Emotionale Bindung zu seinen Fahrrädern

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Hallo zusammen,
Ich habe mal dieses Thema erstellt, um zu sehen wie das bei euch aussieht.
Viele haben hier keinerlei Probleme Fahrräder/Liegeräder/Velomobile (kurz Rad) zu verkaufen um nach neuem, besserem Ausschau zu halten. Doch wie einfach tut ihr euch damit? Ich sehe es bei mir, dass mit den Jahren es für mich immer schwieriger wird/wäre ein Rad zu verkaufen, weil doch die vielen gemeinsamen Km in Erinnerung sind und man sich immer schwerer tut loszulassen. Mein Up fahre ich nun schon seit 24 Jahre, das UP davor fuhr ich 21 Jahre, das Toxy 10 Jahre und das Quest ist nun schon seit knapp über 7 Jahre im Stall. Generell tue ich mir auch im Leben schwer "loszulassen", doch scheint es in der heutigen Zeit wohl modern zu sein, Freunde, Fahrzeuge und Gegenstände regelmässig auszutauschen. Klar braucht das Leben und die Technik Fortschritt, doch wie einfach fällt es dem einen oder anderen? Gerade wenn man dieses Thema noch in die soziale Ebene ausweitet, wird es doch sehr tiefgründig.
 
ich finde mich beim Grübeln: eigentlich habe ich zu viele Liegeräder, will mich aber von keinem trennen, weil ich die irgendwie lieb hab (besonders die Eigenbauten) und sie gut für verschiedene Einsatz-Zwecke sind...zudem merke ich, ich werde langsam und unfreiwillig zum LR Oldtimer Sammler : )
In guten Momenten freue ich mich an meiner bunten Flotte und fahre die so oft wie möglich und die Lust neue zu bauen, schwindet.
Soziale Ebene: einerseits traurig, wie selten doch noch das Fahrrad anstatt das Auto alle Aufgaben übernimmt in meinem Umfeld, andererseits schön, dass ich mich als Vorreiter und Vorbild sehe mit meiner Fahrradnutzung. Einem gutem Freund von mir begegne ich mit Freude, Respekt und manchmal etwas Neid: er macht alles mit hpv und hat eine unglaubliche Flotte daheim (VM, Trike, Tretroller, Eliptigo, Fatbike, vieles in mehrfacher Ausführung), investierte halt so gut wie alles übrige Geld in hpv, das könnte ich nicht...
 
Interessante Fragestellung, es gibt ja Leute, die geben ihren Fahrzeugen Namen.
Hab ich versucht, aber da passiert nix, außer dass ich mich dafür auslache.
Stahl ist ein toller Werkstoff und so eine verzierte Steuerrohrmuffe kann entzückend schön gestaltet sein, es bleibt seelenloser Stahl.
Als ich die zertrümmerte Grille 1 endlich ins Altmetall warf, war es ein zerknülltes 3D-Foto, das nur noch schwache Erinnerungen auslöste. Die Hupe hab ich behalten und fahre sie an Grille 2, das reicht mir.
Mir fällt es schon schwer, mich an Tiere zu binden (Ausbildung in der Fleischproduktion...), ich bin froh, dass meine Sozialbeziehungen zu Menschen funktionieren.
Leider muss ich feststellen, dass ich auch an Dingen hänge, aber eher unter dem Aspekt "da kann man noch was draus machen".
Liegts am Mathe/ Physik LK?
Mir geht's insgesamt gut und mir fehlt nix. Außer Enkel ;)
Gruß Krischan
 
Ich bin durch und durch Jäger und Sammler, wie man in meinem Wohnumfeld nicht übersehen kann.
Als ich 1997 anfing mich mit Ayurveda zu beschäftigen, wurde schnell deutlich, das das bei mir Typbedingt (Kapha-Typ),
gar nicht anders machbar war. Seine Grundkonstitution kann man nicht verändern, muss man aber auch nicht.
Eine Gemeinschaft von Menschen, braucht alle Typen, um in einer fruchtbaren und friedlichen Balance zu bleiben.

Für mich haben vermeintliche "Gegenstände" auch eine Seele, ein Loslassen oder Trennen muss dann schon wirklich Sinn machen.
Nur um Platz für Neues zu schaffen, muss mich nix verlassen. Das hat zu wenig Sinnhaftes.

Ist aber ein Thema was speziell um November (mentaler Höhenflug) herum, omnipräsent war. :)

Mein aus runden Caro-Dosen gestapeltes Kunstwerk, was 9 Jahre unberührbar auf dem Küchenschrank, für Aufsehen und Empörung sorgte,
hab ich in Verbindung mit einem kleinen Happening, dann in der gelben Tonne entsorgt. :eek:

bei den Fahrrädern die mich verlassen haben, tut es aber heute oft noch weh, damals locker gelassen zu haben.

