Idee für Langlieger - fahrbar?

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Hallo zusammen,

Langlieger finde ich aus manchen Gründen immer noch gut (lange läuft gut, VR und Kette können sich nicht in die Quere kommen, recht niedrige Sitzhöhe und 2x große Laufräder gut machbar) aber ein Problem finde ich immer die Lenkung. Wenn man nun auf Lenkgestänge und Riesen-Chopper-Lenker verzichten will wäre evtl. folgende Idee machbar oder überhaupt nicht fahrbar:
Die VR Gabel liegt hinter dem VR und mittels einer Deltaförmigen Konstruktion gehts nach vorne zum VR. Dadurch wäre die Lenkachse näher an Sitz und Fahrer und ein kürzerer Lenkvorbau realisierbar. Allerdings auch ein sehr langer Vorlauf. Was meint ihr, wäre das fahrbar oder wären die erforderlichen Haltekräfte zu groß und der Selbsstabilisierungeffekt zu gering?
Vielleicht hat jemand Lust einen einfachen Prototypen zusammenzudengeln um zu sehn obs klappt.
Danke für Antworten Tschüß und Grüsse HFKLR
 
Wie wär's in diesem Fall mit einer geschobenen Schwinge für das Vorderrad?
Da gibt's nicht viele, aber doch einige Beispiele und die Räder waren den Beschreibungen nach recht gut.

Ggf. auch eine Lenkung mit virtuellem Drehpol? Das braucht aber spielfreie Gelenke und eine relativ steife (schwere) Konstruktion.

Grundsätzlich sehe ich aber kein zwingendes Argument gegen ein Lenkgestänge und halte die anderen Lösungen eher für aufwendiger.

Gruß, Harald
 
Langlieger finde ich aus manchen Gründen immer noch gut (lange läuft gut, VR und Kette können sich nicht in die Quere kommen, recht niedrige Sitzhöhe und 2x große Laufräder gut machbar)
Langlieger sind nicht aus Zufall heute praktisch ausgestorben. Praktisch alles was du aufzählst kannst du auch mit Kurzliegern haben. Nur niedrige Sitzhöhe und 2 große Laufräder geht nicht, aber das gibt es auch bei Langliegern nicht. Ein nicht zu vernachlässigender Nachteil von Langliegern sollte auch genannt werden: die Radlast auf dem VR ist so gering dass dieses schnell mal in der Kurve wegrutscht. Und über Aerodynamik und Handlichkeit brauchen wir gar nicht reden.
 
Die Lenkstange ist sicher eine der besten Konstrutionen für eine indirekte Lenkung. Mit guten, Sinterbronze-gelagerten Kugelköpfen (z.B. in Größe M8) ist sie über viele Jahre wartungsfrei und sehr zuverlässig. Die Lenkstange selbst sollte nicht zu klein dimensioniert werden. Großer, dünnwandiger Rohrdurchmesser ist leicht, hält bombig und ist steif (wichtig!).

Die Seilzuglenkung hat den Nachteil, dass sich die Drahtseile mit der Zeit längen und daher gelegentlich nachgespannt werden müssen. Alternativ dazu kann man auch eine Anlenkung per Kette verwenden. Die ist wesentlich robuster, wartungsärmer und unwesentlich schwerer.

Langlieger sind aber, wie @Jesusfreak richtig sagte, aufgrund der geringen Achslast vorne, problematisch bei schlechten Witterungsverhältnissen.
 
Kurzlieger mit großen Rädern gibt es durchaus. Azub, Flux, Zox, Bacchetta bis zu 2x26 oder sogar 2x28. Bei Zox und Flux sitzt man moderat niedrig.
 
Wenn ich mir das Offroad-Renn-Langliegerad von diesem kanadischen Zahnarzt anschaue, habe ich durchaus den Eindruck, dass ein Langlieger gelegentlich saucool sein kann:
http://www.elmtreedental.com/AR-Recumbent-2013.html
http://www.elmtreedental.com/'BentRider Online.htm
http://www.elmtreedental.com/AR_ASMRecumbent_article.html

Der amerikanische Fahrradbauer Frances macht sehr schöne Seil-Lenkungsadapter aus Alu, Frances Cable Steering Pulleys, eigentlich für Lastenräder, die allerdings auch 175 $ das Paar kosten:
http://www.francescycles.com/
 
habe ich durchaus den Eindruck, dass ein Langlieger gelegentlich sau-cool sein kann
Das ist keine Frage. Es gibt einige sehr attraktiv aussehende Langlieger. Man muss sich halt über die Vor- und Nachteile im Klaren sein.

Und wie schon angedeutet. Ich persönlich würde auf Seilzuglenkungen so weit wie möglich verzichten. Sie kämen für mich nur in Betracht, wenn es keine andere Lösung gibt. Der Grund: sie sind wartungsintentiv, störanfällig und haben keinerlei Schadenstoleranz. Bei Seilriss kommt zwangsläufig der Unfall.
Die gleichen Erkenntnisse haben die Anlenkung per Seil in der Fliegerei auch weitgehend in ein Nischendasein verdrängt.

