Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Beiträge
4.214
Hallo,

hat schon mal jemand untersucht, wie stark sich die Kette bei starken Antritt dehnt? Bei einem durchschnittlichen Liegerad hat die Kette rund 300 Glieder, also vereinfacht gesagt 150 im Zugtrum. Wenn sich bei scharfem Antritt jedes Glied um 1/100 mm dehnt, würde das einen Gummi-Effekt von immerhin 1,5 mm bedeutet. Das ist schon recht viel, finde ich.

Grüße
Andreas
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Wenn sich bei scharfem Antritt jedes Glied um 1/100 mm dehnt, würde das einen Gummi-Effekt von immerhin 1,5 mm bedeutet. Das ist schon recht viel, finde ich.

Das schwächste Teil gibt zuerst nach, das ist meist der Rahmen, zumindest beim durchschnittlichem Lieger ;)

Bei steifen Rahmen, fließt die Kette dann schon in die Betrachtung mit hinein.

Beim meinem Frontantrieben mit Umlenkung gibt auch der Rahmen etwas nach.

Gruß JJ
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

... wie stark sich die Kette bei starken Antritt dehnt...

Bei Smolik steht dazu Dieses aber keine definitive Aussage in mm.
Es gibt bei (Groß)Händlern gerne ein spezieller Begriff für (leichte) Ketten mit geschlitzten Laschen: Gummiband :D

Elmi
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Servus,

hat jemand mal 1-2m Kette und n paar Hantelgewichte, sowie ein fein eingeteiltes Lineal?
Einfach mal die Kette irgendwo aufhängen, und die Länge messen.
Dann mal 50kg ranhängen und nochmal messen.
Wenn derjenige mir dann die Längung sagt, pack ich das in eine kleine Formel. So kann sich dann jeder bei gewünschter Leistung und Gang die Kettendehnung ausrechnen.

Andere Variante -> Laschen vermessen und Querschnitt ermitteln. Ist aber aufwendiger und ungenauer.

Gruß,
Patrick

PS. würde es gern selbst machen, aber mir fehlt vorn und hinten die Zeit
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Moin,

mit wieviel kg belasten wir die Kette wenn wir mit 150 oder 300 Watt treten
gibt es da Werte?


Gruß
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Genau 2 mm bei 1m länge und 60 Kg bei einer Standardkette, das ganze ist recht linear.
Eine geschlitze Kette ist evtl, 10-15% schlechter.
Ich denke das die Kette nicht das schwächste Glied ist.:D
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Servus,

mal das ganze etwas rechnerisch gesehen.

Simga= F/A
e= Sigma/E -> F/ (A*E)

Delta u = (F * u) / (A * E)

Delta u = 2mm
F= 60kg*9,81m/s² = 588,6N
A= ?
u= 1000mm

A= (F*u)/(delta u *E) = (588,6N * 1000mm) / (2mm * 210000N/mm²) = 1,4mm²

Der effektive Querschnitt der Kette beträgt grade einmal 1,4mm². Das kommt mir etwas wenig vor.
Das heist, das jede Lasche bei ca. 5mm höhe nur 0,14mm dick sein dürfte. Das ist recht unrealistisch.

Entweder ich hab mich verrechnet, oder es wurde murks gemessen.
Zumal eine Kette ja erst ab ca. 8500N reist. Das würde also eine Zugfestigkeit von 6100N/mm² bedeuten.
Den Stahl will ich auch ! :D

Eine Lasche einer Kette kommt recht durchgängig auf 1x5mm Querschnitt. Wir haben immer 2 parallel, also 10mm² (ca.) im Mittel.
Das würde bedeuten, das wir bei 1m Kettenlänge und 1000N (ca. 100kg Gewicht) eine Dehnung um grade mal 0,48mm haben. (Materialspannung dabei = 100N/mm² -> hält bis zum Bruch also gut das 10fache aus)

Nun schauen wir mal welche Kräfte überhaupt auf so eine Fahrradkette gehen und welchen Einfluss am Liegerad auftreten.

Kettenlänge des Zugtrums am Liegerad: ca. 1,5m
Leistung: hier mal 200W bei 90U/min (1,5U/s)
Kurbellänge: 155mm
Gang f. Bergauf : 32/36

Nun brauchen wir erstmal die Kraft die auf die Kette geht.
Dafür brauchen wir die Pedalkraft. Diese lässt sich aus der Leistung und der Drehzahl ermitteln, denn P=F*v oder P=M*w
w(Winkelgeschwindigkeit) haben wir nicht gegeben. Um von da auf die Drehzahl zu kommen, rechnet man einfach w=2*Pi*n -
Also -> M=P/ (2*Pi*n) = 200W / (2*Pi*1,5u/s) = 21,22Nm

M=F*l
Somit haben wir auf dem Pedal im Mittel Fpedal=M/lp = 21,22Nm/0,155m=136,9N (ca. 14kg)
Bitte beachten, das fast die komplette Leistung in weniger als 90° Kurbelumdrehung erbracht wird. Somit liegt die Maximalkraft schon bei mindestens 550N (ca. 56kg)
Man kann über die obere Formel auch direkt den Zug auf die Kette ausrechnen. Die Pedalkraft war nur interessehalber.
Fkette=M/lk
lk=Radius eines 32Z Kettenblattes. -> u=d*Pi=2*r*Pi -> r=u/(2*Pi)
u= 32*25,4mm(1")*0,5(1/2" Kettenteilung)
r=(32*25,4*0,5)/(2*Pi) = 64,7mm

Fk=M/lk = 21,22Nm / 0,0647m = 328N
Das ist lachhaft wenig für so eine Kette. Wie gesagt, die brechen meist erst bei 8000N und darüber.
Längung der gesamten Kette im Zugtrumm beträgt -> delta u = (328N*1500mm)/(10mm²*210000N/mm²)= 0,23mm.
Wer das merkt, darf sich wohl unter "Superman" einordnen. Ist ca. 0,05% einer Kurbelumdrehung

Selbst 2000W (212Nm bei 90U/min) auf 24Z (48,5mm) würden "nur" 4371N auf die Kette geben. Das wären gut 430N/mm². Und das ist für hochfesten Stahl ein Witz.
Auch die Dehnung bleibt bei nur ca. 3,12mm, also gut 1% der Kurbelumdrehung bei 24Z.