- mein Göricke Bonanza-Rad, was mich nach und nach in Einzelteilen verlassen hat....
- oder mein erstes selbst aufgebautes dann goldenes Rennrad, in das ich ü 600,- DM investiert hatte
und das ich wohl in geistiger Umnachtung ca. 10 Jahre später, für 450,-DM verschenkt hatte.
heute würde ich es für ein paar Tausender zurückkaufen... ist aber leider dem damaligen Käufer gestohlen worden.:cry:
 
Zuletzt bearbeitet:
es gibt ja Leute, die geben ihren Fahrzeugen Namen.
Hab ich versucht, aber da passiert nix, außer dass ich mich dafür auslache.
Äh, geht das nicht als Name durch?

Verschrotten versuche ich bestmöglich zu vermeiden. Aber auch weiterverkaufen ist nicht so einfach. Klar gibt's immer mal Räder, die unter bestimmten Aspekten besser für mich sein könnten als meine bisherigen, aber alles in allem hab ich mir meine Räder so passend gemacht, dass ich bei einem Verkauf auch immer Bedenken hätte, das alles wieder neu aufbauen zu müssen. Gerade diese Zeit und Arbeit, die ich da reingesteckt habe, lässt mich eine gewisse Bindung zu den Rädern aufbauen, erst recht auch bei den Unikaten/Eigenbauten.

Meine Räder haben weniger einen Namen, sondern eher eine Bezeichnung (vielleicht ist es das, was @Krischan meinte?), was vor allem dazu dient um im Gespräch sagen zu können, um welches Rad es geht.

Gruß,
Martin
 
emotionale Bindung: ja, die habe ich durchaus, z.b. zu meinem ersten Neurad, einem Herkelmann-Up aus dem Jahr 95, damit wurden die Kinder transportiert, und Anfang 2000 wurde es über etliche Jahre zugunsten meiner ersten SMGT und der weiteren Liegeradkarriere als Backup in den Keller verbannt. Erlebte vor 4 Jahren jobwechselbedingt eine Wiedergeburt und wurde mit neuen Teilen verwöhnt. Aktuell könnte ich das Thema UP zwar wegen Beinbruch bei Glatteis an die Wand nageln, aber eine Trennung fiele mir schwer. Von der SMGT konnte ich mich nach 17 Jahren nur im Gegenzug zu einem Fujin trennen, vom geliebten Fujin dann später nur im Austausch mit meinem zweiten Strada. Das erste Strada musste aus Vernunftgründen nach einem Jobwechsel gehen, als es mit dem neuen Besitzer vom Hof fuhr, hatte ich gleich Phantomschmerzen - wenige Monate später kam dann das zweite ins Haus, auch wenn es nicht viel gefahren wird. Auch von meiner letzten Liege, eine SPM1, die in den letzten vier Jahren fast nicht gefahren wurde, fällt mir die Trennung schwer: ganz ohne Liege dastehen geht einfach nicht nach so langer Zeit. Es sind einfach so viele schöne Lebenserinnerungen damit verbunden.....
 
wichtiger Punkt mit den Lebenserinnerungen und -reichtum, das kann ich auf jeden Fall bestätigen : )
Was auch schon anklang, solche Eigenbauten von mir, da finde ich auch keine Käufer, oder schwer...
Und zum Namen: sind bei mir auch eher Modell-Bezeichnungen, die auf bestimmte Eigenarten hinweisen und
dadurch fällt die Zuordnung leichter (Lang-Lieger-Gurke, MBB26, MBB Kirsch, BonanzaLiege usw.)
 
Ein Fahrrad verkauft oder weggetan habe ich bisher noch gar nicht.

Rad Nr 1:
Trekkingrad, ehemals mein einziges Rad für sehr lange Zeit, stammt irgendwann aus den späten 80ern oder frühen 90ern. Habe ich irgendwann mal von meinen Eltern zu Weihnachten bekommen. Hat bis 2008 seinen Dienst getan, dann habe ich einen Rahmenbruch entdecken müssen. Neben dem ein- oder anderen Nerv-Faktor habe ich mich dann dazu entschieden, Rad Nr 2 zu kaufen. Als das erledigt war, habe ich das Rad repariert, damit es als Schlechtwetterrad weiter seinen Dienst tut, damit Nr 2 geschont wird. Läuft aber insgesamt deutlich schlechter als Rad Nr 2.

