Erfolgreiche Anpassung von Flachland auf Hügelgelände (Flux S Comp 20)

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Vor einigen Wochen konnte ich ein relativ altes aber gut erhaltenes Flux S Comp 20 kaufen.

Hier in bereits umgebauten Zustand:
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Flux S Com 20 im ZweiStromland


Von Anfang an war mir klar, dass ich Anpassungen bei der Übersetztung vornehmen würde, denn der Vorbesitzer war vorwiegen in einer ziemlich flachen Landschaft unterwegs gewesen, während ich bei mir Zuhause die Wahl habe zwischen 10%, 14% und 19% Steigungen um überhaupt weg (und auch wieder zurück) zu kommen, oder aber eine 7% Steigung, aber die geht in eine Richtung wo ich nicht so oft hin will...

Ich hatte das 2x20 Zoll Flux mit 44/61 Kettenblättern und 11-28 Ritzelpaket übernommen, das mir zwar ermöglicht den Berg runter bis 55 km/h mitzustrampeln bevor ich es laufen lasse, aber bergauf waren dann die 2.32 Meter Strecke pro Kurbelumdrehung doch ein bisschen viel für mich. Es war ein ständiger Kampf, bergauf nicht unter 10 km/h (Trittfrequenz 72) zu fallen, denn ab dann begann es bei der "richtigen" Steigung langsam aber sicher richtg zäh und unerfreulich zu werden ("dicke" Knie am Ende der Fahrt garantiert). Ach ja, steiler als 10% über mehr als einen halben Kilometer war sowieso wenn keine Quälerei dann einfach eine Utopie oder ein Fussmarsch. Für letzteres brauche ich eigentlich nicht zwingend ein Liegevelo.

Nach schier endloser Meditation über dem Ritzelrechner, Erfahrungsberichten, Fotos von haarsträubend knapp über dem Boden hängenden Schaltwerken, technischen Eckdaten der verschiedenen Schaltwerke welche allenfalls meine Traumkombination bewältigen könnten, und nicht zuletzt nach Anhörung vernünftiger Meinungen zum Thema von @Spaceballs und @2Fast als sie bei Gelegenheit mein Flux beäugten, hatte ich dann letzte Woche endlich sämtliche Fragen für mich geklärt, bestellte die Ware welche dann gestern angekommen ist, und verbaute das Zeugs noch am selben Tag:

  • 1 Kettenblatt mit 38 Zähnen (das kleinste das noch zum Lochkreis von 130mm passt)
  • 1 Kassette 11-34
  • 1 Schaltwerk Shimano Deore, welches eine theoretische Gesamtkapazität von 45 Zähnen aufweist, an meinem Flux jetzt aber 46 Zähne zerstörungsfrei bedient. Die zwei unsinnigsten Kombinationen (gross-gross und klein-klein) lasse ich voraussichtlich aus, aber wenn ich mich mal verschalte, endet das nicht in einer Katastrophe für das Schaltwerk oder die Kette.


Who is who: grosses und kleines Kettenblatt
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So sieht es dann aus, wenn ich gross-gross oder klein-klein schalte.

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Bei klein-klein touchiert sich die Kette ganz leicht, bei gross-gross ist die Kettenspannung so hoch, dass die Krümmung im Kettenleitrohr des Leertrums die Reibungsverluste deutlich spürbar werden lässt.

Und hier noch ein paar der berüchtigten und gefürchteten Bodennähe des Schaltwerkes bei gewissen Schalt-Kombinationen:

KB38-R34-30-26_8274-17-77.jpg

Im 1. Gang (Kettenblatt 38z, 34-er Ritzel) liegt die Bodenfreiheit des Schaltwerks noch bei etwa 25 mm. Nicht tragisch, da ich bei dieser Übersetzung (Entfaltung 1.65 Meter) sowieso nur im Schrittempo fahre, und steile Feldwege welche diese Übersetzung erfordenr würden für die Kojak-Bereifung ein Ding der Unmöglichkeit sind. Wie man sieht, verbessert sich die Situation im 2. und 2. Gang erheblich.

Das "Problem" dieser extremen Bodennähe des Schaltwerkes kann sich nur in 2 Fällen ergeben:
  1. Bei einem einzelnen (oder dem grossen) Kettenblatt wenn die Kette zu lang ist, oder
  2. Beim kleinen Kettenblatt wie hier (auf dem grossen Kettenblatt ergibt sich im Falle meines Flux nie eine knappere Bodennähe als etwa 7 cm.


So, genug des technischen Gelabers und der sonnenlosen Fotos von gestern Abend...

...und deshalb zum Schluss noch ein Bild vom sonnigen "Mittelpunkt des Fricktals"...

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... und ein paar hundert Meter weiter ein Blick vom Fricktal in den Schwarzwald:

2018_P7700_8324-1.jpg
 
Glückwunsch!
Schönes Rad in schöner Landschaft und jetzt auch mit der passenden Schaltung!
 