Um die eigentliche Frage von @HFKLR beantworten zu können, wäre eine Skizze hilfreich. Für mich liest sich das nach einer Konstruktion mit extremem Radvorlauf, was kaum fahrbar wäre.
 
Es gibt noch eine Möglichkeit. Beim Groundhugger XR2 wird die Lenkstange mit einem Kardangelenk umgelekt. So bekommt man eine einem Autolenkrad ähnliche Fahrposition. Robert Q Riley bietet dafür Pläne an: der Rahmen baut man aus Kohlefaser, der Kern dafür wird aus PU-Schaumplatten herausgearbeitet. Die Hinterradschwinge und die Vorderradgabel fertigt man aus Alu.
http://www.rqriley.com/xr2.htm
 
Die Idee mit dem Kardangelenk ist uralt. So oder sehr ähnlich wurde es vor 80 Jahren mit dem Mochet Lieger gemacht, in der Zeit als dann die Liegeräder für Rennradrennen verboten wurden. Ich hab die Konstruktion, die mir vorschwebt, ganz gut beschrieben. (Keine Skizze) Wahrscheinlich wäre sowas aber wirklich kaum fahrbar. Interessant ist auch: die vorgestellten Langlieger haben alle das Tretlager unterhalb Sitzhöhe, das wollte ich auch nicht. Ein weiterer Nachteil des Langliegers: wenns bergauf geht und das Tempo sehr langsam wird muss man beim Schlenkern weiter ausholen und kann das Rad dann im Gegensatz zum Kurzlieger nicht mehr beherrschen... Grüsse HFKLR
 
Hat hier jemand nach einem tiefen Langlieger gefragt? Ein Thema, das mich auch bewegt :D
Seit 2 Jahren fahr ich dieses Rad hier am Allerliebsten: https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?attachments/dsc_0656-jpg.131289/
... weil es sich fantastisch anfühlt, schnell und simpel ist...
... und stell mir die ganze Zeit die Frage, ob es das Einzige seiner Art ist - Langtieflieger - oder ob das Konzept wirklich seit den 90er ausgestorben gehört.
Wenn ich mal dazu komme, würde ich mir so ein Ding nochmal neu aufbauen, komplett in Holz und schön... nur noch länger + tiefer + flacher.
Ein großes Vorderrad wäre mir prinzipiell auch lieber - aber aerodynamisch ist 20" hier zweckdienlicher für eine solche Rennliege.
Lenkung ist und bleibt eine simple Alu-Stange. Ich sehe da keinen Konflikt und keine bessere Lösung... auch nicht bei großem Vorderrad. Da legt man die Lenkstange notfalls über das Tretlager hinweg und lenkt die Gabelbrücke an.

VG Steffen
 
Hallo Steffen,

dein Langlieger sieht super aus und hat eine niedrige Sitzhöhe. Wie ist es denn mit dem Lenken? stößt du dich in engen Kurven nicht den Lenker in die Oberschenkel? Und die Armhaltung sieht sehr gestreckt aus... Bei großem VR wird das ganze Ungetüm halt noch deutlich länger als ein normales Tandem.
Was hat du für Erfahrungen mit der Bodenhaftung des VR in brenzligen Situationen gemacht? Mit der Lenkungsstange könnte auch ein sehr aerodynamischer Tillerlenker gebaut werden, nur oft sieht das dann doof aus mit dem zusätzlichen Lenklager vor dem Sitz...
Müsste man mal ein bischen tüfteln. Neben einigen anderen Gründen haben sich tiefe Langlieger glaube ich auch nicht etabliert weil da automatisch mehr Material verbaut werden muss als bei einem "heutigen" Tieflieger (M5, Baron, Fujin usw.) und das Gesamtgewicht steigt. Gruß HFKLR
P.S.: was wiegt dein Tief-Langlieger?
 
Ich hab die Konstruktion, die mir vorschwebt, ganz gut beschrieben.
Findest du. Ich kann mir leider immer noch nicht vorstellen, wie du es genau meinst - und an meiner Vorstellungskraft bzw. technischem Verständnis liegt es sicher nicht.... ;)

Lenkungsarten gibt es viele und man kann sich noch viel mehr ausdenken. Deine Beschreibung klingt für mich grob wie ein sog. Knicklenker, was bei einem Langlieger nicht wirklich Sinn macht (weil es eher Nachteile als Vorteile für die Lenkgeometrie hätte).
Aber eine Skizze wäre eindeutiger und damit deine Frage auch klarer zu beantworten. :)
 