Rad Nr 2:
Trekkingrad, gekauft 2008. Das Rad wurde mir von einem guten Freund zusammengestellt und gebaut, der zu dem Zeitpunkt sein eigenes Fahrradgeschäft besaß. Das wird von mir heute noch nur an trockenen Tagen gefahren. Einziger Schwachpunkt: bei tiefen Temperaturen will die XT-Schaltung nicht so richtig.

Rad Nr 3:
Milan SL. Gekauft Ende 2020 als Fahrzeug für alles - Spaß haben und Alltag, zum Strecke machen, als Autoersatz. Dementsprechend gibt es viele gute und schlechte Erinnerungen.

Insgesamt kann ich auf keins der Räder verzichten.
Den Ausfall oder Verlust eins der Räder müsste ich kompensieren müssen.
Dann würde sich auch erst richtig zeigen, was mir das jeweilige Rad bedeutet.
 
Ein Fahrrad verkauft oder weggetan habe ich bisher noch gar nicht.
so ists auch bei mir...

leider - denk ich mir oft - bin ich so...

einerseits baue ich so mehr Bindung auf zu einem Gegenstand...
(aber wird die Bindung nochmal soviel tiefer, wenn man den Gegenstand eh schon Jahre gehabt hat, mit ihm binden konnte?)

auf der anderen Seite entgehen mir so Lebenserfahrungen


ist wohl wie mit einem/einer Lebenspartner:in
wechselt man jedes Jahr -> wirds nicht zu soooo tiefer Bindung kommen

wechselt man nie, bleibt ein Leben lang zusammen -> hat man vielleicht die höchste Bindung..

allerdings: wechselt man alle 10 Jahre -> hatte man genug Zeit für ordentliche Bindung, erlebt aber im Leben doch noch auch was anderes..

hmm.. muss ich mal mit meiner Freundin besprechen, was sie dazu meint - wir sind 11 Jahre zusammen ;-)

aber zurück zu den Rädern: ne, da geb ich keines her
 
Ich habe einige Liegen und Fahrräder verkauft, aber es ist mir nicht leicht gefallen, Aber der Verstand hat dann doch mal über den Bauch gewonnen,

Ein bisschen Liquidität
Platz!!
 
Ich habe mein erstes Liegerad, ein Mega-Rad, bedenkenlos an meinen Schwager verkauft, als ich die Chance hatte, damit ein gebrauchtes Radius Dino teilzufinanzieren. Das hat mich dann Jahrzehnte lang begleitet und steht inzwischen als Teileträger auf dem Dachboden.- Einfach, weil das PG bessere Bremsen hat und rudimentär gefedert ist. Ich weiß nicht, was ich mit den PGs machen werde, sobald ich das Tagun ausführlich fahren konnte.
Ein aktuell auf HPV.org angebotenes Mega-Rad macht mich überhaupt nicht an: Ist abgeschlossene Vergangenheit.
Mein Abitursrad, ein klassisches Herrenrad, habe ich bedenkenlos dem Schrotti übereignet, als ich merkte, wie gut sich ein Langlieger im Vergleich dazu fährt.
Obwohl meine X-Stream um Klassen moderner als FAW, Leitra und Radiuslieger ist, hätte ich keine größeren Bedenken sie zu verkaufen, falls sich jemand ernsthaft dafür interessieren würde.
Also alles unsentimental.

Mit dem FAW ist es allerdings eine völlig andere Sache: Das habe ich während der Rekonvaleszenz nach einem Irrsinns-Autounfall gebaut, deswegen habe ich zu ihm eine ganz andere Beziehung und würde es nie verkaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider muss ich feststellen, dass ich auch an Dingen hänge, aber eher unter dem Aspekt "da kann man noch was draus machen".
och.. das kenn ich..
in der Firma werden REchner weggeschmissen.. wer will darf sich einen nehmen..
es bleiben nach Monaten noch 15 Rechner übrig..
hmm.. wegschmeissen doch zu schade..
also hab ich jetzt (auch schon wieder 10 Jahre) 15 Rechner zuhause stehen...
jetzt sind sie tatsächlich schrottreif
gleiche Geschichte mit Laptops -> da liegen auch mehr als 10 zuhause wo rum
mal für die Schule von der Freundin mitgenommen -> ist nie was draus geworden

auch hab ich 5 kaputte Beamer zuhause stehen, weil ich irgendwie die Vermutung habe, dass nur Lüfter kaputt sind..
allerdings stehen die jetzt auch schon wieder Jahre rum
argh...
bei keinem dieser Dinge ist aber Sentimentalität dabei, so wie bei (selbst gefahrenen) Rädern..

da muss ich für mich nochmal unterscheiden...

