Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Beiträge
677
Liebe Gemeinde,

nach meiner ersten Velomobilausfahrt vor zwei Tagen und den Erfahrungen mit der Lenkung bei Geschwindigkeiten über 40, habe ich mich noch einmal mit der Lenkgeometrie befasst.
Sicherlich kann man sich nach einiger Zeit an eine nervöse Lenkung gewöhnen, aber vom Seitenwind gebeutelt zu werden, durch Pedaleinsatz immer leicht mit dem Bug nach links und rechts zu pendeln und in Kurven gegenzuhalten, damit die Lenkung sich nicht noch mehr in die Kurve zieht, lässt sich sicherlich verbessern.
Begriffe wie Sturz, Nachlauf, Nachlaufversatz, Spreizung, Lenkrollradius, Vorspur, Nachspur und Ähnliches waren bisher noch eher böhmische Streusiedlungen für mich…aber ein paar Dinge sind mir jetzt zumindest theoretisch klarer geworden.
Die Rückstellkraft ist für die stabile Lenkung jenseits von 40 wesentlich. Der Nachlauf stabilisiert das Rad, indem das Rad hinter der Lenkdrehachse hinterher gezogen wird, wodurch das Fahrzeug seine Richtungsstabilität erhält. Das Rad wird in einer Kurve wieder in die gerade Lenkposition gezwungen. Mann muss also wie beim Auto etwas gegenhalten, um in der Kurve zu bleiben (ist aus Sicherheitsgründen fürs KFZ sogar vorgeschrieben)
Die Spreizung hat einen ähnlichen Effekt, beruht aber im Wesentlichen auf der Schwerkraft, die die Lenkung in die Neutrale zurückbringt.
Die Frage ist jetzt, inwieweit das Ganze auf ein dreirädriges VM übertragen werden kann.
Ich vermute mal, dass durch den Nachlauf Phänomene wie starke Seitenwindempfindlichkeit, das Seitwanken des Fahrzeuges durch Kurbeln und das Reinziehen der Lenkung in die Kurve mit hakeligem Gegenlenken deutlich reduziert werden könnte. Auf meinen RR hab ich die Probleme nicht, die Bergabgeschwindigkeiten, die ich hier gewohnt bin, traue ich mich aber mit einem VM nach meinen ersten Erfahrungen nach nicht. Die Lenkung müsste viel spurtreuer und stärker untersetzt sein..
Sind die Lenkungen zB beim Go-One baugleich mit anderen VM Lenkungen? Wie ist normalerweise die Spreizung, wie stark der Nachlauf, ist ein Nachlaufversatz günstiger, als die Lenkachse zu kippen. Was kann man verstellen? Wie kann man die Lenkung weniger direkt machen? Bin gespannt auf Eure praktischen Erfahrung.
Viele Grüße,

der RRadler
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Die Frage ist jetzt, inwieweit das Ganze auf ein dreirädriges VM übertragen werden kann.
Ich vermute mal, dass durch den Nachlauf Phänomene wie starke Seitenwindempfindlichkeit, das Seitwanken des Fahrzeuges durch Kurbeln und das Reinziehen der Lenkung in die Kurve mit hakeligem Gegenlenken deutlich reduziert werden könnte.
Sind die Lenkungen zB beim Go-One baugleich mit anderen VM Lenkungen?

Hi ,
ich habe ein Quest mit der gleichen Lenkung wie im GoOne.
zunächst einmal sind deine Theoretischen Kenntnisse aufs VM übertragbar.

Das Wanken durchs Treten läßt sich mit Härteren Federn in den Vorderbeinen nahezu abstellen.

Das man bei Seitenwind gegenlenken muss ist ja auch beim Auto normal(zb Vorbeifahrt LKW),
nur das dort die Kraft des Windes viel kleiner gegenüber dem Fahrzeug gewicht ist...

Der Rest denke ich liegt bei dir an der Gewöhnung.
Wenn man sich an 3Rad-Lenkung und diese Ruderpinne gewöhnt hat läßt es sich sehr sicher durch Kurven fahren, solange das VM nicht das Beinchen hebt.

