FAW Nachbau

[Troubadix]

Hallo Badenser,
vorweg: Ich finde Deinen Ansatz großartig. Ich habe vor gut 20 Jahren mein FAW aus einem Bausatz gebaut, vor einigen Jahren grundrestauriert und fahre das alte Blechrohr immer noch mit dem größten Vergnügen.
Betreffs der Fahrwerksteile gebe ich eines zu bedenken: velomobiel.nl hat extrem viel Erfahrung mit diesen Bauteilen, die so wichtig für Deine Fahrsicherheit sind wie keine anderen. Obendrein liefern sie einen hervorragenden Kundensupport und haben auch ein offenes Ohr für Spezialwünsche. Blechteile zuschneidern macht Spaß wie blöd und ist auch sehr gut zu machen, aber bei Federbeinen und Bremsen würde ich auf erprobte Serienteile zurückgreifen.
Weiteres gerne, wenn Du die Fragen dazu hast.

Viele Grüße, Martin

 

[Krischan]

Wir haben damals den Flux-Holzsitz kopiert, 4 Lagen Sperrholz, außen je 1mm Flugzeugsperrholz und dazwischen zwei Lagen 2mm Biegesperrholz. Verleimt mit Ponal in einer aus Spanplatten gefrästen Billigform (unter 10 Mark) und einer geliehenen Rahmenpresse vom Tischler. Zum Angleichen des Pressdruckes verwendeten mein Kumpel Sönke und ich Isomatte.
Fertiger Sitz unter 900g.
Größter Nachteil ist der fehlende Seitenhalt... irgendwann, wenn ich mal groß bin , werde ich aus dem extra angeschafften, gemesserten Ahornfurnier eine dreidimensionale Schale à la Alligt leimen, natürlich wasserfest und temperaturbeständig mit selbstgerührtem Casein-Leim .
Glückwunsch zu Deinem Sitz, falls der Winkel zwischen Sitzfläche und Schulter zu groß ist, bekommst Du vielleicht unter Anwendung feuchter Hitze eine nachträgliche Verformbarkeit zustande...
Gruß Krischan

 

[Badenser]

Danke für das Lob!
Da ich keinerlei Erfahrung mit Liegerädern habe, weiß ich natürlich nicht, wie sich der Sitz im wahren Leben schlägt. Der fehlende Seitenhalt ist ein Aspekt, an den ich bis jetzt nicht gedacht hatte. Gibt es da vielleicht auch verschiedene Bedürfnisse bei 2 und 3-Rädern?
Ob man das verleimte Sperrholz nochmal verbiegen kann bezweifle ich. Falls die Sitzform nicht richtig passt, werde ich mir erstmal mit Polstermaterial behelfen. Und wenn das nicht reicht, ist es vermutlich einfacher, einen neuen Sitz zu machen. Der finanzielle Aufwand hält sich in Grenzen und ich weiß ja jetzt was man alles nicht macht .

Was die Fahrwerksteile angeht, werde ich erstmal versuchen, etwas fahrfähiges auf die Räder zu stellen. Das kann ich dann ausprobieren und entscheiden ob a) ich überhaupt weiter Interesse habe und b) Teile zu schlecht oder gefährlich sind. Mich beflügelt nach wie vor die Idee, eine vollständige Anleitung für ein "Open-Source" Velomobil hinzubekommen, die im Prinzip jeder aus Allerweltsteilen nachbauen kann. Eine professionelle Lösung wird immer besser sein, hat dafür aber auch (zu recht) ihren Preis. Die interessante Frage ist, ob man ohne Spezialteile ein Velomobil hinbekommt, das "gut genug" ist, und das ist eine sehr individuelle Entscheidung.

 

[Troubadix]

@Badenser : Wenn Du ein robustes Fahrwerk haben willst, ohne Dich mit dessen Feinheiten auseinanderzusetzen, dann solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht ein un- oder teilgefedertes selbstgebautes Trike als Unterbau verwendest, z.B. Wolfgang Bions Mambo, das auch einen Low Tech Ansatz verfolgt. Dessen Pläne sind inzwischen sogar kostenlos zu bekommen und das Trike hat - ganz wichtig für ein VM! - einen zentralen Steuerknüppel. Damit kannst Du die Außenwände durchziehen, also keine Unterbrechung für Hände und Arme im gemeinsamen Schwenkraum mit den Vorderrädern seitlich des Sitzes und davor nötig, dafür sind aber Radkästen zum Spritzschutz wie im FAW möglich. Das wäre eine simple Basis für eine Verkleidung, die Du dem FAW ähnlich gestalten kannst.

 

[Krischan]

Dann könntest Du hauchdünne, superstabile Druckvorlagen für die leichteste Aluminiumverkleidung der Welt verwenden...
Das Mambo ist allerdings sackschwer, das sollte man wissen!
Gruß Krischan

 

[Badenser]

Ich wollte grad die Nieten bestellen, bin aber etwas verwirrt.
Kann mir bitte jemand die genauen Maße der Nieten sagen? Die Bauanleitung gibt zwar den Durchmesser 3.2mm an, aber wie lang ist der Nietkörper?

 

[flensboards]

Nieten

Ein Niet, zwei Niete.
Nieten sind 2 Menschen die nichts können, umgangssprachlich

Die Niete müssen 1-1,5 x Durchmesser plus der Klemstärke der zu verbindenden Blech sein.