Dinge die "zuschade sind, wegzuschmeißen"
und Dinge die "das begleitet mich schon soviele Jahre"
 
Ich fahre meine Räder/VM sehr gerne und mag die auch. Ich pflege sie extrem gut und tue alles dafür, dass sie gut erhalten werden. Aber der Durchlauf ist und war bei mir schon immer groß. Allein von Beginn der 90er bis Mitte der 90er 8 verschiedene MTB (also nacheinander), mindestens genauso viele Rennräder und so ist es jetzt auch mit den VM und Liegerädern. Für mich ist das mit dem Verkauf abgeschlossen, auch wenn da zum Teil intensive Geschichten dranhängen. Sozialisation im Leistungsport, da ging es immer nur um das bessere/schnellere Produkt. Ich glaube da ist was hängengeblieben:rolleyes:.
 
Habe ich irgendwann mal von meinen Eltern zu Weihnachten bekommen. Hat bis 2008 seinen Dienst getan, dann habe ich einen Rahmenbruch entdecken müssen.
Gleiche Geschichte mit meinem 1. Fahrrad, ein Rahmenbruch zwang mich ein neues zu kaufen und es tat wirklich weh. Im Nachhinein aber muss ich gestehen, es war die richtige Entscheidung, denn das Rad war ein "Supermarktfahrrad" für 189 DM, wo am Ende nur noch der Rahmen und Gepäckträger original waren.
Trotzdem dauerte es noch einmal 13 Jahre, bis ich es geschafft hatte es auf den Sperrmüll zu stellen.

gleiche Geschichte mit Laptops -> da liegen auch mehr als 10 zuhause wo rum
mal für die Schule von der Freundin mitgenommen -> ist nie was draus geworden
Das kenne ich auch bei mir so, aber mit Computer habe ich weniger eine Bindung wie mit Fahrrädern oder Menschen
 
Bis jetzt konnte ich mich von Partnerinnen leichter trennen, als von Fahrrädern,
obwohl ich an denen auch oft länger festgehalten habe, als für mich und meine Gesundheit gut war.
 
Sehr schöner Denkanstoß, @Karlsruhe , Danke dafür!

Ich habe auch eine ganze Zeit hauptsächlich Räder (an-)gesammelt, wie einige hier, allerdings mussten die Neuzugänge im Vor-dem-Kauf-Denkprozess auch immer die kritische Hinterfragung durch meine Angetraute überstehen, insofern waren die Hürden schon hoch.
Aber es wurden auch (gebrauchte) Anschaffungen genehmigt, die erst nur Spaßfaktor hatten, sich aber später dann erst durch sinnvolle Nutzung relativiert haben.
Diese Nutzung ergab sich aber in manchen Fällen auch nur WEIL ich das entsprechende Rad schon besaß, ich hätte das Birdy nicht extra gekauft, zum Bahn-Pendeln, aber da es schon da war, wurde diese Kombi dann realisiert. Hätte auch keine Liege extra angeschafft für die Pendel-Langstrecke, aber die Hornet war schon da, also wurde sie genutzt. Will damit sagen, dass durch das Vorhandensein andere Denkrichtungen sich eröffnen können, insofern hat es sich gelohnt auch erstmal nur dem Haben-wollen-Faktor nachgegeben zu haben.
Soviel zum Thema x+1.

Bei den Überlegungen zu x-1 hat für mich in der Hauptsache dieses Forum dazu gebracht, dass ich auch mal was weggeben kann, selbst wenn ich es lange benutzt habe und die gefühlte Bindung existiert!
Denn hier habe ich das Gefühl dass „mein geliebtes Rad xyz“ in gute&wertschätzende Hände kommt, dann genutzt wird und jemand Spaß damit hat. Oder ich auch guten Gewissens ein gut gebrauchtes Rad an einen Anfänger/Neu-Interessenten weitergeben kann, um die Infektion weiterzuverbreiten…
Hier wird vernünftig über ein Angebot diskutiert, nix „EBay - was ist letzte Preis…“ , und durch die Vergleichsmöglichkeiten kommen auch mMn am Ende korrekte Preise für alle Beteiligten dabei heraus.

Also ein herzliches DANKE AN DAS FORUM von mir, schön dass Hornet, Fuego, X-Stream, M5, dfxl, FlevoB2B und Bacchetta durch Euch zu mir gefunden haben und z.T. auch wieder weitergewandert sind…

LiegeGrüsse
Jörg
 
Bis jetzt konnte ich mich von Partnerinnen leichter trennen, als von Fahrrädern,
obwohl ich an denen auch oft länger festgehalten habe, als für mich und meine Gesundheit gut war.
Ich musste jetzt grinsen also bei mir haben sich sowohl Fahrräder wie Partnerinen von mir getrennt und nicht umgekehrt. Getrennt zb wegen eines irreparablem Rahmenbruches
 
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