Experimente und Erfahrungen mit der Schlauchlosmontage von Reifen

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Nachdem ich mich hier und hier über erste Erfahrungen und Versuche mit der Schlauchlosmontage von Reifen auf Fahrrädern und unseren VMs geäussert habe, sind Diskussionen aufgekommen, die - vor allem im Nerv-Thread - nicht hingehören. Aus diesem Grund eröffne ich hier einen neuen Thread, in dem wir unsere Beobachtungen sammeln und besprechen können.
 
In den letzten zwei Jahren habe ich mit den verschiedensten Reifen-Felgenkombinationen und der Schlauchlosmontage von Reifen experimentiert.

Die wichtigsten Erkenntnisse meinerseits, die mir spontan einfallen, waren:
  • Sehr vieles ist möglich
  • "Tubeless" oder "tubeless ready" muss nicht umbedingt sein, ist aber vermutlich die problemloseste Variante um gute Ergebnisse erzielen zu können
  • Reifen mit einem schwachen Innenring an der Flanke (Drahtersatz bei Faltreifen) springen bei Tubelessmontage schon deutlich unter dem angegebenen Maximaldruck von der Felge
  • Praktisch alle Kombinationen sind mit etwas Geduld dicht zu kriegen
  • Schleichendem Luftverlust kann mit häufigem Fahren abgeholfen werden
  • Ein Inliner (bisher nur Vittoria getestet) erleichtert die Montage ungemein, indem er den Reifen stützt und die Flanken an die Felge drückt.
  • Teure Booster braucht es nicht unbedingt, ein einfacher Eigenbau mit Petflasche genügt in den meisten Fällen.
  • Der Rollwiderstand sinkt beträchtlich
Ich persönlich benutze billige China-Autoventile (Schrader), die ich aber teilweise noch ein wenig nacharbeite. So habe ich am inneren Ventilfuss schon Querbohrungen angebracht, damit der Inliner die Öffnung beim Liftablassen nicht verstopfen kann.

Welche Erfahrungen könnt ihr beisteuern?
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Erfahrungen mit TL sind gemischt.
Die CCU konnte ich mit Maxalami WW rel. problemlos dicht bekommen, nur 1 x ist bei einem Reifen der Druck von 6 auf 4 bar abgefallen, nachgepumpt dann dicht. Ich habe die Vorbehandlungstipps von @Lutz/Co gerne aufgenommen, nach der Montage erstmal je 2 d auf der Seite liegen gelassen, danach erst montiert.
Die CCS waren zunächst ebenfalls dicht, haben aber nach 2 d immer wieder Luft verloren. Erstaunlicherweise waren die Reifen im unteren Halbsegment dicht, im oberen Viertel waren Blasen an den Flanken zu sehen. Meine Vermutung: die Dichtflüssigkeit haftet nicht ausreichend an der Reifeninnenseite.
Die Oberfläche der Reifeninnenseiten des CCS und CCU sind auch unterschiedlich. Ich werde für die Winterbereifung nochmals einen Versuch mit CCS wagen, evt. die Innenseite etwas aufrauen.
Am unproblematischten sind m. E. die Pro One, können mit einer normalen Standluftpumpe aufgepumpt werden, und sind sofort dicht. Im Laufe der Zeit lässt vermutlich die Dichtheit des Microskinlayers etwas nach, 1/w nachpumpen, aber kein Prob.
Die vorherigen Aussagen gelten alle für die Reifengröße 406, Übertragbarkeit auf andere Größen kann ich nicht beurteilen.
Am Hinterreifen hatte ich bislang nur die Panaracer Gravel King Slick und G-One allround TL gefahren. Beides unauffällig, wobei die Gravel King nur mit DL-Kompressor auf den Hump wuppen, dafür später aber einen Rundlauf aufweisen von dem Schwalbe sich ein Beispiel nehmen kann.

Der Eigenbaubooster sieht interessant aus, eine tolle Lösung für unterwegs! Welche Drücke konntest du ohne Knallgeräusche realisieren?
 
Wie bedient man den Booster? Drauf springen?
:D
Nein, am Kurzen Schlauch der mit dem Schraubdeckel der Flasche verbunden ist (Flaschenadapter), befindet sich eine Pneumatikkupplung (F), wie sie bei praktisch allen Kompressoren und Verbindungsschläuchen zu finden ist. Diese Kupplungen haben ein geschlossenes Ventil und sind dicht, bis das Gegenstück (M) eingesteckt wird, dann offnet sich das Ventil und gibt den Durchlass frei.

