Laienfrage: Kabelquerschnitt

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Vorweg: Ich habe extrem wenig Ahnung von Elektrik. Es reicht gerade mal zu simplen Basteleien bzw. dazu, im Haus einfache Arbeiten wie Anschließen von Lampen etc. zu bewerkstelligen, daher also bitte nicht lachen.

Meine X-Stream hat ja für ein VM recht viele Verbraucher wie Lichter, Bremslicht und Blinker, hinzukommen sollen das vom Hauptstrang vom Nabendynamo abgezweigte E-Werk sowie eine kleine Innenraumleuchte. Da es mir recht schwer fällt, die unter den Einstiegsumrandungen laufenden separaten Kabel zu verfolgen, bin ich auf die Idee gekommen, statt der einzelnen Kabel ein vorhandenes, ca. 10-adriges, ca. 4 m langes passend geschnittenes Flachbandkabel aus einem zerlegten alten Auto als Hauptstrang zu verwenden, von dem dann die Verbraucher abzweigen, einfach weil die einzelnen Stränge so schön räumlich fixiert sind: "Oben bleibt oben."
Das Kabel dürfte nach seiner Länge die 12 Volt-Lichtanlage samt Front- und Rücklichtern versorgt haben, vermutlich alles "Plus", Karosserie = Masse.
Eigentlich müsste das Kabel für die Stromversorgung meines VM ausreichen oder bringt der Kabelquerschnitt zuviel Verluste?
Mir würde schon ein Link ausreichen, der das Thema auch für Laien eindeutig darlegt, ich habe leider auf Anhieb nichts gefunden.

Bin für jeden zielführenden Hinweis dankbar.

Grüße, Martin
 
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AW: Laienfrage: Kabelquerschnitt

Der Link von Aschaab turnt das mit den Leitungsquerschnitten ja schon sehr gut vor, da muss ich jetzt nur noch vom Löten der Kabel abraten. Beim Löten zieht sich mit dem Lötzinn auch immer Flußmittel in die Litze. Dort arbeitet deises heimlich still und leise weiter, auch weil Fahrzeige wie VMs gerne an Orten mit erhöhter Luftfeuchte (Keller, Garagen) gelagert werden. Das Kupfer korrodiert und wird zu grünem Pulver, welches nicht mehr leitet. Der Widerstand geht dann gegen unendlich -> die Leitung ist unterbrochen, und man sieht von aussen aber nichts! der verzinnte Teil schaut weiter gut aus und verschwindet in der Isolierung…

Das gilt eigentlich auch für Platinen, aber dort kann man das Flussmittel hinterher abwaschen, Lötstop-Lack auftragen, die Baugruppe vergiessen. Bei Kabeln geht das nicht.

Bei bewegten Fahrzeugen kommt dann erschwerend noch hinzu, dass die Vibrationen am Übergang von vibrierenden Kabeln zu den feststehenden Kontakten Wechselbiegemomente im Takt der Schwingung aufbringen, dummerweise genau da, wo die Korrosion in der Isolierung nagt, am Übergang von verzinnt/fest zu unverzinnt/weich.

Im Idealfall
- nimmt man ein gutes Kabel mit einer Silikonisolierung im passenden Querschnitt. Der Isoliermantel ist wesentlich rubbel- und scheuerresistenter als PVC, und dünner!
- benutzt man Crimpkontakte, oder deren arme Verwandtschaft die Quetschkontakte
- den Übergang hart weich "federt" man bei rüttelgefährdeten Anschlüssel mit einem Stück Schrumpfschlauch ab
- überlegt man sich vorher einen Kabellaufplan, der
+ die Kabellänge minimiert
+ Schleifen vermeidet (Hin- und Rückleiter über die gleiche Strecke)
- bündelt man die Kabel
- befestigt man den entstandenen Kabelbaum, so dass er nicht im Spritzwasserbereich liegt, nicht getreten und geklemmt werden kann, nicht vibriert

LED-Lampen sind recht robust (haben ja fette Widerstände oder eine Konstantstromquelle davor), aber wenn ich ein Stück Elektronik an Bordnetz anbinde, würde ich mir sogar einen Feinsicherungshalter überlegen: sollte man mal versehentlich mit dem Klappsitz oder Zelthäringen den Kabelbaum beschädigen/kurzschließen und diverse Verbraucher eingeschalten sein, kann Strom auf Pfaden fließen, die man nie vorgesehen hat.