Ein Effekt den ich beim Quest bemerkt habe:
Beim plötzlichem Einfedern hinten versetzt das Quest auf dem HR nach rechts. Ich denke das Problem ist die Optimale Justierung des Einarmes des HR und der dadurch nicht komplett gerade steht und durchs ausfedern eine Kraft nach rechts entsteht.
Bei 2ArmSchwingen sollte der Effekt nicht vorhanden sein.

Tschö
René
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Hi ,
ich habe ein Quest mit der gleichen Lenkung wie im GoOne.
zunächst einmal sind deine Theoretischen Kenntnisse aufs VM übertragbar.

Das Wanken durchs Treten läßt sich mit Härteren Federn in den Vorderbeinen nahezu abstellen.

Das man bei Seitenwind gegenlenken muss ist ja auch beim Auto normal(zb Vorbeifahrt LKW),
nur das dort die Kraft des Windes viel kleiner gegenüber dem Fahrzeug gewicht ist...

Der Rest denke ich liegt bei dir an der Gewöhnung.
Wenn man sich an 3Rad-Lenkung und diese Ruderpinne gewöhnt hat läßt es sich sehr sicher durch Kurven fahren, solange das VM nicht das Beinchen hebt.

Deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Zunächst ist Trike-fahren nicht mit Zweirädern vergleichbar, gilt auch für UV Trikes. Neulinge wundern sich immer über den Schlingereffekt -- das Trike reagiert anders, will entspannter und nicht mit soviel Ganzkörpereinsatz gefahren werden wie ein RR.
Nach einiger Zeit merkt man das selbst, bleibt im Oberkörper entspannt und tritt runder als auf normalen Rädern.

Die Quest-Lenkung ist identisch mit Mango und Go-one, sie ist das Vorbild (wenn nicht bereits selbst Kind der Alleweder-Lenkung), hat also insgesamt die meisten Kilometer auf Straßen von allen VMs. Die Lenkung ist fast reine Gewöhnung, die Seitenwindempfindlichkeit wäre wohl nur abzustellen, wenn Tempo geopfert würde (weniger Länge, mehr Gewicht, mehr Vorspur).
Schau Dir bei velomobiel.nl mal die Fahrerliste und Kilometerleistung von deren VMs an -- da stecken tausende von Fahrstunden drin, mit dieser Lenkung.

Mein Ratschlag ist, dir die Eingewöhnung zu gönnen. Danach ist die Lenkung als Problem mit Sicherheit verschwunden.

Jupp
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Volle Zustimmung. Allerdings finde ich bei schweren und/oder starken Fahrern eine härtere Federung sehr sinnvoll. Als ich bei mir die blauen (weichen) Federn gegen rote (harte) getauscht hatte, lief mein Quest gleich wesentlich ruhiger, wenn auch nicht mehr mit dem früheren Sänftengefühl.

Viele Grüße,
Martin
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Volle Zustimmung. Allerdings finde ich bei schweren und/oder starken Fahrern eine härtere Federung sehr sinnvoll. Als ich bei mir die blauen (weichen) Federn gegen rote (harte) getauscht hatte, lief mein Quest gleich wesentlich ruhiger, wenn auch nicht mehr mit dem früheren Sänftengefühl.

Viele Grüße,
Martin

ich fahre auch die härteren Federn - tun auch in Kurven gut
für das Sänftengefühl warte ich bis der Druck im 50-559 Kojak hinten auf 2,5 bar runter ist - das dämpft

Jupp
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Das man bei Seitenwind gegenlenken muss ist ja auch beim Auto normal(zb Vorbeifahrt LKW),
nur das dort die Kraft des Windes viel kleiner gegenüber dem Fahrzeug gewicht ist...

Der Rest denke ich liegt bei dir an der Gewöhnung.
Wenn man sich an 3Rad-Lenkung und diese Ruderpinne gewöhnt hat läßt es sich sehr sicher durch Kurven fahren, solange das VM nicht das Beinchen hebt.