Zum Befüllen steckt man das kürzeste Schlauchstück mit dem einseitigen Autoventil in die Pneumatikkupplung des Flaschenadapters und pumpt die Petflasche auf. Ich befülle sie jeweils mit maximal 5-6 Bar, weil meine beiden Kleinkompressoren nicht mehr hergeben (Petflaschen sollen Drücke von 9 Bar und deutlich darüber aushalten können, etwas Reserve ist aber sicher nicht falsch; bis 9 Bar habe ich getestet). Zur Sicherheit steckt meine Flasche in einem Beutel, den ich mir aus dem Hosenbein einer alten Jeans genäht habe. So ergibt sich ein Splitterschutz für alle Fälle und ich habe gleichzeitig einen Aufbewahrungsbeutel für alle Teile.

Wenn die Flasche unter Druck steht, kupple ich das kurze Schlauchstück mit dem Autoventil ab und stecke das längere Schlauchstück über das Ventil des Laufrades, dessen Ventileinsatz ich zuvor entfernt habe (mein Schlauch passt bei Autoventilen genau drauf). Sobald alles stimmt, stecke ich die Pneumatikkupplung der Flasche mit dem Verbindungsstück zum Ventil zusammen und der Überdruck aus der Flasche entweicht schlagartig in den Reifen.

Solche Pneumatikkupplungen kriegt man für kleines Geld in Baumärkten. Passende Schläuche und Schlauchbriden gibt es dort auch. Der Rest ist mit ganz wenig Bastelei erledigt.

Vermutlich wäre der Splitterschutz nicht nötig, PET splittert (eigentlich) nicht, aber irgendwie fühle ich mich wohler damit.

Hier noch einmal das Bild zum Ganzen:

Booster.jpg
 
Die CCS waren zunächst ebenfalls dicht, haben aber nach 2 d immer wieder Luft verloren. Erstaunlicherweise waren die Reifen im unteren Halbsegment dicht, im oberen Viertel waren Blasen an den Flanken zu sehen.
Vermutlich würden sie bei täglichem Fahren mit der Zeit ganz dicht. Das hat bei mir bisher bei fast allen Dichtigkeitsproblemen geholfen.
 
Vermutlich würden sie bei täglichem Fahren mit der Zeit ganz dicht.
Ich bin täglich gefahren, die Undichtigkeit an einem Reifen trat nach 500 Mm auf.
Daher wollte ich dieses Experiment nicht mehr fortsetzen, zumal alle 20 Mm nachpumpen unterwegs kein Spaß ist ;)
 
Da ich in der Schweiz zur Zeit keine mir zusagenden Reifen in der Dimension 50-406 zu kriegen scheine, habe ich mich in der Not bei Billigreifen umgesehen und folgendes Produkt gefunden. Diese Dinger schlauchlos aufgezogen laufen verblüffend gut und machen bei Trockenheit und Nässe keine schlechte Figur.

Sie laufen deutlich besser als meine Conti Contact Cruiser, die ich mir für den Winter (mit Butylschläuchen) aufgezogen hatte.
Zur Verdeutlichung:
Auf meinem Arbeitsweg hat es leider eine lästige Bahnschranke, die oft geschlossen ist. Dahinter folgt ein abschüssiges Stück Strasse, die ca. 100 - 150 m nach der Schranke in eine Ortschaft mit 50 km/h Beschränkung mündet. Bei der Schranke stelle ich mich ganz vorne auf und schlüpfe so früh wie möglich unter der sich öfffnenden Schranke durch. Dann beschleunige ich, was das Zeug hält, um auf gute 50 km/h zu kommen und nicht überholt zu werden. Denn kurz nach dem Dorfeingang zweigt eine Strasse nach links ab und oft stehen jene, die mich gerade zuvor überholt haben dann genau vor meiner Nase und ich muss den ganzen Gewinn der Talfahrt wegbremsen und kann die Energie nicht in die folgende Steigung mitnehmen.
Mit den Butylbewehrten Contact Cruisern schaffte ich das gerade so und war jeweils ausser Puste. Mit den Schlauchlosen Decathlon-Reifen erreiche ich hier einigermassen "locker" 55 km/h und habe noch Reserven.
Mit diesen Reifen bin ich in hügeligem Gelände vor knapp zwei Wochen bis 90 km/h gefahren (habe mir erst später Gedanken gemacht) und die Dinger liefen perfekt.

