeter bis die dritte Kontrolle bei km 90 endlich kam. Inzwischen war ich komplett durchgeschwitzt, da ich einfach zu warm angezogen war. In dem Zustand was ausziehen wollte ich aber auch nicht - der leichte Schnupfen der vergangenen Tage war mir noch zu gut im Gedächtnis.
Also weiter gefahren, bis irgendwann die Sonne komplett rauskam und es nicht mehr anders ging und ich aus dem Jäckchen raus muste.. Ich hatte dann auch irgendwann mein persönliches Tief, so ca. bei km 100 bis 120... Aber irgendwie ging immer weiter. Dann kam irgenwann das Schild "sehr starke Steigung auf 1100m, 12%" Ob es wirklich nur 12% waren, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich mich die ersten 4-500m hochgedrückt - die Entfaltung des ersten Ganges war bei weitem nicht klein genug. Das ganze erinnerte mehr an Bankdrücken. Dann bin ich abgestiegen und habe geschoben. Im nachhinein ein totaler Schwachsinn. Ich hätte direkt nach 50m absteigen sollen, um zu schieben. Sch*** Ego. Im Endeffekt wärs effektiver gewesen. Für die Zukunft muss ich wohl was an der Übersetzung ändern...
Nach ewigen Zeiten bei km 130 endlich die vierte Kontrolle. Es gab Brötchen mit Schnitzel, Nudelsalat und ähnliches Essen. Perfekt! Ein kurzer Blick auf Höhenprofil und ich war wieder voll da. Vieles scheint wirklich Kopfsache zu sein. Ab aufs Rad, 1.5 Stunden später war ich um 15:30 im Ziel. Von da noch kurz nach Hause, insgesamt kam ich so auf 168 km an einem Tag.
Was habe ich für mich persönlich dazugelernt?
- ein Gepäckträger könnte durchaus sinnvoll sein... auf Langstrecken ohne Verpflegung wäre er für mich essentiell. Ich esse halt gerne
- Langsamer ist manchmal schneller. Hätte ich mich am Anfang nicht immer so sehr mitziehen lassen, wäre es am Ende sicher besser gegangen.
- Sonnencreme ist eine tolle Erfindung (da spar ich mir jetzt die Details)
- Mit Kleidungsanpassung nicht zu lange warten
- Rennradler sind bergab ganz schön im Nachteil
- Sich auf Teufel komm raus Berge hochzudrücken ist nicht unbedingt sinnvoll. Schieben bringt einen auch nicht um
- Konditionell bin ich gar nicht mal so schlecht drauf. Im Kopf muss noch vieles anders werden.
Heute sind die Beine ein bißchen müde und die Achillesversen schmerzen leicht. Hatte ich sonst noch nie, ich habe die starken Steigungen im Verdacht. Insgesamt wars toll.
Das nächste Ziel: 200km im nächsten Frühjahr als Brevet fahren.
So, danke fürs Lesen
Mathias
gestern bin ich meine bislang längste Tagesstrecke mit einem Liegerad gefahren. Doch bevor ich davon erzähle, vielleicht noch etwas mehr zu meiner Vorerfahrung. Ich bin erst im letzten Frühjahr zu meinem ersten Liegerad gekommen, mein jetziges Rad ein Zox26 Low habe ich jetzt gerade mal einen Monat. Der Entschluss mir ein Liegerad zuzulegen, kam bei mir vor allem auch durch die Faszination für lange Strecken zustande. Auf dem Aufrechttrekkingrad (ATR) hatte ich schon einige längere (Urlaubs)touren hinter mir. Verbunden mit den entsprechenden Schmerzen. Die längste Strecke hier waren einmal 180km - im topfebenen Teil von Belgien mit _starkem_ Rückenwind... und genügend Verzweifelung weil kein Campingplatz kam.
Seit ich das Zox fahre, ist meine Motivation wieder gestiegen, wirklich wieder längere Strecken mit dem Lieger anzugehen. Letzten Sonntag war es dann soweit, der hiesige Radsportverein lud zur RTF. Und ich dachte mir, dass Vollverpflegung ja auch nicht unbedingt was schlechtes ist...
