So, lange habe ich hier nichts mehr berichtet, aber dementsprechend viel ist dafür in der Zwischenzeit auch an der Leiba passiert. Zum Fahren kam ich leider wenig, gebastelt und repariert habe ich dafür umso mehr. Ziel war es, ein voll reisetaugliches und damit bergtaugliches und von der Stromversorgung autarkes Velomobil zu schaffen, möglichst wartungsfrei mit vollgekapselter Kette und möglichst viel Gepäckfachvolumen.
Mit der autarkten Stromversorgung bin ich leider gescheitert. Nach wirklich sehr netter und ausführlicher Beratung mit Gingko-Lutz und zahlreichen Überlegungen kamen wir zu dem Schluss, dass ein Umbau auf SA-Nabendynamo nicht möglich ist, da die Achse zu kurz ist und ich am Federbein zu viel abnehmen müsste. Nabendynamo im Innern ist nicht nur umständlich sondern auch wegen der Vibrationen und der direkten Koppelung an den Antrieb unschön. Für einen kompakten Reibrollenantrieb auch für ernsthafte Rekuperation sollte auf der Hinterradschwinge Platz sein. Allerdings wäre er da nat. voll im Dreck und müsste richtig gut abgedichtet sein, wofür mir Zeit und Fähigkeiten fehlen. Stattdessen musste ich nun also wohl oder übel schlichtweg einen anderen Akku verbauen, statt dem temporären "48V"-Akku nun ein "12V" Akku, den ich aus noch vorhandenen A123 ANR26650M1A LiFePo4 gebaut habe. Mit 4s5p für Velomobilverhältnisse sicherlich ordentlich groß, mit meiner Weihnachtsbaumbeleuchtung und Handy verbrauche ich aber auch ordentlich Strom und möchte trotzdem einige Tage autark sein. So richtig groß vom Volumen wurde er aber erst durch die Schaumstoffpolsterung, die mir im Velomobil sehr sinnvoll erschein, insbesondere, wo ich nicht auch noch die Zeit und Muße hatte, eine richtige Akku-Halterung zu bauen. Gemessen hat der Akku eine Kapazität von 9,5Ah, was guten 120Wh entsprechen dürfte. Er ist ohne BMS, dafür habe ich alle einzelnen Zellkontakte zur manuellen Balancierung seperat rausgeführt
Was die Bergtauglichkeit anbelangte war ich deutlich erfolgreicher. Zum einen habe ich auf zwei Kettenblätter umgerüstet und habe somit in Verbindung mit der Rohloff nun zum einen einen super Übersetzungsbereich von 755%, zum anderen eine minimale Bergentfaltung von ca. 1,12m!
Da eine Umrüstung auf Nabendynamo ja nicht möglich war, musste ich also auf normale Laufräder mit 90mm Bremsen umrüsten. Ums kurz zu fassen, der Umbau war ein einziger Krampf und hat 2,5 Tage gekostet!
Zunächst waren die ohnehin schon abgenudelten Schrauben der Bremsplattendrehmomentabstützung trotz Erwärmung beim besten Willen nicht rauszubekommen. Erst mit der richtig guten Heißluftpistole meines äußerst hilfsbereiten Nachbarn und unter Zittern um meine Federbein-Innereien ging es dann etwas weiter, da war es für die Schraube auf einer Seite aber schon viel zu spät. Den Schraubenkopf hatte ich wohl zu weit eingeschnitten, weshalb er auseinander brach und ich ihn ganz abflexen musste. Die wieder eingeritzte Schraube brach auch sehr bald und schlimmer noch, nach langem Aufbohren und Erwärmen brach sogar noch der Totengräber/Linksausdreher und steckte mit seinem gehärteten Stahl nun auch noch drin!
Hier half also nur noch, ein Stück der Drehmomentabstütze abzusägen.
Muss der schlimmste aller Loctites drin gewesen sein. Das abgesägte Stück zu ersetzten war dann wiederum ein Thema für sich, da die Drehmomentabstützte und die Radachse nicht richtig fluchten, die Drehmomentabstütze auf der Seite schief angeschweißt ist. Ich habe also mit meinem Nachbarn versucht, ein Aluröhrchen entsprechend schief abzufeilen/abzuschleifen. Es half alles nichts, entweder ging das Rad gar nicht über die schiefe Bremsplatte aufzusetzten, oder aber nach Festschrauben ließ es sich nicht mehr drehen. Auch die Schraube der Drehmomentabstützte war schwer schleiffrei zu platzieren, schliff entweder an der Nabe oder an der Bowdenzugaufnahme, da die Bremsplatte sich auch nicht beliebig drehen lässt, da sonst die Schraube des Bremshebels unten ans Federbein stößt. Noch weitere Details erspare ich euch mal, aber wer das vor hat sei vorgewarnt. Die Lösung war dann letztendlich viel ausprobieren und noch weiteres Abschleifen der Drehmomentabstützte, quasi schief, sodass die Achse orthogonal zu der abgeschliffenen Fläche stand. Auf der anderen Seite mit intakter und relativ gerader Drehmomentabstützte ging es aber deutlich einfacher.
Weitere Themen waren die Vollverkapselung der Kette mit Nach-Innen-Verlegung des Kettenspanners sowie umfangreiche Laminierarbeiten zur Reperatur der gebrochenen Sitzschale, zur Reperatur des überall abgeblätterten GfK's am Alu-Mittelsteg sowie zur Schaffung 3 neuer Gepäckfächer. Da sich durch die Kettenblätter die Kettenlinie verändert hatte schliff nat. die Kette an der Sitzmutter, was nur durch kombinierte Maßnahmen wie Austausch durch Rändelmutter und Verlegung der Umlenkröllchen zu beheben war.
So, ums nicht komplett ausufern zu lassen für alle besonders interessierten im nächsten Post einfach meine persönliche Liste aller ausgeführten Arbeiten (dieser Beitrag wird sonst zu lang).
Und jetzt zum lustigen Abschluss noch zahlreiche Fotos!
Zunächst von der Drehmomentabstütze:
Und hier erste Schleiftests mit den neuen Kettenblättern an meinem Hausberg von immerhin über 5m Länge und schätzungsweise. 0,3hm! Auf dem zweiten Bild ist die Steigung deutlich zu erkennen. Man beachte den allmählichen Anstieg, der sich von dem Bereich ab der Regenabwasserrinne relativ stetig steigert um dann über den weiteren schluchtartigen Wegeverlauf bis zum Bereich der Mülltonnen mit Steilhang auf der westlichen Seite eine Steigung von bestimmt 6% oder mehr erreicht. (nachgestellte Szene)
(In Berlin muss man halt etwas kleiner denken was Berge anbelangt
Es reicht aber zumindest um die Kette gespannt zu halten.)
Hier der neue Kettenschutz hinten:
Weitere Fotos und die Liste folgen im nächsten Post.