Sobald ich wieder Conti Contact Urbans in 50-405 kriege, werde ich wohl die montieren, aber das Experiment scheint mir geglückt zu sein.
 
Da ich in der Schweiz zur Zeit keine mir zusagenden Reifen in der Dimension 50-406 zu kriegen scheine, habe ich mich in der Not bei Billigreifen umgesehen und folgendes Produkt gefunden. Diese Dinger schlauchlos aufgezogen laufen verblüffend gut und machen bei Trockenheit und Nässe keine schlechte Figur.

Meine Vermutung ist, dass die von Michelin produziert werden. Indizien:
a) Frankreich
b) 55 TPI
c) der weiße Aufdruck
d) 44 mm bei 1.75"
e) dicker Wulst

Made in Taiwan?

Link für DE:

und dies scheint mir der gleiche Reifen mit Reflex zu sein:
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich in der Schweiz zur Zeit keine mir zusagenden Reifen in der Dimension 50-406 zu kriegen scheine, habe ich mich in der Not bei Billigreifen umgesehen und folgendes Produkt gefunden. Diese Dinger schlauchlos aufgezogen laufen verblüffend gut und machen bei Trockenheit und Nässe keine schlechte Figur.
Anhand der Masse des Reifens von 365 g bin ich überrascht, wenn die gut rollen!
 
Anhand der Masse des Reifens von 365 g bin ich überrascht, wenn die gut rollen!
Ist das jetzt soo viel?

Schwalbe G-One Speed 40-406: 280g (Faltreifen)
Conti Contact Urban 42-406: 355g
Schwalbe Marathon Racer 40-406: 355g
Maxxis DTH 44-406: 400g

365g bei 44-406 und Draht ist doch in der gleichen Gewichtsklasse. Wenn der Reifen wirklich von Michelin kommt (oder einem anderen Markenhersteller, der hochwertige Reifen produziert), ist es doch nicht ganz abwegig, dass der gar nicht mal so schlecht ist.
 
@tw463, sind die Decathlon Reifen in Realität tatsächlich 44mm breit? Ich überlege die auch mal auszuprobieren. 44 mm wäre gerade noch so breit genug, wenn sie allerdings deutlich schmaler ausfallen würde ich es sein lassen.

Ich hab hier noch ein paar Michelin Country-Rock 44-559 rum liegen (10€ Stk). Die haben auch so einen kantigen Wulst/Draht. Vielleicht sollte ich es auch mal tubeless damit probieren. Bisher fahre ich nur mit Schlauch.
 
Ich bin täglich gefahren, die Undichtigkeit an einem Reifen trat nach 500 Mm auf.
Daher wollte ich dieses Experiment nicht mehr fortsetzen, zumal alle 20 Mm nachpumpen unterwegs kein Spaß ist
Hallo Toni
Ich nehme bei "Nicht tubeless Reifen" natürlich auch am Anfang immer mehr Dichtmilch, da besonders durch die undichten Flanken sehr viel Schwund auftritt. Beim 406 er reifen nehme ich schonmal 50-60 ml. Ja, er ist dadurch schwerer und vielleicht rollt er dadurch auch erstmal schwerer. Aber es erleichtert die Abdichtungsphase. Hierzu pumpe ich den Reifen bis auf 8bar auf, damit die Dicht milch richtig hineingedrückt wird und lege ich den Reifen nicht ganz flach auf den Boden (vielleicht 15 Grad angekippt). So läuft die viele Dichtmilch bis hoch ans Horn und benetzt innen die Flanke von der Lauffläche bis zum Wulst. So geneigt drehe ich den Reifen stückweise alle paar Minuten weiter und wiederhole das auch auf der Gegenseite des Laufrades. Ein Test im Giesswasserfass im Garten zeigt dann meist schon Wirkung und es kommen kaum noch Blasen.
Meiner Meinung nach läuft die Dichtmilch nicht wieder aus der Flanke heraus. Wie auch. Die Latexteilchen sollten sich ja im Gewebe verhaken. Der Nachteil der Methode ist, dass man das Laufrad möglichst vom Vm abmontiern sollte. Sonst tut man sich schwer mit Drehen und Wenden.

Meine beiden Contact speed stehen jetzt demontiert mit glänzenden Innenflächen in der Werkstatt. Im Herbst weden sie wieder montiert. Ich bin zuversichtlich, dass sie schnell wieder dicht sind und diesmal auch kaum Dichtmilch benötigen.