Fazit: Kettenlängung ist vollkommen irrelevant!:)
Jegliche spürbare Dehnung und Weichheit im System kommt durch andere Teile.

Gruß,
Patrick

PS. bitte kritisch meine Rechnungen nachverfolgen. Ich hab hier alles aus dem Kopf gemacht, da können sich auch mal kleine Formeldreher einschleichen. Die Ergebnisse kommen mir aber recht realistisch vor.
Stahl auf Schub/Zug irgendwie zu verformen ist richtig richtig richtig schwer :D
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Die Pins biegen sich ja auch und die Laschen sind teilweise angeschrägt. Auch das Spiel in den Lagern darf man nicht vergessen, im Prinzip müsste man die Längenänderung zwischen vielleicht 20kg und 80kg messen, Daniel, hast du das so gemacht?
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Servus,

schau dir die Laschen mal genau an.
Die sind in der mitte dünner, am Rand dicker. Das liegt aber daran, das dort noch der Bolzen ist und somit Querschnitt wegnehmen würde.
Der effektive Querschnitt ist über die ganze Lasche beinahe gleich.

Die Bolzen bewegen sich nicht wirklich, wenn sie auf Anschlag liegen. Einzig das Fett muss erstmal rausgedrückt werden. Wenn dann Stahl an Stahl liegt, bewegt sich (auf die Länge) fast garnichts mehr.

Gruß,
Patrick

PS. bieg mal einen gehärteten Stahlstif mit 2mm Durchmesser indem du nur 1mm Hebelarm draufgeben kannst.
Selbst im Extremfall, die einen Laschen greifen außen, die anderen in der Mitte, wirst du bei 4000N grade mal 0,05mm durchbiegen. Auf die 1500m hat man 118Glieder -> 6mm. Bei normaler Last also ca. 0,5mm
Und das ist schon unrealistisch hoch, da die Bolzen fast ausschließlich auf Scherung und nicht auf Biegung belastet werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

In den Juliausgabe der Zeitschrift "Rennrad" wurde die Kettenlängungen an 9, 10 und 11-fach Ketten gemessen. Hab die Zeitschrift aber jetzt nicht hier (im Büro).
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

...Auch das Spiel in den Lagern darf man nicht vergessen...

das ist der Punkt, akadämliche Formeln hin oder her. Ca. 80 Nietbolzen pro Meter Kette, umgerechnet auf 2mm Längung also 25µm Spiel pro Kettenglied. Hört sich für mich realistisch an.

elastische Kettenlaschen .... :rolleyes:
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Hallo,

ich habe es mal gemessen.
Drei Ketten:
Wippermann Connex 8-fach, Meterware,neu
KMC irgendwas 10-fach (war an meinem Musashi verbaut, wenige 1000km gelaufen
Campa C9 9-fach, neu

Mit 10Kg, 20kg.....100kg
Messlänge ca. 205cm
Eingespannt in eine Hobelbank, die Spindel der rechten Spannbacken zur Spreizung verwendet, eine große Federwaage zur Kraftmessung (Angabe der Einfachheit halber in kg)

Ergebnis bei allen dreien sehr ähnlich: 0,5mm je 10kg

Rainer
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

[...]Ergebnis bei allen dreien sehr ähnlich: 0,5mm je 10kg[...]

Ok, dann wende ich es mal auf Spitzenbelastungen an Extremsteigungen (kurze Rampe usw.) an .
Also kurzzeitig maximale Kräfte, da kein optimaler Gang, trotz kleinem MTB-Kettenblatt:

Da ich die Gewichtskraft anschaulicher finde, als die offizielle physikalische Krafteinheit, verwende ich also kg. Wer es in Newton umrechnen möchte, möge dies machen.

Als Kraft auf die Pedalen wähle ich vereinfacht mal mein Körpergewicht + Zugkraft am anderen Pedal = ca. 100 kg
Radius Kurbelarm ca. 170 mm
Radius kleines Kettenblatt ca. 50 mm
Verhältnis: 170/50 = 3,4
Kraftspitzen auf meine Kette: 100 kg * 3,5 = 350 kg

Meine Kettenlänge im Zug: ca. 2000 mm, was in etwa dem Messaufbau von Rainer entspricht.
Also bleibt es bei 0,5mm je 10 kg
In meinem Beispiel ist die Kraftspitze aber ca. 35 mal höher als im Testaufbau.
Also 35 * 0,5mm = ca. 17,5 mm
(sofern sich die Testdaten linear erweitern lassen?)

Dieses Beispiel gibt natürlich nicht den Normalbetrieb wieder;)

Gruß, Martin
 
AW: Gummi-Effekt durch Kettendehnung?

Meine Kettenlänge im Zug: ca. 2000 mm, was in etwa dem Messaufbau von Rainer entspricht.
Also bleibt es bei 0,5mm je 10 kg
In meinem Beispiel ist die Kraftspitze aber ca. 35 mal höher als im Testaufbau.
Also 35 * 0,5mm = ca. 17,5 mm

Die 2000mm stehen unter Zug ?
Über 4m Kettenlänge ? Hätte ich nicht gedacht.
 
Zurück
Oben Unten