Mein Vater nennt das "Doktorarbeit", aber der fährt auch nie nachts.
 
AW: Laienfrage: Kabelquerschnitt

- benutzt man Crimpkontakte, oder deren arme Verwandtschaft die Quetschkontakte

Ist das das, was ich als "unisolierte" bzw. "isolierte" Kabelschuhe (aka Baumarktquetschschrott) kenne? Crimpen und Quetschen war für mich bisher dasselbe, deswegen finde ich die Unterscheidung eigentlich recht gelungen, wenn ich mal drüber sinniere .... ;)


Zum Rest kann ich nur breitestens zustimmen, ich crimpe mir meine Kabelbäume für meine alten Moppeds immer selbst, und die ollen Rüttler machen mit gelöteten Verbindungen kurzen Prozess. Unisolierte Kabelschuhe mit dem jeweils korrekten Werkzeug vercrimpt und mit Schrumpfschlauch isoliert kriegt nicht mal die Norton klein.Am unmotorisierten Zweirad also über jeden Zweifel erhaben.


Tim
 
AW: Laienfrage: Kabelquerschnitt

Danke für Eure Antworten!
Demnach bringt also ein geringerer Kabelquerschnitt höheren Widerstand: "Die Größe eines Widerstands ist umgekehrt proportional zur Querschnittsfläche eines Drahts." Ich handle mir also einfach nur Mehrgewicht, aber keine elektrischen Verluste ein.
Da der NaDy samt E-Werk ja zentral im linken Vorderrad sitzt, sind die Strecken in beide Richtungen nicht sonderlich lang, so dass die Durchleitungsverluste nicht sonderlich hoch sein sollten.
Vor allem der Hinweis mit den korrodierenden Lötstellen und der Crimperei ist Gold wert. Ich habe früher die Kabelenden verzinnt und konnte meinen früher verwendeten durchsichtigen zweiadrigen Lautsprecherkabeln immer beobachten, wie der Grünspan sich langsam nach innen arbeitete.
Das Flachbandkabel ist logischerweise in PVC eingehüllt: Quelle ist ein preiswerter PKW aus den 80-er Jahren, Citroen Visa.

Na, ich werde es mal probieren.

Grüße, Martin
 
AW: Laienfrage: Kabelquerschnitt

...da muss ich jetzt nur noch vom Löten der Kabel abraten...

Entspricht nicht meiner Erfahrung.
Ich löte Verbindungen gerne und hatte bisher keine Probleme damit, mit gequestschten Verbindungen hingegen immer wieder.

@ Biegung und DIchtheit an der Verbindungsstellen :
Ich verwende meist Schrumpfschläuche.

Gruß, Harald
 
AW: Laienfrage: Kabelquerschnitt

Servus,

wenn man gutes Elektronikerlötzinn nimmt, ätzt da eigentlich nichts weiter.
Hatte da noch nie Probleme.

Gruß,
Patrick
 
AW: Laienfrage: Kabelquerschnitt

Das Ätzen des Flussmittels sollte eigentlich auch nicht das zentrale Problem sein. Eigentlich ist es eher die Versprödung der Litze durch das Verzinnen. Man nimmt ja Litze extra wegen ihrer Flexibilität - und gelötete Litze ist starr. Wenn's jetzt wackelt und vibriert, dann wackelt die flexible Litze und bricht direkt am Übergang zum gelöteten Teil Fädchen für Fädchen nacheinander ab.

Soweit die Theorie. Ich löte im Auto und am Fahrrad auch alle Verbindungen. Dann kommt Schrumpfschlauch als Knickschutz drüber und mir ist noch nie eine Lötverbindung gebrochen. Soweit die Praxis. ;)

Nur eins geht gar nicht: Verzinnen und dann in einer Schraubklemme klemmen. Das hält wirklich nicht dauerhaft, weil das Zinn unter dem Druck der Schraube plastisch nachgibt. Bei Schraubklemmen muss daher eine Aderendhülse auf die Litze drauf.
 
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