Aktuell probiere ich den Minits lite 32-406 von Panaracer aus. Links ist er schon tubeless montiert und auch gefahren. Im Unterschied zum Contact speed rollt er sehr weich ab. Er fühlt sich fast so komfortabel an wie ein Pro One TT. Sicher ist er nicht so schnell, aber wenn das Experiment gelingt, bin ich auf die Kilometerleistung gespannt. Er lief nämlich auf der FX18 auf Anhieb sehr rund - und leicht ist er auch. Zudem hat er im Gegensatz zum Pro One einen schmalen Pannenschutz.
schlauchlose Grüße
der Lutz
 
Hallo Lutz,
vielen Dank für die hilfreichen Tipps!
Bei den CCU hab ich schon Erfolg gehabt und bin auch bezüglich der CCS zuversichtlich, wenn ich die ausführliche Vorbereitung berücksichtige.
Komisch war nur, dass ein CCS 5 Tage schon dicht war, um mich dann doch zu ärgern ;)
Die Minits Lite sind bestimmt einen Versuch wert, zumal deren Rundlauf vermutlich den Schwalbeverantwortlichen die Schamröte ins Gesicht treiben dürfte.
 
Guten Morgen Toni
Ich vermute, dass nach 5 Tagen dann doch vielleicht das Dichtmittel im Reifen wegdiffundiert war und es deswegen zu besagter Undichtigkeit kam. Oder Du hattest Dir schon ein Loch hineingefahren. Aber das hättest Du sicher bemerkt und geschrieben.
Ja, die Minits sind in der Liga Rundlauf um Längen besser. Aber warum das so ist, wäre interessant.
 
@tw463, sind die Decathlon Reifen in Realität tatsächlich 44mm breit? Ich überlege die auch mal auszuprobieren. 44 mm wäre gerade noch so breit genug, wenn sie allerdings deutlich schmaler ausfallen würde ich es sein lassen.
Sorry, ich hatte deine Frage übersehen, der Reifen ist 43-44 mm breit.
 
Habe nun 4 Fahrräder auf Tubless privat umgebaut. 3 Laufradsätze sind normale Trekking/MTBfelgen die gesteckt sind und um die 19mm breit sind.
Ein Laufradsatz sind die Big Bull Felgen, die sehr breit sind.
Der erste Versuch war vor einem halben Jahr mit den GOne Allround Tubless Easy, Schwalbe Milch,Ventilen und Dichtband. Läuft seit einem halben Jahr und ich fahre bei 35-622 mit 3,5 bis 4 Bar und 100 bis 120kg gesamt Gewicht. Bis jetzt perfekt dicht. Auch nach Durchschlagen und Flanken Defekt. Ist nur durch die Milch außen auf dem Reifen aufgefallen.
Versuch zwei war Schwalbe Racing Ralph in tubless ready mit selbst aus dem Schlauch ausgeschnitten AV Ventilen und Felgenband und Milch von Schwalbe. Fahre ich mit 1,8 bis 2,2 Bar bei 58/559. Bin in Gelände auch schon mit 1,5 gefahren.
Laufrad 3 wie oben aber mit dem Conti Race King in 57-559 und TLE und Slime als Dichtmilch, da sie zwei Jahre halten soll. Fahre ich mit 1,8 bis 2 Bar normal
Laufrad drei wie Laufrad drei aber mit dem Double Fighter Drahtreifen in 50-559 mit 2,5 bis 3,5Bar.
Alle vier halten die Luft gut. Prüfe einmal die Woche.
Den Schwalbe BIg Ben mit Skinwall habe ich nicht dicht bekommen. Das war mein letzter Versuch und ich hatte vorher schon gedacht, das es nicht gehen wird. Wollte aber wissen wo sie Grenze ist, da ich bei der Arbeit nur TLE Komponenten für Kunden nehme. Also Felge, Ventil und Reifen passend und laut Hersteller geiegnet.

Johannes
 
Die Idee, das Inlet offen zu lassen hat sich nicht bewährt. Die Inlets werfen bei Druckverlust Falten. Am besten, die Inlets etwas zu kurz schneiden, so dass sie etwas unter Zug stehen und satt auf der Felge sitzen.
Verklebt habe ich sie mit einem elastischen Leim von Aldi (der war grad da, mehr Infos später) das scheint sehr gut zu halten.
 
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