Hallo @HFKLR,

dieser gezeigte Langlieger - und erst recht der erträumte Neubau - fügt sich in erster Linie keinen Nutzungskriterien (klein, leicht, wendig und so Zeug), sondern will mit jedem Zentimeter ausdrücken: "weil ichs kann", "ich hab den Längsten" und so Statuskram :D
U2.jpg DSC04198.jpg

Interessant finde ich, dass obwohl er sich komplett gegen den Trend stellt mit seinen 20kg (!) aus Baustahl und Holz (statt Carbon), seinem Untenlenker, seinen Radverkleidungen aus Tesa-Klebeband (3/4) und seiner Länge sowieso - er ähnlich schnell ist wie ein moderner, sportlicher Kurzlieger. Dieses Ungetüm ist auf der Straße mein schnellstes Rad (auch bissl schneller als der optimale Hi-Fly) und fühlt sich gerade durch den Untenlenker (offenes Cockpit, Gewalt) total gut und frei an. Klar ist qua Aerodynamikgründen der Lenker sehr eng am Körper und die Arme gestreckt. Wenns darauf nicht ankommt, kann man den auch lässiger verbauen.

Die geringe Last auf dem Vorderrad ist bestimmt nicht die beste Lösung für kritische Situationen - ich hatte in Belgien bei der WM einen akuten Reifenplatzer und war selbst erstaunt, dass ich das Rad nicht sicher abfangen konnte, womit ich eigentlich gerechnet hab (bei Kurzlieger mit großem VR). Die Steuerbarkeit über die Lenkstange stellt dafür aber kein Problem dar - abgesehen davon, dass indirekte Lenkung natürlich immer bissl komischer ist als ein direkter UDK. Gegen einen Schwenker (Tiller) find ich ihn aber immer noch besser.

Der einzige Konflikt bei dem derzeitigen Rad liegt zwischen Vorderrad und Tretkurbel - die sind doch zu eng aneinander gebaut, weshalb der Neubau auch genau da die ersten 15cm länger werden soll - und nochmal 15cm hinten für eine flachere Sitzneigung - macht unterm Strich 2,10m Radstand und sperrige 2,70m Gesamtlänge... weils geil ist!

Das kleine Vorderrad werd ich aber beibehalten für diesen "Renner". Meine optimale Alltagsliege für alle Wetter- und Straßenverhältnisse orientiert sich eher am 2x28" Hi-Liner "Kurzlieger" (dennoch 1,60m Radstand), hoher Sitzposition und UDK... denn nix fährt ruhiger, übersichtlicher und beherrschbarer als dieser pinke Riese... und natürlich hab ich auch noch nie den Kommentar mit "übersehen" geerntet
05072013544.jpg

VG Steffen
 
dass indirekte Lenkung natürlich immer bissl komischer ist als ein direkter UDK
Dann ist sie falsch gebaut! Indirekte Lenkung erfordert immer eine Lenkübersetzung, damit sie intuitiv und angenehm zu fahren ist.

Das Übersetzungsverhältnis (Hebelarmverhältnis bei Lenkstange) sollte dabei so sein, dass sich eine gedachte Querlinie von Vorderradachse, Lenker und Hinterradachse in einem Punkt schneiden wenn gelenkt wird. Das ist letztlich das gleiche Prinzip wie bei der Ackermann-Lenkgeometrie bei Mehrspurern.

Indirekte Lenkung.jpg

Erstaunlich ist, dass bei fast allen Lastenrädern keine Lenkübersetzung vorhanden ist.
Und selbst etablierte Liegeradhersteller wie Flux machen es immer noch falsch (so gesehen vor ca. zwei Jahren an einem nagelneuen S-800), wobei es sich ja eigentlich spätestens seit den 90ern von Radius und Pichler aus rum gesprochen haben sollte, dass man besser eine Lenkübersetzung einbaut. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist bei mir schon einigermaßen realisiert und ich kann über das Fahrverhalten überhaupt nicht meckern - eiert hinten ein bissl aber gleitet schön dahin. Dennoch glaube ich, dass sich die indirekte Lenkung prinzipiell immer auch "indirekter" anfühlt, wenn sich das Rad woanders bewegt, als man die Hände dreht. Die Hände genau auf der Lenkachse zu haben verspricht m.E. die direkteste Rückkopplung (beim UDK). Der weit größere Unterschied dieser Rückkopplung, und damit des Kontrollgefühls, zwischen meinem Langtieflieger und Hi-Liner liegt aber sicherlich in der Höhe des Balancieren.
 
Dennoch glaube ich, dass sich die indirekte Lenkung prinzipiell immer auch "indirekter" anfühlt, wenn sich das Rad woanders bewegt, als man die Hände dreht.
Ich denke, das hat auch viel mit den Radstand und der Achslastverteilung zu tun. Meine indirekt gelenkten Kurzlieger fühl(t)en sich im Vergleich mit Langliegern auch deutlich "direkter" an.
 
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