Vielen Dank für Eure Glückwünsche! Ich bin wirklich vollumfänglich zufrieden mit dem Umbau. Wo vorher jede längere 10% Steigung ein hängen und würgen und kämpfen nicht unter 9-10 km/h zu fallen war, kann ich jetzt frei entscheiden wie schnell ich diese Strecken hoch will, und Liegevelo fahren ist für mich jetzt noch entspannter als zuvor, ganz zu schweigen von der wegfallenden Sorge auf neuen Strecken in Passagen mit über 12-14% Steigung hineinzulauern!
@Liegefrank , ich habe natürlich den Thread der Vorstellung Deines superschönen (!) Flux S Comp mitgelesen und -geschaut, von Deinen darin mitgeteilten Erfahrungen und den Tipps die Du bekommen hast profitiert, und habe entsprechend sachte und zurückhaltend begonnen mit meinem eigenen Flux Kilometer "zu sammeln". So konnte ich es richten, nie länger als während 2 Stunden nach einer Fahrt (gefühlte) "dicke Knie" zu haben.
Danke @Landradler , für den Tipp mit der Sitzauflage. Ich weiss, das was im Moment drauf ist sieht unterirdisch aus, vor allem mit der Filzseite der Klettbänder an denen ein bequemes und funktionelles Sitzpolster zu befestigen vorgesehen ist. Ich habe mir diesbezüglich natürlich auch schon Gedanken gemacht, und unter der jetzigen Isomatte habe ich schon Aufpolsterungen angebracht um bequemer zu sitzen und herauszufinden wie es denn am Ende aussehen sollte. Zur Zeit finde ich es abgesehen vom schnell nass werdenden Rücken sehr bequem, habe aber geplant einen vollständig neuen, besser passenden und auch leichteren als diesen Buchen-Sperrholz Sitz zu bauen. Wahrscheinlich wird es eine Holz/Carbonfaserverbund - Konstruktion.

Im Eröffnungspost hier hatte ich vergessen noch zu erwähnen, was der Spass gekostet hat. Ich denke das ist durchaus immer wieder ein Thema, und es tauchen da manchmal Prognosen von "mehreren hundert Euro" auf. Klar kann man die erreichen, wenn man nur das Feinste vom Feinen verbaut, ich bin jedoch gerade mal auf 145 Franken (= 120 Euro) gekommen, wobei da eine neue Kette (3x KMC X-9-73), ein neuer Schaltzug inkl. Hülle, Kassette CS-HG400-9, Schaltwerk Deore M591 (SGS) und ein 38-Zahn Alize Kettenblatt dabei sind.

Ebenfalls hatte ich vergessen im Zusammenhang mit der Bodenfreiheit des Schaltarms die Dicke der Bereifung zu erwähnen: 35-406 (Schwalbe Kojak).
Aus Neugier heraus habe ich noch die Bodenfreiheit des Schaltarms gemessen, und wie man herauslesen kann, kann er auf ebenem Asphalt höchstens im 1. und 2. Gang (38-er Kettenblatt, Ritzel 34 und 30 Zähne) aufsetzen, danach ist er sogar bei einem ganz schlimmen Plattfuss durch die Felge geschützt :D - vorausgesetzt die Kette wurde wie in meinem Fall kurz genug dimensioniert.

Hier einerseits für die Zahlenfetischisten :D die kleine Tabelle mit den harten Bodenfreiheits- Fakten, und anderseits dieselben harten Fakten illustriert für alle Anderen:

Bodenfreiheit Schaltarm SGS bei 35-406 Kojak Reifen.jpg
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KB61_R34-11_-_KB38_R11-34 - Linien.jpg


... und für die Cineasten noch ein bewegtes Bild:

61-34_38-34.gif
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach ja, da war doch noch was...
Ein 38-er Kettenblatt ist ja das kleinste was noch auf einen Lochkreis von 130 mm passt, bzw. eigentlich wäre es wahrscheinlich ein 39-er. Ich war mir beim Kaufentscheid schon bewusst, dass es da an, oder vielleicht sogar über die Grenze des problemlos Machbaren ging, aber ich wollte die zusätzlichen 5 cm kleinere Entfaltung im 1. Gang gegenüber dem um einen Zahn grösseren Kettenblatt nicht verschenken.
In der Tat stellte ich dann fest, dass die Kette über den Kurbelarmen nicht mehr ganz auf dem Kettenblatt sass, sondern so aussah wie wenn man eine sich ihrem Lebensende nähernde Kette vom Kettenblatt wegzieht (sorry, kein Foto). Damit die Kette dort zu sitzen kommt wo sie soll, nahm ich also gestern Abend die Kettenblätter noch einmal runter und bearbeitete jeden der 5 Kurbelarme an dessen Ende nach:

2018_P7700_8423-1.jpg

Eine weitere Unpässlichkeit war durch den grossen Unterschied der Durchmesser der zwei Kettenblätter entstanden. Beim hinunter schalten vom 61-er auf das 38-er Blatt habe ich ein paar Mal die Kette abgeworfen. Das passierte zwar nur auf holperiger Strecke, aber ich will jederzeit, auch auf Schüttelpisten, problemlos schalten können.

Also musste ein innerer Kettenschutzring her, und es war eine kleine Laubsäge-Arbeit angesagt:

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Etwas Schwarzes, am liebsten eloxiertes Aluminium wäre mir zwar lieber gewesen, denn das Acrylglas das halt gerade als sich anbietendes Material für mich greifbar in der Ecke stand wird sicher nicht lange so hübsch bleiben, aber seinen Zweck erfüllt es vorerst tadellos. Befestigt habe ich es mittels M3 Schrauben durch die hohlen Kettenblattschrauben/Muttern, als Abstandshalter zwischen Kettenblatt und Kettenschutzring dienen je 3 profane Unterlagsscheiben.

ksr2_8427.jpg

ksr3_8429.jpg
 
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