Moin zusammen,
auch wenn die Wetteraussichten für letzten Samstag nicht die Allerbesten waren, hatte ich mich am Tag zuvor doch für eine Teilnahme entschieden.
Als ich mich um kurz nach 08 Uhr in Kiel auf die Strecke begab, war es auch noch trocken. Von der Hochbrücke der B503 waren die Kanalschleusen in Holtenau zu sehen und beschwingt rollte ich ans andere Ufer. Den auf dem Weg nach Blickstedt einsetzenden Regen ignorierte ich zunächst in der Hoffnung, dass es sich lediglich um einen Schauer handeln würde. Je weiter ich jedoch fuhr, desto deutlicher wurde es, daß es sich einregnen würde. Also hielt ich kurz vor der B76 an u. hüllte mich in meine Regenklamotten. Ich fuhr mit Licht, hatte nun eine rote Regenjacke an u. eine neongelbe Mütze auf. Fast wäre ich trotzdem kurz vor Gettorf von der Strasse geräumt worden, da der in meine Richtung einbiegende Pkw-Fahrer nur nach links geschaut hat, bevor er sich in Bewegung setzte. Zum Glück bemerkte er mich gerade noch rechtzeitig, bevor ich Bekanntschaft mit der Motorhaube seines Pkws machen durfte.
Eckernförde konnte ich, ungeachtet der Baustelle am Kurpark, zügig durchqueren und genoss den darauf folgenden Ausblick auf das Windebyer Noor. Ungefähr an dessen Nordspitze verließ der Track die B76 und wandte sich gen Nordosten zur nächsten Kontrollstelle auf unserer Route, dem Örtchen Rieseby. Der Regen kam mal mehr und mal weniger stark hernieder u. auch der Wind war lebhaft. Nässe und Kälte forderten ihren Tribut, so daß ich Mühe hatte mit klammen Fingern am Ortsschild ein Foto zu machen. Auch galt es zu vermeiden, daß das Rad dabei umgeweht wurde.
In Kappeln entdeckte ich auf dem Parkplatz an der Feldstrasse ein windgeschütztes Eckchen und entschied mich, da der Regen nachließ, zu einer ersten Essenspause. Dabei fing dann auch noch die Sonne an durch die Wolken zu blinzeln u. ich wechselte von der Regen- zur Softshelljacke.
In Karschau an der Schlei befand ich das Spiel von Wind, Wolken und Sonnenschein so bewundernswert, das ich für einen weiteren schnellen Fotostopp anhielt. Als ich mich der Brücke bei Lindaunis näherte, drohten leider schon wieder dunkle Wolken am Himmel und auf dem schmalen und offenen Damm über das Lindauer Noor wehte mir der Wind dann die Hagelkörner um die Ohren. Daher hatte ich wenig Augen für die hübsch restaurierte Windmühle im gleichnamigen Ort. So sehr mich der schräg von vorne kommende Wind auch bremste (mein Tacho schwankte zw. 15-20 Km/h) trieb er doch die Wolkenbänder zügig über mich hinweg. Und bald nach dem nächsten Schwenk Richtung Taarstedt war auch die Sonne wieder mit von der Partie.
Dieses "Spiel" sollte sich während des Nachmittages noch häufiger wiederholen.
Bei erreichen der Stadtgrenze von Schleswig ging erneut ein Wolkenbruch nieder, während am anderen Ufer der Schlei die Sonne schien.
Die Route führte nun in Richtung Dannewerk u. um den Fliegerhorst Jagel herum. Das an der Strecke gelegene historische Bollwerk aus der Wikingerzeit macht dort keinen grossen Eindruck, gleicht es von der Höhe her doch mehr dem an einem Knick aufgeschütteten Erddamm.
Da sind die rings um den ehemaligen Handelsplatz Haithabu errichteten Wälle eher dazu angetan, den Betrachter in Staunen zu versetzen.
Nachdem wir vor 4 Wochen in Berlin (OT von Seekamp) gewesen waren, folgte nun hinter Klein Bennebek der Abstecher in den Ortsteil Potsdam.
