Kettenloser E-Antrieb

Die Pedelectechnik mit ihren inzwischen besseren Akkus. Wenn man sowiso einen Nabenmotor nutzt, warum die lächerliche Eigenleistung noch mit einer komplizierten Kette parallel ans Hinterrad geben?
 
Ich würde es anders formulieren: eine konstante, kontinuierliche Eigenleistung ist immer sinngemäßer, als es das Pseudopedalieren der Masse wäre.

Und somit erhält die Generatorlösung selbst mit ineffizienter Technik eine Daseinsberechtigung: Sie sorgt dafür, dass die Nutzer nicht mehr pseudopedalieren, da der Motor "sowieso die Leistung raushaut", sondern sie immer einen konstanten Widerstand spüren, welcher unabhängig von der zugesteuerten Motorleistung ist.

Somit: Vollgas ändert nichts daran, dass sie gegen eine konstante Kraft hineintreten müssen, wenn sie pedalieren wollen - und dank PAS-Sensor gehts nicht mit "nichtpedalieren", in Deutschland zumindest. Demnach mehr Training als jedes Pseudopedalieren und somit trotz geringerem Wirkungsgrad mehr Eigenleistung im Antriebssystem, als bei kettengestütztem Pseudopedalieren. Die psychischen Aspekte sollten nicht ausser Acht gelassen werden.

Viele Grüße
Wolf
 
Wenn man Indoor-Trainer mit nur geringer Schwungmasse probiert, also quasi hauptsächlich gegen den Generator/die Wirbelstrombremse tritt, stellt man ein unangenehm zähes Verhalten bzw. Reaktion auf das Treten fest. Kein Vergleich mit echtem Fahrradfahren.
Da dies im stationären Betrieb nach meiner Kenntnis nur mit zusätzlicher Schwungmasse besser wird, halte ich den kettenlosen E-Antrieb für nicht angenehm/wünschenswert. Vom Wirkungsgradverlust mal ganz abgesehen.

Dazu erstaunt mich die optisch gut gemachte Webseite http://bike2.dk/mit massivem Rechenfehler oder sei es nur fehlendem Physikverständis:
Der 250 Watt Antrieb soll 70 Nm bei 80 U/min bringen, das wären aber nach der einfachen Formel P=2*Pi*n*M = 586 Watt.
Das ist schon eine fundamental wichtige Angabe. Entweder sind sie nicht bereit zu ehrlicher Information oder nicht in der Lage.
 
Dann haben die ne 330 Watt Fußheizung eingebaut, leider ohne Wärmetransport zu den Pedalen ;-)

Nee, im Ernst, dass nicht einmal die rechnerischen Grundlagen stimmen, hält mich davon ab, solche Projekte ernst zu nehmen.

Schließlich steht dort wörtlich "70 Nm bei 80 U/min" das ist nunmal die abzugebende Leistung von 586 Watt, die nie und nimmer stimmen kann.

Von Systemgewicht steht dort überhaupt nichts und von den Wirkungsgraden schon gar nicht. Schade.
 
Wie plausibel/sinnvoll sind eigentlich die 70Nm? An einer 170mm-Kurbel wären das 41kg.
 
@Fanfan : Nicht unrealistisch. Beim anfahren bring ich 60kg Pimpf durchschnittlich 550-650N auf die Pedale. Spitzendrehmoment liegt um den Faktor 2-3höher (je nach "Stampf").
 
Dass sportliche Radfahrer bereits in der unteren Gewichtsklasse das überschreiten, ist mir klar. :rolleyes:
Ich meine eher, ob sich wirklich jemand mit einem System auf den Markt traut, mit dem man beim Wiegetritt regelmäßig "durchsackt". Mir selbst fehlt das Gefühl dafür, wie/wann sich solche Systemgrenzen zeigen würden und wie elektrisch unterstützende Radfahrer darauf reagieren.
 
Schließlich steht dort wörtlich "70 Nm bei 80 U/min" das ist nunmal die abzugebende Leistung von 586 Watt, die nie und nimmer stimmen kann.
Neben der möglichen Realleistung des Motors von 586 W kann das auch eine unscharfe Zusammenfassung des Kennzahlen des Antriebs sein (max. 70 Nm vom Motor, max. sinnvolle Trittfrequenz 80 UPM) - ich tippe aber auf ersteres, der Motor ist groß genug, um mehr Leistung abzukönnen.

Ich meine eher, ob sich wirklich jemand mit einem System auf den Markt traut, mit dem man beim Wiegetritt regelmäßig "durchsackt".
Wieso Wiegetritt? Rotationsgas bleibt Rotationsgas, siehe die Angaben "festes Trittfrequenzverhältnis", "konstante Trittfrequenz" oder "erbrachte Leistung x Faktor" - da steht nichts von "festes Trittfrequenzverhältnis bei festem Unterstützungsfaktor" - nur da gäbs ja das Problem des zu großen Drehmoments für den Generator. Da wird die Elektronik einfach mehr Power dazugeben und der Fahrer kommt nicht auf die Idee, aus dem Sattel zu gehen.