Danke für Eure Antworten.
Ein gewissen Gewöhnungseffekt erhoffe ich mir, und das scheint ja auch einhellige Meinung zu sein.
Der Versatz bei Seitenwind mit der recht großen Fläche eines VMs ist natürlich klar. Meine Vermutung war jedoch, dass durch die Kraft, die seitlich auf das Fahrzeug wirkt, das Gleiche passiert, wie im Rollversuch, den ich damals gemacht habe. (VM neben sich herschieben und mal ein bisschen nach rechts drücken. Die Lenkung weicht nach rechts aus). Dadurch wird der Effekt durch Seitenwind natürlich noch deutlich verstärkt. Die Elastizität der gesamten Lenkung inklusive Felgen und das Lenkungsspiel bewirken dann vermutlich dass die Lenkung bei Seitdruck mit ausschlägt, selbst wenn die Lenkstange und Kardan sich nicht bewegen.
Da die Elastizität der Lenkung im Leichtfahrzeugbau vermutlich einfach akzeptiert werden muss, ist die Frage, wie die Kräfte die direkt auf die Lenkung wirken, möglichst neutralisiert werden. Ohne Nachlauf gibt’s vermutlich keinen Effekt auf die Lenkung bei Seitenwind. Gleichzeitig gibt’s ärgerlicherweise aber auch keine Rückstellraft der Lenkung in Kurven.
Habt Ihr mal am Nachlauf/ Spreizung gespielt? Ist die Spreizung überhaupt einstellbar? Wie ist der Winkel.
Eine Spurstange kann an einer weiteren Bohrung mit längerem Hebel angebracht werden (beim Evo). Ist die Lenkung dann weniger direkt? Könnt Ihr mit dem Quest oder anderen VMs mit 70-80 bergab fahren ohne in die Hose zu machen? Oder gibt’s vom Hersteller der Lenkung vielleicht ein paar schlaue Ratschläge zur Einstellung?
Bei meiner Probefahrt habe ich mich in der Ebene manchmal ausrollen lassen, da mir die Hin und Herschaukelei zu heikel wurde (und den Autofahren hinter mir auch?)

Danke und Grüße,

der RRadler
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Könnt Ihr mit dem Quest oder anderen VMs mit 70-80 bergab fahren ohne in die Hose zu machen? Oder gibt’s vom Hersteller der Lenkung vielleicht ein paar schlaue Ratschläge zur Einstellung?

Auf guter Strecke ist Tempo 80 mit dem Quest noch Wohlfühlgeschwindigkeit. Darüber steigt dann aber die Konzentration stetig an. Ich denke mal, ich kann an der Einstellung der Räder nichts verbessern und lasse daher die Finger davon. Beim letzten Quest hat sich auch über 35.000km nichts an der Spur geändert. Das Rad sollte weder Vor- noch Nachspur haben, sonst bremst du dich nur aus und die Reifen sind nach 2000km runter. Beim Cab-Bike musste man die Spur öfters mal kontrollieren, beim Quest mach ich das eigentlich nie. Wie es beim Go-One ist kann ich nicht sagen.

Grüße,
Martin
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Könnt Ihr mit dem Quest oder anderen VMs mit 70-80 bergab fahren ohne in die Hose zu machen? Oder gibt’s vom Hersteller der Lenkung vielleicht ein paar schlaue Ratschläge zur Einstellung?
Bei meiner Probefahrt habe ich mich in der Ebene manchmal ausrollen lassen, da mir die Hin und Herschaukelei zu heikel wurde (und den Autofahren hinter mir auch?)

Klar kann man mit 70-80 bergab fahren, Quest liegt wie ein Brett.

Hin- und Herschaukeln: ich sage doch, das sind Anfängerphänomene -- nichts für ungut

Jupp
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Das Wanken wird weniger bei viel Übung. Ich fahre der Zeit in eine Mango, und hatte auch Probleme bei der Geschwindigkeiten über 40 km/Uhr. Ich schwinge noch immer, aber immer weniger (nur ein paar hundert km mit den Mango).


Was auch möglich ist: die Kupplung ist zu steif. Möglicherweise müssen Sie die Schrauben ein wenig lösen.
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

