Link: Radschnellwege nach Hamburg
Hamburg will, so ungefähr in 5 Jahren, Radschnellwege nach Hamburg rein haben, schöne Idee, eigentlich.
Auf den zweiten Blick fällt auf, das mindestens teilweise das wohl ein Autofahrer geplant hat. Von Stade/altem Land aus soll man erst nach Harburg und dann rein nach Hamburg fahren. Was denkt ihr?
Moin moin nach Hamburg!
Ich bin 2008 mit Beginn meines Ruhestandes von meiner geliebten Heimatstadt Hamburg (-Langenhorn) zu meiner Partnerin nach Münster gezogen. Vor drei Jahren war ich....

...zum erstenmal seitdem mit dem Fahrrad in Hamburg und war überrascht, daß sich mehr als erwartet für Fahrradfahrer verbessert hat. Auf "meiner" Strecke von Langenhorn zum Hbf beispielsweise hat sich die Reisezeit deutlich-fühlbar verkürzt.
Was in Hamburg und anderswo in Deutschland als Radschnellweg bezeichnet wird, sind meist zusammengestückelte Routen, die nur abschnittweise dem Standard echter Radschnellwege entsprechen. Oftmals werden auch die Begriffe "Veloroute" und "Radschnellweg" verwechselt. Eine Veloroute ist nicht zwangsläufig ein Radschnellweg. So hat echter Radschnellweg auszusehen:
Fietssnelweg F35
Das es vergleichbares hierzulande kaum gibt, liegt nicht nur am fehlenden politischen Willen, sondern teilweise auch an selbstauferlegten Dogmen und dem Streben nach der reinen Lehre bei ehrenamtlichen Radverkehrsaktiven. Ich nenne hier beispielhaft "keine neuen Bodenversiegelungen" oder "neue Fahrradinfrastruktur nur, wenn zeitgleich(!) dem Kfz Verkehrraum durch bauliche oder regulatorische Maßnahmen genommen wird".
Am staatlichen Budget liegt es indessen kaum, der Radverkehrsetat des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wurde mangels förderfähigen Projekte der Bundesländer nie ausgeschöpft und die Gelder aus haushaltsrechtlichen Gründen stattdessen dem Ausbau der Kfz-Infrastruktur zugeschlagen*. Ahnliches gilt für das Budget "Radwege an Bundeswasserstraßen". Die Landesregierungen jeglicher Coleur in Schleswig-Holsten beispielsweise haben in vielen Jahrzehnten nicht einmal ein Konzept für eine Radverkehrsverbindung entlang des Nord-Ostsee-Kanals entwickeln lassen**. Nicht umsonst nennen Einheimische ihr Bundesland gerne liebevoll "Schläfrig-Holstein"...
Ob eine "Schnelltrasse" trotz Umwegen von Fahrradpendlern angenommen wird, wird man sehen. Je nach Länge des Umweges kann ein echter, querungsarmer 2-5m breiter und mit feinbituminöser rollwiderstandarmer Radschnellweg ausgestatteter Radschnellweg attraktiver sein als eine kürzerere, aber uneinheitlich zusammengestückelte Trasse. Ich kann nicht beurteilen, was diesbezüglich in Hamburg geplant ist.
Gruß aus Münster,
HeinzH..
langjähriges Mitglied des Fahrradbeirats bei Senator Eugen Wagner
und beim ADFC von der Gründung an dabei.
*Dies ist kein Geheimnis, jedermann konnte dies vor nicht allzulanger Zeit der Presse entnehmen.
**Eine solche Trasse wäre sogar für den Fahrrad-Tourismus ein Magnet, zumal es besondersim Süden und im Westen der Bundesrepublik viele Shiplovers gibt.