Der Radweg entlang der L40 war, im Gegensatz zu vorher erlebtem, nagelneu und mein Lieger und ich konnten endlich mal wieder mit 30 Km/h dahinsausen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich in Höhe Kropp ein braunes Schild mit der Aufschrift "Hamburger Friedhof". Nach kurzem Zögern obsiegte die Neugier und ich drehte um, damit ich mir das genauer ansehen konnte. Wie ich auf einem am Waldrand platzierten Gedenkstein erfuhr, wurden hier nach dem 2. Weltkrieg kranke pflegebedürftige Menschen nach ihrem Ableben beerdigt, die man aus Hamburg in die zuvor geräumte hiesige Heil- u. Pflegeanstalt verlegt hatte. Weiteres dazu kann man u.a. hier nachlesen:
Hamburger Friedhof auf der Webseite der Gemeinde Kropp
Hinter Ascheffel konnte ich bereits den neben der ehemaligen "Globetrotter Akademie" auf dem Aschberg gelegenen Aussichtsturm sehen.
Der Weg hinauf zog nur langsam unter mir vorbei, aber trotz wolkenverhangenem Himmel entschädigte einen die grandiose Aussicht wieder einmal für die auf sich genommenen Mühen. Dummerweise teilte mir hier mein Mobiltelefon mit, das der interne Speicher für Fotos voll ist
.
Am Wittensee vorbei ging es anschliessend zur Kanalfähre bei Sehestedt, deren Abfahrt um 17:30 Uhr ich knapp verpasste.
Um die Wartezeit zu nutzen, ass ich einen Apfel und langsam setzte die Dämmerung ein. Wie ich belustigt an Bord der Fähre feststelle, hatte auch die Fährfrau ihre Methoden entwickelt, um mit dem nasskalten Wetter fertig zu werden: sie trug einen tarnfarbenen Regenponcho über ihrer neongelb-blauen Wetterschutzjacke und dazu grellorangene Gummihandschuhe. Letzteres wäre ein guter Einfall für zukünftige Schlechtwetterfahrten... .
Zumindest nahm ich den Aufzug als Anlass, um ebenfalls wieder in die Regenjacke zu wechseln, und zog zusätzlich meine Reflexweste an, um bei Nacht besser gesehen zu werden.
Den Weg entlang der Hauptstrasse via Bovenau und weiter zur Autobahnauffahrt Bredenbek umging ich tlw., indem ich der Radwegführung via Wakendorf folgte. Der Radweg entlang der L47 zwischen den beiden Orten "erfreute" mich mit Baumwurzelhubbeln, Hagel von der Seite und blendenden Scheinwerfern von entgegenkommenden Kfz. In dem Abschnitt fährt man m.M. nach besser, in dem man dem Wakendorfer Weg nach Bredenbek folgt u. auf dem Rolfshörner Weg wieder Anschluss an den weiter auf der K67 verlaufenden Track sucht.
Parallel zum Ufer von Westen- u. Schierensee rollte ich im Dunkeln auf den Ortsteil Rotenhahn zu, dessen Ortsschild ich um kurz nach 19 Uhr passierte. Es folgten Molfsee und Schulensee und nun war es nicht mehr weit bis zum Ziel am Hauptbahnhof im Stadtzentrum von Kiel.
Hier traf ich, nach rund 202 Km, um Viertel vor Acht Uhr ein und hatte genug Muße, um entspannt den Regionalexpress um 20:02 Uhr zurück nach Hamburg zu erreichen.
Auch wenn ich es mir das nächste Mal wahrscheinlich zweimal überlegen würde, ob ich bei solch einem Wetter starte oder nicht, war die Strecke für mich wunderschön. Und für die weiteren Veranstaltungen bin ich optimistisch, daß wir bessere Witterungsbedingungen antreffen werden, sodaß wir dann das Radfahren hoffentlich (noch) mehr genießen können.
Zuguterletzt ein paar Impressionen von unterwegs.
Viele Grüße & allzeit gute Fahrt,
Morten
P.S.: Danke auch an
@eRDee, dessen technische Hilfe die Bebilderung zu diesem Bericht erst möglich gemacht hat!