nach meiner ersten Velomobilausfahrt vor zwei Tagen und den Erfahrungen mit der Lenkung bei Geschwindigkeiten über 40, habe ich mich noch einmal mit der Lenkgeometrie befasst.
Mein Alleweder habe ich mit Vorspur null eingestellt und das Teil fährt bis Tempo 82 ruhig wie ein Brett auf der Straße. Für höhere Geschwindigkeiten fehlte mir bisher die Gelegenheit. Der Preis, den man dafür zahlt, ist halt, dass das AW bei Hindernissen (Matsch, Bordsteinkante) in Richtung auf das Hindernis zu fährt und nicht abgewiesen wird; an welcher Einstellung das nun genau liegt, kann ich auch nicht mehr sagen, aber ich habe es mal irgendwo gelesen, dass man dieses Verhalten ändern kann auf Kosten von etlichen anderen Nachteilen. So habe ich das dann gelassen und fahre gut so. Noch ein Nachteil bei meiner Einstellung: Bei starkem Bremsen (= Beschleunigen nach hinten) fängt das AW zu schlingern an. Aber das kann auch daran liegen, dass die Bremsbacken nicht gleichzeitig greifen. So bald man stärker bremst, ist alles wieder in Ordnung.
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Hallo RRadler!
Ich hab mir im Winter meine Klapperkiste (Trike) selbst zusammengebraten.Zum Thema Lenkung hatte ich vorab ein Gespräch mit meinen Autoschrauber genau über diesen ganzen Kram,Lenkrollradius,Vorspur ,Nachlauf,etc.
Ich hab meine Vorderachse im kalten Schuppen im Januar zusammengeschweißt- nichts ist wirklich genau geworden.....
Was soll ich sagen ,bei meiner ersten fahrt im März dachte ich ,na prima fährste halt immer von der einen Strassenseite zur anderen,kommste auch irgendwie voran....
Heute fahr ich mit 40 Sachen den Berg runter und kann den Lenker loslassen ,das Teil fährt schnurgradeaus.
Was mir aufgefallen ist :stell ich das Teil hin und schlag die Lenkung ein steht das Hinterrad schief.(nicht senkrecht)
Das heißt andersherum:Bewegungen mit dem Oberkörper,wie man es vom UP gewohnt ist bewirken ein schlingern der Lenkung!
Entspann dich und du fährst gradeaus!
Gruß Christian
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs

Danke für Eure Antworten.
Könnt Ihr mit dem Quest oder anderen VMs mit 70-80 bergab fahren ohne in die Hose zu machen? Oder gibt’s vom Hersteller der Lenkung vielleicht ein paar schlaue Ratschläge zur Einstellung?
Bei meiner Probefahrt habe ich mich in der Ebene manchmal ausrollen lassen, da mir die Hin und Herschaukelei zu heikel wurde (und den Autofahren hinter mir auch?)

Hi, ich habe mittlerweile meiner ersten 2000 Mango Kilometer hinter mir, welche noch nicht vollständig ausreichen um mich an das flatterige Lenkverhalten zu gewöhnen - aber immerhin hat sich mein Wohlfühlbereich von gerade mal 30 auf 60-65km/h erweitert.

Ich bin freilich durchaus froh, im flachen Schleswig Holstein zu wohnen und zu fahren, wo heftige Gefällestrecken und Geschwindigkeiten > 80 kein Thema sind. (zumindest nicht bei meinem Leistungsstand :p)

Wind gibs hier reichlich, bei böigem Seitenwind nehme ich die Radverkleidungen runter, dann lenkt es sich wesentlich ruhiger. Ich würd sagen mindestens 50% der gefühlten Seitenwindempfindlichkeit hängen an den (Vorder)Radverkleidungen

Eine leichte Nachspur habe ich auch eingestellt, ist aber vor allem bauart bedingt motiviert: Die Kugelgelenke meines Mangos lassen sich nur in vollen Umdrehungen verstellen, und ließen nur die Auswahl zwischen leichter Vor oder Nachspur. Klar, die Nachspur fährt sich angenehmer als die Vorspur, aber insgesamt scheint mir der Unterschied so gering, dass ich, wenns von der Einstellung her möglich wäre, mich für neutral entscheiden würde.

Ansonsten fahr ich immer schön mittig auf der Fahrbahn, damit niemand auf die Idee kommt mich mit 50cm Seitenabstand zu überholen.

Grüße, Michael
 
AW: Lenkgeometrie und Spurtreue bei VMs


Vielen Dank schon mal für Eure Ratschläge. Macht vielleicht auch Sinn nochmal zum Vergleich mit einem anderen VM zu fahren, auch wenn mein Favorit eigentlich feststeht.
Grüße vom RRadler
 
Zurück
Oben Unten