 

[Krischan]

Das Wiki zum Niet ist lesenwert:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Niet
Gruß Krischan

 

[Badenser]

Hallo allerseits, nachdem ich jetzt ein dreiviertel Jahr nichts mehr von mir habe hören lassen, möchte ich mal einen Zwischenbericht abliefern. Nach meinem letzten Post in den Winterferien hat mich der Alltag wieder in Beschlag genommen und ich habe nur noch kleine vorbereitende Bastelein machen können. Auf Anraten meiner Frau habe ich mich dann erweichen lassen, auch immer wieder bei Ebay Kleinanzeigen und bei Marktplaats.nl nachzuschauen, ob ich nicht was Gebrauchtes bekommen kann. Mitte Juli bin ich zu Alligt nach Dronten gefahren und habe ein A3 und diverse Sunrider getestet. Ein A3 hat mir immer schon gefallen, aber die Erkenntnis war leider, dass ich zu groß und an den Schultern zu breit dafür bin und die Sunrider waren mir zu schwerfällig. Also bin ich ohne Velomobil aber etwas klüger wieder heimgefahren. Der elegante runde Einstieg an den Alligt A3s passt für mich leider nicht. Der eckige Einstieg am A2 hingegen schon. Es war auch eine zeitlang ein Verhees A3 in Hanau im Angebot, das ich mir angesehen habe, weil es den eckigen Einstieg hat. Das hätte mir gepasst und wäre eigentlich ein cooles Gefährt gewesen, aber die wichtigen Teile (Federbeine, Hinterradschwinge) waren durchgerostet und nicht mehr zu retten. Hab ich dann letztendlich lieber gelassen. Letzten Monat habe ich schließlich ein verbeultes A2 aus Luxemburg gekauft. Dazu gab es hier auch eine Diskussion. Es sieht zwar erbärmlich aus, die essentiellen Teile sind aber alle noch brauchbar.

Der Vorbesitzer hatte einen Glatteis-Unfall und hat dabei die Nase ramponiert und den M-Spant an der Haube gebrochen. Das wurde zwar recht stabil repariert, aber die Haube war nicht mehr symmetrisch (siehe Innenaufnahme).


Mittlerweile habe ich

• alle Teile des Antriebs gereinigt und diverses ersetzt
  
• den M-Spant erneuert
  
• Scheiben für die Räder gemacht
• die Nase ausgebessert, lackiert und eine neue Scheibe eingebaut
  
• die Hinterradschwinge entrostet und lackiert
• Abdeckungen für Spiegel eingesetzt
  
• mit dem Ausbeulen angefangen (ist schwerer als ich dachte)

Heute bin ich zum ersten mal ein kleines Stück gefahren. Die Kettenführung ist noch nicht gut und die Schaltung macht was sie will. Aber immerhin fährt es es...
Hoffentlich bekommen ich es noch vor dem Winter in einen nutzbaren Zustand und kann ein wenig fahren. Ich werde weiter über meine Fortschritte berichten.

 

[bzzt]

Hallo Badenser,
schade, dass Du jetzt doch kein neues FAW baust.
Aber andererseits ist es genauso schön, wenn ein altes Velomobil durch liebevolle Pflege wieder auf die Straße kommt.

Grüße,
Thomas

 

[Badenser]

Ja, ich finde es auch schade, denn das Bauen war für mich der besondere Reiz. Allerdings merke ich zunehmend, dass ich Radtraining brauche und nach mehr als einem halben Jahr Stillstand habe ich leider zugeben müssen, dass ich einen Neu-/Nachbau nicht vor meiner Rente fertig bekommen. Ich habe immerhin den Ersatz-Spant anhand einer der SVG-Dateien im Wiki gemacht und er hat perfekt gepasst. Ich bin sicher, dass man anhand der Dateien problemlos den Rumpf bauen kann.

 

[bzzt]

Ich habe immerhin den Ersatz-Spant anhand einer der SVG-Dateien im Wiki gemacht und er hat perfekt gepasst.

Das freut mich und Du kannst Dich dafür bei @b-greifen und @flachlaender bedanken, die damals die Grundlage für die Dateien im WIKI geschaffen haben.

 

[Badenser]

Mittlerweile bin ich wieder ein Stück weiter gekommen. Letztes Wochenende war ich fast 20km unterwegs und nichts ist ab- oder auseinandergefallen. Das ist doch schon mal was.
Ich habe jetzt

• Spiegel montiert
  
• meinen selbstgemachten Holzsitz eingebaut
  
• eine längenverstellbare Sitzhalterung konstruiert
• weiter ausgebeult
• die Schaltung justiert
• neue Vorderreifen aufgezogen
  
• das ausgeschlagene Tillergelenk überarbeitet, so dass es jetzt kein Spiel mehr hat. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
  
• die Federbeine zerlegt, gereinigt und neu geschmiert
• die abgegammelten Gummilager der vorderen Radaufhängungen erneuert (hat furchtbar gequitscht beim Fahren)
• auch die vordere Umlenkrolle durch eine Skateboardrolle ersetzt. Das macht den Lauf der Kette deutlich leiser.
• eine Nasenhalterung zum leichten Abnehmen der Nase angebracht

Jetzt kann ich mich langsam mal um das Aussehen kümmern. Ich werde weiter berichten.