Also gings um viertel vor sieben zum Startpunkt und pünktlich um 7 rollte ich los - vorgenommen hatte ich mir die 157km Strecke mit fast 2200 hm.
Das Wetter war bedeckt schien aber zu halten. Am Anfang ließ ich es gemütlich rollen, irgendwo um die 25 pendelte die Tachonadel... Aber schon bald zeigte sich woran ich noch arbeiten sollte: jedensmal wenn ich überholt wurde, zog ich das Tempo an. Sah ich jemanden im Rückspiegel, reagierte ich genauso blöd. Nach 27km kam dann schon die erste Kontrollstelle. Also den Stempel geholt, die Flasche aufgefüllt, nochmal auf Klo gegangen und ein paar Brote gegessen. Ging eigentlich alles ganz schnell. Also wieder zurück aufs Rad, mal kurz auf den Bruttoschnitt geschaut... WAS??? Ja, soooo kurz war die Pause dann wohl doch nicht. Die erste Lektion hatte ich da schon gelernt... Pausen drücken den Schnitt halt doch gewaltig nach unten...
Dann fuhr ich weiter es ging lustig rauf und runter, nach weiteren 20km kam schon die nächste Kontrolle: Stempel, essen, tanken. Diesmal fuhr ich wirklich geschwind weiter. Es dauerte dann eine ganze Weile und doch auch einige Höhenmeter bis die dritte Kontrolle bei km 90 endlich kam. Inzwischen war ich komplett durchgeschwitzt, da ich einfach zu warm angezogen war. In dem Zustand was ausziehen wollte ich aber auch nicht - der leichte Schnupfen der vergangenen Tage war mir noch zu gut im Gedächtnis.
Also weiter gefahren, bis irgendwann die Sonne komplett rauskam und es nicht mehr anders ging und ich aus dem Jäckchen raus muste.. Ich hatte dann auch irgendwann mein persönliches Tief, so ca. bei km 100 bis 120... Aber irgendwie ging immer weiter. Dann kam irgenwann das Schild "sehr starke Steigung auf 1100m, 12%" Ob es wirklich nur 12% waren, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich mich die ersten 4-500m hochgedrückt - die Entfaltung des ersten Ganges war bei weitem nicht klein genug. Das ganze erinnerte mehr an Bankdrücken. Dann bin ich abgestiegen und habe geschoben. Im nachhinein ein totaler Schwachsinn. Ich hätte direkt nach 50m absteigen sollen, um zu schieben. Sch*** Ego. Im Endeffekt wärs effektiver gewesen. Für die Zukunft muss ich wohl was an der Übersetzung ändern...
Nach ewigen Zeiten bei km 130 endlich die vierte Kontrolle. Es gab Brötchen mit Schnitzel, Nudelsalat und ähnliches Essen. Perfekt! Ein kurzer Blick auf Höhenprofil und ich war wieder voll da. Vieles scheint wirklich Kopfsache zu sein. Ab aufs Rad, 1.5 Stunden später war ich um 15:30 im Ziel. Von da noch kurz nach Hause, insgesamt kam ich so auf 168 km an einem Tag.
Was habe ich für mich persönlich dazugelernt?
- ein Gepäckträger könnte durchaus sinnvoll sein... auf Langstrecken ohne Verpflegung wäre er für mich essentiell. Ich esse halt gerne
- Langsamer ist manchmal schneller. Hätte ich mich am Anfang nicht immer so sehr mitziehen lassen, wäre es am Ende sicher besser gegangen.
- Sonnencreme ist eine tolle Erfindung (da spar ich mir jetzt die Details)
- Mit Kleidungsanpassung nicht zu lange warten
- Rennradler sind bergab ganz schön im Nachteil
- Sich auf Teufel komm raus Berge hochzudrücken ist nicht unbedingt sinnvoll. Schieben bringt einen auch nicht um
- Konditionell bin ich gar nicht mal so schlecht drauf. Im Kopf muss noch vieles anders werden.
Heute sind die Beine ein bißchen müde und die Achillesversen schmerzen leicht. Hatte ich sonst noch nie, ich habe die starken Steigungen im Verdacht. Insgesamt wars toll.
Das nächste Ziel: 200km im nächsten Frühjahr als Brevet fahren.
So, danke fürs Lesen
Mathias
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