Gruß,

Tim
 
Hallo AntoineH,

Schließlich steht dort wörtlich "70 Nm bei 80 U/min" das ist nunmal die abzugebende Leistung von 586 Watt, die nie und nimmer stimmen kann.

wieso soll das nicht stimmen? Die 250W sind die Nominalleistung über Dauer.. Kurzzeitig legen die meisten (vollständig zulässigen) Pedelecantriebe durchaus 500-800W an den Motor. Und da das größte Drehmoment bei Ruheposition erforderlich ist (Anfahren) und der Nutzer dank der Generatorlösung nicht "erst das Fahrrad durch Kettenantrieb zum Rollen bringen kann" (sondern im Stillstand schon hineintreten muss/kann, um eine in Deutschland notwendige Trittsensorik freizuschalten), ist es mehr als realistisch, dass kurzzeitig 70 Nm wirken.

Wg. dem Generator: Möglicherweise wird dieser regelbar gehalten. Somit wäre es theoretisch möglich, aufgrund der Pedallage relativ zur Horizontalen die notwendige Trittkraft etwas zu reduzieren, um das Schwungrad zu simulieren. In dieser oder ähnlicher Form mit den sehr teueren Rollentrainern möglich. Auch ist durch eine Übersetzung selbst ein 200 Gramm Rotor ausreichend schwunghaltig (bei hoher Drehzahl), um kurzzeitige Änderungen auszugleichen.

Ich meine eher, ob sich wirklich jemand mit einem System auf den Markt traut, mit dem man beim Wiegetritt regelmäßig "durchsackt".

Das bezweifel ich, wieso sollte einer durchsacken? Diese Lösung schaut nicht nach 12€ Asia"sinus"controller aus.. :D Im Gegensatz zu anderen Generatorlösungen, welche tatsächlich "abschalten" und alle Phasen trennen, wenn die Inputleistung zu hoch wird, ist es problemlos bei solch einem Aufbau möglich, die Phasen wie bei einem BLDC-Controller über PWM anzulegen und zu trennen, um die Eingangsleistung konstant zu halten. Da dies mit Frequenzen über 1 KHz erfolgen kann (teilweise im Bereich von 15000-25000 Hz), treten keine unerwünschten Nebeneffekte auf und die Caps des "Ladecontrollers" stabilisieren die Ladespannung für den Akku ausreichend.

Elektrische Bremskonzepte mit Rekuperation machen dies auch nicht anders und können ihre Bremskraft bei halbwegs intelligent designtem Konzept stufenfrei regulieren, unabhängig von Drehzahl und Leistung.

Viele Grüße
Wolf
 
Notfalls könnten die Phasen kurzgeschlossen oder ein Umkehrmoment durch den Akku eingespeist werden.

Klar: Ist etwas komplexer, allerdings bzweifel ich, wie auch Tim es schrieb, dass die Fahrer dieses Fahrrads den Wiegetritt anstreben:

Da wird die Elektronik einfach mehr Power dazugeben und der Fahrer kommt nicht auf die Idee, aus dem Sattel zu gehen.

Noch dazu ist diese Problematik nur bei Uprights gegeben (worum es bei genanntem Produkt zwar ging, für uns jedoch weniger relevant wäre), denn auf Liegerädern den Wiegetritt umzusetzen, halte ich für dezent anstrengend. :D

Viele Grüße
Wolf
 
also quasi hauptsächlich gegen den Generator/die Wirbelstrombremse tritt, stellt man ein unangenehm zähes Verhalten bzw. Reaktion auf das Treten fest. Kein Vergleich mit echtem Fahrradfahren.
Wäre das wirklich so kritisch zu sehen, oder sind wir nur von Kindesbeinen an gewohnt, dass einem eine Kette einen knallharten Widerstand entgegensetzt.
Hätte man nicht diesen direkten Vergleich ... der Mensch gewöhnt sich an alles.
 
der Mensch gewöhnt sich an alles
Der Mensch ist einerseits bequem, und andererseits ein Belohnungstier.
Wenn die Trittleistung sich nicht deutlich spürbar auf die Geschwindigkeit auswirkt, wird die Trittleistung automatisch verringert, sofern man nicht bewusst dagegen anarbeitet.

Beim VM dagegen merkt man bereits bei um wenige Watt erhöhter Trittleistung einen Geschwindigkeitsgewinn, was mit ein Grund für das schnellere Fahren sein dürfte. Man mekrt halt sofort die Belohnung, wenn man reintritt.
 
Wenn die Trittleistung sich nicht deutlich spürbar auf die Geschwindigkeit auswirkt, wird die Trittleistung automatisch verringert, sofern man nicht bewusst dagegen anarbeitet.
Unter dieser Voraussetzung:
Wenn man den Akku wegschaltet und nur noch die Kondensatoren des Zwischenkreises als "Speicher" vorhanden sind, kann ich keinen Hilfsantrieb mehr erkennen.
... wäre die gespeicherte Energie mit 1uF-Kondensatoren und Spannungshub von 48-36V ca. eine Wattsekunde.
Das ist also die Energiemenge, welche man bei 100W Eigenleistung in 1/100-tel Sekunde aufbringt. Mehr steht als Verzögerungsspeicher nicht zur Verfügung.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das als indirekten Antrieb wahrnimmt. Auch eine Kette dehnt sich etwas und alles andere ist auch nicht ideal starr.
 
Nee, im Ernst, dass nicht einmal die rechnerischen Grundlagen stimmen, hält mich davon ab, solche Projekte ernst zu nehmen.
Die stimmen schon, nur die gesetzlichen Anforderungen mit der Dauerleistung sind nicht so leicht zu verstehen. Akzeptiere es einfach, ein 800W-Motor kann legal sein wenn der Hersteller 250W dran schreibt!
 
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